Algerien 2002- Meine erste Fliegerei

      Algerien 2002- Meine erste Fliegerei

      Mein erster Auslandseinsatz für meine damalige Firma führte mich im Sommer 2002 nach Algerien, wo ich mich 6 Wochen aufhielt.
      Diese Reise war ebenfalls meine erste Erfahrung mit dem Flugzeug, also ganz tolle Voraussetzungen für ein Abenteuer.
      Der Flug verlief sehr interessant, zuerst ging es mit einer kleinen Lufthansa-Maschine von Frankfurt nach Toulouse, wo ich mich, einem inneren Impuls folgend, noch mal nach meinem Gepäck erkundigte, das andernfalls vermutlich heute noch seine Runden auf dem Band drehen würde, da mir in Frankfurt von der „netten“ Dame am Check in (ihr gefiel meine Gewichtsverteilung zwischen meinem Handgepäck und dem einzucheckenden nicht und sie ließ mich dort alles mögliche umpacken) zugesichert wurde, daß mein Gepäck ohne Probleme bis Algier kommt.
      Die nächste Etappe ging nach Algier mit Air Algerie, deren Gate im Toulouser Flughafen mit Panzerglas vom Rest getrennt war.
      In Algier musste ich dann vom internationalen zum nationalen Terminal wechseln, was bedeutet, dass man sich, begleitet von einem Kofferträger, da es keine Wagen gibt, auf die Straße (oder soll ich befestigter Feldweg sagen?) und die Entfernung von zum Glück nur ca. 600 m zurücklegt.
      Dort dann, an meinem Gate, wurde ich erstmals mit der moslemischen Zeitrechnung konfrontiert, in der >gleich< ein unheimlich dehnbarer Begriff ist.
      Als es dann endlich, nach knapp 2 Stunden, mit dem Bus zum Flugzeug ging, wurden meine Sorgen schon etwas größer, denn der Bus fuhr und fuhr und fuhr. Als ich schon gar nicht mehr sicher war, ob wir überhaupt noch auf dem Flugplatzgelände sind, erschienen dann doch noch zwei Wartungshallen mit 3 kleineren Flugzeugen der Gesellschaft Khalifa davor. Jetzt begann ich auch zu verstehen, warum dieser letzte Flug von Algier nach Bejaja nur 17,50€ kostete.
      Nach weiteren anderthalb Stunden Flug landeten wir glücklich in Bejaja, einem Flughafen, der täglich 4 Starts und Landungen verzeichnet. Meine Maschine um 19:30 Uhr war die letzte an diesem Tag, so dass hinter mir die Türen zum Terminal geschlossen wurden, und selbstverständlich hatte man es versäumt, meine Ankunft zu avisieren.
      Da stand ich nun mit meinem abgestaubten Schulenglisch auf einem Provinzflughafen in Nordafrika und die Polizisten und Taxifahrer sprachen nur Arabisch und Französisch!
      Einer der Taxifahrer hatte einen Freund, der in einem Hotel an der Rezeption arbeitete und Englisch sprach. Mit diesem kamen wir dann meinem Problem schon näher, als ich dann den Namen der Firma, für die ich hier angereist war, in die Runde warf, war das Hallo groß, denn jeder kannte diese, und schon befand ich mich wieder im Taxi auf dem Weg 68 km landeinwärts.
      Nach dieser Odyssee war ich heilfroh, als ich im Hotel in Akbou ankam.
      In meiner Zeit dort habe ich erste Erfahrungen mit dem afrikanischen Sommer gesammelt, wenn man sich bei mehr als 60 °C auf einer Straße ohne Bäume bewegt.
      Die Berber im Nordosten des Landes sind ein sehr freundliches Volk, wenn man sie auch normal behandelt.
      Hier in der Kabyle kämpfen die eigentlichen Ureinwohner, die Berber, noch immer bei der arabischen Staatsführung darum, dass ihre Sprache, neben Arabisch und Französisch, an den Schulen gelehrt wird.
      Auch hier, in den kleineren Städten, fühlt man sich aber auch eher wie in Europa, da nur die älteren Bewohner die traditionelle Kleidung tragen und die Jugend vorwiegend mit Jeans und T-Shirt auf der Straße zu sehen sind.
      Meist fuhren wir am Freitag, dem einzigen freien Tag in der moslemischen Woche, nach Bejaja in ein größeres Hotel. Dort besuchten wir beispielsweise auch den Strand, was aber nicht unbedingt zu empfehlen ist. An Stellen, wo das Wasser sauber war, konnte man es vor lauter Müll nicht erreichen, und umgekehrt.
      Touristisch war die Gegend zu dieser Zeit noch nicht erschlossen, auch vermittelten die vereinzelt am Straßenrand zu sehenden ausgebrannten Armeebusse nicht unbedingt das Gefühl von Sicherheit.
      Mein persönlicher Eindruck bei den Fahrten über Land war, dass ich noch nirgendwo so viel Müll, speziell die schwarzen Plastiktüten, die man bei uns vorwiegend aus den Sex-Shops kennt, gesehen habe, dieser erstreckte sich in alle Richtungen von der Straße bis zum Horizont. Es hatte den Anschein, dass die Oliven hier direkt in besagte Tüten wachsen, ohne den Umweg über den Markt zu machen.
      Auch der Rückflug, der von Bejaja direkt nach Paris Orly erfolgte, war nicht störngsfrei.
      Zunächst wurde in Bejaja mein Gepäck vor dem Einchecken von 4 verschiedenen Polizisten durchsucht. In Paris musste ich dann den Bustransfer zwischen den Flughäfen Orly und Charles de Gaulle in Anspruch nehmen, der selbstverständlich nicht im Flugpreis inbegriffen war. Glücklich, auf dem Flughafen Charles de Gaulle angekommen zu sein, bemerkte ich, dass ich in Terminal F musste, mich aber in B befand, also einen Karren geschnappt, das Gepäck drauf und ab auf das Band, das sich hier durch den damaligen noch neuen Bau zog.
      Das ging auch bis in die Halle E gut, dort endete dann abrupt das Transportband und ich stand mit meinen 3 großen Taschen vor einer stinknormalen Treppe zum Terminal F, kein Aufzug oder eine Rolltreppe für meinen Wagen!?
      Also nacheinander die Taschen die Treppe raufgeschleppt und einen neuen Wagen gesucht, damit ich auch weiter komme.
      Interessant ist auch, daß auf diesem Flughafen die Angestellten immer davon ausgehen, daß man Französisch spricht, das hat sich auch bei späteren Aufenthalten nicht verändert.

      Fotos und weitere Eindrücke aus dem Land gibt es dann demnächst.
      Auch ich bedanke mich und bin gespannt auf die Fortsetzung und Fotos.

      Ansonsten würde es mir wie Fuchsie ergehen, weshalb ich Lefteri nur selten im deutsch- oder englischsprachigen Ausland von der Seite wich oder eben im Hotel blieb.
      Seltsam nicht, denn ich hatte (habs auch immer noch nicht) keinerlei Hemmungen mit Händen und Füßen zu sprechen.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Toller Bericht :hasenstrauss:

      Mit Französisch hätte ich auch meine Schwierigkeiten, und Arabisch kann ich nur die Zahlen unter 100 sowie "Ich kann kein Arabisch" (Ana ma batkelimsch arabi) was mir dann keiner mehr glaubt. Ach so, und noch ein paar bei Karl May aufgeschnappte Brocken, mit denen ich aber wohl nicht sehr weit komme.

      Bin auf die Fortsetzung gespannt :hasendaumoben:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Da will ich ja noch ein wenig zeigen, was man in Algerien so erwarten kann.
      Beispielsweise kann man sich am Strand des Mittelmeeres aufhalten, was gar nicht so schlecht ist.



      Hier ein Blick über die Stadt Bejaja und seinen Hafen.



      Hier ein Bild, wo ich mit zwei Franzosen unterwegs bin, nicht unbedingt die beste Gesellschaft in einer ehemaligen Kolonie Frankreichs.



      Weitere Fotos flgen noch, muss ich erst noch auf meiner alten Festplatte suchen.