Hausarztpraxis im Zeitalter von Corona

      Hausarztpraxis im Zeitalter von Corona

      Meine Kollegin ist krank (kein Corona) und ich Teilzeitrentner bin wieder vermehrt in der Praxis gefragt.
      Dort haben sich die Arbeitsbedingungen gravierend verändert: Man kann während der Akutsprechstunde nicht mehr einfach in die Praxis marschieren, wird registriert und sucht sich einen Platz im meist vollen Wartezimmer.
      Nein, jetzt ist die Tür zu, und eine Arzthelferin sitzt in Schutzkleidung und maskiert davor und gibt
      den Zerberus. So wird sortiert, wer rein darf. Einfache Huster werden notfalls auch telefonisch eine Woche krank geschrieben (das hat man uns offiziell erlaubt), Nicht-Huster werden unter Abstandswahrung reingelassen, und um Corona-Verdächtige kümmert sich die Hotline.
      Selber Abstriche machen wir normalerweise nicht. Womöglich wären wir dann Kontaktpersonen, und damit wär die Praxis zu - die Ersten wären wir nicht. Und das möchten wir vermeiden.

      Da ich zum Teil weniger zu tun hatte als die Arzthelferinnen (bzw. neuhochdeutsch "Medizinische
      Fachangestellte" = MFA - an diesen Ausdruck gewöhne ich mich nie), hab ich dann den Telefondienst übernommen. Meistens die gleichen Fragen, wenn mit jemand Husten/Schnupfen/Halsweh in der Leitung ist:
      "Waren Sie verreist ?" Meistens nicht.
      "Hatten Sie Kontakte zu Betroffenen ?" Meistens auch nicht.
      D.h. kein Grund für einen Abstrich.
      Die Krankmeldung wird mit der Post zugeschickt - nicht vergessen nachzufragen, ob die Adresse noch stimmt.
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -

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      Schutzkleidung (Umhang und Maske mindestens FFP2) ...ein Traum. Solche Dinge vermisse ich an
      meiner aktuellen Arbeitsstelle schmerzlich. Denn im Bereich der Müllentsorgung fliegen ständig
      unkontrolliert die Viren. Und das ohne "Kundenkontakt".
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      Am meisten mache ich mir um meine Mutti Sorgen.
      Sie ist immerhin schon 84 und nur so mittelprächtig
      fit.Und ich wohne mit meiner Frau bei ihr im Haus.
      Somit teilen wir uns den Flur und einen Teil der
      Sanitärräume. Naja...und einkaufen muß ich schließlich
      auch 100% ihres Bedarfs, da gehbehindert.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      Lieber Coolmann,
      Corona-Übertragung über Gegenstände, die von potentiell infizierten Kunden über mehrere Stunden bis Tage nicht mehr angefasst wurden, wie das bei Müll der Fall ist, sind weniger wahrscheinlich.
      Die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt hängt von vielen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschaffenheit der Oberfläche sowie vom speziellen Virusstamm und der Virusmenge ab. Im Allgemeinen sind humane Coronaviren nicht besonders stabil auf trockenen Oberflächen. In der Regel erfolgt die Inaktivierung in getrocknetem Zustand innerhalb von Stunden bis einigen Tagen. Für das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 zeigen erste Laboruntersuchungen laut einem Preprint-Artikel (eine Veröffentlichung, die noch nicht durch ein in der Wissenschaft übliches Peer-Review-Verfahren geprüft wurde), dass es nach starker Kontamination bis zu 3 Stunden als Aerosol, bis zu 4 Stunden auf Kupferoberflächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu 2-3 Tagen auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben kann.

      bfr.bund.de/de/kann_das_neuart…ragen_werden_-244062.html

      Schutzkleidung und FP2-Atemschutzmasken haben wir auch nicht, nur die einfachen. Ich trage sie auch im Supermarkt oder bei - mutmaßlich nicht infizierten - Patientenbesuchen, nicht aber im Freien. Da hoffe ich, dass der Wind die Viren wegweht. Ähnlich hat sich auch Herr Drosten geäussert. Wenn möglich, kauf ich eh auf dem Wochenmarkt ein, soland die noch geöffnet sein dürfen.
      Einfache Atemschutzmasken sind mE besser als gar nichts.

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      - Kurt Tucholsky -

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      Solange es Dir und Deiner Frau gut geht, hat mE auch Deine Mutter nichts zu befürchten. Je nach dem, wie eng Ihr sonst mit Deiner Mutter umgeht, ist eine Infektion, wenn sie stattfindet, kaum zu vermeiden. Berührungen innerhalb einer sozialen Gemeinschaft müssten mE nicht eingeschränkt werden. Entweder Euer Immunsystem schützt Euch, oder Ihr bekommt es alle.
      Auch wenn es noch keinen Impfstoff gegen Covid-19 gibt, glaube ich trotzdem, dass es Menschen mit einer Teilimmunität geben muss. China hat immerhin 1.4 Milliarden Einwohner, die Provinz Hubei 57, Wuhan immerhin 8 Millionen - nachgewiesen infiziert sind knapp 100.000. Selbst bei einer Dunkelziffer von 1:10 oder 1:20 wär das immer noch nur ein Bruchteil. Und in Wuhan haben sie die Isolation jetzt beendet. merkur.de/welt/corona-china-ne…rtschiff-zr-13605702.html


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      - Kurt Tucholsky -

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      Um unsere Eltern müssen wir uns keine Sorgen mehr machen. Der letzte, der gestorben ist, war 2016 mein 94jähriger Vater, im gleichen Jahr ist auch meine schwedische Tante heimgegangen, mit 95.
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      - Kurt Tucholsky -
      Inzwischen ist auch Corona in der Praxis, nein zum Glück nicht beim Personal, aber bei den Patienten angekommen. Einige Infizierte haben wir, seit Oktober, immer, und am Telefon muss ich Anfragen beantworten wie:
      "Am 4.12. war ich beim Friseur. Meiner Friseurin ging's gut. Heute (11.12.) bekam ich einen Anruf, dass meine Friseurin am 7.12. positiv getestet wurde - ihr geht's auch jetzt gut, aber wie soll ich mich verhalten ?"

      Da musste ich passen und rief den Virologen meines Labors an - ein hervorragender Spezialist, dessen Durchwahlnummer ich inzwischen auswendig weiss:
      "Es kommt drauf an.
      2 Tage vor Symptombeginn sind die Leute infektiös, weiter zurück selten. Ist die Friseurin getestet worden, weil sie Symptome hatte, dann kann's Entwarnung geben, weil dann gute Chancen bestehen, dass sie die ca. am 6.12. gekriegt hat und am 4. noch infektfrei war, dh ihre Kundin nicht anstecken konnte.
      Hatte sie keine Symptome und wurde getestet, weil sie Kontaktperson war, wird's schwieriger. Dann lässt sich nicht eingrenzen, ab wann sie infektiös war, und Ihre Patientin müsste übers Wochenende in Quarantäne bleiben und sich am Montag dh 10 Tage nach dem Kontakt testen lassen."

      Zum Glück hatte die Frau am Freitag noch ausreichend für's Wochenende eingekauft. Ob sie ihre Friseurin erreichen und fragen konnte, ob bzw. wann sie symptomatisch war, weiss ich nicht.
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