hallo Schnuppi,

wir haben uns ja gestern mit Grizzly getroffen und schön zu Mittag gefuttert, einen kleinen Spaziergang gemacht und uns natürlich unterhalten.

wir haben deinem Männe noch ein paar Tips gegeben, was er noch unternehmen kann - wird aber nicht verraten.


Wittenberg ist eine sehr schöne Stadt. Zu Luthers Hochzeit ziemlich laut und voll - aber das muss auch mal sein.

besonders schön ist es zur Weihnachtszeit. Wenn die Kirchen hell erstrahlt werden, es auf dem kleinen Weihnachtsmarkt heissen Johannisbeersaft zu trinken gibt und wenn die Cranach Höfe schön geschmückt sind.

ich bin gespannt, was Grizzly noch schönes zu erzählen hat.

liebe Grüße

Ini

Also das dritte Bild ist mir bisher unbekannt geblieben, obwohl ich inzwischen einige Male kreuz und quer durch Wittenberg gelaufen bin.

Jetzt bin ich schon den dritten Tag hier.
Von meinem Quartier aus bin ich innerhalb 5 Minuten in der Altstadt.
Einerseits ist die Orientierung nicht schwer, weil es eine Hauptstraße gibt, die in ihrer ganzen Länge Fußgängerzone ist, ähnlich wie in Heidelberg, nur dass sie hier nicht Hauptstraße heisst, sondern östlich des Marktplatzes Collegienstraße und westlich Schloßstraße. Ausserdem dürfen hier, im Gegensatz zu Heidelberg, Fahrräder fahren, was mir aber wurscht ist, weil ich keines dabei habe.
Andererseits muss man, wenn man aus einer Kneipe rauskommt, erstmal wieder überlegen: Wo bin ich jetzt hergekommen, und wo muss ich jetzt hin ? Da wären zwar die Türme der Stadtkirche als willkommene Orientierung, aber nach Mitternacht werden die nicht mehr beleuchtet ...

Inzwischen schreckt mich das nicht mehr, und ich verlaufe mich nur noch ausserhalb der Altstadt, so wie vorhin, als ich die Hunderwasserschule suchte (und, nach einigen Irrungen und Wirrungen, auch gefunden hab).
Wie Ihr seht, hab ich auch ein Internetcafe entdeckt, wobei ich die letzten Tage so beschäftig war, das ich dafür gar keine Zeit hatte.

hallo ihr zwei,

ich hab die Frage gelesen - aber leider hatte ich keine Zeit mich schlau zu machen, wo das ist.

es sagt mir auch nix...

sorry...

ich könnte mir nur denken - vielleicht in einem Park - bin aber gedanklich die Parks durchgegangen...nein - oder ein Innenhof? die Innenhöfe die ich kenne - sind nicht so bewachsen...

sorry - ich weiß es nicht

liebe Grüße

Ini

Ich glaubte gestern, ich hätte es gefunden, und wie ich eben feststellte, war's das dann doch nicht -
aber 90° weiter gedreht, da war's dann: Das Melanchthon-Haus von hinten [URL=http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-W1108-002,_Wittenberg,_Melanchthon-Haus,_Gartenseite.jpg]:link:[/URL]

Wobei ich das gestern nicht wissen konnte, denn sie haben inzwischen das ganze Grün von der Fasade entfernt,
jetzt sieht es so aus :link:


Wir hatten also alle drei Recht:
Schnuppi, dass es in Wittenberg ist,
Ini, dass es in einem der Höfe ist,
und ich, dass man hinter dem Melanchthon-Haus suchen muss.

Der Gag war ja der, dass ich, während ich vorgestern mit Schnuppi telefonierte, im Garten des Melanchthon-Hauses war und plötzlich eine vollkommen durchbegrünte Hauswand sah. Natürlich hatte ich das Internetbild nicht vor Augen - ich lauf ja nicht im Urlaub mit einem Laptop durch die Stadt

Und so photographierte ich diesen etwas renovierungsbedürftigen Bau von allen Seiten, während das gesuchte Objekt, allerdings ohne Pflanzenbewuchs, eine Vierteldrehung weiter zu sehen gewesen wäre ...

Nun ja, inzwischen bin ich zurück, und bearbeite mit Schnuppis Hilfe fleissig meine Bilder, damit Ihr demnächst ein paar davon zu sehen kriegt.

super, dass du das Haus/Garten gefunden hast Grizzly!

ich bin gespannt - was du noch schönes erzählst.

So, inzwischen sind die ersten Bilder fertig, und wir können mit unserem Stadtrundgang beginnen.

Zum Ankommen ist der Bahnhof Wittenberg-Altstadt sehr praktisch,
da ist die Schlosskirche schon in Sichtweite ...


... und zur meiner Pension sind's auch nur ein paar Schritte.


Aber Achtung !
Wer z.B. von Berlin kommend am WB-Hauptbahnhof aussteigt und einen Zug in Richtung Altstadt sucht, muss unbedingt Richtung Dessau fahren ! Sonst geht's Euch so wie mir und Ihr müsst von einem gottverlassenen Dorfbahnhof aus wieder zurück (wenn Ihr gleich losmarschiert zur anderen Seite, kommt der nächste Zug 5-10 Minuten später. Ich sag Euch das, weil Fahrplan = Fehlanzeige).
Die Züge Richtung Dessau über WB-Altstadt fahren derzeit immer um x Uhr 11 am Hbf ab und sind 2 Minuten später da.

So, wir haben's geschafft, den Koffer im Zimmer deponiert, uns ein bissl frischgemacht
und sind in 5 Minuten auf dem Marktplatz mit Rathaus und Stadtkirche.


Als ich angekommen bin, war's schon dunkel (die Bilder hab ich später in Ruhe geschossen)
und ich bin die Schloßstraße am Stadtbach entlang gegangen bis zur Schlosskirche.




Hier hat der damalige Augustinermönch und Universitätsdozent Martin Luther am Abend des 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür genagelt. Er konnte davon ausgehen, dass er am nächsten Morgen zum Allerheiligengottesdienst zahlreiche Leser finden würde.

Die Originaltür ist nicht mehr da, die jetzige ist aus Bronze, und die Thesen sind gleich hineingearbeitet, damit niemand auf die Idee kommt, noch ein paar Thesen dranzuhängen, weil er etwa die Hundert vollmachen will -


es würde auch nicht mehr viel hinpassen.


Luther ist nach dieser Aktion wahrscheinlich gegangen, und ich geh jetzt

Bis später

Bleiben wir noch ein bissl am Schloss.

Hier links im Innenhof geht's ins Museum, das machen wir später.


Das einer preussischen Pickelhaube nachempfundene Schlosskirchendach ist ein Geschenk der Preussen im späten 19. Jahrhundert; ansonsten sind die Wittenberger - so vermittelt das die Stadtführung - über die Preussen nicht so glücklich, vor allem weil sie ihnen 1817 die Universität weggenommen haben. Dafür wurde Wittenberg zur Garnisonsstadt ausgebaut, erst für die Preussen, dann die Wehrmacht, zuletzt die Russen - ein angemessener Ersatz für die verlorene Universität war das nicht.

Die Turmhauben des Schlosses wie der Schlosskirche waren 1547 während des Schmalkaldischen Krieges abgetragen worden, damit man auf den Türmen Kanonen aufstellen konnte. Der Schlossturm steht heute noch so "kahl" da.


Neben dem Schlossturm steht ein interessanter Baum,
der zwei verschiedene Sorten Früchte trägt.




Gegenüber der Schlosskirche




liegen auf einem Rest des Stadtverteidigungswalls sowjetische Soldaten,
die 1945 um Wittenberg gefallen sind. Ihnen ist ein Denkmal gewidmet.



"Ehre und Ruhm den Helden der Sowjetunion"







Bis 1989 stand da noch ein Sockel mit einem Panzer drauf, den haben sie abmontiert und eine Weile durch einen bunten Trabbi ersetzt, bis der ganze Sockel dann abgetragen wurde. Was aus dem Trabbi geworden ist, weiss ich nicht.

Internet ist etwas wunderbares. Foren besonders. Man kann (fast) kostenlos interessante Städte und Regionen kennen lernen.

Vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Bilder. Bin gespannt auf mehr.

hallo Grizzly,

danke für den kurzen Rundgang durch Wittenberg.

Wittenberg ist für mich die zweitschönste Stadt in Sa Anh. - welche die schönste ist - wisst ihr ja!

schade, dass du nicht zu Ostern oder Weihnachten bzw. zu Luthers Hochzeit in Wittenberg warst. Das wäre noch toller gewesen. Aber so bist du wenigstens zum fotographieren gekommen.

weißt du - dass wir in der Regel 2x im Jahr in Wittenberg sind. Einmal zu Luthers Hochzeit und dann zu Weihnachten.

einen Campingplatz gibt es am Brückenkopf - nicht weit wech

liebe Grüße

Ini

Büdde büdde - aber ich bin noch gar nicht fertig.

Ein bissl geht noch, die nächsten Tage komme ich wieder nicht dazu.

Der Schlosshof und das Schloss sind eher unspektakulär, was daran liegt, dass es Jahrhundertelang erst in Trümmern lag und dann Kaserne war. Heute beherbergt es u.a. die Jugendherberge. Ursprünglich hatte es auch Knast-Funktion, zwei Tafel erinnern an Menschen, die dort in "Schutzhaft" waren, was bedeutet, dass man einerseits stinkig auf sie war und andererseits ihnen nichts richtig vorwerfen konnte.







Michael Stifel war ein Zeitgenosse Luthers, Theologe und Mathematiker. Er war als Pfarrer und Mathematikdozent tätig, als solcher errechnete er aus Buchstaben aus der Bibel, die er in römische Zahlen umwandelte, den Weltuntergang, welcher am Morgen des 19. Oktober 1533 stattfinden sollte. Einige seiner Gemeindemitglieder hauten daraufhin ihr Vermögen auf den Kopf, weil sie glaubten, nichts mehr zu verlieren zu haben.

Der 19. Oktober 1533 kam, und die Welt ging nicht unter. Das war natürlich ein Problem, und die Leute standen ohne Wintervorrat, aber mit einer Stinkwut auf Stifel da. Aus dieser Zeit stammt der Spruch "einen Stiefel rechnen", sowie die von Studenten (er durfte später wieder Mathematik lehren) aufgebrachte Tradition des Stiefeltrinkens.

Der andere hier vorübergehend Internierte, Johann Friedrich Böttger, hatte erklärt, Gold machen zu können, was nicht gelang. Später erfand er mit dem Meissner Porzellan dann doch noch etwas Ordentliches.