Bei Donald in Entenhausen

      Bei Donald in Entenhausen

      "Duckburg" im Donald-Duck-Ursprungsland USA ist fiktiv. Zwar gibt es einige Versuche es zu verorten, aber in den USA ist das unmöglich. Entenhausen in Deutschland ist lokalisierbar, dank Erika Fuchs (1906-2005).

      Die langjährige Redakteurin und Übersetzerin von Donald, Daisy, Micky, Minnie, Goofy und der ganzen Sippe lebte über fünfzig Jahre in der oberfränkischen Kleinstadt Schwarzenbach an der Saale (nicht zu verwechseln mit Schwarzenbach am Wald, heute ebenfalls Kreis Hof). Ich hatte sogar die Ehre, Frau Fuchs kennenzulernen, als ihr Mann, Ingenieur und FDP-Lokalpolitiker 1968 mich und einige andere rebellierende Oberschüler nach Hause einlud (die FDP war damals einzige Oppositionspartei im Bundestag) - leider wusste ich damals nicht, welche Berühmtheit uns Kaffee und Kuchen reichte, denn für Mickey Mouse fühlte ich mich damals schon zu alt und zu links, und das Kleingedruckte ("Redaktion: Dr. Erika Fuchs") hatte ich auch früher nicht gelesen. Jedenfalls hätte ich sonst besser aufgepasst.

      Denn: Entenhausen ist Schwarzenbach !



      Die ersten Enten sind schon in Sicht.



      Fans der „Micky Maus“-Hefte haben das schon immer gewusst: Dagobert Duck besitzt einen Skilift am Ochsenkopf, der Damenkranz von Daisy trifft sich in Fletschenreuth zum Tanz, und Donald geht im Höllental spazieren. Und dann kommen noch vor: Schnabelwaid, Kleinschlappen, Großschlattengrün und Schnarchenreuth. Wer diese aberwitzigen Ortsnamen für bloße Erfindungen hält, wird in Schwarzenbach an der Saale eines Besseren belehrt. Denn genau dort – ziemlich in der Mitte zwischen Berlin und München – wurde Entenhausen für die Bundesrepublik erschaffen.

      Hier, in der heute 7300 Einwohner zählenden Gemeinde, lebte und arbeitete zwischen 1933 und 1984 Dr. Erika Fuchs, promovierte Kunsthistorikerin und Übersetzerin. Sie war es, die als Chefredakteurin der „Micky Maus“-Hefte dem Duck-Universum seinen Charme, jeder Figur eine eigene Persönlichkeit, Dagobert seine verschachtelten Genitivkonstruktionen, Donald seine pathetische Sprache und Tick, Trick und Track ihre Namen gab. Ihr zu Ehren wird jetzt in Schwarzenbach ein Museum gebaut, Anfang 2014 soll es eröffnet werden. Ein dreidimensionales Entenhausen quasi.

      welt.de/print/wams/muenchen/ar…liegt-in-Oberfranken.html

      Das Museum "Erika-Fuchs-Haus" ist inzwischen fertig und liegt mitten in Schwarzenbach, 14 km südlich von Hof
      und fünf Minuten entfernt vom Bahnhof.

      "Wie man sein Alter gestalten will, muss man sich sehr früh überlegen, spätestens mit 40. Ich habe mir schon sehr bald vorgenommen, niemals so zu werden wie meine Mutter, die sich im Alter zu einer starren, rückwärts gewandten Person entwickelt hat - bloß noch Wagner und so."

      Der Duck'sche Geldspeicher





      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Normalerweise hätte ich mehr Bilder gemacht, auch vom Museum und von der Ausstellung. Aber ich war mit dem Kopf woanders. Unmittelbar vorher hatte mich der Betreuer meiner schwedischen Tante angerufen und erklärt, dass es mit der nunmehr 95jährigen wohl zu Ende gehe. Ich hatte dann weniger Donald Duck im Kopf als die Planung, wie ich am schnellsten nach Ulricehamn (100 km östlich von Göteborg) hinkäme, um sie noch einmal zu sehen.
      Tatsächlich schaffte ich es am nächsten Tag, einem Sonntag, aus dem bahntechnisch ziemlich abgehängten Hof bis Kiel zu kommen und dort die Schwedenfähre zu erreichen. Montag Mittag war ich dann tatsächlich in Ulricehamn und konnte meine Tante noch sprechen und von ihr Abschied nehmen - zehn Tage später ist sie friedlich eingeschlafen.
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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -