Die DVDs, die manchen Fernsehzeitungen beiliegen, kann man normalerweise allenfalls als Lückenfüller brauchen. Bei diesem dänischen Speilfilm war das anders.
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Gewaltiges Psychogramm einer panischen Gesellschaft, die ihren allgemeinen Unmut in Form von Ausländerfeindlichkeit auf den Punkt bringt. Regisseur Bornedal zeichnet einen vermeintlichen Querschnitt der dänischen Gesellschaft und weist subtil und ganz ohne Zeigefinger darauf hin, wie Missverständnisse, gepaart mit ein wenig bösem Willen und der Leichtgläubigkeit anderer schnell zu rabiaten Lösungen vermeintlicher Probleme führen können. Erschütternd und bewegend.
Johannes zieht mit seiner Frau Pernille und den zwei Kindern zurück in sein ehemaliges Elternhaus auf dem Land. Im Ort kennen sie ihn noch, nun ist Johannes für sie "was Besseres", hat studiert, verdient Geld. Sein Bruder Lars gegen hat sich nicht großartig entwickelt: Er arbeitet als LKW-Fahrer, säuft am Steuer, hält Duschen und Haare waschen für optional und raucht wie ein Schlot. Ohne die hunderte von PS unter der Haube seines Sattelschleppers könnte man ihn durchaus als antriebslos bezeichnen.
Lars bringt jedoch eine Sache ins Rollen, die den Ort für immer verändern wird: Aus Unachtsamkeit überfährt er die alte Anna, die Frau von Ingvar. Und Ingvar hat schon immer gesagt, dass Anna das einzige ist, was ihn auf dieser Welt noch am Durchdrehen hindert. Das Paar hat seinen einzigen Sohn im Balkankrieg verloren, Ingvars Seelenfrieden hing seither am seidenen Faden - an Anna. Nun kann sich Lars an zwei Fingern ausrechnen, was Ingvar mit ihm machen wird, sollte er von dem Unfall hören. Und das wird er garantiert, denn Ingvar ist auch der Inhaber des lokalen Logistikunternehmens und somit des LKW, den Lars fährt. Da arbeitet der Tunichtgut Lars eine kleine List aus: Er konstruiert die ganze unangenehme Angelegenheit so um, dass die Schuld auf Alain fällt. Alain, das ist der "Nigger" am Ort, der einzige Asylbewerber, ein verwitweter Familienvater aus Bosnien und gut zupackender Tagelöhner. Alain ist und bleibt der Außenseiter, deswegen nennen sie ihn ja auch Nigger, obwohl Alain weiß ist. Es kommt zur Abrechnung, und nur Johannes versucht, sich zwischen den Lynchmob und den vermeintlichen Täter zu stellen.
Regisseur Ole Bornedal zeichnet ein krasses Portrait einer alltäglichen, kaum kaschierten Ausländerfeindlichkeit in Dänemark. Nach dem Karikaturenstreit ist die Nation gerade in der Frage der Integration von Ausländern tief gespalten. In Dänemark sind die härtesten Ausländergesetze Europas in Kraft, Asylbewerber werden meist in Containersiedlungen abseits der Städte und ohne Busverbindung untergebracht und durch mindere Sozialleistungen versorgt, rechtspopulistische Politiker verhehlen ihren Hass gegen alles Un-Dänische nicht.
Da kommt diese Parabel von einem Unschuldigen, der durch einen durch hirnlose Parolen aufgehetzten Mob per Selbstjustiz hingerichtet zu werden droht, gerade rechtzeitig. Bornedal, bekannt nicht nur durch Nightwatch, entwickelt den Konflikt dermaßen unauffällig und beiläufig, dass man das Mitläufertum der durch blinden Hass angefixten Dorfbevölkerung durchaus nachvollziehen kann.
Das Verhalten wirklich jeder einzelnen Nebenfigur ist zu jeder Filmsekunde absolut nachvollziehbar, und so findet sich der Zuschauer völlig ohnmächtig den Entwicklungen auf der Leinwand gegenüber. Genauso läuft es nicht nur in diesem Film, sondern so läuft es immer, wenn jemand Unlauteres mit etwas Grips andere übertölpelt, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Dieser Schauer, der einem im Saal so kalt den Rücken hinunterläuft, kommt nicht mehr allein vom Film. Großartig, empfehlenswert, geradezu Pflicht.
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