Zittau und das Dreiländereck (2007)

      Alles gebongt, nun verstehe ich warum Du es so genannt hast.

      :merci1:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      War halt ein Gag ... :grins:

      Ansonsten hab ich die vorangegangenen Postings nachträglich mit Bildern verziert.
      Das hier ist die Blumenuhr von Zittau.
      Bilder
      • zi.blumenuhr.jpg

        108,92 kB, 600×400, 198 mal angesehen
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Oh ist die schön.
      Wer wohl auf diese tolle Idee gekommen ist?
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Original von Schnuppi
      Oh ist die schön.
      Wer wohl auf diese tolle Idee gekommen ist?

      Das weiss ich jetzt nicht.

      Jedenfalls gibts das in einigen Städten :klick:

      Dann kann man das aber noch ganz anders verstehen:

      Linnés Blumenuhr:

      Der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linné war nicht nur Verfasser zahlreicher theoretischer Schriften, sondern legte auch 1745 erstmals die von ihm entwickelte Blumenuhr im Botanischen Garten von Uppsala an. Dabei handelte es sich um ein Blumenbeet in Form eines Zifferblatts mit reihum 12 Unterteilungen, die mit den zur jeweiligen Stunde blühenden krautigen Pflanzen bepflanzt waren. Denn bei der Beobachtung der Natur in seiner nächsten Umgebung hatte er die für seine Zeit überraschende Feststellung gemacht, dass bestimmte Pflanzenarten nur zu bestimmten Tageszeiten blühten. Darauf aufbauend intensivierte Linné seine Forschung und stellte fest, dass diese pflanzlichen Aktivitäten während der gesamten (schwedischen) Wachstumsperiode immer zur gleichen Tages- oder Nachtzeit stattfanden.

      So ergab sich für ihn die Idee einer gepflanzten Uhr fast von selbst. Indem er im Ein-Uhr-Feld die krautigen Pflanzen anpflanzte, die entweder um 13:00 Uhr oder um 01:00 Uhr ihre Blüte ganz geöffnet hatten und in den Feldern 2 bis 12 die jeweils entsprechenden Pflanzenarten, hatte er eine exakte, natürliche Uhr geschaffen. Es soll ihm bei der Frage nach der Uhrzeit ein Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf seine "Blumenuhr" genügt haben, um die Uhr bis auf 5 Minuten genau abzulesen.

      Folgende Beispiele aus mitteleuropäischen Breitengraden in Bezug auf MEZ:

      * Kürbis 5 bis 15 Uhr
      * Waldsauerklee 10 bis 16 Uhr
      * Sumpfdotterblume 8 bis 21 Uhr
      * Klatsch-Mohn 5 bis 18 Uhr
      * Distel 6 bis 12 Uhr
      * Huflattich 7 bis 16 Uhr

      (aus Wikipedia)
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      :lacht_kringe_anim: Wieder etwas schlauer :lacht_kringe_anim:

      Dank Dir :bussi:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Warum ich eigentlich eine ganze Woche in Zittau Quartier gemacht habe, ist einer Stippvisite 2006 zu verdanken. damals war ich von Meissen aus schon mal hier:

      In der "Sächsischen Zeitung" steht,
      dass am Abend des 29. April 2006 -meinem Geburtstag-
      am Dreiländereck ein Europa-Fest stattfindet,
      aus Anlass des jahrestags des EU-Beitritts Polens und Tschechiens.
      Was ein überzeugter Internationalist ist, wie ich, der muss da hin.

      Von Meißen über Dresden nach Zittau mit dem Zug ist nicht die Hürde.
      Zittau ist ein hübsches Barockstädtchen, eher österreichisch anmutend,
      aufgrund des Regenwetters aber eher trist.
      Nachdem ich herausbekommen hab,
      dass das Dreiländereck zu Fuß zu weit ist,
      nehm ich mir ein Taxi.

      Ich hätt schon misstrauisch werden müssen, als er die Zentrale anrufen muss,
      um zu erfahren wie man das hin kommt.
      Auf einem Radweg an der Neisse setzt er mich dann ab,
      in Sichtweite von Musik, Festzelten und Fahnen.
      Eine Brücke über die Neisse steht auch da.
      Naja.

      Eine ältere Dame erklärt mir, die Brücke sei seit 1945 gesperrt,
      obwohl sie eigentlich übergehbar aussieht.
      Aber wenn die Deutschen eine Brücke sperren, machen sie das gründlich.
      Eisengitter mit Übersteigschutz, einen Meter über die Brücke hinaus.
      Für Sportmuffel wie mich ist da keine Chance.
      Wo die nächste Brücke ist ?

      Man sagt mir, eine halbe Stunde nach Süden.
      Ich lauf, angespornt von meiner Wut und von der tschechischen Bumsmusik
      die Neisse entlang, über Wiese, Wald, Sumpf, Bachübergang.
      Dann kommt eine verfallene Fabrik in Sicht, ein geteerter Wanderweg
      und zwei junge Frauen.
      Die frag ich nach der nächsten Brücke.

      In gebrochenen Deutsch bitten sie mich, langsamer zu sprechen -
      ich bin bereits in Tschechien :czechrepublic:
      Auch kein Thema.
      Prosim, kte je most ? - bitte, wo ist die Brücke ?
      Tade - da lang, zeigen sie in meine Richtung.

      Die ersehnte Brücke kommt in Sicht, davor eine Kneipe.
      Das folgende ist jetzt tschechisches Basiswissen,
      ohne das in diesem Land überhaupt nichts geht.
      Dobri den - guten Tag !
      jedno pivo prosim - ein Bier bitte.
      Das bekomme ich prompt,
      "70 Cent", verlangt der Wirt auf Deutsch.

      Ich lauf dann zwei km auf der anderen Neisse-Seite entlang,
      der Regen wird immer stärker,
      und als das Festgelände in Sicht kommt, spielt keine Musik mehr.
      Sie sind offensichtlich am Abbauen.
      Auf dem Grill liegt noch eine heisse Wurst, das wird meine.
      Ein gut gezapftes Bier krieg ich auch,
      darauf ist bei den Tschechen Verlass.
      Die junge Mutter einer vierköpfigen Zittauer Familie erklärt sich bereit,
      sich zwischen die Kindersitze auf den Rücksitz des Winz-Corsa zu quetschen,
      so komm ich auch wieder trocken nach Zittau.

      Der Corsa steht in Polen :polen:
      wozu man einen Bach (Brücke vorhanden/ P.S.: 2007 nicht mehr) überqueren muss.
      Auf der polnischen Seite steht ein Geländewagen der polnischen Grenztruppen;
      ich bin noch mitten auf der Brücke,
      da springt ein Grenzer in den Regen hinaus
      und fragt mich nach "dokumenty".
      Ich klapp meinen Geldbeutel auf,
      so dass er sieht, dass ich einen Ausweis hab -
      angesichts der Witterung reicht ihm das.

      Sowohl auf der tschechischen als auch auf der polnischen Seite
      steht ein Dreiländereckdenkmal
      (bei den Deutschen steht keins,
      weil die Neisse dazwischen ist, ca. 10m breit).
      Bei den Polen steht ein mehrsprachiger Spruch drauf:
      "Hier wächst Europa zusammen."

      Das ist schön.
      Und damit es besser wächst, muss man es gießen,
      und seine Bewohner gleich mit.


      Die ganze Geschichte steht hier

      P.S.
      Bei dieser Gelegenheit hab ich endlich mal die verschwundenen Bilder rekonstruiert.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      :ob: Von Ini kkam hier nix mehr :hbl9:
      Mir gehen die Griechen von Görlitz nicht aus dem Kopf :griechenland1:

      Im Sommer 1916 erreicht der Erste Weltkrieg die nord-griechische Grenze. König Konstantin I. ist verschwägert mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II. und verhält sich bis dahin strikt neutral. Doch sowohl die im Nordosten einmarschierenden deutsch-bulgarischen Einheiten, als auch die Alliierten im Westen verletzen die Neutralität Griechenlands. Das im Norden stationierte 4. Armeekorps ist eingekesselt und droht zwischen den Fronten aufgerieben zu werden.

      Kommandant Oberst Chatzopoulos versucht verzweifelt unter dem Druck der Bulgaren seine Mannschaften zurück zu ziehen. Schließlich stimmt der Oberst einem ungewöhnlichen Angebot Hindenburgs zu, die Mannschaften innerhalb weniger Tage zu evakuieren und als "Gäste der Reichsregierung für die Dauer des Krieges" nach Deutschland zu bringen.

      In Deutschland bietet nur das Lager in Görlitz genug Platz für eine Aufnahme des gesamten Korps. Lagerpläne und Unterlagen aus dem Ratsarchiv Görlitz dokumentieren den Sonder-Status, den das Lager hatte. Unter den 170 Gefangenenlagern des Deutschen Reiches bleibt es einzigartig. Es verfügt über einen exterritorialen Status, eigene Polizeistreifen patrouillieren und die Soldaten bewegen sich frei. Eine griechischsprachige Zeitung wird mit Hilfe eines Görlitzer Verlaghauses gedruckt. Fotografisches Material und die Feierlichkeiten bei der Ankunft der ersten Kontingente im September 1916 zeigen, mit welcher Anteilnahme die Bevölkerung die Gäste aufnimmt.

      Alle Zitate aus goerlitz-album.com/startseite/…griechen-in-g%C3%B6rlitz/

      Die „Griechen kommen“ hieß es also 1916 in Görlitz, als die 6400 Soldaten und Offiziere der griechischen Armee an jenem Sommertag auf dem Bahnhof ankamen, um sich freiwillig internieren zu lassen. Sie wurden von tausenden Görlitzern jubelnd begrüßt. Bis 1919 bereicherten die Griechen das Stadtleben, schenkten den Görlitzern südliches Flair und Lebensart. Sie lebten und liebten hier, eröffneten griechische Restaurants und Geschäfte.

      Dann (1949/50), so ist einer polnisch/griechischen Gedenktafel zu entnehmen, kamen ca. 14.500 politische Flüchtlinge aus dem griechischen Bürgerkrieg dort an. Auch wenn die meisten von ihnen in den 70/80er Jahren, nach dem Sturz der faschistischen Papadopulos-Diktatur, nach Griechenland zurückkehrten, beherbergt Zgorzelec, das frühere Ost-Görlitz, noch heute die größte griechische Gemeinde in Polen, und es findet dort jeden Sommer ein griechisches Fest statt.

      Die :un: angeführten Gräber hab ich damals gesucht, aber nicht gefunden. Muss wohl nochmal hin :kratz:
      Auf dem städtischen Friedhof stehen noch die Grabmale des griechischen Kommandanten Johann Chatzopulos und weiterer sechs Offiziere. Die Stelen wurden 2003 mit Mitteln der griechischen Botschaft saniert. Auf einem Gräberfeld daneben wurden zwischen 1916 und 1919 - 126 griechische Soldaten bestattet. Alle Namen sind in den Listen der Friedhofsverwaltung bis heute verzeichnet, und die Gräber werden bis heute gepflegt.

      Sie fielen jedoch nicht im Krieg, sondern hauptsächlich der Spanischen Grippe zum Opfer.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Bittschön :herbstblattwink:

      Wieder einmal etwas, was regional sicher bekannt, aber sonst weitgehend vergessen ist,

      Eher letzteres. Ich hab damals ein bissl rumgefragt, da wusste niemand was, weder in Görlitz noch in Zgorzelec. Vielleicht, wenn grad das griechische Musikfest in Zgorzelec ist - heuer war es am 2. Juliwochenende, für 2015 hab ich's noch nicht gefunden.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -