Dalsland-Kanal/Schweden

      Dalsland-Kanal/Schweden

      Rückblick:

      Das erste Mal 2006 hatte ich eine grössere Tour gemacht zu einer kleinen Schlucht bei Håverud, nördlich von Trollhättan, die mit einem Metalltrog für kleine Schiffe überbrückt wird.
      Mit denen kann man dann während der Touristensaison vom oberen in den unteren See fahren, und wenn man genug Zeit und Schwedenkronen hat, auch noch weiter (die Touristensaison war aber schon vorbei, und es fuhr nix mehr)..

      Unten am See findet man eine alte Mühle, wo es Kaffee, Kuchen und Kunsthandwerk gibt.
      Und hinter der Mühle lag ein kleiner Dampfer, der sah genau so aus wie die "African Queen" in dem Film mit Humphrey Bogart und Audrey Hepburn, und hiess eben auch Hamfri - die Schweden haben die Angewohnheit, möglichst alles so zu schreiben, wie man's spricht (nur ihre eigene Sprache sprechen sie nicht so, wie sie sie schreiben).

      Leider hatte ich an diesem Tag meine Kamera vergessen. Ein Jahr später fehlte dafür Hamfri, der war in den Herbstferien bzw. auf Reparatur in der Werft.


      Dieses Jahr, d.h. Juli 2011, stimmte alles. Schiff da, Kamera da - nur das Wetter ...

      Hamfri fährt nach Plan, auch wenn es nur einen Passagier gibt, in dem Fall mich. Und dass ich so den Schiffsführer und -mitbesitzer Kåre für mich allein hab, ist wiederum den Regenwetter zu verdanken. So hat alles auch seine Vorteile.

      Das Boot wurde 1983 von einem Hobbybastler und Dampfbootfan gebaut und fährt vier Knoten, d.h. ungefähr sieben km/h; pro Stunde verbraucht es eine Kiste Holz.





      Und schon läuft das gute Stück.

      [youtube]zbPYhYBb0PQ[/youtube]

      Mal ordentlich Signal geben ...

      [youtube]__Kuf829ME4&feature=mfu_in_order&list=UL[/youtube]

      [youtube]vjIM4yzHLws[/youtube]

      Und wie man hört, erinnert der Motor eher an ein Nähmaschinchen als an eine Dampflok.











      Nach der Fahrt hab ich Ansichtskarten von Hamfri verschickt, mit eben diesen Angaben und dem Hinweis, dass es mit meiner Heimkehr unter diesen Umständen noch ein bissl dauert :wmangrins1:

      Die Heimkehr zum Hamfri-Heimathafen geht schneller.

      [youtube]bYErUEK9q8g&feature=youtu.be[/youtube]



      Und pünktlich zum Ausbooten hört der Regen auf, einen Moment wenigstens.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Was für ein Erlebnis, da wäre ich gerne dabei gewesen.
      Nun hast Du mir das ja indirekt noch ermöglicht :wkuss:
      Auf jeden Fall :genialsmiley:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      :blumenbitte: aber gern doch :knuddel_wmann:


      Der See hier heisst übrigens Vänern und ist der größte in Schweden, was in diesem Seenwirrwarr hier gar nicht auffällt. Und der 1864 - 68 geschaffene Dalslandkanal ist auch viel länger, als das hier erscheint, nämlich 250 km, wovon nur 12 km künstlich gegrabener oder gesprengter Kanal ist, und der Rest aus natürlichen Gewässern besteht.
      :link:
      Aber die meisten Touristen, mich eingeschlössen, besuchen nur den Akvädukt, d.h. die Trogbrücke und die daran angeschlossenen Schleusen hinunter in den Vänern. Normalerweise fängt man auch mit der Besichtigung dieses Metalltrogs an und arbeitet sich dann langsam nach Upperud herunter. Nur auf Grund meiner "Hamfrimanie" bin ich erstmal runtergefahren, an das ehemalige Mühlenmagazin, wo Hamfri normalerweise liegt.



      Von der Mühle ist leider fast nichts mehr übrig,



      sie wurde durch ein Wasserkraftwerk (links, rechts der Vänern) ersetzt.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Danke für die :blreich:


      Ein bissl was hab ich noch dazu:

      Das Bekannteste am Dalslandkanal ist der Akvädukt, eine stählerne Schiffsbrücke über eine Schlucht, daran schliessen sich mehrere Schleusen an. Die Anlage ist im Wesentlichen nur im Sommer in Betrieb, dann kann man auch mit einem Ausflugsschiff diesen Weg hinunterfahren.



      Blick nach untten, mit der neuen Straßen- und der alten Eisenbahnbrücke ...


      ... und nach oben:


      Der obere See kriegt gleich Zufluss von oben.


      Und hier geht's dann zu den Schleusen nach unten.




      (Wird fortgesetzt)
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ja - der Vännernsee hat schon einen Namen, genauso wie der Vätternsee.

      das Gewirr von Wasserstraßen ist ziemlich bekannt! Danke Lefteri für´s zeigen. Viele Ausflugsboote bieten Touren durch den Dalsland oder Götakanal an. Aber auch die 2 großen Seen werden gerne angefahren!

      liebe Grüße

      Ini
      DerDalslandkanaltourist aus Richtung Trollhättan/Göteborg kommt die Straße von rechts auf dem Parkplatz vor der Brücke an,



      überquert die Brücke zu Fuß, knipst von beiden Seiten hinunter (die Bilder habt Ihr eben gesehen) und steigt zum Aussichtshäusl hoch, dann sieht man noch etwas weiter. Die Schleusen sind, wie man der Kanal-HP entnehmen kann, 2012 übrigens nur vom 11.6. bis 31.8. geöffnet.



      Von dort kann man zum oberen See (den Åklång) runtersteigen.



      Also hier besser nicht ins Wasser :kratz:





      Die Mechanik ist über 140 Jahre alt, aber funktioniert noch immer.



      Die beiden Herrschaften hatten die Regie, aber Hunderte weiterer Menschen
      haben mitgebaut
      und kriegen kein Denkmal.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Büddebüdde, liebe Ini :wsmlaech1:


      Nach einem Mittagessen im Stehen (irgendwas Fleischigem mit Kartoffelbrei) stromere ich wieder zwischen den Schleusen herum und warte darauf, dass irgendwas passiert - das Schiff, das Touristen durch die Schleusen schippert, hab ich leider schon verpasst. Naja, muss ich nochmal hin.

      Was macht jetzt dieses Riesenrad unter einer Eisenbahnbrücke :fragend_freundlich:



      Und wieso isses hier gefährlich :fragend_freundlich:

      Im Moment bewegt sich da nix, können wir also näher hingucken.



      Die schwedischen Wörter sind oft so schön kurz - für motvikt brauchen sie grad mal 7 Buchstaben, während wir Deutschen 12 benötigen - Gegengewicht - und der Engländer sich sogar mit 2 Wörtern und 14 Buchstaben abmühen muss: Counter balance.

      Eben rumpelt ein Museumszug über die Brücke, Typ Y7.

      [youtube]sfZV3vfzBKo[/youtube]

      Jetzt ist er durch ...

      die Spannung steigt :wdaumenhoch:

      Achtung - Bahnarbeiter auf der Brücke !



      Noch eine/r (ich glaube, es war eine Frau), die schraubt jetzt da rum ...



      und sie bewegt sich doch :wmannclap1:

      also die Brücke :wmangrins1:

      (Fortsetzung folgt)
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Hallo Lefteri,

      danke für die tollen Bilder.
      War das so eine Art Wiener mit Ketschup, in einem süßen Brötchen mit Kartoffelbrei und Zwiebeln oben drauf???

      Das haben wir irgendwo unterwegs mal gefuttert

      Die Zusammenstellung - als wir das gesehen hatten - da hat es uns ziemlich geschüttelt

      Aber geschmeckt hats, ungewöhnlich aber irgendwie gut :zwei_weihnm:

      liebe Grüße

      Ini
      Ich glaub es war eine Art Hamburger und das Brötchen - ich glaube, süß war es nicht.
      Mehr weiss ich nicht mehr.



      Nachdem die Eisenbahnbrücke hochkant steht, heisst es "Wasser marsch !"

      [youtube]sPIQe0q5PBs[/youtube]
      Ich mag Schleusen :wdaumenhoch: Könnte stundenlang davor stehen.

      Die Freizeitsegler drängeln

      Nix wie raus !

      Aber ... die nächste Schleuse kommt bestimmt :wmangrins1:



      Man hat den Eindruck, dass ein Großteil des Schleusenpersonals Abiturienten auf Ferienjob sind. Kunststück, die Öffnungszeiten der Schleusen decken sich weitgehend mit den Sommerferien.





      Die nächste Stufe ist geschafft.



      Man muss eine Brücke nicht hochklappen - Drehen geht auch.

      [youtube]_SqsuOZCaQ8&feature=related[/youtube]



      Klämrisk ist wieder so ein kurzes treffendes Wort - eines meiner schwedischen Lieblingswörter. Acht Buchstaben bezeichnen einen Sachverhalt, für den man im Deutschen fast einen ganzen Satz bilden müsste.



      Die Bahnbrücke ist wieder unten

      da der Aufwärtsbootsverkehr keine Masten hat, die die Brücke ankratzen könnten.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Dienstag, 10.7.2012

      Von Trollhättan ist man mit dem Zug in einer halben Stunde (z.B. 7:10 ab - 7:38 an) in Mellerud, von dort geht's mit dem Bus oder, wenn er grad fährt, auch mit dem Museumszug nach Håverud. Ich weiss nur, dass ich mit irgendeinem Schiff durch den Akvedukt will, das Weitere hab ich dem Zufall überlassen.
      Als ich dort ankomme, liegt der Ort noch im Dornröschenschlaf, alles hat zu - aber schon mit einem Zug später hätte ich womöglich das Schiff nicht mehr erwischt ... So kann ich nochmal eine kleine Höhenrunde drehen.


      Die Eisenbahnbrücke ist hochgeklappt, es kommt kein Zug - die Schleusen sind in Betrieb.





      Um 10 machen die ersten Läden auf, und auch auf der M/S Storholmen (hinteres Schiff) beginnt sich etwas zu regen.



      Ein Ticket bekomme ich noch nicht verkauft, weil erst alle vorgebuchten Passagiere aufgenommen werden, danach wird verkauft, was übrig bleibt. Wobei das für rechtzeitig ankommende Einzelreisende wohl kein Problem ist. Man muss halt wachsam am Schiff bleiben.
      Info über die M/S Storholmen: vastsverige.com/de/Willkommen-…t-MS-Storholmen-kanalbat/

      Nachdem alle unsere Namen registriert sind, wohl weniger für den Fall einer Havarie, sondern für die Mittagessensplanung
      (es wird in zwei Schichten gegessen), geht's um 10:50 pünktlich los - gegen 16:00 sollen wir in Bengtsfors ankommen.







      Und dann sind wir auch schon im Akvedukt.

      [youtube]BfSGGQjXXq4&list=UUWZd-gmca3y3F0J_tO3IQJw[/youtube]

      [youtube]POL3a0koH68&list=UUWZd-gmca3y3F0J_tO3IQJw[/youtube]













      Und jetzt fahren wir über den Åklång-See, und die Schleusenwärter/innen haben vielleicht ein bissl Pause.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      toll das du den thread nun noch fortgesetzt hast :sflocke_klatscht:

      also wenn ich mir das nun nochmals in aller ruhe anschaue, quatsch, eben angeschaut habe, denke ich wieder:

      ach wie gern wäre ich dabei gewesen!
      das war ein soooo tolles erlebnis, das merke ich anhand deiner dokumentation inklusive kommentare.

      vielen, vielen dank, für arbeit und müh und das du uns mitgenommen hast - jedenfalls indirekt.

      schnuppi :sflocke_knutsch:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Danke für die :blreich:
      Leinen los - es geht weiter !



      Der nächste Schleusenkanal fängt an - man sollte also links fahren, sonst geht's demnächst nicht mehr weiter.







      [youtube]O1Xiu5F7qOs&list=UUWZd-gmca3y3F0J_tO3IQJw[/youtube]

      Da sieht man, was das Bewegen der Schleusentore für eine Muskelarbeit ist -
      es geht alles ohne Strom !







      Inseln kommen in Sicht











      Vor der nächsten Schleuse begegnet und ein Schiff -



      es ist die Dalslandia, das Schwesterschiff der Storholmen,




      das den umgekehrten Weg fährt, wie wir.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Jetzt kommen wir zu einer Schleuse, die von einer Hubbrücke überquert wird -



      hier ist Multitasking gefragt, und das, wird gesagt, können Frauen besser.



      [youtube]0EA_W6pScg8[/youtube]

      Auch die üppige Blumenausstattung der Umgebung spricht für eine weibliche Schleusenregie.



      Der Himmel beschert uns heute nicht immer so eine schöne Wasserspiegelung -



      die nächste Wasserspiegelbeunruhigung kommt bestimmt.



      Da passt es, dass die 2. Schicht zum Essen gerufen wird, ich bin dabei.


      Das ist die Vorspeise
      und hier kommt der Hauptgang.


      Derweil bewegen sich die Wände vor unseren Fenstern bzw. Bullaugen -

      [youtube]0mulEMRsFPU&list=UUWZd-gmca3y3F0J_tO3IQJw[/youtube]

      wir werden wieder mal geschleust;


      man sieht deutlich die Sprenglochbohrungen für den Schleusenbau.







      Keine Schleuse gleicht der anderen, welche Überraschung hat die jetzt für uns ?

      Fortsetzung folgt :grins:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      ... wieder mal eine Klappbrücke.





      Von Dänemark mit diesem Schiff bis hier rauf war bestimmt eine spannende Aktion.





      Jetzt muss sich der Schleusenwärter beeilen, und dabei aufpassen, dass er nicht ins Wasser fällt -

      [youtube]7V-duxi5eFo[/youtube]

      um eine Eisenbahnbrücke zu bewegen. Später werden wir dort mit dem Zug entlangkommen.







      Wir nähern uns dem letzten Hafen für heute, Bengtsfors;





      ein Volvo-Bus, Baujahr 1958, wird uns zum Bahnhof bringen.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Inzwischen sitzen alle drin, und das gute Stück zuckelt los.

      [youtube]2KLB7r1drrc[/youtube]

      Man beachte die Kuppel rechts neben dem Fahrerinnensitz - so kann man den Motor erreichen, ohne ausstiegen zu müssen. Hier ist ja alles gut isoliert, und wir können die Fahrt ohne wesentliche Lärm- oder gar Geruchsbelästigung geniessen, das war nicht immer so.

      1980 bin ich mit einem ähnlich konstruierten Bus in Tansania gefahren, das war allerdings keine schwedische Wertarbeit, sondern British-Leyland-Dritte-Welt-Billigausführung, mit fünf Sitzen in einer Reihe (drei rechts, zwei links) und nur notdürftig abgedecktem Motor neben dem Fahrer - und neben dem auf der anderen Seite der Lärm-, Hitze- und Geruchsquelle platzierten Beifahrer, und der war ich. Sie waren ja nett, mir diesen Platz zu geben, da mehr Sitzkonfort als in der o.g. Fünferreihe. Der Fahrer musste alle Naslang etwas am Motor herumschrauben, deshalb deckte er ihn nur noch provisorisch ab ... Immerhin war auch das Seitenfenster neben mir kaputt, das brachte eine gewisse Ausgleichslüftung mit sich.

      Wenn ich solche schönen alten Fahrzeuge sehe oder gar drin fahren kann, kommen mir immer wieder alte Erinnerungen hoch.

      (es geht noch weiter)
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -