Fluechtlingsbetreuung/Containertagebuch

      Dänemark macht sich auch Gedanken wie die
      Integration der zahlenmäßig wachsenden
      Migrationsgemeinde gelingen kann.
      Quelle: focus.de
      Dänemark sagt Parallelgesellschaften den Kampf an – mit einem 22-
      Punkte-Plan. Am Donnerstag präsentierten Ministerpräsident Lars Løkke
      Rasmussen und zahlreiche Minister seiner Regierung ein umfangreiches
      Maßnahmenpaket, mit dem verhindert werden soll, dass allzuviele Menschen
      mit Migrationshintergrund an einem Ort leben.

      Wer im ersten Reflex etwas von Fremdenfeidlichkeit und Rechtsradikalismus vermutet,
      sollte sich die Punkte ruhig in Ruhe durchlesen.
      Ich finde nicht alles supi aber trotzdem ein paar gute Ansatzpunkte, die
      auch uns in Deutschland weiterhelfen würden.
      focus.de/politik/ausland/sonde…chen-will_id_8552593.html

      Bei dem Studium der Historie der dänischen "Einwanderungspolitik"
      wurde ersichtlich, daß es seit 2015 (rechtsliberale Regierung an der
      Macht) eine stärkere Focussierung auf die Reglementierung der Migranten
      gibt. Dies läßt Dänemark immer mehr zu einer Durchgangsstation Richtung
      Skandinavien werden, da die Migranten die Länder dort "attraktiver" finden.
      Doch in Schweden kippt die grenzenlose Willkommenskultur mittlerweile
      ja auch.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

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      (aus dem o.g. Focus-Artikel) :ob:
      Um eine Veränderung der Gesellschaftsstrukturen in Ghettos zu erreichen, sollen Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften dazu verpflichtet werden, Mieter nach Beschäftigungs- und Bildungskriterien auszuwählen. So könnten beispielsweise Personen mit einer dauerhaften Verbindung zum Arbeitsmarkt, in Ausbildung und jene, die mindestens sechs Monate selbstständig sind, bevorzugt ausgewählt werden.

      Wunderbar ! Und wo soll der Rest hin ? Das wissen sie nicht, und das geben sie auch zu:
      Kriminellen soll der Wohnsitz in Ghettos verweigert werden können. Wer sich in seinem Wohngebiet strafbar gemacht habe, werde künftig schnell des Bereichs verwiesen. Wo die Kriminellen stattdessen untergebracht werden sollen, bleibt in dem Konzept offen.

      ... das bleibt nicht nur bei den "Kriminellen" offen.

      Einwandererfamilien sollen dazu gezwungen werden, ihre Kinder in die Tagesbetreuung zu geben. Dabei werde künftig darauf geachtet, die Kinder gleichmäßiger auf Kindertagesstätten in der Stadt zu verteilen. Sprachtests sollen außerdem sicherstellen, dass sie Dänisch lernen. Außerdem sollen die Kompetenzen der Gemeinden gestärkt werden, um zu erkennen, wenn Kinder durch Gewalt gefährdet sind.

      Das hat nicht nur für Einwandererfamilien zu gelten. In Berlin werden deutsche Kinder zum Teil umgemeldet, um nicht in eine Klasse mit allzu großem Migrantenanteil eingeschult zu werden. Und "rechtsfreie Räume" gibt es auch bei Deutschen - Nazisiedlungen bzw. "national befreite Zonen" wie Jamel/Mecklenburg oder andere Hotspots v.a. in Ostdeutschland. Aber nicht nur da - es darf einem Kind nicht mehr zugemutet werden - jedenfalls nicht gegen seinen Willen - in einer Nazifamilie aufzuwachsen. Wie sich das anfühlt, hat z.B. Heidi Benneckenstein, die das durchmachen musste, in ihrer Autobiographie "Ein deutsches Mädchen" plastisch beschrieben.

      Jedenfalls besteht das Problem Parallelgesellschaften nicht nur in Migrantenfamilien, sondern wie geschildert auch bei Rechtsradikalen oder, manchmal überlappt sich das auch, bei evangelikalen und anderen religiösen Sekten.
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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Habe es gelesen, die Augen geschlossen und die
      Bilder im Kopf mit der mir zugänglichen Realität in
      Deutschland verglichen.
      Was muß ich verdutzt feststellen? Es braucht keine
      "radikalen" Gesetze. Die Lebensumwelt formt es
      in unserem Land schon heute.
      Mieter nach Beschäftigungs- und Bildungskriterien auszuwählen. So könnten beispielsweise Personen mit einer dauerhaften Verbindung zum Arbeitsmarkt, in Ausbildung und jene, die mindestens sechs Monate selbstständig sind, bevorzugt ausgewählt werden

      Gilt für jeden in unserem Land der eine Wohnung sucht.[/B
      Außerdem sollen die Kompetenzen der Gemeinden gestärkt werden, um zu erkennen, wenn Kinder durch Gewalt gefährdet sind.

      [B]Frag mal die deutschen Eltern wie schnell bei einem Verdacht von "Gewalt in der Familie" oder "Aggressivität des Kindes gegen andere Kinder oder Pädagogen" denen das Kinder-und Jugendamt auf die Pelle rückt.

      Dabei werde künftig darauf geachtet, die Kinder gleichmäßiger auf Kindertagesstätten in der Stadt zu verteilen. Sprachtests sollen außerdem sicherstellen, dass sie Dänisch lernen.

      Das ist auch bei uns ein durchgehender Wunsch der Erzieher und der Eltern.Naja... nur ohne das "Dänisch". :zwinker2:
      Und nun zu den Zwangsmaßnahmen im Zusammenhang mit "Kinder nicht
      in Tagesbetreuung geben" und Kriminelle und deren Wohnsitzwahl.
      Dazu fällt mir nur eins ein. Der goldene Spruch des Herrn Schröder und
      seiner verkackten Reform der "sozialen Marktwirtschaft":
      "Fördern und Fordern."
      Wenn jemand auf Hilfe der Gesellschaft angewiesen ist
      (egal ob Eigen-verschulden oder unverschuldet) wird von ihm verlangt, die von ihm geforderte
      "Mitarbeit" auszuführen. Dabei kommt es oft zu Streitigkeiten
      bei denen das Sozialamt Teile oder die Gesamtheit der Hilfe zum
      Lebensunterheit (Minimum) streicht. Das bedeutet: nix zu Essen, kein
      Geld für Strom, gleichzeitig fällt der Wohnkostenzuschuß weg (Miete kalt
      +NK , Wasser, Abwasser, Heizung, Müll). Dies führt innerhalb kürzester
      Zeit zu einer Räumungsklage des Vermieters.
      Was ich noch übler finde ist die parallele Einstellung der Überweisung an
      die Krankenkasse. Damit erlischt (auch bei Dauerpatienten) die Krankenkassenmitgliedschaft. Ich habe dieses
      Procedere schon einmal
      durch. Wer das Glück hat jeden Monat ca. 145 € locker machen zu können
      kann sich bei der AOK weiter versichern....als Mitglied ohne jegliches Einkommen.
      Und nun frage ich Dich grizzly. Sind wir im eigenen Land nicht schon lange
      Testpersonen für ein Regime, was wir für die Migranten als unzumutbar
      einstufen?
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

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      Es macht Mut, daßs es noch Rentner gibt die bedeutend
      mehr Rente bekommen als die Grundsicherung. Wobei
      die meisten davon eh keine Rentner sondern Pensionäre
      sind. Doch egal, sie tragen mit ihrer Kaufkraft zur Stärkung
      der Binnenwirtschaft bei. Bei uns im Osten ist der Stern
      des "kaufkräftigen Ruheständlers" langsam am sinken.
      Die Rentner mit vollen Erwerbsjahren in der DDR wurden
      mit ihren Rentenpunkten hochgerechnet und bekamen
      damit eine überdurchschnittliche Rente und das meist noch
      im Doppelpack, wenn es ein Ehepaar war. Denn in der DDR
      war die Frauenarbeitsquote sehr hoch.
      Heute kommt eine neue Generation der "normalen" Bevölkerung
      zur Rentenauszahlung:
      *weniger Punkte....wer schon sein Leben lang für seine Arbeit ungerecht
      niedrig bezahlt wurde nimmt diese Schmach bis in den Sarg mit.
      *weniger Beitragsjahre durch Unterbrechung in der Arbeitsbiographie.
      Seit der Agenda 2010 werden für Jahre in denen man das eine Jahr
      der Arbeitslosenversicherung überschritten hat keine
      keine Anwartschaftsjahre bei der Rentenversicherung mehr erworben.
      Die "Altersarmut" wird bis her von den Regierungsparteien belächelt.
      Doch ich sage euch: Am Horizont ist die dunkle Wolke schon zu sehen.

      PS: Sorry, mußte ich mal loswerden. Gehört nicht zum Thema "Flüchtlingsbetreuung".
      Aber wenn wir darüber nachdenken wie Flüchtlinge
      bei uns leben können müssen wir auch Wege finden, daß wir selbst hier
      überleben können.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

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      Aber wenn wir darüber nachdenken wie Flüchtlinge bei uns leben können müssen wir auch Wege finden, daß wir selbst hier überleben können.

      Vollkommen klar.
      Wobei genug Geld da ist. Man muss nur diejenigen, die zuviel davon haben, zwingen das Nötige heraus zu geben.

      Was die AfD-Faschisten übrigens nicht fordern. Die fordern Migranten raus, und dass ihnen und anderem in ihren Augen lebensunwertem Leben die Mittel entzogen werden, zugunsten von Deutschblütigen bzw. dem was sie dafür halten. Eben das was die am 10.10.1945 verbotene und zuvor mit Waffengewalt weitgehend entmachtete NSDAP auch forderte und umzusetzen versuchte.
      Generell basieren die meisten (AfD-)Finanzierungsvorschläge auf Leistungskürzungen für Geflüchtete, Migranten und sozial Schwächere. Die Sprache mit der diese Menschen beschrieben werden, ist abwertend und suggeriert Gefahr.

      Ganzer Text: fr.de/politik/meinung/gastbeit…r-steht-die-afd-a-1335063
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      - Kurt Tucholsky -
      Ich denke die AfD ist zwar übel....doch sie wird von
      allen anderen Parteien nur dazu benutzt einen
      Feind zu projizieren, um von den eigenen Fehlleistungen
      abzulenken. Wie ich auf die Einschätzung komme?
      Eine sachliche Diskussion über für und wider von
      Vorschlägen der AfD findet nicht statt. Allein in die Nähe
      der AfD gerückt zu werden macht es jedem Unmöglich, an der
      Gestaltung seiner Zukunft selbst mitarbeiten zu können.
      Ein reflexartiges Verhalten gegenüber "mißliebigen" Teilen
      der Bevölkerung der im Radikalenerlaß der Bundesregierung
      schon einmal voll daneben ging.
      Und nun nimmt sogar die CDU (in Form des designierten
      Gesundheitsministers) eine Position ein, die ich völlig abstrus
      finde. In gewisser Weise macht er sich konservative Positionen
      der AfD zu eigen und kombiniert sie mit den Wünschen der
      kapitalistischen Arbeitsgeber nach einer Minimierung der
      sozialen Kosten.
      Der Herr Spahn hat sich bei mir gerade eben als Gesundheitsminister
      disqualifiziert. Wer wissen will warum, schaut in den link.
      Das er den Anteil der Migranten bei den "Tafeln" zu hoch findet und einen
      selektiven Ausschluß zustimmt ist eine Sache die kann man durchgehen
      lassen...muß es aber nicht.
      Doch die Behauptung "Die Tafeln" sind völlig unnötig, weil mit Hartz4 jeder
      ausreichend versorgt ist macht mich echt sprachlos. Entweder kennt er
      sein Land nicht, für das er 4 Jahre Verantwortung übernehmen will oder aber
      er lügt uns gefühllos ins Gesicht. Denn diese Aussage stimmt nicht mit der
      Lebenserfahrung der Mehrzahl der Hartz4- Empfänger überein.
      Und dazu gehörte auch meine Frau und ich einige Zeit dazu.
      Also Herr Spahn...erzählen sie mir keinen Sch****!
      t-online.de/gesundheit/id_8336…edeutet-nicht-armut-.html

      PS: Mein Verdacht: Mit dem Herrn Spahn an der Spitze des Gesundheitsministeriums
      wird die gesetzliche Krankenversicherung von dem sozialen Ballast "kostenfreie Mitversicherung
      der Familienangehörigen" befreit.
      Das spart dann jede Menge staatliche Zuschüsse!
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 7 mal editiert, zuletzt von „COOLmann“ ()

      Mit Spahn haben sie mal wieder den Bock zum Gärtner gemacht, der muss schnellstmöglich weg:
      t-online.de/nachrichten/deutsc…iente-an-lobbyarbeit.html
      Das ist so ein rechter Rotzlöffel :arschvoll: :watschen: :bicycle: :inmuell:


      PS
      Die AfD macht keine sachlichen Vorschläge, sie besteht aus Hass.
      Hier geb ich ausnahmsweise dem verstorbenen CSU-Chef Franz Josef Strauss Recht: Rechts von uns ist die Wand.
      Will sagen, rechts von der CSU, deren Absonderungen oft grenzwertig sind, gibt es nur noch braunen und zu vernichtenden Müll.

      Das mit dem Radikalenerlass war eine andere Sache, ich war selber betroffen. Nazitum hingegen geht gar nicht, muss vernichtet und zerstampft werden, bei Bedarf auch mit robusten Mitteln.

      Natürlich verstehe ich, wenn Leute Wut haben, weil ihre Bahnlinie stillgelegt ist. Aber dann Faschisten zu wählen bringt die Bahn nicht zurück. Da muss Geld in die Hand genommen werden, von den Reichen natürlich, und die Heilige Kuh Schwarze Null schreit auch schon lauthals nach dem Metzger, und die Bahn muss wieder aufs Gleis gesetzt werden. Anders geht's nicht.
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      - Kurt Tucholsky -
      Mal was Nettes.
      Vor zweieinhalb Jahren, an meinem letzten Tag als selbständiger Kassenarzt, hatte mich, als letzter Patient donnerstagabaneds gegen 21:00 Uhr ein junger Syrer mit minimalen Englischkenntnissen aufgesucht – „Problem Toalett“. Ich brachte ihn irgendwie dazu, seine Hosen runterzuziehen und wieder hoch, nachdem ich die Bescherung gesehen hatte: „You have Hemorrhoids“ – das Wort verstand er nicht. Ich zog mein Smartphone raus, googelte Deutsch-Arabisch „Hämorrhoiden“ und fand einen für mich unlesbaren arabischen Schriftzug. Zeigte sie dem Patienten: „Ah, BOASSIRR !“
      Das Wort habe ich nie vergessen und konnte es anlässlich meinen zwischenzeitlichen Sprechstunden mehrere Male nutzbringend verwenden.

      Vor einigen Tagen war der junge Mann wieder da, ohne Analbeschwerden, mit etwas Harmlosen. Spricht fliessend Deutsch. Studiert, hat zusammen mit seiner Freundin eine Wohnung. Und ist in der hiesigen Flüchtlingshilfe aktiv.
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      Erstaufnahme Horst/Mecklenburg
      Am Lagereingang hat es eine optische Veränderung gegeben. Ein paar Container wurden zugunsten eines Parkplatzes abgebaut, die Kabelbrücke gleich mit da nicht mehr notwendig. Und, mein bösartiger Hintergedanke, damit keiner mehr auf die Idee kommt, da oben gehört noch ein übler Spruch aus unserer jüngeren Vergangenheit hin.
      Jetzt isses nur noch eine Durchfahrt, gelegentlich auch für den Abschiebebus - ein Schelm der Böses dabei denkt

      Vorher


      Nachher
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      Horst/Mecklenburg, Anfang März 2018
      Die alte Dame aus Afghanistan,, deren über neunzigjähriger Mann in Griechenland gestrandet ist, hat von unserem Anwalt die gute Nachricht bekommen, dass der Mann nach Hamburg einreisen darf. Allein, sie wird ihn nur verschwommen sehen können, eine Überweisung zum Augenarzt hat der Medizinische Dienst nicht für nötig befunden. Mehr als ein Attest schreiben, das die Dringlichkeit einer augenärztlichen Untersuchung und Behandlung betont, kann ich nicht. Vielleicht hat sie einen Grauen Star, wie ich. Aber meiner wird demnächst operiert - sie hätte dafür noch einen längeren Amtsweg zu absolvieren. Von den Brillenkosten ganz abgesehen.
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      Containertagebuch 57a
      Wegen meiner inzwischen deutlichen Sehstörung durch einen Katarakt (Grauer Star), der am 7.6. operiert wird, einer längeren Wiederherstellungsphase nach meinem Sturz am 5.3. und einiger anderer Probleme bin ich seither nicht mehr dazu gekommen, meine Mitstreiter ins Erstaufnahmelager Horst zu begleiten. Nach der Op. wird das natürlich wieder !

      Das Horst-Team (AntriraHorst AG) war natürlich weiter aktiv und hat übelste Machenschaften von Landesregierung, Lagerleitung und Polizei aufgedeckt. Mehr dazu in CTB Nr. 57b (folgt).

      Meine Sprechstunden bei Alraune Wandsbek und TAS Norderstedt habe ich fortgesetzt.
      Zuletzt stellte sich eine verzweifelte Frau vor, deren Mutter wegen einer Krebserkrankung im Sterben liegt - in Teheran. Mit Hilfe eines Arztberichts des behandelnden iranischen Kollegen und einem Photo, auf dem eine vollkommen abgemagerte und auch für den Laien als starbend zu erkennenden Frau schrieb ich ein Attest, damit die deutschen Ausländerbehörden die die Botschaft des Herkunftslandes schnell und unbürokratisch Reisepapiere ausstellen, damit die Tochter ihre Mutter noch einmal sehen kann.
      Ich denke, das ist humanitäre Pflicht. Ob mein Attest Wirkung zeigt, weiss ich nicht.


      Manchmal schreibe ich Leserbriefe, manchmal werden sie sogar veröffentlicht - in der TAZ öfter, im SPIEGEL selten, und in der MoPo stehen die Chancen etwa halbe-halbe. Nachdem der MoPo-Kommentar am 4. Mai zum Thema Polizeiterror gegen Geflüchtete in Ellwangen kein Ruhmesblatt für diese manchmal kritische Zeitung war - man schwallte von Rechtsstaat verteidigen und Abschiebung der widerständigen Flüchtlinge - schrieb ich wieder mal einen Leserbrief:

      Der arme, arme Rechts-Staat ! Abschiebung von Menschen die nichts verbrochen haben ist eine miese Menschenrechtsverletzung, und Polizisten dafür zu missbrauchen ist ein Verbrechen. Die Flüchtlinge, die das verhindern wollten, sind Helden. Das Fluchtproblem ist ausschliesslich durch Bekämpfung der Fluchtursachen Krieg, Hunger und Korruption zu bearbeiten, und nicht anders.

      Im Gegensatz zu sonst, wo sie den Brief veröffentlichen oder auch nicht, bekam ich diesmal eine direkte Antwort aus Berlin vom zuständigen Redakteur für Wirtschaft und Politik:

      Sehr geehrter Herr Soldan,
      es ist für eine Abschiebung nicht entscheidend, ob jemand etwas verbrochen hat (was in den meisten Fällen in Ellwangen noch zu klären ist bzw. gerade geklärt wird, Stichwort Drogenhandel, Widerstand gg die Staatsgewalt, Gefangenenbefreiung) sondern ob er die Kriterien für Asyl erfüllt. Ein solches Kriterium ist beispielsweise die Frage nach Menschenrechtsverletzungen im Herkunftsland.
      Offenbar betrachten Sie es als Menschenrecht, das jeder dort lebt, wo er will, egal ob die oben genannte Kriterien erfüllt sind, oder nicht. Ich würde gerne mal n paar Wochen in Ihre Wohnung einziehen. Bei Gefallen auch auf Dauer – mir ist gerade dannach. Ich hab übrigens auch nicht verbrochen, lege auf Nachfrage gerne meine Polizeiakte vor! Das sollte dann ja auch kein Problem sein. Wenn Sie mir mal Ihre Anschrift schicken … ;))
      Spaß beiseite: Natürlich muss man Fluchtursachen bekämpfen, da sind wir uns ja einig. Das bedeutet aber nicht, das jeder in diesem Land ohne klaren Grund bleiben darf. Jedenfalls nach meiner Meinung ...
      Mit freundlichen Grüßen
      Christian Burmeister


      Diesem Schwachsinnsansinnen musste ich dann doch nochmal antworten:

      Sehr geehrter Herr Burmeister,
      Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Es geht nicht um die Wohnung, es geht um das Land. Wir haben ein demographisches Problem, und wir haben Menschen, die aus Profitgier Fluchtursachen generieren. Diese haben die Pflicht, den verursachten Schaden auszugleichen, indem sie die Kosten für die Aufnahme der Geflüchteten bezahlen. Denn aus Jux und Dollerei verlässt niemand seine Heimat.

      Hunger ist ebenso eine Menschenrechtsverletzung wie individuelle politische Unterdrückung. Wir dh die Nachfahren der Nazis haben einen Krieg mit 60 Millionen Toten verursacht und haben die Folgen zu tragen. Auf immer.

      Ich erfülle diese Pflicht, indem ich ehrenamtlich für Flüchtlinge und Obdachlose arbeite, mehr dazu unter containertagebuch.de. Und ich lasse mir diese Arbeit nicht durch Rassisten und entmenschte Bürokraten kaputt machen. Gefangenenbefreiung ist in diesem Fall Notwehr.
      Deshalb mein Brief.

      Veröffentlich wurde der Brief einschliesslich Folgebriefwechsel diesmal nicht.


      Immer wieder bekomme ich, z.B. aus Nachlässen, Medikamente gespendet. Natürlich muss ich regelmäßig überprüfen, ob die noch verwendet werden können, denn auch wenn man Menschen, die nicht krankenversichert sind, damit behandelt, hat man die gleiche Verantwortung, als wenn man das auf einem Krankenkassenrezept verordnet. Kürzlich habe ich, zusammen mit einer Freundin, wieder aussortiert, die abgelaufenen Tabletten aus dem Blister gedrückt (dann dürfen sie, wenigstens hier, in den Hausmüll und werden verbrannt), die Blister kommen in den Plastik-/Metallmüll und die Schachteln ins Altpapier.

      Es gibt Medikamente, die braucht man häufiger und bekommt sie seltener, wie Antibiotika und Schmerzmittel. Ich nemhe gern noch welche an, um sie an Obdachlose, eingeschränkt versorgte Flüchtlinge und andere Menschen in Not weiter zu geben. Also wer etwas abzugeben hat - her damit !
      Andere Substanzen, wie Blutdrucksenker, Blutzuckersenker (ausser Metformin) Cholesterinsenker und Psychopharmaka werden seltener gefragt, als ich welche bekomme. Davon fahre ich dann einiges spazieren, bis zum Ende der Ablaufzeit ...

      Euch allen wünsche ich einen schönen Sommer und mir, dass ich bis zum nächsten Containertagebuch wieder den vollen Durchblick habe !
      Euer Ernst Soldan.
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      - Kurt Tucholsky -
      Containertagebuch 57b
      Der nachfolgende Artikel stammt von Betroffenen, d.h. von Mitgliedern und Aktiven des Flüchtlingsrats Mecklenburg-Vorpommern. Die Überschrift ist von mir.

      TERROR IN HORST

      Bei unserem Besuch vor Horst am 27. Mai hörten wir von einer Abschiebe-Aktion, die zwei Tage vorher frühmorgens in der Erstaufnahmestelle Nostorf-Horst stattgefunden hat. Dieser Artikel dokumentiert das an uns übermittelte Geschehen und zeigt auf, was derartige Einsätze für die Betroffenen bedeuten.

      Die Abschiebung

      In der Nacht von Donnerstag zu Freitag durchsuchten etwa 50 Polizist*innen die Zimmer in Horst. Sie kontrollierten die Bewohner*innen des Erstaufnahmelagers und weckten viele Unbeteiligte, die offensichtlich nicht zur Abschiebung auf der Liste standen. Die Polizist*innen der Landespolizei gingen dabei in Vollmontur, teilweise behelmt und bewaffnet durch die Zimmer. Der Einsatz wirkte auf Bewohner*innen bedrohlich und verschreckend. Insbesondere, weil die Gesichter vieler Polizist*innen nicht zu erkennen waren.
      So schilderten uns Bewohner*innen die Abschiebe-Aktion.

      Die Angst bei Nacht

      Ich war in meinem Zimmer. Ich muss schon länger Tabletten einnehmen, weil ich psychisch krank bin. Ich glaube ich war am schlafen. Plötzlich standen vermummte Personen mit einer Waffe im Zimmer. Ich glaube, dass mich die Tabletten davor bewahrt haben, vor Angst zu sterben. Ich bekam aber furchtbaren Stress. Seitdem schlafe ich nicht mehr richtig. Meine Schmerzen in den Armen, im Kopf und in der Brust haben wieder stark zugenommen. Immer wieder kommen mir die Bilder von den vermummten Leuten vor meinen Augen hoch.
      - Aussage einer Bewohner*in -

      Solche Polizeieinsätze - nachts und überraschend - bergen die große Gefahr, dass Menschen an ihre traumatischen Momente erinnert werden. Statistisch betrachtet sind 30-70% der Asylsuchenden traumatisiert (je nach Statistik). In den Erstaufnahmestellen in Mecklenburg-Vorpommern gibt es kein Verfahren zur Erkennung traumatisierter Personen, geschweige denn ein Konzept, um sie in Behandlung zu bringen.
      Abschiebeaktionen, wie die vom Freitag sind zutiefst verunsichernd. Gleichgewicht und Stabilität, das sich traumatiserte Menschen oft mühevoll für den Alltag aufbauen, werden so erschüttert. In manchen Fällen kann es dabei zu einer Reaktualisierung oder gar Retraumatisierung kommen. Das bewusst in Kauf zu nehmen ist ein Verstoß gegen das Menschenrecht auf Gesundheit.

      Es war 3.00 Uhr nachts. Ich habe geschlafen. Ohne zu klopfen standen plötzlich neben meinem Bett vermummte Personen mit Waffen. Später stellte sich heraus, dass es Polizisten waren, die nach jemandem suchten, den sie abschieben wollten. Ich bekam einen furchtbaren Schrecken. Mein Herz raste. Ich hatte furchtbare Angst. Noch heute geht meine Tochter nachts nicht mehr allein auf die Toilette. Sie hat zuviel Angst.
      - Aussage einer Bewohner*in -

      Solche Polizeieinsätze bergen die große Gefahr, dass sie diejenigen treffen, die besonders verletztlich sind: Beispielsweise Kinder. Man billigt mit diesen Einsätzen wissentlich, dass Kinder nachts von vermummten Gestalten geweckt werden – ein Alptraum, den wohl keine Eltern ihren eigenen Kindern wünschen würden. Zu dem belastenden Moment kommen die Vorerfahrungen der Kinder, die in solchen Momenten wieder stark ins Bewusstsein treten. Hinzu kommt, dass der Moment, in denen ihnen ihre Eltern ihnen nicht helfen können, zusätzlich das Gefühl von Sicherheit nimmt. Forderung bleibt weiterhin: Alle Asylsuchenden so schnell wie möglich raus aus den EAS! Dies gilt besonders für Kinder - denn EAS sind keine kinderfreundlichen Orte!

      Strukturelle Gewalt

      Diese Form der Abschiebungen bezeichnen wir als strukturelle Gewalt. Sie ist eine Form struktureller Gewalt, die im System der Abschiebeindustrie** der Abschreckung von Asylsuchenden dient: Man soll gehen. Man soll Anderen erzählen, dass in Deutschland „hart durchgegriffen“ wird (damit andere vielleicht gar nicht erst kommen). Man soll sich nicht verstecken. Man soll wissen, wer am längeren Hebel sitzt.
      Diese Form der strukturellen Gewalt arbeitet mit der systematischen Verletzung des Grundbedürfnisses nach Sicherheit und Schutz in eigenen Privaträumen, nach einem Rückzugsraum.
      Wenn auch Unbeteiligte jederzeit damit rechnen müssen, dass sie durchsucht und gestört werden, gibt es keine Minute um zur Ruhe zu kommen.
      Dabei ist Erholung genau das, was Menschen brauchen, wenn sie eine anstrengende Flucht und vorher möglicherweise traumatisierende Erlebnisse hinter sich gebracht haben.

      Der Aufschrei, der fehlt

      Abschiebungen, wie die beschriebene am 25. Mai sind keine Einzelheit. Sie sind Alltag in deutschen Erstaufnahmestellen, Sammelunterkünften und dezentralen Wohnungen. Auch das politische Kalkül, mit dem Abschiebungen und strukturelle Gewalt als „rechtsstaatlich“ und „notwendig“ gelabelt wird, begegnet uns jeden Tag. Die Gesichter der Betroffenen zu sehen, wenn sie erzählen, macht nicht nur traurig und wütend, sondern ist beschämend für unsere Gesellschaft. Es gibt keinen akzeptablen Grund Menschen solche Erfahrungen zuzumuten.
      Was fehlt ist der Aufschrei der Menschen, die denken und fühlen. Der Aufschrei gegen die strukturelle Anwendung von Gewalt, die in solchen Polizeieinsätzen deutlich wird.
      Diejenigen, für die Humanität nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, müssen ihren Protest öffentlich machen. Betroffene, Unterstützer*innen, Anwält*innen und Ärtz*innen müssen diesen Protest gemeinsam führen. Landtagsabgeordnete können kritische Anfragen stellen; Journalist*innen recherchieren und derartige Fälle aufdecken; Polizist*innen können sich für solche Einsätze krankschreiben lassen.
      Im aktuellen gesellschaftlichen Klima hat sich die Erhöhung von Abschiebezahlen zum zentralen Element der innenpolitischen Agenda entwickelt. In den geplanten AnkER-Zentren soll diese Zielsetzung möglichst effizient angegangen werden.

      Was tut nun Not ?
      Nicht schweigen und immer neue Gesetzesverschärfungen hinnehmen - sondern aufstehen und laut sagen: Nicht in unserem Namen! Abschiebungen sind nicht nötig, wenn wir Flüchtlinge willkommen heißen wollen.
      Keine*r flieht freiwillig! Um die Gründe wahrzunehmen, bedarf es des Kontaktes und des Zuhörens, nicht der Isolation.
      PRO Bleiberecht fordert: Keine Verschlimmerung des Status Quo! Stattdessen:
      Faire Asylverfahren ! Aufenthaltsperspektiven schaffen ! Abschiebungen und populistische Stimmungsmache beenden !

      Einladung zur Kundgebung am 16.6. 13:00 - 18:00 am Eingang des Lagers Nostorf-Horst (hier klicken)
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Während sich nach meiner Augenoperation die Sehfähigkeit wiederhergestellt hat, abgesehen von einem in meinem Sehfeld herumschwebenden fliegenähnlichen Gebilde, das in der Augenarzt-Fachsprache auch "mouche volante" dh fliegende Mücke heisst und laut Augenärztin nach eingehender Untersuchung als harmlos eingestuft wurde, hat mich die erwähnte Kollegin wieder auf den Straßenverkehr und ich selbst mich inzwischen auf die Menschheit losgelassen.

      Möglicherweise hab ich demnächst einen neuen ehrenamtlichen Teilzeitjob (mit Aufwandsentschädigung) als Prüfer. Tatsächlich, der stinkfaule Grizzly, der als Student lieber demonstriert als studiert hat, bewirbt sich als Prüfer.
      Grund ist ein Hilferuf der Hamburger Ärztekammer, weil es einen Engpass bei der Anerkennung ausländischer Studien- und Facharztabschlüsse gibt, denn die Betreffenden müssen - nachvollziehbar - eine fachbezogene Deutschprüfung absolvieren, und es gibt dafür zu wenig Prüfer. Jetzt suchen sie deutsch-muttersprachliche Ärzte als Fachsprachenprüfer, und ich hab mich beworben in der Hoffnung, dass sie Bayern noch als Deutsche anerkennen - das ist nicht zwangsläufig: In meinem ersten Blutspendeausweis stand nicht Deutsches Rotes Kreuz, sondern Bayerisches Rotes Kreuz - Bavarian Red Cross - Croix Rouge de la Baviere. Im Zweifelsfall kann ich anführen, dass meine Mutter aus Pommern (Swinemünde) stammt und ich zweisprachig aufgewachsen bin - draussen Bairisch, und Hochdeutsch Amtsprache im heimatlichen Pfarrhaus.
      Schaumermal.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ich hoffe Du drückst bei den Probanden kein Auge zu.
      Schließlich müssen es die Patienten wieder ausbaden
      wenn kein richtiges Arzt/Patient- Gespräch möglich ist.
      Mal abgesehen von den fachlichen Dingen. Doch das
      steht auf einem anderen Blatt. Andere Vorschriften, andere
      Therapien, andere Medikamente und Gerätschaften...da hilft
      nur Pauken, Pauken, Pauken.
      Meine erste Frage als Prüfer wäre: Würden sie auch Frauen
      ohne Anwesenheit des Vormundes behandeln?
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „COOLmann“ ()

      Also als Patient müsste ich den Arzt ja schon verstehen, und wenn das nicht geht, muss der Kandidat nochmal wieder kommen. So weit bin ich Profi, Sympathie mit den Kandidaten hin oder her. Die Frauengeschichte gehört, denke ich, nicht zur Fachsprachenrüfung.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Ich denke, so ein Frauenverachter bekommt schon im Vorbereitungskurs Schwierigkeiten - bis zur Prüfung schafft der's gar nicht. Im übrigen hab ich über die zeitweise ehrenamtlich tätigen syrischen oder afghanischen Kollegen derartiges nie gehört.

      Ansonsten wird's erstmal nix mit meiner Prüferkarriere, die Ärztekammer hat sich gemeldet:
      ... vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Interesse, uns bei den Fachsprachenprüfungen zu unterstützen. Wir haben gerade die Schulung für unsere neuen Prüfer abgeschlossen und im Moment keinen akuten Bedarf. Sollte sich hieran aber etwas ändern, würden wir gern wieder auf Sie zukommen.
      Mit freundlichen Grüßen ...
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -