Sprachkurse - oder: Was einem spanisch vorkommt

      Sprachkurse - oder: Was einem spanisch vorkommt

      In Spanien spricht man spanisch, möchte man meinen.
      Nun, so einfach ist das nicht.
      Als ich 1986 einen dreiwöchigen Sprachkurs in Sevilla absolvierte (im Januar, als die Orangen an den Bäumen hingen, man tagsüber draussen sitzen konnte und meine morgens gewaschene und auf dem Dach meiner Pension aufgehängte Wäsche mittags trocken war), fand ich viersprachige TV-Programme:

      Einmal Baskisch, da verstand ich überhaupt nichts, aber das war mir schon bekannt.

      Zum zweiten Catalanisch, das ist so ein Zwischending zwischen Spanisch und Französisch
      (hoffentlich liest das jetzt keine Catalonier, der erschlägt mich ...).

      Zum dritten Galizisch, das spricht man im Nordwesten, und es könnte auch als Portugiesisch durchgehen,

      und guter Letzt die Sprache, wegen der ich nach Sevilla gekommen war, und die man dort auch nicht Spanisch nannte, sondern el Castillan, die Sprache Castiliens, eben die Region um Madrid -
      aber das war nicht die Sprache Sevillas, das in Andalusien liegt, und wo sie s und t oder s und p nicht zusammen aussprechen können, ein s am Wortende geht auch nicht.

      Also autobu' statt autobus, E'pania statt Espania (ich weiss, dass man das anders schreibt, aber ich hab kein n mit Kringel drauf, das man wie nj ausspricht, sorry) oder Erne'to statt Ernesto.

      Bei Wikipedia haben sie richtig festgestellt, dass "dieser Dialekt auch für Spanier aus anderen Regionen ungewohnt" und für Leute mit wenig Spanischkenntnissen schwer zu verstehen ist.

      Wer allerdings im Hinterkopf hat, die so erworbenen Sprachkenntnisse auch in Lateinamerika anzuwenden, der ist in Sevilla, oder auch sonst in Andalusien, richtig.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Original von Schnuppi
      Wenn ich in Andalusien nun Spanisch lerne, versteht man mich dann in den anderen spanischen Regionen?


      In den Sprachschulen lernt man ja das Castillan, das offizielle Spanisch -
      damit würde man Dich auch in Madrid, Barcelona oder wo auch immer im spanischen Sprachraum verstehen.
      Würdest Du allerdings versuchen, so wie Dein Taxifahrer oder Deine Pensionswirtin in Sevilla zu sprechen,
      dann hättest Du ausserhalb von Andalusien ein Problem.

      Das klänge etwa so, als würde ein seiner Schneidezähne beraubter Berliner versuchen bayrisch zu reden -
      und der sich dann wundert, dass man ihn damit in Hamburg nicht versteht.

      Das mit dem Castillan, das wir als Spanisch kennen, ist ähnlich wie mit Hochdeutsch - jeder, oder fast jeder, auch im entlegensten Bayern oder Nordfriesland, versteht hochdeutsch, umgekehrt hat z.B. ein Kölner oder Berliner Probleme, wenn er in einem solchen Dialekt angesprochen wird.

      Die Basken und die Catalanen sind zweisprachig, die meisten jedenfalls, d.h. sie sprechen mit uns Spanisch, während das, was sie untereinander sprechen, für uns sowie den Durchschnittsspanier aus einer anderen Region unverständlich ist.

      Das Andalusische ist in diesem Sinn keine eigene Sprache, sondern wird als spanischer Dialekt bezeichnet - die haben (oder hatten damals als ich dort war) keine eigene Spalte im TV-Programm; es hört sich allerdings so an, als ob man den Leuten die Schneidezähne ausgeschlagen, was die Verständlichkeit natürlich reduziert.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -