Reisen in und durch die DDR

      Reisen in und durch die DDR

      Liebe Weitblicker,

      das was jetzt kommt, ist Geschichte, und bleibt es hoffentlich.
      Ich hab von verschiedenen Leuten gehört, dass sie sich gar nicht mehr vorstellen können, wie es war, als mitten durch Europa, mitten durch Deutschland eine Grenze ging, die zu überqueren einen erheblichen Aufwand bedeutete (von der Ostseite her meistens unmöglich war) und man immer wieder froh war, wenn man es geschafft hatte.
      Deshalb möchte ich ein bissl von "damals" erzählen, und hoffe, dass es interessiert, bzw. dass Euch vielleicht auch etwas dazu einfällt.

      Euer Grizzly.


      Berlin ist immer eine Reise wert
      Von 1945 bis 1972, danach (bis 1989) weniger, war es ein größerer Angang, von Westdeutschland nach Berlin zu gelangen, da man durch die DDR musste.
      Bis 1972 wurde man regelmäßig gefilzt, musste - als Autofahrer - Straßenbenutzungsgebühr bezahlen, bekam für 1 Berlinfahrt eine ganze Pass-Seite vollgestempelt und musste bei Ein- wie bei Ausreise stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.

      1972 wurde ein Transitabkommen geschlossen, man wurde im Regelfall nicht mehr kontrolliert (nur noch der Pass), einmal Berlin und zurück brachte nur noch 4, später 2 kleine Stempelchen (Bildquelle: Wikipedia), und die Wartezeit reduzierte sich auf 30 - 60 Minuten im Regelfall.
      Ein gewisser Nervenkitzel blieb.
      Bilder
      • DDREinreisestempel.jpg

        95,34 kB, 393×599, 216 mal angesehen
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ist für mich hochinteressant zu Lesen da ich den Osten Deutschlands vor Grenzöffnung nie wirklich erlebt habe.
      Erstmalig als die Mauer zerhaut wurde, denn da haben Grizzly und ich kräftig mitgeholfen.
      War schon ein tolles Gefühl, oben auf der Berliner Mauer zu stehen!

      Nur frage ich mich, ob die Menschen dort wirklich glücklicher geworden sind... :gruebel:

      Doch ich schau erstmal, was Du, Grizzly, noch zu berichten hast.

      Gespannt bin!
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Ich kann es mir noch genau vorstellen, wie es war. Bin als Kind oft genug mit meinen Eltern über die Grenze gefahren und habe miterlebt, wie das Auto auseinander genommen wurde.

      Ein mal hat mein Vater vergessen, die Musikkassetten vorher rauszutun. Die sind natürlich alle beschlagnahmt worden. Mein Vater hat sie zwar bei der Ausreise wieder zurück bekommen. Aber da offensichtlich irgendein Stasi-Spitzel die Dinger mit einem Abspielgerät Marke VEB RFT abgehört hatte, gabs nur noch Bandsalat.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Tommy_Senior“ ()

      Das mit den Musikkassetten war mir neu. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich jemals mit welchen rüber gefahren bin, weil ich meistens in Berlin mit der S-Bahn oder zu Fuß rüber bin, bzw. wenn mit dem Auto, ist das schon so lang her, dass ich da noch keinen Kassettenrecorder drin hatte.
      Ich hatte nämlich keine Lust, bloß wegen der blöden DDR-Grenzer mein Chaos-Auto aufzuräumen.


      Pannenhilfe

      Als Student und Klapperkistenfahrer hatte man auf der Transitstrecke eine Sicherheit:
      Auch wenn das Auto liegen bleibt - raus aus der DDR kommt man immer.

      Die Volkspolizei fackelte dann nicht lang und nötigte ahnungslose "Westbürger" zum Schleppen, zur Pannenhilfe oder zur Herausgabe benötigter Ersatzteile.
      Dies war sogar mal Thema eines "Tatort"-Krimis, in dem die Vopo den eh schon unter Zeitdruck stehenden Marius Müller-Westernhagen dazu verdonnerte, einem Senioren den Reifen zu wechseln ...

      Ich kam 1974 in den Genuss dieser Regelung, als mir kurz vor Potsdam der Gaszug riss.
      Ein VW-Busfahrer hatte noch vor Eintreffen der Volkspolizei von sich aus gehalten
      ("Das erlebt man aber selten, dass ein Westbürger dem anderen hilft")
      und montierte mein morsches Schleppseil, das schon nach einigen Metern riss.

      Während die erste Streifenwagenbesatzung den VW-Bus wieder einfing, stoppte die zweite einen mir bis heute unbekannt gebliebenen "Westbürger" und knöpfte ihm sein nagelneues Drahtschleppseil ab, das ich danach noch Jahre in Besitz hielt, als mein Auto, zu dessen Bergung es gedient hatte, schon längst Schrott war ...
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Liebe Ini, es ist doch vollkommen in Ordnung das Du Deine eigene Meinung hast.

      Mich würde interessieren, was mit einem "schlechten Grenzer" geschah?
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      @ Ini:

      Du meinst, dass es "Erfolgshonorare" gab in Form von finanziellen Zuwendungen, Belobigungen oder Sonderurlaub, wenn der Grenzer Verbotenes sichergestellt, gar Flüchtige festgenommen hat, und das Grenzer, die in dieser Hinsicht nichts vorweisen konnten, Nachteile zu erwarten hatten ?

      Ersteres kann ich mir sehr gut vorstellen (ähnliches gab's bzw. gibt's im Westen auch), über letzteres weiss ich nichts.

      Ansonsten glaub ich, dass Du Dir hier nicht so schnell "die Schnute verbrennen" kannst :D
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Sammeltransport

      Durch die DDR im Transit nach West-Berlin fuhren die meisten ungern allein, weshalb die Bereitschaft, Tramper mitzunehmen, größer war als sonst (inzwischen sind Tramper so selten geworden, dass man diese Spezies unter Artenschutz stellen müsste).

      Andererseits musste man Verkehrsregeln beachten, die zwar im Westen auch galten, aber nicht so genau genommen wurden, wzB. KFZ-Schein dabei haben
      Ei wo isser denn schon wieder ??! :traurigdenkend:

      oder nicht mehr Leute ins Auto stopfen als zugelassen.
      So passen auf den Rücksitz eines Renault R 4 3 Normalgewichtige, und nicht nur 2, wie erlaubt.
      Wer R4 nicht mehr kennt - hier ist genau so ein roter wie ich hatte:

      [youtube]83CUbCeFQHQ[/youtube]
      ... wobei meiner keine 500.000 geschafft hat.

      So fuhr ich also mit meinem Bruder Anfang der 80er von Frankfurt/Main gen Berlin, in besagtem R4. Unterwegs wurden wir von einer anderen R4-Besatzung - 5 Frauen - angesprochen, ob wir nach Berlin führen und eine von ihnen aus den o.g. Gründen mitnehmen könnten. Wir bejahten beides, eine der Frankfurterinnen stieg um, so waren wir drei.

      An der Raststätte Seesen wurden wir von zwei 15-jährigen Punkerinnen angefleht, ob wir sie nicht nach Berlin mitnehmen könnten - es sei kalt, und sie warteten schon so lang. Wir sagten dies bis zur letzten Raststätte vor der Grenze zu, weiter nicht, wg. der o.g. Vorschrift (platztechnisch wär es angesichts der Unterernährung der Beiden sowie des geringen Gepäcks - 1 Plastiktüte - kein Problem gewesen).
      Momentan waren wir also fünf - eine/r zuviel.

      Kurz vor Braunschweig (letzte Raststätte !) stoppten wir einen VW-Bus - so einer - der uns vom Outfit her so aussah, als würde er Tramperinnen mitnehmen. Grundsätzlich war der von uns unkonventionell gestoppte Fahrer auch bereit dazu, hatte allerdings nur noch einen "legalen" Platz. Also wechselte die Frankfurterin wieder das Fahrzeug ...
      Jetzt waren wir ordnungsgemäß vier, und somit DDR-Transit-fähig.

      An der Grenze ein kleines Missverständnis auf die obligatorische Frage, ob wir Kinder dabei hätten, was wir verneinten (ich spürte schon den heissen Atem der Punkerinnen im Nacken). Die DDR-Grenzer waren im Transit inzwischen toleranter geworden und sahen mir das nicht weiter nach, akzeptierten auch die Personalpapiere unserer Mitreisenden, obwohl die Passbilder mit dem aktuellen Äusseren nicht mehr das Geringste zu tun hatten.

      Der Rest der Fahrt verlief störungsfrei.
      Lediglich in Drewitz (DDR-Ausreise-Kontrollpunkt) trafen die Frankfurterinnen wieder auf uns, wollten wissen, wo ihre Mitstreiterin geblieben sei, und waren "not amused" ...
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Pflichtumtausch

      Wenn man in die DDR fuhr, musste man pro Tag 25 DM umtauschen,
      die man nicht zurücktauschen,
      aber auch nicht mehr über die Grenze mitzurücknehmen konnte.
      Angesichts der niedrigen Preise für das, was man als einfacher Tourist dort verbraten konnte,
      war es kaum möglich, in einem Tag dieses Geld auszugeben,
      insbesondere wenn man nur nach Ost-Berlin fuhr,
      und keine Übernachtungs- oder Bahnkosten anfielen.

      Wir hatten einige Verwandte in Ost-Berlin.
      Bei denen richteten wir eine Kasse ein,
      wo wir das nicht verbrauchte Ostgeld deponierten.
      Jeder unserer Geschwister oder deren Freunde hatten darauf Zugriff
      und konnten es für Bücher etc. ausgeben
      (es gab in der DDR einiges an Büchern,
      was im Westen schwer zu kriegen war).
      Sogar als diejenigen, bei denen sich die Kasse aktuell befand,
      und die einen Ausreiseantrag gestellt hatten,
      diesen plötzlich genehmigt bekamen
      und daraufhin innerhalb von 24 Stunden die DDR verlassen mussten
      (das war so üblich !),
      transferierten sie die Kasse noch schnell an einen anderen Verwandten,
      so dass das System weiterhin funktionierte ...

      Im Transit musste man übrigens nichts tauschen.
      dafür konnte man für DM in DDR-Raststätten essen,
      für einen Minimalpreis
      (z.B. Suppe für weniger als 2 DM,
      ordentliches Mittagessen für weniger als 5 DM).
      dafür musste man warten,
      bis man einen Platz zugewiesen bekam,
      man durfte sich nicht einfach irgendwo hinsetzen.

      Das "Platzieren" war in DDR-Gaststätten übrigens allgemein üblich.
      Auch dies -nach der Wende- Thema einer "Polizeiruf"-Folge:


      Da verpasst einer die Wende im DDR- und nachher BRD-Knast,
      weil er 10 Jahre absitzen muss.
      So um 1992 kommt er raus,
      geht in Leipzig in ein vollkommen leeres Restaurant
      und bleibt am Eingang stehen.
      Der Kellner ruft ihm vom anderen Ende des Saales zu:
      "Nehmen Sie doch Platz !"
      Der Ex-Knacki, verwirrt:
      "Wird denn hier nicht mehr platziert ?"


      Open-Air-Grill und Tapeziertische

      Zwischen Wende (9.11.1989) und Währungsunion (1.7.1990)
      hatten die DDR-Autobahn-Raststätten Flaute,
      und daran waren findige Jung-DDR'ler schuld:
      Die standen auf fast jedem Parkplatz
      mit einem Holzkohlegrill plus Tapeziertisch
      und verkauften Selbstgegrilltes oder -gekochtes für wenige DM
      (was vor der Wende strengstens verboten war !),
      bei kräftiger Unterbietung des ohnehin schon günstigen DDR-Raststättenpreises.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Original von Grizzly
      Sammeltransport

      Durch die DDR im Transit nach West-Berlin fuhren die meisten ungern allein,
      weshalb die Bereitschaft, Tramper mitzunehmen, größer war als sonst
      (inzwischen sind Tramper so selten geworden,
      dass man diese Spezies unter Artenschutz stellen müsste).


      Der Rest der Fahrt verlief störungsfrei.
      Lediglich in Drewitz (DDR-Ausreise-Kontrollpunkt)
      trafen die Frankfurterinnen wieder auf uns,
      wollten wissen, wo ihre Mitstreiterin geblieben sei,
      und waren "not amused" ...


      Zum 1. Wenn Du eine Initiative gründest, sag mir Bescheid, ich bin dabei :zwinker1:
      Zum 2. Tja,... Wo waren sie nur.... :denken2:

      Zum Pflichtumtausch kann ich nichts sagen, ich habe das so richtig bewusst nie mitbekommen.

      Original von Grizzly
      Das "Platzieren" war in DDR-Gaststätten übrigens allgemein üblich.
      Auch dies -nach der Wende- Thema einer "Polizeiruf"-Folge:


      Da verpasst einer die Wende im DDR- und nachher BRD-Knast,
      weil er 10 Jahre absitzen muss.
      So um 1992 kommt er raus,
      geht in Leipzig in ein vollkommen leeres Restaurant
      und bleibt am Eingang stehen.
      Der Kellner ruft ihm vom anderen Ende des Saales zu:
      "Nehmen Sie doch Platz !"
      Der Ex-Knacki, verwirrt:
      "Wird denn hier nicht mehr platziert ?"


      Oh, das habe ich kurz nach Grenzöffnung auch noch 1x erlebt (vorher nie, da ich nie in der ehemaligen DDR war) und ich kann sagen ich empfand das als sehr beklemmend.
      Eigentlich eigenartig, denn in den höheren Restaurants werden doch auch Plätze zugewiesen...


      Original von Grizzly:
      Open-Air-Grill und Tapeziertische

      Zwischen Wende (9.11.1989) und Währungsunion (1.7.1990)
      hatten die DDR-Autobahn-Raststätten Flaute,
      und daran waren findige Jung-DDR'ler schuld:
      Die standen auf fast jedem Parkplatz
      mit einem Holzkohlegrill plus Tapeziertisch
      und verkauften Selbstgegrilltes oder -gekochtes für wenige DM
      (was vor der Wende strengstens verboten war !),
      bei kräftiger Unterbietung des ohnehin schon günstigen DDR-Raststättenpreises.


      Hi, hi, das waren Aktionen, Bilder und Erlebnisse.
      Fand ich klasse.
      Echt super war dieses Erleben, wenn auch, zugegebenermaßen, für die Raststätten weniger toll.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      "Kraftfahrer"

      Ca. 1985 fuhr ich wieder mal von Berlin nach Hessen
      und nahm, wie so oft, jemand von der Mitfahrzentrale mit.
      Da es eine lange Strecke war,
      liess ich die Mitfahrer, wenn sie denn dazu in der Lage waren,
      auch mal ein Stück fahren und machte ein kleines Nickerchen auf dem Beifahrersitz.

      Dieser Mitfahrerin passierte jetzt an einer Kontrollstelle das Malheur,
      dass sie einen Moment nicht genau wusste, auf welcher Spur sie weiterfahren sollte,
      und deshalb die durchgezogene Linie zwischen den beiden Spuren überfuhr.
      Gefährdet wurde dabei niemand, aber den Volkspolizisten hättet Ihr mal hören sollen !

      Er verlangte den Führerschein der Verkehrssünderin
      und hielt ihr einen langen Vortrag
      "Nu, Groftfohrer,
      Se dirfn doch nich über die ünündrbrochne Linie fohrn,
      des dirfn Se doch in dr BRD (sprich: "Bä-Är-Däääh") ooch nich ...", undsoweiter
      Dabei sprach er sie mit "Kraftfahrer" an, obwohl er ihren Namen vor sich hatte ...
      Die ganze Vorführung endete mit der Maßnahme:
      "Nu, Groftfohrer,
      hiermidd erdeile ich Ihnen ääne gebiehrenpflicht'che Vrwornung
      in Höhe von DM 20 (Dä-Äm Zwonsisch)."

      Wir bezahlten und verliessen dieses gastliche Land
      unter weitgehendster Beachtung der Verkehrsvorschriften.
      Ihren Spitznamen hatte die Arme für den Rest der Fahrt allerdings weg.
      In Gießen trug ich ihr den Koffer über die Treppe ihres Elternhauses
      und verabschiedete mich:
      "Tschüss, Kraftfahrer !" :grins:
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Lieber Grizzly,
      ist wirklich spannend wie Du das alles erlebt hast und auch was Du an Infos hast.

      Gestatte mir einen Link zu setzen wo Du lesen kannst, was jemand erinnert, der dort lebte.

      :hereklick:

      Mal schauen, wie Du oder die anderen hier, Deine Erlebnisse und die Erinnerungen des anderen aufnehmen...

      Deine Schnuppi :hut:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Über die erwähnte Seite findet man noch diverse andere DDR-Links.
      Einige davon:

      websauger.eu/

      websauger.eu/ddr-links-webseite.html (Hinweis auf weitere Links)

      Auf ddr.world-of-herbert.de/geld.php könnt Ihr Euch anschauen,
      wie in der DDR das Geld ausgeschaut hat.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Obwohl's verboten war, standen überall in der DDR-Tramper, und selbst ich als Westler bin, da der letzte Zug schon weg war, 1969 mit meinem Cousin von Königswusterhausen nach Groß Köris getrampt und ausgeriechnet von einem Volksarmee-Fahrzeug Marke Wolga mitgenommen worden - ich musste halt meinen :bayer: Akzent verbergen, sonst hätt's vielleicht (??) Ärger gegeben.

      Später hab ich, obwohl als Berlin-Transit-Fahrer mit strengstem Verbot belegt,
      einen DDR-LKW-Fahrer mitgenommen, dem der Sprit ausgegangen war. Passiert ist nix.

      Merke:
      Verbote sind zum Übertreten da :grins:
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Gelegentlich hab auch ich mich in Westberlin-Dreilinden zu den übrigen Trampern gesellt und mein Glück versucht - abends war ich auch fast immer da, wo ich hinwollte.

      Eine "Chauffeuse" aus dieser Zeit (sie hat mich bis heidelberg mitgenommen), hat die DDR-Volkspolizei mit angeblichen 115 erwischt (max. 100 war erlaubt).
      Sie fragte die Herrschaften dann nach der rechtlichen Grundlage ihres Tuns, darauf gaben sie ihr einen dicken Wälzer, nämlich die DDR-Straßenverkehrsordnung, auf den Fahrersitz zum Lesen, damit sie sich ihre Strafe sozusagen selber aussuchen konnte ...

      War doch nett, oder :floet:

      Der Strafrahmen belief sich auf 15 bis 150 DM, von daher blieben sie mit letztendlich 50 DM im unteren Rahmen.
      War ja auch nur ein


      für die hier wär's teurer geworden ...
      Bilder
      • bmw_v8_dklblau_3207.jpg

        73,28 kB, 600×400, 143 mal angesehen
      • Ford20M.jpg

        21,67 kB, 400×286, 143 mal angesehen
      • benz170.jpg

        61,08 kB, 600×400, 142 mal angesehen
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      P.S.

      Bei den diesen Oldtimern hätten sie ja vielleicht noch ein Auge zugedrückt:
      Ich hatte bloß keine neueren bzw. wusste nicht, wo ich die gespeichert hab :gruebel:

      Naja, diese Daimlers hier waren zumindestens in den 80ern noch keine richtigen Oldtimer, und ihre Fahrer hätten nach dem DDR-Vopo-Klassenstandpunkt wohl ein höheres Bußgeld verdient ...
      Bilder
      • DBCabrio1.jpg

        53,29 kB, 600×400, 138 mal angesehen
      • DBHeckflosse2.jpg

        44,77 kB, 600×400, 138 mal angesehen
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Mal weg von den Autos.
      In Berlin Mitte, dem Dom gegenüber, gibt es inzwischen ein DDR-Museum.

      Wobei mir, als häufigem DDR-Besucher, wenngleich meistens auf Ost-Berlin und die Transitstrecke beschränkt, vieles vertraut war, und ich denke, "gelernten" DDR-Bürger/inn/en geht es ähnlich. Interessanter wird es für Westdeutsche sein, oder für Leute, die erst kurz vor der Wende geboren sind.

      Bei DDR-Museum fällt mir noch ein:

      Ferien in der DDR - I -

      Die "DDR-Staatspartei" SED hatte einen Westableger,
      die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) und die einen Studentenverein,
      den Marxistischen Studentenbund Spartakus (MSB).

      Wer solche Leute kannte, hatte die Möglichkeit billig an eine Ferienreise ranzukommen -
      für 85 DM eine Woche DDR, alles inclusive, kein Pflichtumtausch,
      "Beschäftigungsprogramm" durch die örtliche Parteijugendorganisation FDJ.

      Ein Freund von mir machte das, alle sehr nett und freundlich.
      Irgendwann nahmen ihn zwei etwa Gleichaltrige beiseite und fragten ihn,
      ob er nicht "Friedenskundschafter" werden wollte.
      Gegen die Atomrüstung sei er doch sowieso
      (das war in den 80ern, als hier -und in der DDR- überall Atomraketenbasen entstanden),
      er studiere doch Physik, so dass er später in einen westdeutschen Rüstungsbetrieb einsteigen
      und dann die entsprechenden Infos rüberwachsen lassen könne ...

      Mein Freund erklärte,
      dass er sich eine spätere Tätigkeit in einem Rüstungsbetrieb nicht vorstellen könne,
      und Konspiration und Geheimniskrämerei sei eh nicht seine Sache.

      Die -offensichtlichen- Stasileute bedrängten ihn nicht weiter und meinten,
      sie seien ihm nicht böse,
      aber fragen hätte man ja mal können ...

      Er verbrachte noch ein paar interessante Ferientage (so wie vorher auch).

      Ferien in der DDR II

      Eine Bekannte von mir verbrachte in den 70ern
      als Jugendliche mehrere Sommerferien in der DDR bei einer verwandten Pfarrersfamilie mit sechs Kindern.

      Auf der Hinfahrt (mit der Bahn) trug sie einen schweren Koffer
      und eigene, einer Jugendlichen angemessene, Kleidung.

      Die Rückfahrt (auch mit der Bahn) absolvierte sie jeweils mit einem fast leeren Koffer
      und irgendwelchen abgelegten Kleidungsstücken, die lediglich die Funktion erfüllten, ihren Körper zu bedecken
      und nicht barfuß laufen zu müssen - mehr aber auch nicht.

      Das machte sie dreimal mit, dann verweigerte sie sich dieser Urlaubsgestaltung.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Am 18. März 1990 fanden die ersten und letzten (halbwegs) demokratischen Wahlen zur DDR-Volkskammer statt.
      Vorausgegangen war eine wüste Schlammschlacht v.a. westdeutscher Politiker und Aktivisten auf ostdeutschem Boden, wobei auch die offiziell bereits aufgelöste DDR-Staatssicherheit mitmischte - im Vorfeld Manipulation von allen Seiten, aber die Wahlen selbst waren im Wesentlichen so organisiert wie bei uns im Westen auch.

      Jedenfalls war es z.B. dem nachher als Stasi-IM (Deckname Thorsten) enttarnten Vorsitzenden der Bürgerrechtsbewegung Demokratischer Aufbruch, Wolfgang Schnur :link: gelungen, seine ursprünglich eher links-alternativ orientierte Gruppe der CDU-geführten Allianz für Deutschland zuzuführen, was mit dazu beitrug, dass dieses Bündnis zur Überraschung vieler als stärkste politische Kraft der letzten Volkskammer hervorging (48,0 %, davon 40,8 CDU) :link:

      Da auch das zur Regierungsbildung nicht reichte, gab es später eine ganz große Koalition aus Allianz, SPD und dem Bund freier Demokraten - unter der Führung der Rechtsanwalts und CDU-Vorsitzenden Lothar de Maiziere, von dem später ebenfalls eine Stasi-Selbstverpflichtung gefunden wurde (IM Czerny).
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Zeitreise ins Jahr 1988 ...

      Die Berliner Mauer steht noch, aber manchmal wackelt sie schon.
      Am Brandenburger Tor allerdings ist sie unüberwindbar ...





      Irgendein Witzbold hat ganz unten auf dem Schild die Frage gestellt: Wie denn ?



      Ganz in der Nähe des Brandenburger Tors war dies ein paar Wochen lang möglich -
      auf dem Lenné-Dreieck, das im Juni 1988 eine Zwitter-Stellung im Ost-West-Verhältnis einnahm,
      mehr dazu hier :klick:

      In diesen Tagen kam ich nach Berlin und freute mich an der wildwuchernden Natur mitten in der Stadt,
      die wachsen durfte, wie sie wollte, weil sie -noch- zum Osten gehörte ...







      Der Jasmin durftete, aus der Nähe hörte man die Trommler aus dem Hüttendorf,
      das als Symbol des Widerstands gegen die Kahlschlagpolitik des (West)Berliner Senats gebaut worden war :link:

      Am 1. Juli 1988 war es damit vorbei.
      Ab diesem Tag durfte die West-Berliner Polizei das Gelände betreten.
      Dann, wenn immer solche Räumungen stattfinden, nämlich in den frühen Morgenstunden,
      wurde der Platz gestürmt, das Hüttendorf zerstört und alle Besetzer, die man erwischen konnte, verhaftet.
      Ein Teil derselben jedoch hatte sich -einmalig in der Berliner Mauergeschichte- nach Osten abgesetzt;
      auf der Ostseite hatte die NVA Lastwagen als Mauerübersteighilfe bereit gestellt.

      Von den West-Ost-Flüchtlingen wurden die Personalien aufgenommen - und wenn sie keinen Ausweis dabei hatten,
      spielte das auch keine Rolle (ein völlig neues DDR-Gefühl !!), und danach gab's Frühstück.
      Anschliessend wurden die Besetzer zu verschiedenen Grenzübergängen gebracht und noch mit Tipps versehen,
      wie man der West-Berliner Polizei am besten entgehen könnte ...


      Als ich im November 1989 -mit Schnuppi- das Lenné-Dreieck wiedersah, gab's dort nichts als streichholzkurzen Rasen.

      Und so sieht's dort heute aus :oops:



      Quelle
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Einiges aus der Zeit des Umbruchs habe ich noch in Erinnerung.
      Und wenn ich dann seh, was da heute ist läuft es mir kalt den Rücken runter.

      Ich will dann zeitlich doch lieber noch mal zurück (oh nein, die Grenzöffnung will ich sicher nicht Rückgängig wissen).

      Einen interessanten DDR-Reise-Link durch die gesamte Nachkriegszeit hab ich hier gefunden :link:

      Ich erinnere aber auch noch folgende Erzählungen von Dir in unserem alten Forum:

      Original von Grizzly:
      Meine erste Erinnerung 1969 an einen Vopo auf der Transitautobahn,
      der uns anhielt (Fahrer: Mein Vater), abends,
      kurz vor dem Grenzübergang Hirschberg/Hof, an einer Kontrollstelle:

      Nu, ich wärde Ihnen ähne Vrwornung örtäiln -
      und wissn Se worum ?


      Mein Vater wusste nicht.

      Sin mit Förnlichd an die Borriäre rong'fohrn.
      So, fimf Mork, biddeschän !


      Damals waren sie noch billig, später kostete das mindestens 20 DM.

      Aber am schönsten an diesem volkspolizeilichen Ausspruch war der Halbsatz

      und - Pause -

      wissnse worum ?

      So als ob er meinem Vater ein besonderes Schmankerl aus seinem Vopo-Erfahrungsschatz präsentieren wollte.
      Und das hat er ja auch.
      Denn diesen Satz werde ich nie vergessen, obwohl ich inzwischen älter geworden bin, als mein Vater damals war.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)