Stockholm und Umgebung Sommer 2019

      Stockholm und Umgebung Sommer 2019

      Nach meiner beeindruckenden "Juno"-Tour
      war erstmal Nachschlafen angesagt. Der Vormittag war eh verregnet, wie die Landung am Vortag, und nach dem späten Frühstück am reichlich gedeckten Büfett

      bin ich auch nochmal ins Bett gefallen. Nachmittags kurz raus - die Wochenkarte für den Länstrafik (Bezirk Stockholm - für Senioren grad mal 23 € dh für schwedische Verhältnisse extrem günstig) muss sich ja rentieren - und zurück in eine der Kneipen neben dem ehemaligen Vandrarhem und nunmehrigen Hotel am Fridhemsplan.


      Wer kein Wort Schwedisch kann, könnte auf die Idee kommen, der zentrale Platz in Stockholm (oder Göteborg) heisst "Ej i trafik", so viele Busse oder auch Züge fahren da hin.
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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -

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      Einmal Slussen und Södermalm und zurück. Der Slussen, gegen dessen Umbau während meines letzten Aufenthalts in Stockholm vor fünf Jahren heftig protestiert wurde, ist jetzt eine Großbaustelle. Inwieweit die Proteste in die Neuplanung mit eingeflossen sind, weiss ich nicht.
      sweforum.schwedenstube.de/stoc…olmer-slussen-t18303.html


      Juli 2014

      Sogar den Katarinehiss haben sie abgebaut, jedenfalls die Aufzugskabine.


      Das Stadtmuseum haben sie immerhin noch stehen gelassen, ansonsten erinnert die Riesenbaustelle an Stattgart 21.






      Als Tourist fand ich den alten Slussen ja ganz gemütlich, wobei ich nie in die Verlegenheit gekommen bin, da mit dem Auto durchzumüssen. Wobei ich mich auch frage, inwieweit das noch zeitgemäß ist.





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      - Kurt Tucholsky -
      Freitag, 19.7.19

      Zeit für Friday for Future.
      In Hamburg war ich öfter dabei, wenn ich nicht grad arbeiten oder mich in einem Flüchtlingslager herumtreiben musste. Hier in Stockholm, von wo aus diese Bewegung gestartet ist, sollte es zum guten Ton gehören, wenn man dabei ist. Greta ist zwar grad in Berlin, und zum Greta-Vertreter tauge ich als essgestörter Fleischfresser und Fahrer eines zehn Jahre alten Benziners (auch wenn er daheim geblieben ist) nur bedingt. Aber man tut, was man kann. Bei Facebook finde ich erstmal nichts über eine Demo in Stockholm, nur eine Kundgebung in Norrtälje. Das ist mir als Umsteigebahnhof zur Åland-Fähre in Kapellskär noch in Erinnerung. ausserdem gilt bis dorthin meine Wochenkarte. Dass in Stockholm auch etwas stattfindet, erfahre ich erst im Bus.

      Norrtälje Bahnhof


      Auf Norrtäljes Stora Torget (Marktplatz, wörtlich "großer Markt") tut sich noch nichts, ich bin auch eine Stunde zu früh.

      Rathaus


      Punkt zwölf kommt Leben auf den Platz. Nach meinem zweiten Bröselschwedisch-Satz fragt der Mann, der die Transparente anschleppt, wo ich herkomme, und wir können auf Deutsch weiter kommunizieren - er hat hierher eingeheiratet. Seine Familie hat er heute mitgebracht, ein paar Freunde folgen noch.



      In maximaler Besetzung sind wir vier Schwed/inn/en, drei Deutsche und zwei deutsch-schwedische Kinder, die sich zwischendrin zum Eisholen abmelden. Es ist leiser als in Deutschland bei solchen Anlässen, wir stehen einfach da mit unseren Transparenten. Manche Passanten heben den Daumen, andere kommentieren etwas was ich nicht verstehe aber vom Tonfall als wohlwollend interpretiere.
      Der Deutsche erzählt, dass manchmal auch Kommunalpolitiker vorbei kommen, aber heute wär das infolge Urlaubs nicht zu erwarten. Nach einer Stunde packen wir zusammen.


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      - Kurt Tucholsky -
      Wenn ich schon in Norrtälje bin, schau ich mich noch ein bissl um.

      "Gelegenheitsstraße ..." - woher dieser Straßenname wohl kommt ??










      Ab Innenstadt ist der Norrtäljeån wegen der Landanhebung nicht mehr schiffbar, östlich davon schon. Schiffchen gefahren bin ich eh erstmal genug.



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      - Kurt Tucholsky -

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      Die eingeklappten rosa Sonnenschirme erinnern an Frauen in Burkas von hinten -was mich an einen norwegischen Journalisten erinnert, der die einheimischen Nazis verarscht hat, indem er eine Verwechslung von Bussitzen mit Burka-gewandeten Frauen provozierte, und ich dachte, ich könnte etwas ähnliches machen. OK, nicht in irgendwelchen rechten Netzwerken, zumal ich da keinen Zugang habe und auch nicht haben will. Aber bei Facebook setzte ich das Bild rein und postete:
      Norrtälje 19.7.19:
      Unter Einsatz seines Lebens hinderte heute ein deutscher Tourist zwei Burka-getarnte Islamisten, friedliche schwedische Bürger auszuspionieren.
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      Die Bilder können durch Draufklicken vergrößert werden,
      oder, wenn hochkant stehend, komplettiert.

      20.7.19

      Wie während der Kanaltour geplant, will ich nochmal nach Söderköping zurück, wo wir am 14.7. den Landgang verpasst haben. Der Erwerb eines Bahn-Bus-Tickets ist etwas kompliziert, ich nehme mir aufgrund früherer erfahrungen genug Zeit, ziehe im Reisezentrum eine Nummer und komme nach 20minütiger Wartezeit dran. Hin kostet das Ticket 160 Kronen, zurück über 400. Das liegt an der Auslastung und daran, dass ich zurück einen X2000 (Hochgeschwindigkeitszug) nehmen muss. Auch gibt es baubedingt ein großes Chaos am Stockholmer Hauptbahnhof - von dort fahren derzeit keine Züge nach Süden. Dazu muss man auf andere Bahnhofe ausweichen, z.B. zum benachbarten Regionalbahnhof Stockholm City, von dort nach Flemingsberg (bis dahin gilt meine Wochenkarte, praktisch !), von Flemingsberg mit dem Zug nach Norrköping und mit dem Bus nach Söderköping. Zurück von Norrköping bis Stockholm Södra ("Südbahnhof") - dort halten auch X2000, liegt auf Södermalm und 300m vom U-Bahnhof Mariatorget entfernt, das muss man halt nur alles wissen.

      Die Hauptkirche von Söderköping


      Den alten Holzturm haben sie beim Neubau stehen lassen.

      Runenstein neben der Kirche.



      Die Kugeln unter den Brücken geben mir erstmal Rätsel auf. Um Sprengkörper daran zu fixieren, für den Fall dass die Brücke gesprengt werden muss, wie in Malmö, als man im 2. Weltkrieg mit einem deutschen Überfall rechnete und unter den Brücken dafür Haken anbrachte, taugen sie nicht.





      Ich frage in einem Geschäft nach - es ist einfach konst, ausgesprochen "Kunscht", für einen Süddeutschen unmissverständlich. Im Winter sieht es, mit Rauhreif, Eis oder Schnee verziert, besonders apart aus.





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      Eigentlich wollte ich zur Touristinformation, aber es gibt immer wieder etwas interessantes zu sehen, so dass ich vom Weg abkomme.



      Warum diese Warteschlange ? Für das Impfboot gegen FSME (schwedisch TBE/Zeckenhirnentündung) wohl nicht, das war Anfang der Woche da, wie ein Plakat verrät. Es ist vielmehr eine der bekanntesten Eisdielen, vor der diese Massen anstehen, selbst die Fahrkartenverkäuferin in Stockholm hatte davon geschwärmt. Aber das muss ich jetzt nicht haben.



      Dafür kann man den Kanal nicht verfehlen

      und das Schleudenwärterdenkmal.
      Früher, vereinzelt auch noch heute, wurden die Schleusentore per Hand bewegt, eine Knochenarbeit.
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      Irgendwann bin ich wieder am Kanal und lande in Farmors Cafe, zu deutsch Oma's Cafe, genaugenommen das der Großmutter väterlicherseits. Mütterlicherseits hätte es mormor (gespr. murmur) geheissen. Dort finden sich Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen, ausserdem umfachreiches Infomaterial über den Kanal. Unter anderem ein deutschsprachiges Faltblatt, auf dem ich ohne weitere Erklärung diese Dampflok finde, die der Lokführer offensichtlich nicht freiwillig so platziert hat.



      Darunter steht nur Långfredag 1919, Karfeitag 1919, und weiter nichts. Jetzt will ich natürlich wissen, was da am 18. April 1919 passiert ist. Beim Googeln lande ich immer wieder bei der Katastrophe von Getå ein Jahr vorher, als ein Zug bei Norrköping entgleiste und in Brand geriet, mit mindestens 42 Toten. Die Wirtin weiss auch nichts. Schliesslich hat sie eine Idee.
      Sie drückt mir einen dicken Bildband über den Kanal in die Hand.
      "Ein bisschen Schwedisch kannst Du ja, vielleicht findest Du was."
      Ich hole mir noch einen Kaffee - „Påtår ingår“ - und fange zu studieren an. Auf Seite 64 werde ich fündig.



      Demnach ist an diesem Tag ein Güterzug mit 52 Waggons, von Hallsberg kommend, in Motala durch eine Weichenfehlstellung auf ein Abstellgleis anstatt über die Kanalbrücke geleitet worden. Als der Lokführer C. Zackrisson das merkte, verhinderte er durch Signalgeben und Vollbremsung eine größere Katastrophe, lediglich die Lok landete in der Böschung - Personenschäden gab's keine, was wohl dazu beitrug, dass man im Netz kaum etwas findet, jedenfalls ich nicht.

      Bis später :schweden1:
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      - Kurt Tucholsky -
      Dann machen wir mal weiter :tippseln:

      Beim Kanalbau wurden die Reste einer Kirche gefunden - hier das Modell - die von 1307 bis 1530 an dieser Stelle stand.




      Die Bergwanderung spare ich mir jetzt, sonst verpasse ich den letzten Bus. Wobei die Aussicht beeindruckend sein soll.



      Aber eine Runde durchs Kurviertel geht noch, vorbei an der Lindön, die mal als stationäres Restaurantschif dient, aber auch unterwegs ist.



      Das ist jetzt nicht der Kanal, sondern der Storån, dem die Stadt ihren ersten Hafen verdankt.

      Bis hierher ist er für kleine Boote noch schiffbar, und ab dieser Brücke nicht mehr.



      Und langsam muss ich Richtung Busstation, damit ich rechtszeitig zum Zug nach Norrköping komme. Da weiss ich noch nicht, dass der Zug über eine Stunde Verspätung hat, weil er auf einen Anschlussbus warten muss.

      Der isses nicht
      der fährt nach Ej i trafik, dh er bleibt hier.

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      - Kurt Tucholsky -
      Ich bleibe noch einige Tage in Stockholm, wobei ich an den meisten Stellen schon mal war und im Forum Bilder gezeigt hab. Deshalb hier nur noch ein paar Splitter.


      Also den König der Löwen hab ich mir ein bissl anders vorgestellt.

      Im Historischen Museum könnte ich einen Tag verbringen, allein es macht nach zwei Stunden zu. Interessant ist die Aufstellung der Frauenrechte in Schweden, da waren wir in Deutschland doch ein ganzes Stück hinterher.


      Z.B.
      1845 Gleiches Erbrecht für Männer und Frauen
      1864 Ehemänner verlieren das gesetzliche Recht, ihre Frauen zu schlagen
      1921 Wahlrecht für Frauen (da waren wir Deutschen ausnahmsweise gleichauf)
      1938 Verhütungsmittel erlaubt
      1960 Die ersten drei Frauen werden Pfarrerinnen
      1965 Vergewaltigung in der Ehe wird strafbar
      (In Deutschland beschloss das der Bundestag erst 1997, gegen die Stimmen zahlreicher Unions"christen", u.a. von Vollhorst Seehofer).


      1879 wurde die schwedische Normalzeit eingeführt, vorher herrschte ein ähnliches Chaos wie in Deutschland bis 1893.



      Mehr zum deutschen Chaos vor 1893:
      inside.bahn.de/zeitumstellung/


      Inzwischen hab ich das Museum verlassen und es ist ein Tag später. Auf den Kaknästornet können wir nicht mehr hoch, der ist seit einem Jahr für Besucher gesperrt. Zum Glück war ich vor acht Jahren mal oben, allerdings bei witterungsbedingt schlechter Sicht. Die wär heut besser gewesen.


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      Irgendwo hab ich Bilder vom Kaknäs-Turm, als ich oben war.
      Hier isses schon mal nicht:
      http://weitblickforum.de/forum/index.php/Thread/3519-Stockholm-Sommer-2012/

      Das Rathaus von Stockholm
      und das ist das Stockholmer Rathaus bzw. war es 2014.

      Kennt Ihr das ? Ihr sucht etwas ganz dringend, und müsst auf einmal schnellstens auf die Toilette. Passiert mir öfter, und bei dem Wort Kaknäs passt es ja auch.
      So, Innereien beruhigt, und jetzt hab ich die Bilder auch gefunden. 2011 war ich dort.


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      Zwischenspiel Sommer 2011.
      Genauer am 18.7. Regenwetter wie heut in Norderstedt. Mit dem Stadtbus kommt man hin. Aber im Gegensatz zu heute, wo er aus Sicherheitsgründen gesperrt ist, konnte man damals mit dem Aufzug hoch fahren. Aus irgendeinem Grund hab ich die Bilder damals nicht publiziert.

      Das isser von unten (drauf klicken, dann erscheint er in voller Höhe).
      Gebaut wurde er 1964-67, mehr hier.

      Im Turm hängen Bilder vom Bau und von Leuten, die im Gegensatz zu mir schwindelfrei waren,


      was der hier auch ist.

      Oben gibt's zu futtern und, witterungsmäßig eingeschränkt, zu gucken.








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      - Kurt Tucholsky -

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