Salzwedel

      Manchmal ist es ganz gut, vermeintlich weite Wege zu machen, um zu entdecken, was es in der Nähe alles gibt.

      Eine bessere Einleitung finde ich gerade nicht für unseren Spontanausflug am 27. September, der uns nach Sachsen – Anhalt führte.

      Wir landeten in Salzwedel und ich kann nur sagen: Erstaunlich, denn es ist ein entzückender Ort in :sa1:

      Originaler Baumkuchen ist eines der wichtigsten Markenzeichen, gehört jedoch nicht zu meinen Lieblingsgerichten.

      Und doch, was soll ich sagen? Gestaunt habe ich. Denn es ist schon etwas kurios, dass nur knapp 160 Kilometer Entfernung vom Hamburger Norden eine Welt existiert, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte.
      Optisch sieht die Stadt mit ihrem putzigem Fachwerk und den gotischen Backsteinelementen sehr hanseatisch aus und tatsächlich ist es auch eine Hansestadt.

      Aber o.k., der Reihe nach.

      Wir fuhren in das Stadtzentrum und parkten beim Postamt (etwas unterhalb der 17 auf dem Plan :un: )- so leicht wie in Salzwedel haben wir, glaube ich, noch nie einen Parkplatz gefunden.

      Zum "Stadtrundgang"

      Wir waren sehr schnell am Rande einer Fußgängerzone, wo uns etwas sehr gegensätzliches "anschaute":



      Dieses Foto :ob: habe ich aus dem :rollst: heraus aufgenommen.

      Auf der anderen Straßenseite sahen wir dann das:





      Wir haben nicht nachgeschaut, um was für ein ramponiertes Gebäude es sich da handelt, einfach weil die vielen schönen Eindrücke so überwogen und weil wir zeitweise in einen politischen Teil der Deutschen Geschichte abtauchten.

      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Und dabei wollten wir schon umkehren, wegen des Mega-Staus um den Elbtunnel :traurigdenkend:


      Original von Schnuppi



      Ich hab jetzt mal recherchiert, woher die Volksstimme kommt -
      ursprünglich aus Magdeburg, mit Ablegern in vielen größeren Städten Sachsen-Anhalts :link:

      Reichskanzler Bismarck trat ab, im September 1890 fiel das Sozialistengesetz - die Geburtsstunde der Volksstimme als Tageszeitung der Sozialdemokratie war gekommen. Vor 115 Jahren wurde unsere Zeitung gegründet: Am 15. Juni 1890 erschien die Probenummer. "Voll Freimut und Zuversicht treten wir vor Euch", wandte sich der Leitartartikel an die Arbeiterinnen und Arbeiter, um die guten und edlen Regungen des Volkes auf den Plan zu rufen und der ,Volksstimme' dienstbar zu machen! Noch war die SPD verboten. Die neue Zeitung wurde von Polizeispitzeln beobachtet, ganze Ausgaben wurden verboten.

      In den 20er Jahren war der Standard der Druckerei und des Verlages in der Großen Münzstraße beachtlich. Magdeburg war eine SPD-Hochburg, hier sowie in Stendal und Aschersleben existierten Geschäftsstellen.

      1933 wurde die Volksstimme verboten, das Eigentum geraubt. In der Druckerei wurde das NSDAP-Blatt "Der Mitteldeutsche" hergestellt, bis die Große Münzstraße am 16. Januar 1945 in Schutt und Asche fiel. Jetzt kreuzte sich die Entwicklung mit der Faber-Verlagslinie. Faber-Verlag und Druckerei waren als Kriegsverbrecher-Betriebe im Juni 1945 enteignet worden, die Gebäude in der Magdeburger Bahnhofstraße 17 - bis auf das Hochhaus - schwer beschädigt. Die Rotationsmaschinen wurden als Reparation in die Sowjetunion transportiert. Seit 1. August 1947 gab die Landesleitung Sachsen-Anhalt der SED die Volksstimme wieder heraus.

      Im Januar 1990 erklärten die Volksstimme-Mitarbeiter ihre Unabhängigkeit von der SED - als zweite Zeitung der DDR. 1991 wurde die Volksstimme durch die Treuhand privatisiert und erscheint nun in der Magdeburger Verlags- und Druckhaus GmbH. Seit diesem Zeitpunkt gehört die "Volksstimme" zur Verlagsgruppe Bauer aus Hamburg.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Deine Recherche ist ja hochinteressant lieber Lefteri, vielen Dank für die :info:

      Folgendes schrieb ich jedoch auch, wegen unseres Gedankenaustausches:

      ... und weil wir zeitweise in einen politischen Teil der Deutschen Geschichte abtauchten.


      Volksstimme, Volkspolizei...etc.
      Eigentlich keine schlechten Bezeichnungen da es das Gefühl vermittelt es ist für oder von dem Volk.
      Welch fatale Suggerierung und nun sind diese Bezeichnungen entsprechend negativ besetzt.

      Original von Ini
      Obwohl ich die Harzstädte immer noch am tollsten finde.


      Ja, die sind auch wunderschön, ich mag sie ebenfalls sehr. Aber warte ab, noch hast Du hier nicht alles gesehen!

      Original von Ini
      danke für deine tollen Bilder!

      liebe Grüße

      Ini


      Die, wie schon erwähnt von Lefteri und mir sind, wir haben wechselnd fotografiert. :zwinker:

      Nun marschieren wir aber weiter durch Salzwedel:

      :un: seht Ihr den Turm des alten Neustädter Rathauses in dem jetzt u.a. ein Hotel untergebracht ist.



      Hier die ersten Altstadteindrücke:



      Da ich das Grün-Gelbe Haus so schön fand, ist Lefteri ein bisschen dichter ran und :un:





      Nun bekommt Ihr einen 1. Eindruck vom Verlauf der Jeetze (die hier in kleinen Nebenarmen verläuft):



      Da wir die Aussicht so schön fanden, haben Lefteri und ich mal wieder ein Experiment gestartet.
      Links seht Ihr den selben Ausblick aus der Perspektive eines Kindes oder :rollst: fahrers und Rechts aus der Sicht eines Erwachsenen (Lefteri hatte sich ganz nah direkt hinter mich gestellt und damit den gleichen „Blickwinkel“):



      Und es bleibt schön und interessant – schaut wieder rein.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      hallo liebe Schnuppi,

      wenn ihr beide Bilder gemacht habt, geht das Lob natürlich an beide.

      das mit den unterschiedlichen Perspektiven ist schon nicht schlecht. da kann man einiges anders sehen, als wie man es sonst nie gesehen hätte.

      das grün/gelbe Haus sieht zwar nicht schlecht aus, aber nicht ganz mein Fall. etwas weniger Farbe wäre hier schöner gewesen. aber wie schon oft gesagt - es ist das eigene Empfinden.

      liebe Grüße

      Ini
      Ja Ihr Beiden, das hat was mit den unterschiedlichen Perspektiven - vor allem wenn man frei entscheiden kann.
      So kann man sich eben auch mal in den Blickwinkel eines :rollst: fahrers oder eben auch Kindes hinein versetzen und das möchte ich anderen gern etwas näher bringen.

      Nochmal kurz zu meiner Aussage zurück:
      ... und weil wir zeitweise in einen politischen Teil der Deutschen Geschichte abtauchten.


      So entdeckte ich z.B. auch das Salzwedeler Notgeld:



      Das Bild ist eine public domain.

      Habt Ihr davon schon mal Originale gesehen oder mal davon gehört?
      Ich schon.
      Was mich in obigen Fall "fasziniert" ist die Tatsache, das die Scheine mal eben so vom Wochenblatt gedruckt wurden (allerdings war das in anderen Städten oft auch so).
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      So, setzen wir unseren Ausflug nach der kleinen Unterbrechung fort.

      :un: abgebildet soll der Durchgang zum ehemaligen Bügermeisterhof zu sehen sein :Nachdenken:



      Im Internet habe ich tatsächlich ein ähnliches Foto gefunden, aber so ganz sicher bin ich nicht, ob die :info: die wir haben stimmt.
      Nehmen wir den Toreinblick einfach mal hin und schauen uns weiter um.

      Wie man :un: sieht, kann schief & schräg auch schön sein :hbl2:



      Hui, wenn man zu lange hoch guckt zwackt es im Genick, aber das, was ist das...

      Ich schaue



      Lefteri schaut:



      In diesem Fall habe ich beide Fotos radikal geschnitten, weil darunter nur neumodische, häßliche Schaufenster zu sehen waren.

      Spunk, das Wort kennen wir doch irgendwo her :Nachdenken:

      Ah ja, richtig von :pippi_22:

      Es kommt erstmals 1945 in einem Buch der Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels (1978) vor und bezeichnet nichts und alles zugleich:

      "Ein neues Wort!", sagte Pippi Langstrumpf. Und sie schaute Thomas und Annika glücklich an. "Ein funkelnagelneues Wort!" "Was für ein Wort?", fragte Thomas. "Ein wunderschönes Wort", sagte Pippi, "Eines der besten, die ich je gehört habe.
      (Lindgren, A., Pippi findet einen Spunk, 1945. Heiniung, S., Übers., Hamburg, 1967)

      Wikipedia gibt noch eine weitere Erklärung:
      Spunk ist der Markenname für Salzlakritz und Weingummis, die von der dänischen Galle & Jessen A/S produziert werden. Das Lakritz ist klein, schwarz, sehr trocken und salzig.


      In unserem Fall spielt vermutlich keine der beiden Erklärungen eine Rolle, denn wie man den Fotos entnehmen kann, handelte es sich um einen Uhren- und Juweliergeschäft.

      Jetzt müssen wir aber dringend unsere Nackenmuskeln entspannen und blicken einfach mal wieder in die Gassen.



      ...und entdecken eine interessante Infotafel, doch zunächst nur das Bild:



      Nun könnt Ihr die Beschreibung dazu lesen, sofern Eure Sehkraft das zu lässt.



      Schade, das Tor ist also nicht mehr da :hbl9:

      Lassen wir unseren Blick weiterschweifen...und entdecken fast direkt gegenüber etwas seltsames.
      Ein Wasserturm? Ein Bunker?



      Aber da dann ein Stadtmauerrest...
      Ne, passt alles nicht so recht :Nachdenken:



      Dieser Gedanken und Fragen wollten wir nachgehen, aber wie?
      Davor befand sich ein hoher Baustellenzaun!
      Was tun?
      Wir latschten nachdenklich etwas weiter - und bekamen die Aufklärung!
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      *lach*

      vor Baustellenzäune steht man sehr schnell bei uns. Bei uns kann man nicht von einem Ende zum anderen Ende der großen Stadt fahren - ohne Umwege fahren zu müssen oder es stehn einem Baustellenampeln im Weg.

      ansonnsten habt ihr richtig tolle Bilder gemacht!

      dankefein dafür!

      liebe Grüße

      INi
      :schweden1: Ingen ursak, liebe Ini.

      Irgendwo steht ein Schild "Burggarten", wir gehen rein und somit wissen wir, dass da kein Bunker ist -
      hier sieht der Turm auch eher nach Burg aus,



      Rapunzel, lass Dein Haar herunter, könnte man hinaufrufen.

      Ansonsten findet man im Burggarten ein paar Burgmauerreste - diese Mauern sind, soweit ich das herausgoogeln konnte, ausnahmsweise nicht durch Kriegseinwirkung, sondern durch Stadtplanerentscheidung 1899 gesprengt worden.





      Zu finden ist außerdem ein Soldatendenkmal :



      Geht man etwas näher heran, erfährt man dass dies eine Gedenkstätte für die "Gefallenen Söhne" ist -
      die vergewaltigten Schwestern und verhungerten Kinder kriegen wohl kein Denkmal.
      Ob dieser Bau für die Kriegsopfer des 1. oder des 2. Weltkriegs ist, steht nicht dran, ich vermute aber, dass es, da typische Naziarchitektur, nach dem 1. Weltkrieg errichtet wurde.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      An einer Stelle, wo man einen spannenden Blick nach unten hat, verlassen wir den Burggarten.
      Natürlich nicht, ohne nochmals einen Blick zurück zu werfen:



      Sieht schön aus, viel schöner als der Zugang den wir zum betreten gewählt hatten!
      Aber was hat diese Figur :un: zu bedeuten? Wir wissen es nicht genau, ahnen es lediglich:



      Wir denken aber auch nicht weiter darüber nach, da uns erneut eine Augenweide erwartet...
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Ja Ini, da wirst Du recht haben, denn die Burg wurde im 9. Jahrhundert gegründet, der Burgturm jedoch erst im 13. Jahrhundert (der hatte ursprünglich übrigens noch ein Spitzdach) und diente zum Schutz der alten Salzstraße.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Nachdem wir den Nachtwächter ausgiebig gewürdigt haben, müssen wir uns erstmal orierntieren, wohin wir hier hinabgestiegen sind - offensichtlich in den Garten des Hofcafes (li. Schnuppis Perspektive, re. meine).



      Nach Cafe und Baumkuchen ist uns noch nicht, auch wenn uns das Baumkuchenauto dazu einladen soll -



      ein Barkas, Baujahr ca. 1958.

      Salzwedel ist seit mindestens 1807 ein Zentrum des Baumkuchens und damit eines "wertvollen Rohstoffs",
      zumindestens wenn man DDR-Richtern glauben darf :traurigdenkend:
      1958 Von der DDR werden Mutter und Tochter enteignet. Frau Kruse wird im Alter von 72 Jahren zu 2 Jahren Haft verurteilt. Ihr wird zur Last gelegt, durch den Baumkuchenversand ins Ausland (BRD), der DDR-Bevölkerung wertvolle Rohstoffe entzogen zu haben.
      (Quelle)


      Inzwischen erstrahlen Hofcafe und Baumkuchenlieferauto wieder in neuem Glanz.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Die Aufnahmen von dem Tutut hast Du echt super hinbekommen Lefteri :hbl8:

      Habe auf einer meiner Foto :dvd: noch ein Tufftuff gefunden (freies Bild von einem meiner Grafikprogramme), das zwar witzig ausschaut :un:



      aber das von Lefteri gefällt mir dennoch besser :hbl2:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      So, aber nun ist eine kleine Pause fällig und die bietet sich auch gerade an, denn wir sind an einem kleinen Marktplatz angekommen mit einem bezaubernden Ministraßencafé.

      Das :un: sehen wir um uns herum:









      Nachdem Grizzly diese Bilder gemacht hatte, "entriss" ich ihm den Fotoknips, denn ich wollte noch bei dem letzten Haus, also bei dem Foto das er als letztes machte, noch etwas anderes rausholen :hbl19:



      Wisst Ihr was das für Sträucher sind?
      Es ist Pampagras!
      Also stellte ich mich mit :rollst: fast mitten in die Pampa :hbl2:

      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)