Göteborg - Stockholm auf einem ungewöhnlichen Weg

      In weiten Teilen gleicht die Festung einer Kleinstadt mit großzügigem Park, wenn da nicht die Autos mit den Militärkennzeichen wären - bei einem früheren Besuch begegneten mir schon Soldaten mit voller Ausrüstung und im Laufschritt, und irgendwo krachte es auch mal. Andererseits gibt es Stellen im Wall um die Anlage, die man bequem übersteigen kann, sogar als relativ Unsportlicher wie ich - selbst getestet, vor ca. 10 Jahren als Einzeltourist - aktuell wär es nicht sinnvoll, sich von der Truppe :floet1: äh Gruppe zu entfernen.







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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -

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      Die "Juno" hat uns wieder, wir mussten nicht über den Wall klettern, und bis wir in Motala am Ausgang des Vättern anlegen, haben wir auch unser Abendessen bekommen. Hier bleiben wir über Nacht, wobei die morgens um 5:00 zu Ende ist, zumindestens für die Besatzung (zum Teil schon vorher, weil das Ablegen ja vorbereitet werden muss). Und wir haben bis morgen früh freien Ausgang und können eine Runde durch die Geburtsstadt der "Juno" drehen, die auf einer hiesigen Werft gebaut wurde.







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      Baltzar von Platen, den Chefplaner des Göta-Kanals, möchte ich Euch nicht vorenthalten (aufs Bild klicken, dann kriegt Ihr ihn ganz drauf), ebensowenig das Hauptgebäude der Kanalgesellschaft.









      Ansonsten kehre ich noch vor Nachtanbruch zu meiner Koje zurück (neben der Treppe ganz hinten rechts), zumal das Nachtleben von Motala überschaubar ist. Die Maschinen gegenüber meiner Kabine laufen auch, wenn das Schiff liegt, und ich stelle fest, dass ich besser schlafe, wenn das Schiff dann auch fährt.

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      Samstag 14.7.19
      Die Schleuse von Borenshult hab ich verschlafen. Dabei wurde dort in dem Buch des Autorenpaars Sjöwall/Wahlöö die "Tote im Götakanal" gefunden, in meinem ersten Schwedenkrimi, und seither weiss ich, dass es diesen Kanal und die Kanaltouren gibt, das war in den frühen 70ern (die Geschichte selber spielt 1965). Das hab ich auch Gästebetreuerin Caroline erzählt, als sie mich fragte, wie ich auf den Kanal kam und auf die Idee, diese Reise zu machen. Sie entgegnete mir gleich: "Das war aber auf unserem Schwesterschiff 'Diana', bei uns passiert sowas nicht". Was mich ungeheuer beruhigt.


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      Es gibt noch einen Grund, warum so ein Mord auf einem Schiff wie dem unseren (das Opfer im Buch, deren schwedischer Titel "Roseanna" lautet, war Kanalschiffspassagier) nicht passieren kann. Ohne zuviel zu verraten, spielt eine wesentliche Rolle, dass damals vereinzelt stundenweise Deckstouristen mitgenommen wurden. Die hatten dann keine Kabine und folglich auch keine Kabinenregistrierung. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Single-Tourist (ich bin auf unserer Tour der einzige, alles andere sind Paare) zwei Tage vor dem Reiseende unbemerkt abhanden kommen könnte.
      Der "Diana" begenen wir kurz danach vor einer Schleuse.

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      Nach dem Frühstück dürfen wir an Land, diesmal zur Klosterkirche Vretå und den Überresten des Klosters. Das war ein ehemaliges Nonnenkloster, das nach der von Gustav Vasa verfügten Reformation langsam ausstarb und zerfiel - ein Teil der Steine wurde auch zum Bau der Kirchen in Linköping und Söderköping verwendet. Die Klosterkirche wurde vor 100 Jahren renoviert und kann besichtigt werden, ebenso einige der Verwaltungsgebäude.

      Caroline muss ihre Schäfchen immer wieder durchzählen.
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      Alle Mann/Frau sind wieder an Bord. Wobei die meisten nicht für lang.







      Denn vor Berg reiht sich eine Schleuse nach der andern, getoppt von der Karl-Johan-Schleusentreppe, mit der knapp 19 Höhenmeter in sieben Schleusen überwunden werden. Dann sind wir im Roxen-See.



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      Durch den nächsten See geht's wieder in den Kanal, nächster See, wieder Kanal ...
      Dort wird eine Straßenbrücke gedreht, damit die Autos für uns Platz machen können.





      Zwischendrin gibt's Abendessen - der Nachtisch muss wie alles andere durch den Küchenaufzug mit der Hand hochgekurbelt werden.





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      Kurz vor Söderköping freut sich ein alter Herr über die abgestoßenen Holzfender, die er mit seinem Rasenmähertraktor abtransportieren darf, als Brennholz. So weit ich weiss, werden sie immer am gleichen Platz abgeworfen, für den selben Nutzer.

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      Unser Stadtrundgang in Söderköping muss wegen Verspätung ausfallen. Trotzdem haben wir eine Weile Aufenthalt, weil Wasser gefasst und neue Holzfender herbeigeschleppt werden müssen.











      Und ich beschliesse, von Stockholm aus nochmal eine Tagestour dorthin zu machen, siehe hier.
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      Beim Verlassen von Söderköping wird es schon dunkel - kein Wunder, die "Lindön", die dort im wesentlichen als Restaurantschiff liegt, haben wir um 23:47 passiert.



      Nach der Schleuse von Mem geht's mit der Juno in die Ostsee.





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      15.7.2019, letzte Nacht auf der Juno







      Es ist später geworden als sonst, nahe der Schleuse von Mem hab ich mich mit meiner eingeschränkt nachtbildtauglichen Kamera versucht, vor Antritt eines unruhigen Schlafs. Wer Wert auf eine ausgiebige, bequeme und ungestörte Nachtruhe legt, sollte sich eine andere Urlaubsreise aussuchen.
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      Mittlerweile am Frühstücksbüfett gestärkt, fahren wir im Södertälje-Kanal unter der Eisenbahnbrücke am Bahnhof Södertälje-Syd durch, die ich auf meinen Stockholm-Fahrten mit dem X2000 überquert hab.



      Eben war's noch lauschig - dann durchfahren wir das Industriegebiet von Södertälje. Medikamente von Astra-Zeneca waren viele Hausarzt-Jahre lang für mich sowas ähnliches wie täglich Brot - jetzt weiss ich endlich, wo die herkommen (soweit die Produktion nicht nach Indien ausgelagert ist).





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      Wir kommen nach Björkö, unserem letzten Landausflug. Dort lag vom achten bis zehnten Jahrhunder n.Chr. die Wikinger-Handelsniederlassung Birka. Wobei, wie unser traditionell gewandeter Führer erklärt, man nicht sagen konnte, dass hier die Wikinger wohnten. Wikinger waren einfach Skandinavier, die unterwegs waren und mal mit, mal ohne Gewalt Handel betrieben. Wurden sie sesshaft, wie hier in Birka, waren sie keine Wikinger mehr und mussten sich gegebenenfalls sogar gegen Wikinger-Raubzüge zur Wehr setzen - jedenfalls kann man das aus einem Runenstein schliessen, der einem Mann gewidmet ist der den Ort gegen Wikinger verteidigt hat.



      Birka war über 200 Jahre der Hauptort in Schweden, wobei das damals noch nicht Schweden hiess. Man hatte hier eine gute Aussicht auf die Schiffe, die in den Mälaren einfuhren, und konnte einigermaßen rechtzeitig entscheiden, ob die Ankömmlinge mit freundlichen Gesten oder mit Waffengewalt zu begrüßen waren. Meist wohl eher friedlich. Es wurde Handel mit allem möglichen betrieben - wie aus Münzfunden zu schliessen, sogar mit Waren aus dem oströmischen und arabischen Raum. Es gab eine Siedlung, einen König und eine Zeitlang auch Missionare aus Deutschland wie Ansgar, der hier mit bescheidenem Erfolg missionieren konnte und immerhin auch wieder heil nach Bremen zurückkehren - das war nicht allen Missionaren vergönnt. Das Kreuz, das auf dem höchsten Punkt von Birka steht, ist viel späteren Datums.
      Kurz vor der Jahrtausendwende verschwand die Siedlung Birka, keiner weiss warum. Jedenfalls wurden dort keine nach 970 geprägten Münzen gefunden, keine Ruinen, nur Gräber, davon weit über 2000. Wobei ein Großteil der dort gefundenen Überreste auf einen friedlichen Tod schliessen lassen.









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      Es gibt nur einen Anlegeplatz, deshalb muss die Juno eine Ehrenrunde drehen.
      Ansonsten kündigt ein Donnergrollen das nahende Gewitter an - bisher hatten wir ausschliesslich Sonnenschein, die ganze Reise. Zeit, zurück ins Dorf zu gehen.



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      An der Anlegestelle gibt es ein Freilichtmuseum, man darf auch in die Hütten hineingehen und photographieren - z.B. in Tansania darf man das ja nicht unbedingt, bzw. man muss einen Dollar dafür hinlegen, das muss man hier nicht. Wobei mich das Innere an unsere Hüttendörfer in Wyhl oder Gorleben aus unserer Anti-AKW-Kampfzeit der 70er/80er erinnert, oder an die Startbahn West.







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      Die Juno muss noch anlegen, mittlerweile in strömenden Regen, so lang müssen wir warten. Da kommt das Wikinger-Wirtshaus wie gerufen. Und weil Met immerhin 11.5 % hat, komme ich mit leichter Schlagseite an Bord zurück.

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      Eigentlich hätte ich mich hinlegen und in der Horizontalen meine Promille abbauen wollen, aber dazu ist keine Zeit. Packen und vor allem Küche und Maschinenraum besichtigen, das sind die letzten Highlights vor der Einfahrt in Stockholm. Im Maschinenraum verbreiten die beiden 600PS-Volvo-Motoren brütende Hitze - es empfiehlt sich, vor dem Betreten alle entbehrliche Oberbekleidung abzulegen. Sonst friert man, wenn man wieder draussen ist.





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