Zarrentin

      Anfang Oktober packte es uns und wir machten uns endlich mal wieder auf den Weg nach Zarrentin - und wir bereuen es nicht.

      Zarrentin lernten wir gleich nach der Wiedervereinigung kennen und ich kann Euch sagen das war spannend!

      Zarrentin ist direkt am Schaalsee und gehört zun zum Landkreis Ludwigslust.
      Die Stadt liegt im Westen Mecklenburgs an der Grenze zu Schleswig-Holstein, etwa 50 Kilometer östlich von Hamburg und 30 Kilometer westlich von Schwerin.

      Bevor ich Euch bzw. wir nun aber mit unserem Ausflugsbericht beginnen, möchte Euch noch etwas zur Geschichte der Stadt erzählen, wenn auch nur in Zitatform.

      Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Zarrentin eine isolierte Grenzstadt in einem kontrollierten Grenzbezirk der DDR. Selbst der Zugang zum benachbarten Schaalsee wurde verwehrt. Es wurde in dieser Zeit die zentrale Wasserversorgung installiert, eine neue Schule gebaut, das Kinderkombinat entstand, und die Straßenzustände verbesserten sich. Das Klostergebäude verfiel jedoch weiter.

      Im November 1982 wurde die Transitautobahn Hamburg-Berlin fertiggestellt. Vor den Toren Zarrentins entstand ein weitläufiger Grenzübergang. Nach der Wiedervereinigung wurden die Anlagen zurückgebaut. Auf dem Gelände befindet sich eine Autobahnraststätte und ein großes Gewerbegebiet.


      Quelle und Weiteres: de.wikipedia.org/wiki/Zarrentin_am_Schaalsee

      So, nun versteht Ihr, warum wir zunächst nicht so einfach nach Zarrentin konnten und die Zarrentiner nicht zu uns.
      Nun ist das glücklicherweise anders!

      Kaum waren die Grenzen geöffnet, hielt es Grizzly nicht mehr und er zog sofort los (wenige Zeit später folgte ich ihm).

      Es begann kurz nach dem Horner Kreisel (Hamburg) der die Zufahrt zur Autobahn Richtung Berlin ermöglichte und noch ermöglicht.
      Die A24 war voller als sonst und das nahm stätig zu, je dichter wir der innerdeutschen Grenze kamen:

      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Die freie Ausreise für DDR-Bürger war bekanntlich seit dem 9.11.89 erlaubt, die visafreie Einreise von "Westbürgern" in die DDR sechs Wochen später, ab 24.12. Ich korrigiere: Man brauchte noch ein Visum, bekam es aber, samt Stempel im Pass, kostenlos an der Grenze nach Ausfüllen eines Winzformulars - also ein Lacher gegenüber der bisherigen Prozedur.

      Vorher durften "wir" auch in die DDR, aber es war sehr umständlich, mit Visumsantrag, Begrenzung des Aufenthalts auf bestimmte Lamdkreise (plus Tagesreisen in die "Hauptstadt"), Pflichtumtausch und genauer Filzung des Autos und des mitgeführten Gepäcks; letzteres hätte vor jeder DDR-Reise für mich bedeutet, mein Auto aufzuräumen, und schon das war ein Grund, nicht hinzufahren, da bekennender Messie. Bei einer Transitreise nach Westberlin bestand dieses Problem nicht, da machten mir die Westgrenzer manchmal mehr Ärger als ihre DDR-Kollegen.

      Am 25.12. hatte ich Notdienst, und am Tag danach gab's kein Halten mehr, ich fuhr los Richtung Grenze, ab dem 2. Mal war Schnuppi mit dabei. Das o.g. Photo musste ich noch selber knipsen, als Fahrer mit ca. 80 km/h auf der Autobahn-Überholspur ...

      P.S. Wir versuchen Euch im Lauf des Threads Aufnahmen von damals und von heute gegenüber zu stellen.
      Ihr dürft gespannt sein :hbl2:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Sorry, wir haben die Spannung ein bissl lang gehalten - manches gerät halt in Vergessenheit, aber zum Glück nicht für immer.
      Aus erzähltechnischen Gründen hab ich in diese Geschichte vom 26.12.1989 ein paar Bilder vom 14.1.1990 reingepackt, da haben wir (dann schon zusammen mit Schnuppi) die gleiche Tour nochmal gemacht).



      Hier beginnt die DDR, und normalerweise hätte ich spätestens jetzt meinen Photoapparat weggepackt - die Grenzanlagen zu knipsen und das noch während man das Auto steuert - das geht ja gar nicht.



      Ordnung muss sein - alle Transithinweise waren gelb, innerhalb des dunkelblauen Autobahnschilds.



      Ein paar Monate später waren alle Transithinweise Makulatur, aber noch gelten die Regeln.
      Ich muss mich also jetzt bei "Einreise DDR" einordnen (immer der längsten Schlange nach).



      Auf den Fliessbädern in den braun eingefassten langen gefensterten Kästen links neben der Autoschlange, in der ich stehe, liefen normalerweise die eingesammelten Pässe zur Transit-Abfertigungsstelle, die werden jetzt nicht mehr gebraucht.



      Noch ist der Turm bewacht, aber die Soldaten stehen locker herum und tolerieren es, photographiert zu werden - vor der Grenzöffnung wär das ein absolutes Sakrileg gewesen mit Strafverfahren wegen Spionage, Verlust der Kamera und ein paar Tage DDR-Knast oder zumindestens Einreise-Verbot incl. Benutzung der Transitwege (d.h. nach West-Berlin nur noch mit dem Flieger).



      Waffen und Funkgeräte sind jetzt auch uninteressant (früher wären sie im Transit erlaubt gewesen, man musste sie halt nur anmelden und durfte sie natürlich nicht benutzen).


      Zettelchen ausgefüllt, Stempel in den Pass, und weiter geht's.
      Auch der Pflichtumtausch ist weggefallen.

      Ups - was steht denn hier drauf ? Normalerweise darf man - in Ost oder West -
      wegen soetwas nicht auf der Standspur einer Autobahn anhalten, aber heut ist das wurscht.




      (wird fortgesetzt, aber nicht erst in 2 Jahren, versprochen)
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -