Das Morden wird zur sozialen Tat

      Das Morden wird zur sozialen Tat

      In der taz vom 26.10.2007 ist ein interessantes Interview mit Horst-Eberhard Richter!

      "Und das Morden wird zur sozialen Tat"

      Der große Mann der Friedensbewegung spricht über seinen Krieg. Wie er getötet hat. Und warum Verteidigungsminister Jung die Remilitarisierung Deutschlands betreibt und Bush seine Bomben nach Jesus benennt

      taz: Herr Richter, Sie waren als junger Soldat im Zweiten Weltkrieg. Da haben Sie den Tod erlebt.

      Horst-Eberhard Richter: Reichlich.

      Erzählen Sie.

      Ich kam im Spätwinter 1942 nach Russland. Ich weiß noch genau, wie wir bei der Frühjahrsoffensive an eine grüne, herrliche Wiese kamen. Wunderschöner Sonnenschein. Und da lag vor mir ein blonder, deutscher Soldat. Bäuchlings in dem grünen Gras. Er sah völlig intakt aus. Die Uniform, sein wallendes, blondes Haar. Ich dachte erst, er sei ohnmächtig. Ich drehte ihn um - sein Gesicht war vollkommen weggeschossen. Das war am ersten Tag unseres großen Angriffs. Das Bild bin ich nie mehr losgeworden.


      Quelle und weiteres:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Mein Vater hat ebenfalls über solche Bilder berichtet -
      wie H.E. Richter hat ihn eine Verwundung vor dem Schlimmsten bewahrt.

      Unter anderem berichtete er von einem Angriff auf eine große Ansammlung von Panzern mit Besatzung.
      Danach habe er und seine Kameraden nicht nur Hunderte verbrannter russischer Soldaten
      in und um diese Panzer gefunden,
      sondern auch festgestellt, dass diese Panzer nur mit Übungsmunition ausgestattet
      und die darin befindlichen Soldaten mithin vollkommen wehrlos gewesen seien.

      In der NS-Kriegspropaganda war das dann die erfolgreiche große Panzerschlacht von Magierow ...
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ich versuch grad, diese Geschichte in das Wikipedia-Kapitel der 97. Jägerdivision einzuarbeiten. Problem ist, dass ich mit der Technik noch nicht richtig klar komme.

      Mein Vater (1921-2016) war als Funker Angehöriger dieser Einheit, deren Symbol die Feder des Spielhahns war. Vor dem Einmarsch in die Sowjetunion wurde den Soldaten gesagt, "die Russen" hätten diesen Ein- bzw Durchmarsch genehmigt, damit die Wehrmacht von Norden an die irakischen Ölquellen gelangen könnten. So entstand dann ein Lied mit dem Refrain: "Im Irak fragt ein jeder: Wo sind die mit der Feder ?"

      Kurz hinter dem Grenzübertritt kam es dann zu der im Wehrmachtsbericht heroisch beschriebenen "siegreichen Panzerschlacht von Magirow". Die Soldaten hatten sich schon über die geringe Gegenwehr der sowjetischen Panzersoldaten gewundert. Als sie dann die verbrannten Toten aus den Panzern zogen, stellten sie fest, dass diese nur Übungsmunition gehabt hatten, mithin also vollkommen wehrlos gewesen waren. Davon stand im Wehrmachtsbericht aber nichts.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -