10. September

      1874:
      Papst Pius IX. verbietet in der Bulle Non expedit den italienischen Katholiken aktiv oder passiv an Wahlen teilzunehmen.
      Grizzly sein :senf2: :vogelzeig: :vogelzeig: :vogelzeig:

      1989:
      Gründung des DDR-Regime-kritischen Neuen Forums in Ost-Berlin.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -

      RE: 10. September

      Original von Grizzly
      1874:
      Papst Pius IX. verbietet in der Bulle Non expedit den italienischen Katholiken aktiv oder passiv an Wahlen teilzunehmen.
      Grizzly sein :senf2: :vogelzeig: :vogelzeig: :vogelzeig:


      Nun ja, ich weiß zwar gerade nicht wann die Bestimmung erlassen wurde, das Politik und Kirche von einander getrennt gehalten werden sollen, aber entschieden wurde so :floet1:

      Übrigens noch was (ah gucke mal da...):

      † 1547: Pier Luigi II. Farnese, außereheliche Sohn von Alessandro Farnese, dem späteren Papst Paul III. :link_blau:

      Geschichte kann doch auch so spannend sein. :angels:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      1419: Die Ermordung des burgundischen Herzogs Johann [span=orange]Ohnefurcht[/span] auf der Brücke von Montereau-Fault-Yonne mit Wissen des Dauphins Karl unterminiert Friedensansätze im französischen Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons. Burgund verbündet sich mit England.

      Da kann man wohl nur hoffen, das er ohne Furcht war, als er seiner Ermordung ins Auge blicken musste.

      1919: Der Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye wird unterzeichnet. Er regelt nach dem Ersten Weltkrieg die Auflösung des Kaiserreiches Österreich-Ungarn und die Bedingungen für die neue Republik Österreich. Unter anderem darf der Name Deutschösterreich nicht mehr geführt werden und der Anschluss an die Weimarer Republik wird verboten. :klickmich: und :klickmich:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Mehr zu Johann Ohnefurcht :klick:

      Und auch am 10. September waren die Menschen, Männer vor allem, wieder sehr nett zueinander ... :traurigdenkend:

      1481
      Ein neapolitanisches Heer erobert die italienische Stadt Otranto zurück, die im Jahr zuvor im Otranto-Feldzug der Osmanen an jene gefallen war.

      1861
      In der Schlacht bei Carnifex Ferry im Amerikanischen Bürgerkrieg besiegen die Unionstruppen unter William Starke Rosecrans die Konföderierten und erobern die Herrschaft über das Kanawha-Tal im westlichen Virginia zurück.
      Grizzly sein :senf2: 250 Tote, übrigens, nur an einem Morgen.

      1898
      Der Anarchist Luigi Lucheni sticht in Genf Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, genannt Sisi, nieder.

      Die mit einer Feile (für ein wirksameres Mordwerkzeug fehlte dem Attentäter das Geld) zugefügte Herzverletzung wäre bei rechtzeitiger Behandlung nicht tödlich gewesen.
      Der Einstich war so klein, dass er zunächst nicht bemerkt und für einen Faustschlag gehalten wurde. Die Kaiserin erhob sich wieder, bedankte sich bei allen Passanten, die zur Hilfe herbei geeilt waren, und unterhielt sich mit ihrer Hofdame Irma Sztáray über den Vorfall. Erst an Bord des Schiffes brach die Kaiserin endgültig zusammen. Ihre letzten Worte waren: „Aber was ist denn mit mir geschehen?“ Bald darauf starb sie im Hotel, in das sie zurückgebracht worden war.
      :link:

      Der Attentäter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt - im Kanton Genf war die Todesstrafe zu diesem Zeitpunkt schon abgeschafft - und erhängte sich am 19. Oktober 1910 in seiner Zelle.
      :link:
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      - Kurt Tucholsky -
      1944
      Das von Deutschland okkupierte Großherzogtum Luxemburg wird durch amerikanische Truppen befreit.
      Insgesamt starben 5.703 Einwohner Luxemburgs während des Zweiten Weltkrieges. Das entspricht 1,9 % der damaligen Bevölkerung (290.000).
      · Von den 10.211 zwangsrekrutierten Luxemburgern der Jahrgänge 1920 - 1927 kamen 2848 (28 %) ums Leben, 96 werden immer noch vermisst. Dies ist auch aus demografischer Sicht relevant, da es sich um junge Männer handelte, die somit zum Bevölkerungswachstum nichts mehr beitragen konnten.
      · Rund 600 Personen starben infolge von Kriegshandlungen, vor allem während der Ardennenoffensive.
      · 3.963 Personen wurden in Konzentrationslagern oder in Gefängnissen inhaftiert. 791 von ihnen starben.
      · 3.614 junge Mädchen wurden zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. 56 von ihnen starben, 2 werden immer noch vermisst.
      · 4.186 Personen wurden deportiert. 154 von ihnen starben.
      · 57 Untergrundkämpfer starben.
      · 71 % der 3.500 in Luxemburg lebenden Juden wurden ermordet.
      · 640 Personen verloren aus politischen Gründen ihre Arbeit.
      · Etwa ein Drittel der Häuser wurden durch Kriegshandlungen beschädigt.
      de.wikipedia.org/wiki/Luxemburg_im_Zweiten_Weltkrieg

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      - Kurt Tucholsky -
      1964
      In Köln trifft der millionste Gastarbeiter der Bundesrepublik Deutschland, der Portugiese Armando Rodrigues de Sá, ein. Er erhält bei seiner Ankunft ein Moped als Geschenk.
      Von seinen Bekannten und seiner Familie wird Armando Rodrigues de Sá als ausgesprochen freundlich und zuvorkommend beschrieben, als kultivierter und bescheidener Mann. Er spielte gerne Karten, trank kaum Alkohol und hatte keinen Hang zu Meinungsverschiedenheiten. Seinem Sohn gab er gerne den Rat: „Wie Du Dich kleidest, so wirst Du behandelt!“. Diesen Rat hat Armando offensichtlich selbst befolgt, was sich an den Pressedarstellungen zur Begrüßung des millionsten Gastarbeiters belegen lässt. Er war äußerst sparsam. Das in Deutschland verdiente Geld überwies er in großen Teilen nach Portugal. Seine Familie konnte damit dem Schwager die zweite Hälfte des geerbten Hauses abkaufen. Das übrige Geld, sowie die ausgezahlten Rentenbeiträge, wurden in den Jahren seiner Rückkehr vor allem für Arztkosten aufgewendet.

      Armando Rodrigues de Sá starb 1979 in seinem Heimatdorf Vale de Madeiros an Magenkrebs.
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      10.9.1969: EKD-Spaltung
      20 Jahre nach der Spaltung Deutschlands besiegelte die Wahl Albrecht Schönherrs zum Vorsitzenden des neuen "Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR" am 10. September 1969 auch die Existenz zweier Evangelischer Kirchen. Schönherr, ein Schüler Dietrich Bonhoeffers, steht dem Bund bis zu seiner Pensionierung 1981 vor.

      ( ... ) die neue Verfassung der DDR verbietet ihren Bürgern die Mitwirkung in Gremien, die gemeinsam aus Ost- und Westdeutschland besetzt werden. So soll die lästige Gemeinsamkeit einer gesamtdeutschen Evangelischen Kirche über die Bündnisgrenze des "Eisernen Vorhangs" hinweg endlich beendet werden.

      Um der Illegalität zu entgehen, sind die Landeskirchen der DDR gezwungen, einen eigenen Kirchenbund zu gründen, was damals im Westen Deutschlands für große Aufregung sorgt und teilweise bis heute umstritten ist. Erst zwei Jahre später erkennt die DDR-Regierung diesen Bund an. Das Band zwischen Kirche und Staat blieb brüchig. Altbischof Schönherr bemühte sich um eine Politik der Vernunft - und trotzdem:

      Schönherr: "Es war immer ein gespanntes Verhältnis. In dem Staat regiert eben eindeutig die SED, und es war ein Grundsatz der SED: Religion ist etwas was den früheren bürgerlichen Zeiten angehört und absterben wird mit dem Sozialismus. Der Staat war der Staat der SED, in dem sie eindeutig regierte und alles, was es sonst noch so gab, CDU und FDP oder LDPD hieß das damals, das waren so genannte Blockpartei, ohne eigene Befugnis. Und in der SED war man dem Marxismus/Leninismus verhaftet, in dem die Religion eine Rolle spielt, so etwa wie eine bürgerliche Reminiszenz, etwas, was längst überholt ist. Was von Marx her und von dessen gesellschaftspolitischen Vorstellungen keine Berechtigung mehr hat."

      Denn "Aufbau des Sozialismus" heißt immer auch Durchsetzung des Atheismus. Die Konsequenzen nachzuempfinden, damit tun sich die Brüder und Schwestern der Westkirche schwer. Doch letztlich überwiegt das Gefühl, dass man auch über die Systemgrenzen hinweg in einem Boot sitzt, besonders im Kampf gegen die atomare Rüstung. Die Kirchen in Ost und West besinnen sich einer gemeinsamen Zielsetzung:

      Schönherr: "Unsere wichtigste Aufgabe war, alles abzubauen, was sich zwischen beiden Teilen Deutschlands kriegsfördernd darstellen könnte, und wir haben eine Friedensaufgabe gesehen. Sie müssen mal sehen, was das für eine Grenze war. Es war eine Grenze zwischen den zwei Weltkräften, auf der einen Seite der Westen, auf der anderen Seite der Osten, beide waren hochgerüstet mit Atomwaffen. Es gab Zeiten, in denen es dicht dran war, dass losgeschlagen wurde. Und wir haben beide - von der Kirche her - versucht, dass die Konflikte nicht verschärft wurden, sondern im Gegenteil. Und wir haben sogar in den 70er Jahren eine gemeinsame Erklärung unterschrieben, Ost und West, zur Wiederkehr des Tages der Kapitulation. Also der gute Wille war groß."

      Letztlich siegt dieser Wille, die trennende Grenze zu überwinden. Als 1989 der Unmut der DDR-Bevölkerung gegen das autoritäre und restriktive Regime zum Sturz der DDR-Regierung führt, da zeigt sich, dass es nicht zuletzt ein Verdienst der evangelischen Kirche der DDR ist, wenn kritisches Gedankengut entgegen vieler Widerstände überleben und sich weiter verbreiten kann.

      In den 1980er Jahren hat sich die Kirche in der DDR zum Hort der alternativen Friedensbewegung entwickelt. Viele Menschen und Gruppen kommunizieren und agitieren hier gegen die offizielle Regierungsdoktrin. Im Jahre 1991 vereinen sich die Evangelischen Kirchen in Ost und West wieder unter dem Dach der gemeinsamen Evangelischen Kirche Deutschlands.

      kalenderblatt.de/index.php?wha…r=2015&lang=de&dayisset=1
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      Es gibt da eher eine zwiespältige Erinnerung.
      Und die mache ich nicht an den Recherchen von Historikern
      fest, sondern an eigenem erlebten.
      Ja, die DDR war eine Diktatur des Proletariats unter Führung der SED.
      Und ja, Atheismus war die bevorzugte Lebensanschauung, zumindest
      wenn man vorderste Plätze in der Leitungsebene von Wirtschaft, Politik,
      Bildung und Militär besetzen wollte. Für die Mehrheit der Bevölkerung
      gab trotzdem immer die Möglichkeit sich religiös zu betätigen.
      Hauptsache man hängte es nicht an die große Glocke
      zB. rief zu Demos auf oder verweigerte den Wehrdienst.

      Ich war und bin Mitglied der evangelischen Kirche. Damals war ich in
      der "Jungen Gemeinde", bin getauft, wurde konformiert und habe trotzdem
      keine spürbaren Benachteiligungen bei Abitur und Studium gehabt.
      War halt kein Krawallo und Selbstdarsteller. :zwinker2:
      Die Gründung des eigenen Kirchenbundes in der DDR war zwar schmerzlich
      aber auch irgendwie logisch. Wie sollten unsere Kirchen in einem Gremium
      gleichberechtigt mitwirken in dem sie nur auf den Widerstand gegen die eigene
      Regierung geeicht werden? Dies brächte auf Dauer nur eskalierende Konflikte
      welche auf dem Gebiet der DDR ausgetragen werden sollten. Heute sagt man dazu:
      Destabilisierung
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

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      Gegen die Bildung einer eigenen DDR-Kirche sag ich gar nix, das war wohl sinnvoll - ich hab's ganz wertfrei als historisches Ereignis hier reingestellt.

      Für die Mehrheit der Bevölkerung gab trotzdem immer die Möglichkeit sich religiös zu betätigen. Hauptsache man hängte es nicht an die große Glocke zB. rief zu Demos auf oder verweigerte den Wehrdienst.

      Meine Brandenburger Tante war Pfarrerswitwe mit 9 Kindern, darunter Zwillingen in meinem Alter. Der eine verpflichtete sich bei der NVA für (mW) 3 Jahre, studierte danach und wurde Betriebsleiter (und nach der Wende DGB-Funktionär in der Frankfurter Zentrale). Der andere verweigerte, wurde Bausoldat, durfte nicht studieren und wurstelt sich nach einer handwerklichen Ausbildung recht und schlecht durch. Er hat's nicht schlecht, aber muss sein Lebtag kämpfen.
      :reg:
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      1874: Papst verbietet Teilnahme an Wahlen
      Non expedit (Latein für (es ist) nicht angebracht) wird als Bezeichnung für eine am 10. September 1874 von Papst Pius IX. erlassene Bulle verwendet. Der Papst verbot den gläubigen italienischen Katholiken in dieser Bulle vor dem Hintergrund der Entziehung von kirchlichen Privilegien durch den jungen italienischen Nationalstaat die aktive und passive Teilnahme an demokratischen Wahlen. Die Anweisung behielt bis 1919 zumindest formal Gültigkeit.

      Der Hintergrund war, dass 1870 das Königreich Italien den bisher unabhängigen Kirchenstaat besetzt und gegen den Widerstand des Papstes annektiert hatte. Pius IX. erklärte sich daraufhin zum Gefangenen im Vatikan. Dieser Zustand wurde endgültig erst 1929 durch die Lateranverträge beendet, durch die der jetzige Völkerrechtsstatus des Heiligen Stuhls anerkannt wurde.

      de.wikipedia.org/wiki/Non_expedit

      Grizzly sein :senf2: Wer hat sich an dieses Schwachsinnsverbot wohl gehalten ?
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      - Kurt Tucholsky -
      Wenn ich daran denke, wie stark selbst heute
      noch das öffentliche Leben in "streng" katholischen
      Gegenden von der Kirche beeinflußt wird ist meine
      persönliche Vermutung: Die Mehrheit der gläubigen
      Katholiken hat sich aus Protest gegen die Annektion
      des Vatikans daran gehalten. Ansonsten hätten sie
      u.U. die Exkommunion erhalten und wären zur Hölle
      hinabgefahren. Keine schönen Aussichten.... :zwinker2:
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      Ich weiss es nicht. Im Internet ist auch schlecht etwas dazu zu finden.
      Was anderes:
      Wenn ich daran denke, wie stark selbst heute noch das öffentliche Leben in "streng" katholischen Gegenden von der Kirche beeinflußt wird ...

      Die evangelischen Freikirchler sind da auch nicht so ohne. Ich musste mal 3 Monate in deren Gebiet (Westerwald) Doktor spielen, als nächstes verschlug es mich ins katholische Schweinfurter Umland. Dort fand ich die Nonnen in der Gemeindepflege direkt weltoffen und liberal, keine frommen Sprüche zwischendurch usw. :kratz:
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Was mich zuversichtlich stimmt ist der Fakt:
      Religion ist das, was der Mensch aus einer Idee
      für sein persönliches Leben macht. Es kann gut
      oder böse sein. Bei einem bin ich mir aber sicher:
      Wenn es einen Gott gibt sitzt er irgendwo und schüttelt mit
      dem Kopf wenn er sieht, was der Mensch in seinem Namen
      veranstaltet. :kopfkratz:
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

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      10.9.1941
      In Moskau beginnt der Deutsche Volkssender seine Hörfunksendungen in deutscher Sprache. Informationen und Propaganda sollen im Reich zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten ermutigen.

      Der Deutsche Volkssender war ein antifaschistischer Hörfunksender, der vom 10. September 1941 bis 15. Mai 1945 von Moskau in der Sowjetunion aus sendete und sich in deutscher Sprache an die Bevölkerung des Deutschen Reiches richtete. Er verstand sich als Nachfolgesender des Deutschen Freiheitssenders 29,8. Über den Volkssender meldeten sich zahlreiche Funktionäre des Zentralkomitees der KPD aus dem Exil in Moskau, u. a. Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht, die sich auch schon über den Freiheitssender 29,8 an das deutsche Volk gewandt hatten.

      Der Sender versuchte durch Informationen und Propaganda den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Deutschland zu unterstützen und zu ermutigen. So wurden Wandparolen und Flugblätter vorgelesen und auch verschlüsselte Nachrichten an kommunistische Widerstandsgruppen gesendet. Daneben wurden in Kriegsgefangenenprogrammen die Namen von gefangenen Wehrmachtssoldaten verlesen und die Hörer aufgefordert, die Verwandten über den Verbleib der Soldaten zu informieren. Dadurch erreichte der Sender eine gewisse Beliebtheit.

      Im Rahmen des Volkssenders wurden verschiedene Unterprogramme ausgestrahlt, wie der Soldatensender, Frauensender und Jugendsender Sturmadler.

      Mitarbeiter (Auswahl)

      Anton Ackermann (Redakteur, Sprecher)
      Martha Arendsee (Redakteurin, Sprecherin, hauptsächlich beim Soldatensender)
      Johannes R. Becher (Lesungen, gelegentl. Mitarbeit)
      Willi Bredel (Redakteur)
      Gustav Gundelach (Sprecher und Redakteur),
      Richard Gyptner (Redakteur, Sprecher, Militärkommentator, ab 1944 Chefredakteur des Soldatensenders),
      Georg Hansen (ab 1944 Chefredakteur)
      Wilhelm Pieck (Aufrufe und Ansprachen)
      Walter Ulbricht (Aufrufe und Ansprachen)
      Erich Weinert (Aufrufe und Ansprachen)
      Friedrich Wolf (Mitarbeit)
      Markus Wolf (Sprecher, Redakteur)
      Hedda Zinner (Redakteurin beim Frauensender)


      de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Volkssender
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Einige dieser Mitarbeiter hat man später an exponierter
      Stelle im "antifaschistischen" Teil Deutschlands
      (sowjetische Besatzungszone, später DDR)
      wiedergetroffen.
      Eng verbunden mit dem "Deutschen Volkssender" war auch
      das NKFD (Nationalkommitee Freies Deutschland).
      Über diese politische Organisation wurden dann die ersten
      Führungsposten bei der Selbstverwaltung der Deutschen in
      der sowjetischen Besatzungszone besetzt.

      Für Infos hier entlang:
      de.wikipedia.org/wiki/Nationalkomitee_Freies_Deutschland
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

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      :ob: Interessanter Link !
      V.a. über die Aktivitäten solcher Widerstandsgruppen in Ländern ausserhalb der SU - das wusste ich selber nicht.
      Auch in Frankreich und anderen Ländern bildeten sich ähnliche Gruppen (z. B. BFDW „Bewegung Freies Deutschland im Westen“ in Frankreich, gleich: CALPO – Comité „Allemagne libre“ pour l’Ouest, zuständig auch für Belgien und Luxemburg). Die französische Résistance akzeptierte den BFDW offiziell als Teil der Résistance. In der Wehrmacht bestanden illegal sogenannte Wehrmachtsgruppen. Ihre Aktivitäten umfassten die Sammlung von Informationen, die Verbindung zur Résistance, die Verteilung von Propagandamaterial, Sabotage und Waffenbeschaffung. In mehr als 25 Städten bestanden Lokalkomitees, in fast allen Gebieten bis Oktober 1944 Orts- bzw. Regionalkomitees.

      Nach dem Vorbild des NKFD wurde August 1944 in Griechenland ein Antifaschistisches Komitee Freies Deutschland (AKFD) gebildet. Es konstituierte sich beim Hauptquartier der griechischen ELAS in Absprache mit einer sowjetischen Militärmission durch ehemalige Angehörige der Strafdivision 999, nämlich Falk Harnack und Gerhard Reinhardt. Mit dem NKFD in Russland bestand loser telegrafischer Kontakt. Das AKFD existierte nur bis Dezember und war vor allem mit der Eingliederung deutscher Kriegsgefangener und Überläufer sowie der Anwerbung aus restlichen Wehrmachtseinheiten betraut. Im beginnenden Griechischen Bürgerkrieg wurden deutsche Kämpfer von der ELAS auch gegen britische Truppen und die mit ihnen verbündeten nationalistischen Milizen, wie EDES, eingesetzt.

      Nachdem sich die Regierungen in Schweden und der Schweiz auf die Neutralität des jeweiligen Landes berufen hatten und den Flüchtlingen jede politische Betätigung untersagten, gründeten erst im Januar 1944 deutsche Exilanten den „Freien Deutschen Kulturbund“ in Schweden als einen überparteilicher Bund, der so ziemlich alle politischen Richtungen der Weimarer Republik umfasste. Die Bewegung „Freies Deutschland“ in der Schweiz wurde erst im März 1945 offiziell zugelassen.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
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