Nein, ich hab dieses Kunstwort, das es erst seit ca. einem Monat gibt, nicht von Beate Bahner geklaut, der zeitweise psychotisch anmutenden Heidelberger Verschwörungstheoretikerin und Anwältin für Medizinrecht, sondern es ist schon davor auf meinem eigenen Mist gewachsen. War ja auch nicht allzu schwierig, zeitgleich auf eine ähnliche Idee zu kommen - allerdings mit unterschiedlichen Konsequenzen.
Seit sechs Wochen fühle ich mich in die postfaschistischen Fünfziger Jahre, oder noch weiter, zurückversetzt.
Sei gehorsam !
Bleib zu Hause !
Halte Abstand !
Vermeide unnötige Kontakte !
Du bist nichts, die Volksgesundheit ist alles !
Ein unnützer Schritt aus Deiner Wohnung, und ein alter Mensch muss sterben - durch deine Schuld !
Dauernd gibt es Sondersendungen im TV, auf's vorgedruckte Programm ist kein Verlass mehr. Wenn ich unterwegs bin, und das bin ich als notorischer Nestflüchter oft, kann ich mich nirgendwo reinsetzen und eine Kleinigkeit essen oder trinken oder einfach meine Zeitung lesen, selbst das Auffinden einer Toilette unterwegs wird zum Problem. In manchen Bundesländern war selbst das Lesen auf der Wiese oder einer Parkbank verboten (wurde jetzt wohl gelockert),
(aus der Berliner Morgenpost)
in Hamburg das Essen in der Öffentlichkeit (es sei denn, man ist obdachlos), und woanders gibt es eine Mindestentfernung von 50 oder 100 Metern, die zurückzulegen ist, bevor man ein eben erworbenes Lebensmittel zu konsumieren beginnt. Es gab schon Bußgeldverfügungen wegen Eis-Essens in allzugroßer Nähe zur Gelateria - das Argument, bis zum Pflichtentfernungspunkt sei das Eis geschmolzen, entkräften die Gesetzesmacher in Schleswig-Holstein, indem sie nunmehr nicht-essbare Behältnisse vorschreiben. Bisher hat mich mein Auto gerettet, das ich zum nicht-öffentlichen Raum erklärt habe.
Das Ganze erinnert an die NS-Volksgemeinschaft, bis hin zu selbsternannten Blockwarten (nein, das heisst heutzutage ja "besorgte Bürger"), die eifrig Lockdown-Sünder denunzieren - einen Kollegen z.B. der zu seiner in Schleswig-Holstein gelegenen Arbeitswohnung fuhr und vor Ort von der Polizei auf sein Hamburger Autonummernschild angesprochen wurde. Zum Glück konnte er glaubhaft machen, dass er kein heimtückischer Tourist war.
Eine Freundin, aufgrund nicht-coronarer Krankheit ausser Stande, das Haus zu verlassen, darf von einer 90jährigen Freundin, die 200 Meter entfernt im Heim wohnt und mobil sowie im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte ist, nicht besucht werden, weil das Heim eine vollkommene Ausgangssperre verhängt hat. Und die Seniorin traut sich nicht dagegen vorzugehen, weil sie es mit der Heimleitung nicht verderben will - später könnte sie ja auf deren Wohlwollen angewiesen sein.
Was aber das Schlimmste ist:
Viele meiner Freund/innen, mit denen ich seit Jahren zusammen arbeite, für Geflüchtete, und gegen Nazis, stimmen auf einmal in diese Quasi-Volksgemeinschafts-Kakophonie mit ein (z.B. auf Facebook), ja warnen sogar lauter als Merkel vor Lockerungen oder fordern eine Verschärfung bzw. Verlängerung des Lockdown. Wenn man dagegen hält, dass zB kleine Cafes mit Hygiene-, Abstands- und Gastregistrierauflagen weniger infektionsträchtig seien als zB Bau- und Supermärkte, wo die Menschen, da anonym unterwegs, schneller gegen Regeln verstoßen, wird einem Komplizenschaft mit den Wirtschaftsführern vorgeworfen, die am liebsten sofort zum alten Leben zurückkehren wollten und für den schnöden Mammon über Leichen gingen (was im Einzelfall ja auch stimmen kann).
Dass durch unsinnige Lockdown-Einzelschikanen massenhaft Existenzen von Kleinunternehmer/innen akut gefährdet sind, wollen sie nicht sehen. Und dass ich keinesfalls sämtliche Lockdown-Bestimmungen sofort aufgehoben haben möchte (wie AfD-Faschisten und teilweise auch FDP), denn manche sind ja sinnvoll, wie Mindestabstand, oder Verbot von Großveranstaltungen. Meinetwegen auch Maskenpflicht in geschlossenen öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln - schlepp ich die Dinger halt mit mir herum, daran soll's nicht scheitern.
Aber in einen Topf schmeissen mit Krisenleugnern wie Bahner oder Ignoranten wie Trump und Bolsonaro lasse ich mich nicht.
So, das musste mal raus.
In diesem Sinn einen trotzdem schönen 1. Mai und hoffentlich bald besseren Folgetagen.
Seit sechs Wochen fühle ich mich in die postfaschistischen Fünfziger Jahre, oder noch weiter, zurückversetzt.
Sei gehorsam !
Bleib zu Hause !
Halte Abstand !
Vermeide unnötige Kontakte !
Du bist nichts, die Volksgesundheit ist alles !
Ein unnützer Schritt aus Deiner Wohnung, und ein alter Mensch muss sterben - durch deine Schuld !
Dauernd gibt es Sondersendungen im TV, auf's vorgedruckte Programm ist kein Verlass mehr. Wenn ich unterwegs bin, und das bin ich als notorischer Nestflüchter oft, kann ich mich nirgendwo reinsetzen und eine Kleinigkeit essen oder trinken oder einfach meine Zeitung lesen, selbst das Auffinden einer Toilette unterwegs wird zum Problem. In manchen Bundesländern war selbst das Lesen auf der Wiese oder einer Parkbank verboten (wurde jetzt wohl gelockert),
Das Verlassen der Wohnung ist ab Samstag um 0 Uhr nur noch unter triftigen Gründen erlaubt. Unter diese Gründe fallen auch Joggen und Bewegung an der frischen Luft – allerdings nur alleine oder mit Personen des Haushalts.
(aus der Berliner Morgenpost)
in Hamburg das Essen in der Öffentlichkeit (es sei denn, man ist obdachlos), und woanders gibt es eine Mindestentfernung von 50 oder 100 Metern, die zurückzulegen ist, bevor man ein eben erworbenes Lebensmittel zu konsumieren beginnt. Es gab schon Bußgeldverfügungen wegen Eis-Essens in allzugroßer Nähe zur Gelateria - das Argument, bis zum Pflichtentfernungspunkt sei das Eis geschmolzen, entkräften die Gesetzesmacher in Schleswig-Holstein, indem sie nunmehr nicht-essbare Behältnisse vorschreiben. Bisher hat mich mein Auto gerettet, das ich zum nicht-öffentlichen Raum erklärt habe.
Das Ganze erinnert an die NS-Volksgemeinschaft, bis hin zu selbsternannten Blockwarten (nein, das heisst heutzutage ja "besorgte Bürger"), die eifrig Lockdown-Sünder denunzieren - einen Kollegen z.B. der zu seiner in Schleswig-Holstein gelegenen Arbeitswohnung fuhr und vor Ort von der Polizei auf sein Hamburger Autonummernschild angesprochen wurde. Zum Glück konnte er glaubhaft machen, dass er kein heimtückischer Tourist war.
Eine Freundin, aufgrund nicht-coronarer Krankheit ausser Stande, das Haus zu verlassen, darf von einer 90jährigen Freundin, die 200 Meter entfernt im Heim wohnt und mobil sowie im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte ist, nicht besucht werden, weil das Heim eine vollkommene Ausgangssperre verhängt hat. Und die Seniorin traut sich nicht dagegen vorzugehen, weil sie es mit der Heimleitung nicht verderben will - später könnte sie ja auf deren Wohlwollen angewiesen sein.
Was aber das Schlimmste ist:
Viele meiner Freund/innen, mit denen ich seit Jahren zusammen arbeite, für Geflüchtete, und gegen Nazis, stimmen auf einmal in diese Quasi-Volksgemeinschafts-Kakophonie mit ein (z.B. auf Facebook), ja warnen sogar lauter als Merkel vor Lockerungen oder fordern eine Verschärfung bzw. Verlängerung des Lockdown. Wenn man dagegen hält, dass zB kleine Cafes mit Hygiene-, Abstands- und Gastregistrierauflagen weniger infektionsträchtig seien als zB Bau- und Supermärkte, wo die Menschen, da anonym unterwegs, schneller gegen Regeln verstoßen, wird einem Komplizenschaft mit den Wirtschaftsführern vorgeworfen, die am liebsten sofort zum alten Leben zurückkehren wollten und für den schnöden Mammon über Leichen gingen (was im Einzelfall ja auch stimmen kann).
Dass durch unsinnige Lockdown-Einzelschikanen massenhaft Existenzen von Kleinunternehmer/innen akut gefährdet sind, wollen sie nicht sehen. Und dass ich keinesfalls sämtliche Lockdown-Bestimmungen sofort aufgehoben haben möchte (wie AfD-Faschisten und teilweise auch FDP), denn manche sind ja sinnvoll, wie Mindestabstand, oder Verbot von Großveranstaltungen. Meinetwegen auch Maskenpflicht in geschlossenen öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln - schlepp ich die Dinger halt mit mir herum, daran soll's nicht scheitern.
Aber in einen Topf schmeissen mit Krisenleugnern wie Bahner oder Ignoranten wie Trump und Bolsonaro lasse ich mich nicht.
So, das musste mal raus.
In diesem Sinn einen trotzdem schönen 1. Mai und hoffentlich bald besseren Folgetagen.
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