Beschönigende Formulierungen?

      Beschönigende Formulierungen?

      Liebe Weitblicker,
      seit längerer Zeit habe ich mich öfter gefragt, ob wir in bzw. mit unserer Sprache beginnen Dinge, Tatsachen, Sachverhalter - wie auch immer - , zu beschönigen oder auch zu entstellen.

      Beispiel:
      Der Durchschnittsbürger spricht wie selbstverständlich von Sterbehilfe, Juristen und auch einige Ärzteorganisationen hingegen formulieren das gleiche Ereignis mit "Tötung auf Verlangen".

      Ich habe noch andere Beispiele, möchte aber ersteinmal Eure Meinung zu dem :ob: igen Beispiel lesen.

      Es interessiert mich, welche Gedanken Ihr dazu habt.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      hallo Schnuppi,

      auch mir ist das schon übern Weg gelaufen...

      vorallem mit deinem Beispiel

      ich weiß jetzt nicht, ob es ein richtiges Beispiel ist, aber trotzdem geb ich es hierrein...

      die Politik sagt - die HARTZ IV Empfänger bekommen zu viel Geld

      die nächsten sagen - sie bekommen gerade soviel um überleben zu können, können jedoch nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen

      und die Betroffenen sagen - es ist nicht machbar, wie die großen sagen.

      man kann nicht sich und ein oder 2 Kinder vom Hartz IV Geld gesund über die Runden bringen, geschweige denn, von die Kinder vernünftig in die Schule zu schicken. Da ist das Essensgeld in der Schule schon viel zu teuer
      @ Ini

      Inhaltlich geb ich Dir zu Hartz IV völlig Recht - die Politiker beschönigen hier einiges, allerdings in diesem Fall weniger, weil sie etwas sprachlich verschleiern wollen, sondern weil sie aufgrund mangelnder Bodenhaftung tatsächlich der irrigen Meinung sind, man könne von Hartz IV leben bzw. seine Kinder gesund ernähren etc.

      @ all

      Diese üble Tendenz ist mir durchaus schon aufgefallen,
      z.B.
      Aufenthaltsbeendende Maßnahmen für eine brutale Abschiebung
      oder
      Entsorgungspark für Atommülldeponie.

      Gern flüchten die verlogenen Herrschaften dann ins Englische,
      wenn sie besonders üble Sachverhalte transportieren wollen,
      z.B. Outsourcing für Entlassung von Mitarbeitern ...
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Mir sind noch weitere Gedanken dazu gekommen.

      Es kommt darauf an, wieviel Distanz oder wieviel Distanzbedürfnis zu dem angesprochenen Gegenstand besteht.
      Der Durchschnittsbürger möchte es offensichtlich gar nicht so genau wissen,
      während der Jurist oder auch der Arzt sich mit dem Problem hautnah auseinandersetzen müssen -
      da muss es dann genauer sein,
      bzw. durch die professionelle Nähe zum Tod bestehen auch weniger Berührungshemmungen in der Formulierung.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Mag sein, das Du recht hast lieber Lefteri, nur kann ich mir nicht vorstellen, das sich Ottonormalverbraucher darüber Gedanken macht, ob er ein Distanzbedürfnis hat und dies durch Sprache deutlich machen kann.

      Sicher, wernn "Sterbehilfe" geleistet wurde, so mag derjenig bestimmt nicht sagen, ich habe getötet weil XY das von mir verlangt hat.
      Eine Tötung bleibt es jedoch.
      Nur, muss man das demjenigen immer wieder unter die Nase reiben... :gruebel:

      Sind einfach mal Überlegungen von mir.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)