Fluechtlingsbetreuung/Containertagebuch

      Deutschland sind nicht die rechten Schreihälse, die
      ständigen Rufer nach der Katastrophe oder die
      gewalttätigen National-Egoisten. Deutschland ist in
      der Mehrheit ruhig, freundlich und mit Sinn für das Gute im
      Menschen. Doch sie werden von dieser Gesellschaft in die
      Ecke gedrängt und ausgepreßt bis es nicht mehr weiter geht.
      Bestes Beispiel ist die Abstimmung über die Olympiabewerbung von
      Hamburg. Die Bonzen hatten alle schon den Glanz des möglichen
      Zugewinns vor Augen. Doch die Wähler haben die Sache wohl
      durchschaut: 10% füllen sich die Taschen und 90% müssen dafür
      bluten.
      Und so etwas Ähnliches passiert im Rahmen der Flüchtlingsdiskussion.
      Die Migrationsbewegung und die daraus erwachsenden Anforderungen
      machen den Menschen in Deutschland Angst. Denn sie ahnen, daß sie die
      Zeche dafür zahlen müssen. Es gibt ja auch keinen amtierenden Politiker
      der dieses eherne Gesetz durchbrechen will.
      Die einen ziehen sich zurück in die Einsamkeit. Die anderen lassen ihren
      Aggressionen freien Lauf. Und nur die letzteren sieht man in den Medien.
      Doch das ist eben nicht Deutschland und erst recht nicht die Mehrheit.
      Wenn unser Land unbeschadet aus dieser Phase herauskommen soll müssen
      sich die stillen Menschen wieder mehr an der Gesellschaft beteiligen.
      Sonst ist die Polarisierung unumkehrbar.
      Wer ein paar Worte zum Thema "Der Terror der Minderheit" lesen möchte...
      Frau Sibylle ist genau die richtige dafür. :icon_thumbsup:
      spiegel.de/kultur/gesellschaft…minderheit-a-1066240.html

      PS: Sag mal grizzly, wer bekommt denn den Stuhl zur Nutzung ?
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „COOLmann“ ()

      Auf dem Stuhl sitz ich bzw. der Arzt. So kann ich mich schnell vom Schreibtisch zum Patienten umdrehen und umgekehrt. Ohne Drehstuhl war das umständlicher.


      Bestes Beispiel ist die Abstimmung über die Olympiabewerbung von
      Hamburg. Die Bonzen hatten alle schon den Glanz des möglichen
      Zugewinns vor Augen. Doch die Wähler haben die Sache wohl
      durchschaut: 10% füllen sich die Taschen und 90% müssen dafür
      bluten.
      Und so etwas Ähnliches passiert im Rahmen der Flüchtlingsdiskussion.
      Die Migrationsbewegung und die daraus erwachsenden Anforderungen
      machen den Menschen in Deutschland Angst. Denn sie ahnen, daß sie die
      Zeche dafür zahlen müssen.

      Also da seh ich ja schon einen Unterschied. Denn mittelfristig kosten die Migranten ja nicht nur, sondern sie bringen auch was. Bzw. nach Manfred Lütz bringen sie schon jetzt was, wenn auch noch nicht pekuniär:
      dw.com/de/manfred-l%C3%BCtz-fl…e-gesellschaft/a-18753625
      Und das ist einigen halt noch nicht klar, vor allem solchen, die bisher wenig Kontakt mit Migranten hatten. Und ein paar andere wollen es aus ideologischer Verblendung heraus nicht sehen.
      Wenn unser Land unbeschadet aus dieser Phase herauskommen soll müssen sich die stillen Menschen wieder mehr an der Gesellschaft beteiligen. Sonst ist die Polarisierung unumkehrbar.

      Da geb ich Dir Recht :icon_thumbsup:

      PS
      Hier das Interview mit meinem ehemaligen Mitschüler Reinhard Merkel, mit dem ich in der 12. Klasse während einer Englisch-Arbeit zu eng kooperierte und deshalb "Note 6 wegen Unterschleifs" bekam (er nicht, er gehörte halt schon immer auf die Sonnenseite des Lebens ...):
      deutschlandfunk.de/kampf-gegen…ml?dram:article_id=338882

      Und noch was zur Kosten-Nutzen-Relation:
      Es führt in die Irre, immer nur auf die Ausgaben zu starren - denn sie sind auch Einnahmen. Bauunternehmer verdienen, weil sie Flüchtlingsheime errichten. Caterer machen gute Geschäfte, wenn sie Asylantenunterkünfte beliefern. Für die Flüchtlinge gilt, was auch bei der Wiedervereinigung zu beobachten war: Die staatlichen Kosten wirken wie ein Konjunkturprogramm.

      Viele Menschen stellen sich die Wirtschaft wie eine Torte vor. Nach dem Motto: Es kann nur verteilt werden, was vorhanden ist. Doch der moderne Kapitalismus funktioniert eher wie ein menschlicher Magen. Er dehnt sich einfach, wenn mehr hineingestopft wird. Mit der Zahl der Konsumenten und Arbeitnehmer steigt auch der Umfang der produzierten Güter. Fertig ist das Wachstum.

      In Deutschland haben 16 Millionen Bürger einen „Migrationshintergrund“. Kosten sind nicht entstanden, im Gegenteil. Die Bertelsmann-Stiftung hat eine Studie veröffentlicht, die sich nur mit den Einwohnern mit Ausländerstatus befasste: Pro Kopf und Jahr zahlen sie 3.300 Euro mehr an Steuern und Sozialbeiträgen, als sie selbst vom Staat erhalten.

      Für Panik gibt es also keinen Grund. Stattdessen sollten die Flüchtlinge so schnell wie möglich integriert werden. Das lohnt sich. Für alle.

      Ganzer Text: taz.de/!5222178/
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Das war genau die Mitschrift vom DFF Interview vom Samstagmorgen. :icon_thumbsup:
      Danke! Ich hatte es gestern noch nicht auftreiben können.
      Der Mann ist nicht umsonst Professor...also leitender Lehrer an
      einer Uni-tät. Er kann Dinge wirklich gut in präzise Worte fassen...ein
      Jurist eben.
      Warst Du etwa auf einem Sportgymnasium? Der Herr Merkel
      hat doch damals an seiner Schwimmkarriere "gewerkelt".
      Das geht ja nicht ganz so nebenbei.

      Bei dem Stichwort "Drehstuhl" hatte mir mein Kopfkino eine andere
      Präferenz vorgeschlagen:
      >Veränstigtes Kind wird platziert und mittels Karusselimitation positiv motiviert.<

      Über die Auswirkungen der Migration auf unser Wirtschaftssystem gibt es verschiedene,
      teils völlig widersprüchliche Einschätzungen.Meine Überzeugung ist, daß die Entwicklung
      ganz stark davon abhängig ist wie unser Wirtschaftssystem die notwendigen zusätzlichen
      Aufwendungen generiert. Da kommt die allgemeine Phrase wieder zum Tragen:
      90% müssen bluten/ 10% füllen sich die Taschen. Deshalb frage tunlichst nicht die 10%.

      Eine aktuelle Meinung/ Quelle: focus
      Wirtschaftsnobelpreisträger Deaton
      Deaton lobte, EU-Länder wie Deutschland nähmen ihre menschliche Verantwortung
      sehr ernst und verhielten sich vorbildlich. Trotzdem müsse die EU vorsichtig sein: „Zu viele
      Einwanderer werden Europa destabilisieren, das ist klar.“

      Und wer das ganze mal in Richtung der USA betrachtet lesen will, bitte hier entlang:
      focus.de/finanzen/news/konjunk…chtlingen_id_5135333.html
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „COOLmann“ ()

      Im "Historischen Kalender" habe ich heute schon mal etwas von
      Noam Chomsky geschrieben. Aber um kritische und in der Sache
      begründete Kommentare zu lesen, gibt es auch in Deutschland
      genug Stimmen. Sie werden eben nur zu selten gehört.
      Eine aktuelle Betrachtung kommt von einer Publikation jenseits
      der "Staatsmedien".
      huffingtonpost.de/2015/12/07/d…8.html?utm_hp_ref=germany

      Oder aber ein Bild unserer Gesellschaft, das gar nicht zu dem paßt
      was die Kanzlerin sich erträumt. Doch für die Menschen ist es real.
      huffingtonpost.de/2015/12/07/k…8.html?utm_hp_ref=germany
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „COOLmann“ ()

      Oh oh...da hab ich gerade einen Bericht über die speziellen
      Gesundheitsrisiken im umkämpften Zentral-Syrien gelesen.
      In den wüstenartigen Gebieten kann sich die Sandmücke
      gut halten und wegen dem Zusammenbruch der Gesundheits-
      versorgung munter eine unappetitliche Krankheit, verursacht
      durch Parasiten, verbreiten.
      Die Leishmaniose. Auch dafür brauchen wir mehr Gesundheits-
      fürsorge für ankommende Migranten aus solchen Gebieten.
      de.wikipedia.org/wiki/Leishmaniose
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      Der Horizont zieht sich zu mit dunklen Wolken.
      Und dieses "Wetter" wird uns noch mehr hilfesuchende
      Menschen zutreiben. Denn mittlerweile haben sich die
      Meldungen rund um den Globus verändert. Man spricht
      plötzlich von der Neuaufteilung von Syrien und Lybien als Möglichkeit
      für eine diplomatische Lösung des Konflktes. Aber wer denkt
      an die Menschen die gerade im ethnisch/religiösen falschen
      Gebiet leben? Sie werden zwangsläufig vertrieben. Noch eine
      Migrationswelle zu den vielen anderen....
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      Die Flüchtlinge, die hier sind, bleiben, bzw. wer sie zu vertreiben versucht ist ein menschenverachtender Verbecher. Und sie aufzuhalten geht nur mit der Schusswaffe und ist genauso ein Verbrechen.
      Die Menschen zum Dortbleiben zu bewegen geht ausschliesslich über die Beseitigung der Fluchtursachen, dazu gehört auch die bessere Versorgung der Menschen in den Lagern zB in der Türkei oder Jordanien - die von der EU versprochenen Gelder sind erst zu einem Bruchteil eingetroffen !
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Der Mann ist nicht umsonst Professor...also leitender Lehrer an
      einer Uni-tät. Er kann Dinge wirklich gut in präzise Worte fassen...ein
      Jurist eben.
      Warst Du etwa auf einem Sportgymnasium? Der Herr Merkel
      hat doch damals an seiner Schwimmkarriere "gewerkelt".
      Das geht ja nicht ganz so nebenbei.

      Nein, war ich nicht. Weiss gar nicht, ob's sowas damals schon gab.
      Während der Olympiade in Mexiko war Reinhard nicht in der Schule, sonst fehlte er allenfalls während der Wettkämpfe. Und glänzte halt immer im Schuljahresbericht mit seinen Sportleistungen.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Containertagebuch 11

      Der Container ist Geschichte - das Tagebuch geht weiter.


      Die erste Sprechstunde im Bieberhaus. Wir, d.h. unsere Universaldolmetscherin H. die Farsi UND Arabisch spricht, Profiarzthelferin J. und Krankenschwester M., die unsere vielen neuen Kisten einräumen und im Gegensatz zu mir wissen wo was liegt, und meine Wenigkeit sind noch immer beeindruckt von der Unmenge Platz in unseren nunmehr drei Räumen. Bei Dienstantritt muss ich erstmal selber suchen - gut dass sie inzwischen ausgeschildert sind.




      Der Paternoster ist leider gesperrt - sonst würden die Kinder den ganzen Tag damit herumfahren.


      Also bittschön - lasst Eure Waffen daheim. Das mögen die Flüchtlinge nicht,
      und unsere Mitbewohner, die Finanzbeamten, auch nicht.


      Die Patienten haben auch noch Probleme zu uns zu finden, die erste Stunde haben wir fast nichts zu tun. Dann drehen H. und ich eine Runde über den Platz - unsere potentiellen Patienten wissen weder etwas von der neuen KITA im Bieberhaus noch von der Medizinstation dahinter, woher auch. H. bekommt einen Wutanfall, als sie sieht wie ein Kleinkind auf dem blanken Fußboden gewickelt wird - als ob es die KITA nicht gäbe. Wir mobilisieren ein paar Helfer die den Leuten den Weg an den Zelten vorbei in den 1. Stock zeigen, und langsam trudeln auch die ersten Patienten ein.


      Noch jede Menge freier Platz -
      und freie Aussicht auf den Bahnhof



      ... und nach St. Georg.



      Das ist unser Sprechzimmer, mit elektrisch verstellbarer Liege !


      Vor drei Wochen geheiratet, Periode ein paar Tage überfällig, Bauchweh und Erbrechen - Schwangerschaft wär möglich, aber für den Urintest isses noch ein bissl früh, aber man kann's probieren.

      Zumal die Toilette jetzt nur ein paar Türen weiter ist
      und nicht wie vorher quer über den offenen Platz in den Keller der Bäckerei ... Test ist negativ, aber das heisst nicht viel.

      Eine hustende Familie wird verarztet, der Vater kommt zuletzt, alleine. Der Husten sei nicht das Problem, sondern die Herzschmerzen immer dann, wenn er an seine Heimat Afghanistan denke. Ich höre ihn ab, Herztöne und Blutdruck normal, keine Schmerzen unter körperlicher Belastung, keine geschwollenen Beine - wir sagen ihm, das wir sein Herz für gesund halten und natürlich verstehen dass er Heimweh hat. Dass es dagegen keine Medizin gibt weiss er selber, und als wir ihm ein bissl Schokolade geben fängt er an zu weinen - das ist selten bei afghanischen Männern.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Eine schöne Nachricht. Da wird es den Winter über einfacher werden
      sowohl für die Helfer als auch für die Hilfesuchenden.
      Gestern ging ja dieses Video über die Weihnachtswünsche der Hamburger
      Obdachlosen quer durch`s Netz. Würdet ihr denen auch gesundheitlich
      helfend unter die Arme greifen? :kopfkratz:
      Sicher, nicht jeder hätte es verdient ....aber nötig wäre es allemal.
      focus.de/politik/videos/ne-neu…ihnachten_id_5139740.html
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „COOLmann“ ()

      Ich hab im Container im Rahmen meiner Möglichkeiten jeden versorgt, da waren auch deutsche oder andersnationale Obdachlose dabei. Wobei jetzt die Notwendigkeit, dazu ins Bieberhaus zu kommen, dazu führen könnte, dass weniger Nicht-Flüchtlinge den Weg dorthin finden (die Flüchtlinge werden ja dort hingebracht).
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Erstmal ein Hoch auf das Team der Nuklearmedizin Spitalerstraße, das uns immer so nett mit Liegenpapier, Batterien
      und anderen Nützlichkeiten versorgt

      Die Heizung geht auch, das heisst wir müssen nicht mehr in Winterklamotten arbeiten. Allmählich trudeln auch mehr Patienten ein, nachdem die Zelte abgebaut sind. Und die vielen leeren Räume füllen sich langsam ...


      Kleiderkammer


      "Väterzimmer" - in die KITA dürfen keine Männer rein


      Da wird grad konferiert


      und last not least unser Wartezimmer. Bisher standen die Wartenden in der Kälte.

      Manchmal kommen Leute, da kann man kaum glauben, wie die das geschafft haben. Zwei syrische Schwestern um die Sechzig, die ältere sitzt mit Halbseitenlähmung im Rollstuhl nach einem Schlaganfall vor drei Jahren, die jüngere hat sie - ohne weitere Angehörige, nur mit Hilfe der Mitflüchtlinge - irgendwie bis hierher gebracht und hustet jetzt furchtbar. Wenigstens wollen sie hier bleiben, da wird die Versorgung etwas einfacher.

      Eine Vierjährige hat die Krätze, es juckt furchtbar. Normalerweise müsste das Kind am ganzen Körper über Nacht mit Permethrin eingerieben, am andern Morgen geduscht und dann komplett neu und damit milbenfrei eingekleidet werden, das ist im Transit schwer zu machen, die Familie will nach Schweden, da Angehörige dort. Ich geb ein bissl Cortisonsalbe mit gegen den Juckreiz, eine Tube Permethrin zum Milbentöten und einen Infozettel nebst Erklärung, schreib auch meine Mobilnummer drauf.

      Abends ruft eine Helferin aus Flensburg an, der die Mutter meinen Zettel in die Hand gedrückt hat, wir besprechen das Ganze, und die gute Frau organisiert Duschen und Kleiderwechsel - das ist mehr als ich in so einer Situation erwarten konnte, ich bin ganz begeistert.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      16./18.12.

      Vor fast zwanzig Jahren, als ich Hausarzt in Norderstedt war, verbreitete sich ein Gerücht im hiesigen Buschfunk: Unser Doc sammelt Schlümpfe ! Erklärungen zum Zustandekommen würden jetzt zu weit führen, auf jeden Fall sammelte sich erst auf meinem Schreibtisch, später auf der benachbarten Kommode, weil Schreibtisch zu voll, eine ansehnliche Schlumpftruppe, oft von Kindern geschenkt.



      Nach Renovierung und Praxisübergabe im Sommer dieses Jahres wurde diese Sammlung heimatlos, weil ich zuhause nicht wusste, wohin damit - bin bekennender Messie, und es stand schon alles voll. Dann kam ich zu meinem neuen Wirkungsort und die Schlümpfe an ihrem neuen Platz.


      Das sind jetzt noch nicht alle ...


      ... und zwei Tage später auch nicht mehr alle.

      Der Schlumpfschrumpf ist durch die Flüchtlingskinder verursacht, die sich zwischendurch bedienen, so dass sich die guten Stücke jetzt in alle möglichen Ecken Mittel- und Nordeuropas verbreiten. Denn wenn ein Kind zulangt, dann will ich ihm (im Gegensatz zu den Gepflogenheiten meiner alten Praxis) das nicht wieder wegnehmen. Und ein paar sind noch zum Nachlegen da.

      Die Möblierung unserer "Praxis" wie auch die der ganzen Bieberhaus-Etage macht Fortschritte, so dass ich inzwischen Möbelspenden auch schon ablehnen musste. Leere Räume gibt's kaum noch, in allen Zimmern, wenn sie nicht bestimmten Funktionen wie KITA, Lager, Kleiderkammer, Büro oder Helferrückzugsraum vorbehalten sind, liegen oder sitzen Menschen auf Bierbänken, Decken oder auf allem auf dem man lagern kann. Im Flur rennen Kinder herum, und es ist ein ständiges Kommen und Gehen von meist schwer bepackten Menschen.

      Pro "Sprechstunde", die für einen Kollegen/Kollegin meistens vier Stunden dauert, kommen fünfzehn bis dreissig Patienten, das ist noch gut zu schaffen - in meiner alten Praxis waren es oft mehr. Und viel mehr Schreiberei.
      Wenn wir jemandem doch mal eine Info für den nächsten Arzt mitgeben müssen, dafür haben wir inzwischen vorgedruckte mehrsprachige Formulare, mit Durchschreibmöglichkeit. Und ab nächste Woche gibt's ein dienstliches Mobiltelefon, so dass wir nicht mehr auf unsere eigenen angewiesen sind, oder nur noch auf unser Nummerverzeichnis. Kurz, es wird immer komfortabler.

      Ein Patient von gestern wird mir im Gedächtnis bleiben, ein ca. 60jähriger Bauer aus Afghanistan, der jahrzehntelang Opium-abhängig war. Daheim war das für ihn unproblematisch, er baute das Zeug selber an, und wenn er grad mal nichts hatte, gab es an jeder Ecke Nachschub - so selbstverständlich wie bei uns das Bier am Kiosk oder in der Eckkneipe. Für die Flucht nahm er sich noch einen kleinen Vorrat mit, aber seit sechs Tagen saß er auf dem Trockenen und hatte jetzt scheussliche Muskelschmerzen.

      Von "meinen" Heroinabhängigen weiss ich, dass nach sechs Tagen das Schlimmste schon vorbei ist, und das sag ich ihm. Und dass ich mit Opiatabhängigen Erfahrung habe. Irgendwelche Ersatzstoffe wie viele der Abhängigen von hier will er nicht, hätte ich auch nicht da. Er bekommt Novaminsulfontabletten, Diclofenacsalbe und gute Wünsche, dass es bald besser wird. Vielleicht kommt er ja wieder, das passiert jetzt öfter.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Auch cathrin hat Schlümpfe in der Wohnzimmergarage. Die kommen meist
      aus Ü-Eiern. :frauenwinken:
      Etwas Ernsteres gibt mir doch zu denken. Wenn ich immer lese, daß die Migranten
      "weitergezogen" sind....wohin denn? Alle Staaten der EU sind entweder finanziell
      überlastet, ablehnend wegen Terrorgefahr oder religiös gegen Migranten.
      Und selbst unser Land bleibt nicht von Verteilungskämpfen verschont.
      Die Migranten sollen eine Gesundheitskarte bekommen. Vernünftig.....
      Gleichzeitig bleiben zehntausende freiberuflich Tätige mit niedrigem Einkommen
      ohne eine Krankenkassenmitgliedschaft. Eine private Krankenkasse gibt es halt nicht
      für lau...besonders wenn man nach Jahren ohne Mitgliedschaft schon tausende €uronen
      fiktiven Beitragsrückstand angesammelt hat. :muede_traurig:
      Der Clou: die Kasse mußte in der Zeit der Kündigung keine Leistungen erbringen, aber
      die Beitragschulden wurden "fiktiv" aufgesammelt. Da haben die Interessenvertreter
      der privaten Krankenkassen bei der Gesetzesänderung wirklich gute Arbeit geleistet.
      Diese Scheinheiligkeit treibt wieder ein paar Leute zu Pegida. :haarerauf:
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      Original von COOLmann
      Der Clou: die Kasse mußte in der Zeit der Kündigung keine Leistungen erbringen, aber
      die Beitragschulden wurden "fiktiv" aufgesammelt. Da haben die Interessenvertreter
      der privaten Krankenkassen bei der Gesetzesänderung wirklich gute Arbeit geleistet.
      Diese Scheinheiligkeit treibt wieder ein paar Leute zu Pegida. :haarerauf:

      ... weil sie zu feig sind, sich mit den verantwortlichen Verbrechern anzulegen :anschreien: :sauerei:

      Und die PKV-Lobbyisten gehören sich öffentlich ausgepeitscht.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Etwas Ernsteres gibt mir doch zu denken. Wenn ich immer lese, daß die Migranten "weitergezogen" sind....wohin denn? Alle Staaten der EU sind entweder finanziell überlastet, ablehnend wegen Terrorgefahr oder religiös gegen Migranten. Und selbst unser Land bleibt nicht von Verteilungskämpfen verschont. Die Migranten sollen eine Gesundheitskarte bekommen. Vernünftig..... Gleichzeitig bleiben zehntausende freiberuflich Tätige mit niedrigem Einkommen ohne eine Krankenkassenmitgliedschaft. Eine private Krankenkasse gibt es halt nicht für lau...besonders wenn man nach Jahren ohne Mitgliedschaft schon tausende €uronen fiktiven Beitragsrückstand angesammelt hat.

      Ich denke, die Sauereien der Krankenkassenkonzerne gegen kleine Selbständige und die Krankenbehandlung von Migranten/Flüchtlingen sind zwei Paar Stiefel. Und ich bin froh, mich in meiner ehrenamtlichen Notfallpraxis nicht um Finanzierung oder andere unangenehme Schreiberei kümmern zu müssen, das musste ich als Kassenarzt lang genug. Und dass die Grenzen nicht wirklich zu sind bzw. nicht wirklich zu sein können, ist offensichtlich. Das war, erinnern wir uns, nicht mal die angeblich so hermetisch abgeriegelte Grenze der DDR.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Tagebuch Nr. 14, 1. Teil

      Wenn jetzt bei einzelnen Flüchtlingskindern eines ihrer ersten deutschen Wort "Schlompf" oder etwas ähnliches sein sollte, dann wisst Ihr, wer dran schuld ist ...

      Aber nicht nur die Ankommenden, sondern auch unsereins muss sich sprachlich weiterbilden; zu diesem Zweck hab ich jetzt einen kleinen Spickzettel erstellt und an unsere Wand gepinnt. Weil es, auch wenn ich mit einer Super-Dolmetscherin zusammenarbeite, einen guten Eindruck macht, wenn ich wenigstens ein paar Brocken in der Muttersprache meiner Patienten sagen kann.


      A heisst Arabisch, F Farsi (für Afghanen), unterstrichene Silben werden betont

      "Ich bin jetzt Arzt und kein Mann", der Satz wurde uns bei der letzten Fortbildung ans Herz gelegt für den Fall, dass es mal sinnvoll wird, eine Frau zum Herunterlassen ihrer Hosen zu bitten, zB weil man Hämorrhoiden vermutet. Oder, das betrifft jetzt nicht mich, weil ich mich da aus fachlichen Gründen raushalte, ein gynäkologisches Problem im Raum steht..
      Bei der Untersuchung muslimischer Frauen hatte ich noch nie Probleme , meistens geht's ja nur um Herz/Lunge-Abhören oder Bauch-Abtasten. Manche Kollegen äussern da ja massive Ängste und befürchten Aggressionen der männlichen Angehörigen, was ich aufgrund meiner Erfahrungen überhaupt nicht nachvollziehen kann.
      Was den umgekehrten Fall beträfe, Ärztin und Mann der die Hose runterziehen müsste, gibt es keinen solchen Zaubersatz. Dolmetscherin H. erklärt mir, ein orientalischer Mann macht das entweder ohne Diskussion, oder überhaupt nicht.

      Da die einst auf diesem Tisch gewickelten Kinder inzwischen in die Schule gehen, ist dieses gute Stück bei uns
      besser aufgehoben.

      Und seit gestern wird die Wandabstellfläche aufgrund neuer Möbelspenden knapp,



      so dass unser gutes altes Pappregal ausgedient hat.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      So wie es scheint wird Euer Hilfsprojekt zu einer "Dauereinrichtung".
      Ob dieser Umstand nun positiv oder negativ ist mag mein Kopf/Bauch-
      gefühl beim besten Willen nicht entscheiden. :kopfkratz:
      Für`s erste ist erst einmal wichtig: Hilfe ist da, wo sie gebraucht wird.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.