Urlaub in der Flüchtlingserstaufnahmenotunterkunft

      Urlaub in der Flüchtlingserstaufnahmenotunterkunft

      Einem chinesischen Touristen wurde am Stuttgarter Flughafen die Brieftasche geklaut. Aber statt einer Diebstahlsanzeige legte man dem der deutschen Sprache nicht Mächtigen einen Asylantrag vor, den der Mann auch brav unterschrieb.
      Anschließend wurde der Reisende sofort in die Erstaufnahmeeinrichtung in Heidelberg geschickt, wo er drei Tage verbrachte, bis man ihn von dort in eine Dortmunder Unterkunft weiterschickte. „Um sich mit dem Problem nicht beschäftigen zu müssen“, so Schlütermann, der die ungeklärten Zuständigkeiten für ein generelles Problem bei den Heimen hält. Und so wollte man den unerwarteten Gast auch in Dortmund nicht lange bei sich behalten, sondern schickte ihn eilig weiter in die Dülmener Unterkunft, wo er gemeinsam mit 50 anderen Flüchtlingen empfangen wurde. Dass unter ihnen eine weitere Chinesin war, die ebenfalls kein Wort Deutsch oder Englisch sprach, gehört zu den Besonderheiten der Geschichte.

      Und so ist die Lösung des Rätsels um den gut gekleideten Herrn aus Peking der Aufmerksamkeit Schlütermanns zu verdanken, der sofort bemerkte, dass hier etwas nicht stimmte: „Er war irgendwie anders, sah aus wie ein Offizieller, mit Schlips und Kragen“, so Schlütermann. Eine Sprach-App habe schließlich geholfen, dem Chinesen zu entlocken, dass er eigentlich nach Italien wollte, nicht nach Dülmen – wo er dann trotzdem zwölf Tage in erstaunlicher Duldsamkeit ausharrte, während Schlütermann und Kolakovic die chinesischen Konsulate abtelefonierten. „Er hat sich während dieser Zeit klaglos und diszipliniert in den Alltag der Unterkunft integriert“, schildert der DRK-Vorstand anerkennend. Auf chinesischer Seite fühlte sich derweil auch niemand für den Fall zuständig, und der Pass des Mannes, den man ihm nach seinem irrtümlich gestellten Asylantrag abgenommen hatte, war für kurze Zeit auf dem Behördenweg zwischen Heidelberg und Dortmund hängengeblieben. Als sich alles geklärt hatte, konnte die Reise aber schließlich doch weitergehen.

      gANZER tEXT. faz.net/aktuell/gesellschaft/m…htlingsheim-14378122.html

      Nach einem anderen Artikel hat der Mann am Ende seiner Odyssee zwar keinerlei Groll auf die deutschen Behörden geäussert, aber erklärt, dass er sich Europa anders vorgestellt habe.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -