Tannbach

      Original von Grizzly
      Tannbach

      Ich möchte diesen Film (Sendezeiten: So 4.1., Mo 5.1. und Mi 7.1. jeweils 20:15 ZDF) schon deshalb sehen, weil ich dort gewesen bin - in den späten Sechzigern von meinem damaligen Heimatort Oberkotzau aus mit dem Radl sowie mit meiner Hofer Schulklasse (Pflichtschulausflug, mit Bundesgrenzschutzbegleitung), und später nach der Wende nochmal, da war das halbe Dorf schon Museum.

      Mehr zu Tannbach-Mödlareuth: museum-moedlareuth.de/

      Mehr zum Film: sueddeutsche.de/medien/tannbac…sprachlosigkeit-1.2287828


      Resümee nach der ersten Folge:

      Authentisch ist was anderes. Die Häuser stimmen nicht (rote Ziegeldächer statt grauen Schieferdächern wie in der Region üblich), der Dialekt stimmt nicht (eine Art Bayrisch, anstatt Oberfränkisch) und die Gegend stimmt auch nicht (zB wird bei Mödlareuth oder überhaupt in der Hofer Region kein Hopfen angebaut - dem isses da zu kalt).

      Der SPIEGEL war auch nicht begeistert, wenngleich aus anderen Gründen.
      Am Anfang also - in der schlimmen Zeit - ist das idyllische Deutschland von bösen Nazis besetzt, die im Kübelwagen über Feldwege fegen, Last-Minute-Exekutionen anordnen sowie Greise und Kinder zum Dienst an der Panzerfaust verdonnern. Mütter weinen oder werden erschossen. Dann kommen die Amerikaner. Mit im Grunde gutherziger Strenge machen sie sich ans Entnazifizieren der Väter - und Ausnahmen, wenn ihnen ein Altnazi nützlich sein kann.

      Es folgen die Bolschewisten, gegen die bekanntlich der Führer, "bis zum letzten Atemzuge" kämpfend, gefallen ist. Hätte man sich also besser mal "mehr angestrengt im Kampf um den Endsieg". Die Russen sind grob und nicht ganz so gutherzig. Schlimmere Zeit. Mütter weinen, werden vergewaltigt und erschossen. Und plötzlich läuft durch das Örtchen Tannbach die Grenze zwischen den Siegern und stört die Idylle. Allerschlimmste Zeit. Im Osten verbleiben die getäuschten Idealisten und andere Verlierer, bald schon bevormundet von gewendeten Ex-Nazis in Stasi-Diensten. Im Westen verbleiben die gewendeten Ex-Nazis und die Gewinner. Am Ende haben sich alle so oft gewendet, dass jede schuldhafte Verstrickung gelöst ist. Väter zetern. Mütter haben keine Tränen mehr. Deutschland ist zerschmettert und zerrissen, aber die Deutschen deutscheln tapfer weiter.

      "Tannbach" erzählt in drei Teilen das Epos vom Schicksal der Menschen in einem Weiler an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen. Vorbild ist das reale Mödlareuth, das wegen seiner Teilung gerne "Klein-Berlin" genannt wurde. Vor diesem überschaubaren Tableau entfaltet sich nun die unmittelbare deutsche Nachkriegsgeschichte - als Wiedergeburt einer Nation aus dem Geist der Tragödie. Mit seinen Verweisen auf die Makro- und Mikrogeschichte schöpft "Tannbach" aus dem gleichen Reservoir wie zuvor schon "Unsere Mütter, unsere Väter", "Dresden", "Das Zeugenhaus" oder "Weißensee".

      Ganzer Text: spiegel.de/kultur/tv/tannbach-…ina-gedeck-a-1010635.html
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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Jetzt sind alle drei Folgen gesendet. Die Rückerinnerung an das Leid der Menschen, das durchaus real dargestellt ist, ebenso der Umstand, dass es auf beiden Seiten niederträchtige Arschlöcher gab, unter ihnen bisherige Nazis, deren destruktive Fähigkeiten auf beiden Seiten gefragt waren.

      Was auch ich bisher nicht gewusst habe: Dass Mödlareuth, das historische Vorbild zu "Tannbach", nach einer kurzen US-Besetzung insgesamt russisch verwaltet und erst über ein Jahr nach Kriegsende in der Mitte geteilt worden war.
      Doch in Mödlareuth ereignete sich ein Kuriosum, das über ein Jahr lang andauern sollte. Nachdem die Amerikaner kampflos am 15. April 1945 Mödlareuth besetzt und ihre Truppenbewegungen weiter in Richtung Thüringen und Sachsen fortgesetzt hatten, zogen sie sich Anfang Juli in ihre in den Londoner Protokollen zugewiesene Besatzungszone zurück. Dabei räumten die US-Truppen nicht nur den thüringischen Teil, sondern auch den bayerischen Teil Mödlareuths, der sich ja eigentlich in der amerikanischen Besatzungszone befand.

      Am 7. Juli 1945 marschierte die sowjetische Armee in Mödlareuth ein und errichtete auf bayerischer Seite ihre Ortskommandantur, von den Einheimischen bald auch „Stalinburg“ genannt. Auf dem Dach befand sich ein roter Sowjetstern, der nachts beleuchtet war. Den Eingang zierte ein Stalinbild. In der angrenzenden Scheune wurden die zahlreichen festgenommenen illegalen Grenzgänger vorübergehend inhaftiert. Am bayerischen Ortsausgang befand sich das sowjetische Postenhäuschen mit Schlagbaum. Als neue zweisprachige Ausweise (russisch-deutsch) ausgegeben wurden, sank die Hoffnung auf eine baldige Änderung der Situation. Über ein Jahr lang sollte diese Ungewissheit andauern. Erst am 26. Juli 1946 zogen sich die russischen Truppen auf Drängen der Amerikaner hinter den Tannbach zurück, der Westteil Mödlareuths wurde von den Amerikanern besetzt.
      ( ... )

      Noch war es mit Passierschein und „Kleinem Grenzschein“ möglich, den Tannbach zu überqueren. Dies änderte sich am 26. Mai 1952 schlagartig mit dem Beschluss des Ministerrates der DDR über die »Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands«. Damit war die Teilung Deutschlands endgültig besiegelt. Entlang der Demarkationslinie wurde ein 10 m breiter Kontrollstreifen angelegt, bei dessen Betreten von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden konnte. Die DDR ließ das grenznahe Hinterland in einen 500 m breiten Schutzstreifen und eine 5 km tiefe Sperrzone unterteilen. Durch Maßnahmen wie nächtliche Ausgangssperre oder Versammlungsverbot wurde das gesellschaftliche Leben stark beeinträchtigt. Erste Grenzsperranlagen wurden von Seiten der DDR errichtet, die in den nachfolgenden fast vier Jahrzehnten immer weiter ausgebaut, perfektioniert und damit undurchlässiger wurden.

      museum-moedlareuth.de/?id=2

      Was mich allerdings befremdet hat, wie wahrscheinlich jeden, der öfter mit der DDR zu tun hatte, sei es als Bewohner oder als (wie ich) Besucher: Bairisch sprechende DDR-Grenzer. Das ist einfach gewöhnungsbedürftig, weil es das nie gegeben hat.
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      - Kurt Tucholsky -
      P.S.
      "Tannbach" hat wenig mit Mödlareuth zu tun

      Die Einwohner des thüringisch-bayerischen Grenzdorfes Mödlareuth haben schon einiges erlebt. Helmut Kohl, der "Kanzler der Einheit", hat das durch eine Betonmauer geteilte Dorf am Tannbach im Mai 2013 besucht. Vor drei Monaten, im 25. Jahr des Mauerfalls, kam Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer zum Tag der Deutschen Einheit nach "Little Berlin". Doch ein aktuelles Medien-Ereignis stellt nun alles in den Schatten: Mehr als sechs Millionen Zuschauer haben am Sonntag die erste Folge des ZDF-Dreiteilers "Tannbach" gesehen. Mödlareuth mit seinen derzeit 43 Bewohnern ist jetzt bundesweit bekannt.

      "Der Film war nicht schlecht, auch die Schauspieler waren gut, aber er hat nichts mit unserem Dorf zu tun", sagt Karin Mergner, Bäuerin aus Mödlareuth-West und so etwas wie die inoffizielle Sprecherin des gesamten Dorfes. "Nicht schlecht" - das klingt verhalten, tendiert jedoch in Mödlareuth in Richtung Lobeshymne.

      "Wir hatten zwar ein Gut, auf dem entlassene Soldaten gearbeitet haben, aber wir hatten keinen Grafen", stellt Karin Mergner klar. "In Mödlareuth ist auch kein Schuss gefallen, hier ist keiner erschossen worden." Keine Gräfin von einem SS-Kommando. Auch keine Familie von russischen Soldaten - anders als im Fernsehen. "Im Film muss man halt mehr Action haben", äußert Bäuerin Mergner Verständnis.
      ( ... )

      Nicht schlecht, lässt Karin Mergner durchblicken, wäre allerdings eines: wenn "Tannbach"-Schauspieler einmal Zeit hätten, sich mit den Mödlareuthern im neuen Bürgerhaus zu treffen und über den Film zu reden. Auch über eines der wohl glücklichsten Ereignisse in der wechselvollen Geschichte Mödlareuths. Es trug sich zu in der Nacht des 25. Mai 1973.

      Hans-Jürgen Schulz, einst Angehöriger der Volkspolizei und freiwilliger Helfer der Grenztruppen, wollte seiner Freundin in den Westen folgen. Am Kontrollpunkt zeigte er wie üblich seinen Passierschein vor. Doch dieses Mal wollte er keine Schichtarbeiter an die Grenze fahren. Als Schulz Mödlareuth erreichte hatte, schaltete er das Licht an seinem Fahrzeug aus, bog von der Straße ab und rollte langsam Richtung Mauer. Dort holte Schulz die umgebaute Spezialleiter hervor, stellte sie auf das Dach seines Barkas B 1000 und verschwand nach Franken.

      thueringer-allgemeine.de/web/z…dlareuth-zu-tun-839803160

      P.S. II
      Die Wahl des oberbayerischen Dialekts im ZDF-Dreiteiler "Tannbach" über das Nachkriegsschicksal des fränkischen Dorfs Mödlareuth hat auf Twitter einen Proteststurm ausgelöst. "Der bayrische Dialekt in "Tannbach" zeugt von völliger Ignoranz. In dieser Gegend sprechen die Menschen fränkisch und das klingt ganz anders", twitterte ein TV-Zuschauer.

      "Dem Dialekt nach müsste "Tannbach" eher Miesbach heißen", kommentierte ein anderer per Kurznachrichtendienst. "Der oberbayerische Dialekt passt extrem gut zum ehemaligen Grenzverlauf, der ja bekanntlich hinter Bad Tölz war" ...

      heimatzeitung.de/nachrichten/b…el-in-Tannbach-Serie.html
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      - Kurt Tucholsky -
      Wir haben das in der Erzählungen unserer Großeltern
      und Eltern alles hundertmal durchlebt. Auch unser Ort
      war eine Zeit lang amerikanisch besetzt um später von den
      Russen vereinnahmt zu werden.
      Beim Abzug der Amis wurde alles Wertvolle, Patente,
      Maschinen, Wissenschaftler mit nach Westen genommen.
      Und als die Russen kamen war nur noch Grobzeug da.
      Dies wurde dann restlos demontiert (Bahnanlagen, Werkhallen....)
      um die Reparationszahlungen an die Sowjetunion aufzubringen.
      Und nix mit Marshall-Plan. Kein Wunder, daß das Leben im Osten
      viel beschissener war als im Westen. Und da meine ich nicht
      freie Wahl oder so. In dieser Zeit hat das keinen interessiert.
      Ich will mich nicht beschweren. Vieles haben wir auch falsch
      gemacht. Nur die Scheinheiligkeit des Westens kann ich einfach
      nicht ab.
      Erst ziehen sie uns wirtschaftlich über den Tisch (zB. billiger
      Zulieferer) und machen schließlich noch eine ordentliche
      Embargoliste, damit wir technologisch nicht aufholen können.
      Und dann heulen sie `rum, weil die DDR zur Wiedervereinigung
      wirtschaftlich schlecht da steht. Derweil war das alles ein Teil
      des Planes...
      Was bleibt da noch zu sagen?
      So what? Shit happens!


      Ach ja...was vergessen!
      Grenzsoldaten (in der DDR gab es keine Beamte) an der Bayrisch-
      Thüringischen Grenze sprachen nur in Ausnahmefällen ortsüblichen
      Dialekt weil aus Sicherheitsgründen Grenzsoldaten nie in ihren
      Heimatregionen eingesetzt wurden. Da traf man also eher einen
      Berliner in Thüringen und dafür einen Thüringer in Berlin.
      Ist also eine dramaturgische Fehlleistung der Filmcrew.
      Hätten sie doch mal `nen echten Ossi gefragt. :schneebwurf:
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „COOLmann“ ()

      Original von COOLmann
      Hätten sie doch mal `nen echten Ossi gefragt. :schneebwurf:

      :kratz:
      Die Coautorin des Drehbuchs war eine Ossi ...
      tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/…ze-zu-erzaehlen-542470986
      ... allerdings in Rostock geboren. Und so wie ich die Dialekte von Hamburg und Rostock nicht unterscheiden kann, kann sie wahrscheinlich Bayrisch und Fränkisch nicht auseinanderhalten oder Fränkisch (v.a. das mit thüringisch-sächsischen Einsprengseln durchsetzte Hofer Idiom) und Thüringisch auch nicht.
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      - Kurt Tucholsky -
      Da erinnere ich mich an eine lustige Begebenheit.
      Ich hatte einmal eine "Dienstreise" hinter den Kamm
      des thüringischen Erzgebirges aber noch vor der
      ehemaligen Grenze (von hier aus gesehen). Ohne Navi
      mußte ich "Eingeborene" nach dem Weg fragen......
      Ohne Dolmetscher biste :sflocke_zwinkern: da aufgeschmissen!
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      Inzwischen ist die 2. Staffel ausgestrahlt. Weiter bairischer Dialekt auf beiden Seiten der Mauer, mit haarsträubenden Fehlern - zu "Milch" sagt ein Bayer "Milli" und nicht "Muich" und eine Konsum-Verkäuferin im Arbeiter- und Bauern-Staat schon gar nicht. Weiter die roten Ziegeldächer und in "Bayrisch-Sibirien" klimatisch kontraindizierter Hopfenanbau. Immerhin ist der Pfarrer jetzt evangelisch, wie in der Region üblich.

      Einige in beiden deutschen Staaten auftretenden Zeitprobleme sind angerissen, wie
      - verbotene Homosexualtät unter Männern, wobei, was ich nicht wusste, die DDR toleranter war,
      - verheirate Frauen dürfen kein Konto ohne Zuzstimmung des Ehemannes eröffnen (West)
      - Terror der Fürsorgeerzeihung (West, das Problem gab's als Jugendwerkhof in der DDR auch)
      - beiderseitige Aufrüstung, v.a. die im Westen kaum bekannten geheimen Waffendepots (Stay Behind)
      - Konflikt um die Dubcek-Reformen und die CSSR-Invasion-1968
      - Spionage beidseits
      - unterschiedliche Rolle der Kirchen in beiden deutschen Staaten

      ... und eine Unmenge schöner alter Autos aus den 50ern und 60ern.
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Es gibt wohl eine Staffel 3, meint zumindestens Heiner Lauterbach, der dann auf richtig alt geschminkt werden muss:
      Angesprochen auf Styling und Maske in der 2. Staffel, sagte der Schauspieler: "Die richtig harte Zeit wird für mich allerdings erst noch kommen, wenn wir die Folgen 7, 8 und 9 drehen. Denn dafür haben sie mir schon zwei bis vier Masken-Stunden pro Tag angedroht", so Lauterbach. Für so ungeduldige Menschen wie ihn sei das nicht das Allerschönste - für die Fans der Serie dagegen schon.

      stuttgarter-nachrichten.de/inh…2f-ab08-5325bb62924e.html
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      - Kurt Tucholsky -
      Ich hoffe mal es schauen auch die richtigen Menschen
      diese "pseudo-dokumentarische" Serie. Es ist schon
      beklemmend in welch zerreißende Lebenssituationen
      die Teilung Deutschlands die Menschen gebracht hat.
      Wer aber imstande ist diese Geschichte als Außenstehender
      zu betrachten wird wohl zu dem Resultat kommen: Alle haben
      auf ihre Art dazu beigetragen. Eine Täter-Opfer Trennung im
      Sinne Ost-West ist dafür untauglich.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      :ob: So isses. Und zumindestens das kommt im Film rüber.

      Wie es wohl weiter geht ? Man kann ja mal spekulieren ...

      Graf von Striesow soll von der RAF entführt werden. Sein Sohn Arthur, inzwischen dort insgeheim Mitglied, lässt das Kommando ein. Der Grad wehrt sich und wird im Handgemenge erschossen. (Korrektur, siehe nächster Beitrag)
      Arthur flieht mit anderen RAF'lern in die DDR und erhält eine neue Identität. 1990, nach der Wende, fliegt er auf (wie mindestens 9 reale RAF'ler).

      Rosemarie von Striesow fliegt als MfS-Spionin ebenfalls auf und wird von der westdeutschen Polizei verhaftet.

      Der schwule Ex-SS-Mann, Mörder der Gräfin und jetzige US-Agent Horst Vöckler stirbt an AIDS, sein Ex-Freund und jetziger Ehemann von Christa Schober, Walter Imhoff ist ebenfalls HIV-positiv und blickt, zusammen mit Christa, in eine ungewisse Zukunft.

      Die Dorfkirche in Tannbach-Ost gerät ins wieder mal erweiterte Sperrgebiet und wird gesprengt. Pfarrer Wolfgang Herder will noch im letzten Moment wertvolle Unterlagen retten und kommt in den Flammen ums Leben, ebenfalls Adolph Hermann, SED-Sekretär und sein Kontrahent um die Zuneigung von Anna Erler, der, von Anna alarmiert, ihn herausholen will. Anna wird im letzten Moment verletzt geborgen.
      Sie stellt einen Ausreiseantrag. (Korrektur, siehe nächster Beitrag)
      Am 10.11.1989 geht die Mauer in Tannbach auf (tatsächlich war das in Mödlareuth erst Anfang Dezember, aber einige andere waren schon am 9./10. offen) , Anna geht über die Grenze zum Grab ihres Vaters. Als sie zurück kommt, liegt der genehmigte Ausreiseantrag in der Post ...

      Mal schaun was mir noch einfällt :kratz:
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      - Kurt Tucholsky -
      Ich hab beschlossen, den Grafen leben zu lassen, den brauchen wir noch.
      Heiner Lauterbach soll ruhig schwitzen unter seiner Maske, als Achtzigjähriger.
      Anna muss auch keinen Ausreiseantrag stellen, da sie Ende 80er bereits sechzig ist und damit einmal im Jahr legal für vier Wochen aus der DDR aus- und wieder einreisen kann. Den stellt ihre Tochter Kathrin und findet nach einem Abstecher über die geöffnete Grenze am Tag nach dem Mauerfall die - nunmehr überflüssig gewordene - Genehmung ihres Antrags. Auch besteht niemand mehr darauf, dass sie jetzt innerhalb von 24 Stunden die DDR verlässt, wie bisher.

      Graf von Striesow soll von der RAF entführt werden. Sein Sohn Artur, der sich dieser Gruppe angeschlossen hat, lässt das Kommando ein. Der Grad wehrt sich, wird im Handgemenge anschossen und überlebt mit einer Querschnittlähmung. Versorgt wird er von einer Pflegerin und seiner Ehefrau Rosemarie, die Eheleute haben sich wieder etwas angenähert, auch in der gemneinsamen Trauer um Artur, von dem niemand weiss, wo er abgeblieben ist. Auf die Idee, dass er wie einige andere RAF'ler mit einer neuen Identität in der DDR und dort weitab von Tannbach lebt, kommt bis 1990 niemand, das MfS lässt auch seine Inoffizielle Mitarbeiterin Rosemarie damit im Dunkeln.

      Telefonate zwischen Ost und West sind in den Achtzigern möglich. Allerdings behindern Störgeräusche die Gespräche zwischen Kathrin und ihrem Großvater, iregndwann wird es Kathrin zu bunt:
      "Ach Opa, ich versteht Dich wieder so schlecht, die kommen mit ihrer Abhörtechnik heut überhaupt nicht klar". Darauf Rauschen und Krachen in der Leitung, eine Stimme "Gäht's nu bessr ?" - brrz, knack - und dann geht's tatsächlich besser.

      (Wurde mir von einer über Antrag später Ausgereisten erzählt).

      Die West-Abhöranlagen funktionieren geräuschlos. So bekommt Rosemarie nicht mit, dass BND-Agent Horst Vöckler ein Telefonat mit ihrem Führungsoffizier mitschneidet.
      (Mehr später.)
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      - Kurt Tucholsky -
      Es sind die kleinen Dinge die sich in unser
      Weltbild einschleichen und es transformieren.
      Mitunter auch in eine Richtung die dann als
      "mainstream" umschrieben wird. Doch eigentlich
      ist es ein Ergebnis der psychologischen Kriegs-
      führung gegen den selbstbestimmten und mündigen
      Bürger.
      Beispiel "Tannbach": Warum ruft das Abhören der Telefon-
      gespräche, je nachdem ob von Ost oder von West,
      unterschiedliche Reaktionen hervor? Eigentlich sollte der
      versteckte Hinweis, daß die Wessis besser ausgerüstet
      waren schon reichen ....Osten-Quantität der Überwachung/
      Westen-Qualität der Überwachung aber nicht wie im Hirn
      eingebrannt Gut oder Böse.

      Beispiel: aktuelle Verhandlungen über Regierungsbildung
      Warum steht sie unter dem Motto "Alles ist besser als eine Neuwahl."?
      Jeder Publizist tönt es, doch um eine schlüssige Begründung
      bemüht man sich vergeblich.
      Wenn der Wähler der Bestimmer für die Zusammensetzung der
      Regierung ist muß man ihm auch eine zweite Wahl zutrauen,
      um klare Verhältnisse zu schaffen. Wer dies ablehnt ist eher an
      dem eigenen Machterhalt interessiert als an dem Auftrag durch
      die Wähler.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      @ Tannbach:
      Ich finde die lautlose Abhörtaktik niederträchtiger als die knarzige, dann weiss man's wenigstens. Angeblich soll es in Polen nach der Einführung des Kriegsrechts sogar eine alle 2 Minuten wiederholte Ansage-Einspielung gegeben haben: "Dieses Gespräch wird abgehört". Das dient zwar zur Einschüchterung, aber es ist wenigstens ehrlich.

      @ Wahl:
      Wenn man schon weiss, wie die nächste Wahl ausgeht, weil die Rahmenbedingungen die gleichen geblieben sind, warum dann das ganze Geld dafür ausgeben ? Ich bin auch nicht für GroKo, aber ich seh im Moment die Alternative nicht. Und bevor man nicht eine wirksame Taktik zur Unterdrückung der faschistischen AfD hat (die der CSU, diese Bestien zu pampern, ist die falsche), bin ich dagegen.
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      - Kurt Tucholsky -
      PS
      Was die AfD will, ist eine Rückkehr in die frühen 50er, in denen die zahlreichen überlebt habenden Nazis das Sagen hatten. Und diese grauenhafte Zeit will ich nicht nochmal haben, deshalb bin ich höchstallergisch auf dieses Dreckspack.
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      - Kurt Tucholsky -
      Die USA ist die Leitnation der kapitalistischen
      Weltwirtschaft. Nicht nur das sie durch die
      "Hintertür" (für Führungskräfte ist es für die
      Karriere unabdingbar ein betriebswirtschaftliches
      Zusatzstudium an einer US-Uni dranzuhängen)
      ihre Definition von funktionierender Volkswirtschaft
      in alle Welt exportieren...sie legen auch die Spielregeln
      fest. Wenn die bestehenden Regeln den USA nicht mehr
      die erwünschten Profite verschaffen werden sie eben
      geändert. Und in so einer Phase befinden wir uns gerade.
      Weg von der unkontrolierten Internationalisierung zur
      "Re-Nationalisierung" der internationalen Wirtschaftsbeziehungen.
      Und dies setzt sich fort bis zur Neuerweckung des Nationalismus,
      getarnt als Patriotismus. So gesehen ist ein Erstarken von
      des von Dir angesprochenen Personenkreises eigentlich logisch.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      So, ich hab eine neue Geschichte für Staffel 3:

      Der Graf, weit über 80, im Rollstuhl, starrsinnig wie immer aber sonst fit, muss sich wirtschaftlich neu orientieren, die Textilbranche läuft nicht mehr, auch nicht mit billiger Ost-Produktion.
      Westlich vom Dorf verzweigt sich der Tannbach und bildet eine Insel (fiktiv). Die gehört zwar zur DDR, blieb aber, da ungenutzt, von den Sperranlagen ausgespart. Die hat die DDR jetzt für 10 Millionen DM dem Freistaat Bayern verkauft, und der verpachtet sie dem Grafen, zwecks Bau einer Atommüll-Deponie. Kalkulation: Gibt Geld und Arbeitsplätze, und in dieser strukturschwachen Region ist auch weniger mit Protest zu rechnen als anderswo.

      Doch die Umweltschützer sind auch hier aktiv, insbesondere Christa mit Mann und Tochter (oder Sohn, das war am Ende der letzten Staffel anlässlich der Verkündung von Christa Schwangerschaft noch nicht klar), sowie Eltern und Journalistenonkel. Die besetzen die Wiese, die DDR toleriert das. nach Absprachen von Rosemarie mit ihrem Führungsoffizier. Denn offiziell ist die Insel noch unter DDR-Herrschaft. und die West-Polizei hat keinen Zutritt. Mehr als, unter ständigem DDR-Protest, Tränengas versprühen können sie nicht. Bilder von Gasmasken-bewehrten Volkspolizisten, die mit ihren weissen Masken plus "Schnorchel", dazu die grüne Mütze auf dem Kopf, das Bild von Teddybären aus einen Comic abgeben, gehen um die Welt.

      Die Besetzer bekommen Verstärkung aus der ganzen BRD plus Ausland (Christas französischer Opa ist kräftig mit dabei) und bauen während des Monats, den sie noch haben, auf der Insel ein Hüttendorf.
      Der Graf tobt, von der Mitwirkung seiner Frau weiss er nichts. Zum 1.7.1988 geht die Insel in West-Besitz über. Eine Polizei-Armada ist am frühen Morgen aufgefahren, um das Hüttendorf zu räumen. Doch die meisten Besetzer sind schon weg - nach Osten bzw Norden über die Mauer, mit Hilfe von Leitern, die ihnen hilfsbereite NVA-Grenztruppen hingestellt haben. "Drüben" bekommen sie Frühstück, ihre Personalien werden abgefragt, wer keinen Ausweis dabei hat dem wird auch so geglaubt (bisher absolutes No-go in der DDR !), dann werden sie nach Plauen gefahren und dort in den Zug nach Hof gesetzt.
      Zum Ende der Staffel ist noch kein Stein der Atommüll-Deponie gebaut, und es ist unklar, ob sich das je ändern wird.
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      - Kurt Tucholsky -
      Die Geschichte ist ähnlich 1988 in Berlin am Lenne-Dreieck passiert (ohne Atommüll, eine ähnliche Aktion in Sachen Atom gab es damals bei Gorleben) und kann zeigen, dass die DDR-Staatssicherheit nicht nur fies war, sondern manchmal auch Humor hatte. Der Ost-Mauersprung wurde mit Hilfe eines später als Stasi-IM enttarnten TAZ-Redakteuer namens Till Mexer ausgeheckt.
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      :wechsel:
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