Wiener Zentralfriedhof

      Wiener Zentralfriedhof

      Zunächst einen kleinen musikalischen Eindruck (Fortsetzung mit Fotos folgt): [youtube]5QTZKh_bI08[/youtube]
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Der Wiener Zentralfriedhof (übrigens die zweitgrößte Europas) ist nicht, wie man vom Namen her annehmen könnte, im Zentrum von Wien, sondern am südlichen Stadtrand - in Simmering.
      Der Zentralfriedhof umfasst eine Fläche von 2,5 km² und steht allen Konfessionen offen.
      Mit dem Auto ist er nur gegen eine Gebühr befahrbar.
      Halbstündlich fährt eine Friedhofseigene Busrundlinkie die Nr. 11 rund um den Friedhof.

      Bei Tor 3, dem Hauptportal, sieht man schon von Ferne die Karl-Borromäus-Kirche, besser bekannt als Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche :un:



      Von Ruhe kann hier nicht die Rede sein, denn in dieser Allee sind sehr viele Ehrengräber - aber nicht überall wo ein Name drauf steht, ist auch derjenige drin, es sind dann Denkmäler die berühmten Persönlichkeiten gewidmet waren bzw. sind.

      Curd Jürgens :un:



      Zu diesem Zweck wurden bereits vor Anlegung des Zentralfriedhofes verstorbene Berühmtheiten wie Ludwig van Beethoven und Franz Schubert hierher überführt und in Ehrengräbern bestattet oder erhielten wie Wolfgang Amadeus Mozart ihnen gewidmete Grabdenkmäler.


      Doch natürlich sind hier auch Grabstellen zu finden, die Geschichten erzählen.
      Lasst die Fotos einfach auf Euch wirken:





      Lefteri und ich kamen bei unserer Entdeckungsreise so gar nicht recht aus dem Erstaunen heraus.
      Was für Bauten, was für wunderschöne Familiengräber.







      Mir persönlich wurde ein klein wenig gruselig als wir - übrigens ungehindert - den jüdischen Teil des Friedhofs durchstreiften.
      Überall wucherte und wuchs es wie die Natur es wollte.
      Bei folgendem Fotos :unten: ahnt man noch nicht, auf welche "Naturschauspiele" man trifft:





      Und so recht mochten wir auch nicht die völlig bewilderten Grabstätten fotografieren und machten noch eins, was wir mit unserem Gewissen vereinbaren konnten:



      Als wir dann aber ein kleines Getier entdeckten, musste die Kamera herhalten :un:



      Wer ließ sich da so häuslich nieder...? :re:

      Kurz zum allgemeinen des Zentralfriedhofes zurück.

      Nicht nur die Reichen siedeln sich hier an, das sollte sich jeder immer wieder bewusst machen. In der "Totenstadt" gibt es auch Armenviertel. Wird die Gebühr für ein Grab nicht entrichtet, lässt es die Friedhofsverwaltung noch einige Zeit verfallen, dann wird es "recyclet". Der Grabstein und die Einfassung wird abgebaut und vom Steinmetz für einen anderen Toten neu hergerichtet. Das Grab wird geleert und an jemand anderen vermietet. Auch in dieser Stadt ist ein Platz zu wertvoll, um ihn brach liegen zu lassen.....
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Den Wiener Zentralfriedhof kann man eigentlich nicht verfehlen, zumindest nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

      Straßenbahnlinien 6 und 71 zu den Toren 1, 2 und 3
      Buslinien 171 zum Tor 3
      Schnellbahn S7 zum Tor 11

      Parkmöglichkeiten befinden sich bei den Toren 1, 2, 3, 9 und 11.

      Öffnungszeiten:
      November bis Februar: 8-17 Uhr
      März bis April: 7-18 Uhr
      Mai bis August: 7-19 Uhr
      September bis Oktober: 7-18 Uhr

      P.S. Übrigens gibt es für Tiere eine eigene Tierbestattung!
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Spannend finde ich die Abdeckung der Gräber - meistens mit Abdeckplatten - und das man so anstandslos zum jüdischem Teil kommt, was z.B. in Hamburg-Ohlsdorf nicht geht.
      Außerdem wird da doch sehr auf Kopfbedeckung geachtet, in Wien habe ich davon nichts mitbekommen.
      Ob das eine besser oder schlechter ist, will ich gar nicht beurteilen, denn es ist eine Glaubensfrage, aber als Besucher fand ich es gut dass wir ungehindert und ohne Umwege in diesen Teil des Friedhofes konnten.

      Beim Zentralfriedhof fällt mir noch eine allgemeine Regelung und Vorgabe im Todesfall ein:

      Jeder Todesfall erfordert Maßnahmen, die - wie schmerzlich die persönlichen Empfindungen auch sein mögen - in einer bestimmten Reihenfolge und innerhalb eines bestimmten Zeitraumes vor und nach der Beerdigung eines Verstorbenen zu treffen sind.

      Nach Eintritt eines Todesfalles nehmen Sie am besten so rasch wie möglich mit einer der Kundenservicestellen der BESTATTUNG WIEN Kontakt auf. Unsere Mitarbeiter informieren Sie ausführlich über die erforderlichen Wege.

      Entnommen aus der SEITE


      Es gibt dort keine Bestattungsinstitute wie man sie vermutlich auch :brd: kennt, sondern es ist "zentral" geregelt - eine Hauptsstelle mit Nebenstellen.
      Dort mal zu stöbern, wenn man aktuell gerade nicht betroffen ist, lohnt sich, denn dort sind hochinteressante Informationen zu bekommen.

      Und was auch ganz spannend und informativ bei einem Wien Aufenthalt ist - das BESTATTUNGSMUSEUM]

      Grizzly und ich haben es uns "mit Begeisterung" angeschaut, bzw. eine Führung mitgemacht.
      Dort sind nicht nur Ausdrucksstarke Ausstellungsstücke anzugucken, nein, man erfährt auch vieles über die Angst vor dem Tod und insbesondere von der Angst lebendig begraben zu werden!
      Man sah deshalb eine testamentarische Verfügung vor,
      wonach ein diesbezüglich Verängstigter nach seinem mutmaßlichen Ableben sich ausbeten konnte,
      vor der Bestattung mit einem Stich ins Herz sicherzustellen,
      um auch wirklich eine tote Leich' zu sein ... :link:

      Während der erwähnten Führung beging Grizzly den Fehler,
      dem Führer, einem Bestatter, seinen Beruf zu verraten.
      Der übertrieb's dann ein bissl mit der Fachsimpelei und "Herr Doktor" hier und "Herr Doktor" da
      (die Wiener stehen ja total auf Titel),
      bis einer aus der Gruppe Grizzly bei weiterer Fachsimpelei einen Herzstich androhte :erschrocken2:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Von Grizzly erfuhr ich, das er während seines Wienaufenthaltes auch wieder auf dem Zentralfriedhof war (es werden sicher bessere Fotos, als die obigen, folgen), deswegen (und für Karin) mal ganz frech :nachobenschieb:

      Übrigens, was mir jetzt erst auffiel:
      Bei meinem Kurzbericht oben erwähnte ich gar nicht, das man direkt auf dem Friedhof einen "Leitfaden" erwerben kann:

      Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof
      Robert S. Budig, Compress Vlg. Wien
      ISBN 3-900607-26-5 - Neupreis ist mir nicht bekannt.
      Gebraucht sehr günstig über Onlineshops erhältlich!


      Das Buch beinhaltet übrigens einen Friedhofsübersichtsplan!
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Der Friedhof lebt ...

      Bei meinem von Schnuppi schon erwaehnten Besuch von vor 2 Wochen tobten 2 Rehboecke zwischen den juedischen Graebern herum (da kann man sich am besten verstecken ...) und machten ein Spielchen mit mir, indem sie sich mit einigem Erfolg bemuehten, meiner Kamera zu entgehen.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Irgendwo in der Ferne glaubte ich dann doch, eines erwischt zu haben -
      auf dem kleinen Suchbild meiner Kamera konnte ich das natürlich nicht überprüfen.

      Das war mein erstes Bild.


      Hier, auf Schnuppis Bearbeitung, lässt sich am Ende des Wegs etwas erahnen.


      Dann haben wir den Ausschnitt vergrößert und da ...



      Leider ein bissl unscharf, aber besser haben wir das beide nicht hingekriegt.
      Immerhin erkennt man was.

      Früher hatten sie auf dem Friedhof eigene Jäger angestellt, die die Viecher abschiessen sollten, aber irgendwann kamen sie wohl zu dem Schluss, dass auf dem Friedhof schon genug Tote herumliegen, und lassen seither Rehe, Kanickel und was da sonst rumläuft, am Leben.

      Optimal geht's denen natürlich im alten jüdischen Friedhof, der mir in seiner naturbelassenen Verwunschenheit am besten von allen Friedhofsteilen gefällt. Die Toten sollen halt in Ruhe gelassen werden, ihre "Wohnung" jedenfalls. Wer etwas mitbringen will, legt einen Stein aufs Grab.









      Wobei hier wohl jemand Zweisprache mit einem seiner Angehörigen gehalten haben mag und auf sein Wohl eine Flasche (hoffentlich) guten Tropfens geleert hat. Wenn man genau hinschaut, steckt ein Zettel im Flaschenhals - ich phantasiere, dass er ihm da etwas mitgeteilt hat. Nachlesen wollte ich nicht, es gibt ja so was wie ein Postgeheimnis.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Dieser Prachtbau ist die Hauptfriedhofskirche und nach Karl Borromäus benannt, fragt mich nicht warum.







      Ob diese so intelligent dreinschauende Priesterfigur den Karl Borromäus darstellen soll,
      weiss ich leider auch nicht.




      Wer im Übrigen vor seinem Ableben den Bundespräsidenten gegeben hat :oesterreich1:
      für den ist vor der eben erwähnten Kirche ein Gruftplatz reserviert, der Präsidentengruft:





      Unsere :brd: Präsis muss man erstmal mühsam in allen möglichen Bundesländern,
      in denen man sie abgelegt hat, suchen :traurigdenkend:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Original von Grizzly
      Unsere :brd: Präsis muss man erstmal mühsam in allen möglichen Bundesländern,
      in denen man sie abgelegt hat, suchen :traurigdenkend:


      Wo denn eigentlich ?
      Ich hab mal nachgegoogelt:

      Theodor Heuss: Stuttgart Waldfriedhof
      Heinrich Lübke: Enkhausen/Hochsauerland
      Gustav Heinemann: Essen Parkfriedhof
      Johannes Rau: Berlin Dorotheenstädtischer Friedhof

      Die übrigen erfreuen sich noch ihres Lebens.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -