Jeden Tag auf`s Neue: Rußland- groß, unergründlich, bedrohlich, gefährlich.
Diese Platitüden nerven mich mittlerweile. Und sie haben auch so viel Zuspruch,
weil in der BRD die Mehrheit der Menschen viel zu wenig über die Lebensumstände
der Menschen und die gesellschaftlichen Wechselbeziehungen im Rußland von heute
wissen. Und ich behaupte frech: Auch gar nicht wissen wollen. War aber schon damals
in Bezug auf die DDR so. Also wie immer...nix Neues im Westen.
Einen Beitrag zur politischen Bildung ohne ideologischen Hammer können die Dokumentarfilme
des Herrn A.Nekrassow leisten. Obwohl selbst er zwischen die Mühlsteine des
Russisch-Amerikanischen Wirtschaftskrieges gerät. >Fall Mallitzki und Bill Browder im Zusammenhang
mit Wirtschaftsverbrechen und einem Todesfall<
Aus dem Original konnte ich einen Teil mit englischen Untertiteln sehen. Die deutsche Version
wurde "verboten" obwohl offensichtlich keine Beweise für Fälschungen von Nekrassows
Seite vorhanden sind. Es geht einfach um Angst vor wirtschaftlichen Folgen einer konstruierten
"Persönlichkeitsverletzungsklage" von amerikanischer Seite. Es darf eben nicht sein was nicht sein darf.
faz.net/aktuell/feuilleton/med…i-abgesetzt-14206523.html

Doch es geht ja weiter. So ist die nächste Dokumentarfilmreihe (Auf der Suche nach Putin`s Rußland") brandaktuell
in Bezug auf das russische Wirtschaftssystem, die Auswirkungen der westlichen Sanktionen,
Olligarchen/ Korruption/ Senkung des Lebensstandarts und einen Einblick in die Probleme der
"russischen Seele" mit den neuen Spielregeln der Marktwirtschaft.
Ich empfehle jedem der russisch versteht, englisch lesen kann oder einfach auch nur Bilder
aus dem Rußland jenseits der offiziellen Plätze sehen möchte, die 45 Minuten zu investieren.
Und bevor ihr fragt: Neiiin...es ist keine Auftragsarbeit des russischen Propagandaministeriums.
Und es wird auch nicht von RT gestreamt sondern von "unabhängiger" 3.Seite, dem arabisch/
muslimischen Sender AJ aus Quatar. Zugegeben..die sind etwas aufmüpfig.
So wurden gerade eben ein paar ihrer Auslandskorrospondenten wegen ihrer "investigativen"
Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Militärputsch in Ägypten von der dortigen
Justiz zum Tode verurteilt.
Genau genommen adelt das ihre journalistische Arbeit...wenn es nicht so traurig wäre für die
Menschen. Und wir arbeiten mit der ägyptischen Regierung Hand in Hand.."bravo" Angela.



Doch nun wieder zum Ausgangspunkt: Auf der Suche nach Putin`s Rußland. Teil1: Hervorgegangen aus dem Rubel




aljazeera.com/programmes/putin-russia/

PS: Wenn ich die Erläuterungen von AJ richtig übersetzt habe ist dies der Teil 1 von 4.
Also noch Nachschub in Sicht.

Ein bißchen Appetit möchte ich Euch schon noch machen.
Was erwartet Euch in dem Film?
zB.
*ein Einkaufsbummel in einer Kaufhalle in St. Petersburg mit dem
Hintergedanken "Wie hat sich die Lebensmittelversorgung der städtischen
Russen durch die Embargos und den Rubelverfall verändert.
* ein Besuch bei einem Tiefkühlkost-Unternehmer in Kaliningrad, dem durch das Embargo
die Zulieferung von Hähnchenfleisch aus der EU zusammenbrach
er erklärt uns nachvollziehbar an einem Ökosystem die Korruption in Rußland
(Tiger, Elephant, Giraffe) und welche Chance die Anti-Korruptionsbehörde hat.
* wir besuchen einen Maschinenbaubetrieb in Sibirien der zwar strategisch wichtig für
den Importaustausch von westlichen Maschinen für die Ölförderung ist, aber wegen
fehlender "Konnektions" ohne Zugang zu Krediten auskommen muß.
* wir treffen "mittelständige" Menschen, die vor dem Verlust ihrer Wohnungen stehen
weil die staatlich kontrollierten Banken ihnen durch einen Trick das Fell über die Ohren
ziehen. Sie haben Rubelkredite auf Dollarbasis ausgegeben. Durch den Verfall des Rubels
müssen diese nun astronomische Rubelmengen aufbringen um die Kredite in Dollar zurück-
zahlen zu können...ein Unding für Menschen, bei denen es immer klar war das die staatlichen
Spielregeln immer konstant waren
*und wir treffen auch die russische Seele, ein Mann mit einer Tumorerkrankung mit einer
Lebensperspektive von 3 Monaten bis 100 Jahren. Er hat sein altes Leben hinter sich gelassen
um sich auf das Wichtige im Leben zu konzentrieren. Nachdem er 3 Monate am See saß, angelte
und Vodka trank war er trotzdem noch am Leben. Darauf hin hat er eine kleine Landwirtschaft
angefangen als Selbstversorger und Auftragversorger für interessierte Städter, Dieses System
gibt es auch auf den Bio-Höfen unserer Republik. Dann hat er eine Baumschule angefangen...
erst 100, dann 1000 und dann immer mehr kleine Bäume die er aufzog, um sie später an die
Stadtverwaltungen zur Begrünung zu verkaufen.
Sein Weg etwas auf der russischen Erde zu hinterlassen.
+ Eine alleinerziehende Frau die der Verfall des Rubels (Arbeitslohn) zurück von der Stadt
auf das Land trieb. Zusammen mit ihren Eltern konzentriert sie sich auf das, was ihr keiner
nehmen kann, die russische Heimaterde. Dafür würde sie ihr Leben geben. Da wird das Gefühl
"Naroda" förmlich greifbar. Sie würde jeden wählen der sie in diesem Gefühl begleidet. Das
schaft wieder einen Bogen zu Putin und dem russischen Nationalstolz. Es ist das was bleibt
wenn nichts anderes mehr bleibt.
* die Olligarchen mit den dicken Wagen, dem zur Schau gestellten unethisch monströsem Wohlstand und mafiaähnlich
auftretenden Personenschutz sind natürlich auch da. Und sie kommen gar nicht gut
weg im Zusammenschnitt mit den Lebensumständen der "normalen" Bevölkerung. Allen voran das
Firmenlogo der "Sberbank". Einer der übelsten Brutstätten der Korruption und des Beschisses in der
Verbindung von skrupellosen Geschäftemachern und staatlichen Aufsichtsbehörden.