20. Juli

      20. Juli 1944:

      Natürlich das Attentat auf Hitler - :link:
      es war übrigens nicht das einzige. Schau hier
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      ...wer weiß wie es weitergegangen wäre wenn z.b. Goebbels sein nachfolger geworden wäre!!!

      Das wäre deutlich schlimmer geworden denn Goebbels war deutlich agressiver und kaltblütiger als es Hitler jemals war!!!


      Schlimmer als es unter diesen Verhältnissen war, konnte es wohl kaum noch kommen ...
      Wobei das "Konzept" der Nazis und seine ausführenden Organe dabei waren,
      sich und unser Land zugrunde zu richten,
      weil sie die gesamte zivilisierte Welt gegen sich hatten.

      Im übrigen:
      Ich hab ein Buch gelesen, das ich leider nicht mehr wiederfinde (Ernst Günther Schenck: "Patient Hitler")
      von einem Mitglied des Ärzteteams, das Hitler betreute.
      Danach sei Hitler nach dem Attentat zunehmend zu einem Wrack geworden -
      hat es letztendlich doch noch was gebracht ?

      Goebbels war in der Endphase des NS-Faschismus sicher fitter und entsprechend aggressiver als sein Chef,
      aber wie dieser war er eine Marionette, die 1944/45 nichts mehr hätte bewegen können,
      ausser ggf. bei einer Totalkehrtwendung, und die war nicht zu erwarten.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Da muss man ja schon fast sagen: Wie gut das er zum Wrack wurde!
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Also an die Mondlandung habe ich tatsächlich nicht als 1. und auch nicht als 2. gedacht - bin halt kein :usa:

      Doch an das Hitlerattentat dachte ich, offen gesagt, auch nicht gleich :icon_redface:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Nichts - jedenfalls nichts aus der Vergangenheit :grins:

      :google: zeigt die Mondlandung übrigens erst jetzt, also Heute, an - woran das wohl liegt :floet1:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      1881: Der Sioux-Häuptling Sitting Bull kapituliert mit seinen Gefährten in Fort Buford (Norddakota) gegenüber der United States Army. Hunger, Sehnen nach der Heimat und geringe Erfolgsaussichten des weiteren Kampfes haben die Indianer zur Rückkehr aus dem kanadischen Exil bewogen.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      1889: Die dänische Seiltänzerin Elvira Madigan und der bereits verheiratete schwedische Leutnant Sixten Sparre gehen als Liebespaar gemeinsam in den Tod. :hereklick:

      1944: Die Gesundheitsbehörden in Bombay geben bekannt, dass eine Cholera-Epidemie in den vergangenen drei Monaten 34.000 Menschenleben gefordert hat.

      Und bei uns haben sie sich "freiwillig" gegenseitig umgebracht.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      1906
      Finnland führt als erstes europäisches Land (obwohl bis 1918 noch zum Russischen Reich gehörig) das aktive und passive Frauenwahlrecht ein.

      Das Jahr 1905 war von den Unruhen der Russischen Revolution geprägt, die sich auch in Finnland auswirkten. Inzwischen hatte sich die 1899 gegründete Sozialdemokratische Partei Finnlands das allgemeine Wahlrecht auf die Fahnen geschrieben. Im April 1905 beriet der Reichstag erneut über die Stimmrechtsfrage, die Reform scheiterte aber auch dieses Mal. Am 29. Oktober 1905 beschloss die Arbeiterschaft einen Generalstreik, der wegen der schwelenden Verfassungskrise auch von konservativen Kreisen mit Wohlwollen betrachtet wurde.

      Im November lenkte der politisch geschwächte Zar ein. Das Februarmanifest und die auf ihm beruhenden Gesetze wurden aufgehoben und eine Parlamentsreform auf der Grundlage des allgemeinen und gleichen Wahlrechts durchgeführt. Das neue Parlament Finnlands bestand nur noch aus einer Kammer mit 200 Mitgliedern. Erstmalig in Europa wurde auch Frauen das Wahlrecht eingeräumt.

      wikipedia :link:
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Original von Schnuppi
      1889: Die dänische Seiltänzerin Elvira Madigan und der bereits verheiratete schwedische Leutnant Sixten Sparre gehen als Liebespaar gemeinsam in den Tod. :hereklick:


      Freddie Quinn hat daraus "Die Balade von der Seiltänzerin" gemacht:
      Traurig sind die Dinge wahrlich, die man heut` besingen kann.
      Doch am traurigsten erging es der Elvira Madigan!
      Sie war schöner als ein Engel, blau die Augen, Wangen rot.
      Lilienschlank war ihre Taille. Grausam griff nach ihr der Tod.
      Wenn Sie auf dem Seile tanzte, schien ein Vöglein Sie zu sein,
      Und es kam ein Beifallsjubel stets aus der Bewund`rer Reih`n!
      Und sie warb Leutnant Graf Sparre, von der Schönheit ganz betört.
      Und sie hat sein Liebesflehn herzenzitternd gern erhört.
      Doch er hatte Weib und Kinder, dieser junge Edelmann,
      Und d`rum floh er aus der Heimat mit Elvira Madigan!
      Und d`rum floh er aus der Heimat mit Elvira Madigan!

      Fühlten sie zuhaus` in Schweden sich noch hoffnungsvoll und stark,
      Waren sie sehr bald verzweifelt, ohne Geld in Dänemark.
      Niemand diesen Liebesleuten auch nur eine Krone gab.
      Um dem Hunger zu entfliehen suchten Ruhe sie im Grab!
      Zitternd hob er die Pistole, doch er traf genau ihr Herz.
      Und sie starb in dieser Sekunde, ohne Seufzer, ohne Schmerz.
      Merket auf, ihr jungen Leute, packt die Liebe ganz anders an,
      Daß ihr nicht im Blut müsst baden - wie Elvira Madigan!
      Daß ihr nicht im Blut müsst baden - wie Elvira Madigan!

      muzikum.eu/de/123-4990-163095/…eiltanzerin-songtext.html

      Das gesungene Lied ist im Netz leider nicht zu finden bzw. nur mit Tricks die ich nicht beherrsche.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Inzwischen hab ich es wieder entdeckt.
      Ich hab ein Buch gelesen, das ich leider nicht mehr wiederfinde (Ernst Günther Schenck: "Patient Hitler")von einem Mitglied des Ärzteteams, das Hitler betreute.
      Danach sei Hitler nach dem Attentat zunehmend zu einem Wrack geworden - hat es letztendlich doch noch was gebracht ?

      1954: Deutsch-deutscher Spionageskandal

      Am 20. Juli 1954 verschwand Otto John spurlos. Zunächst wurde vermutet, der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz sei entführt worden. Drei Tage später erklärte er in Ost-Berlin, er sei in die DDR übergelaufen - um dem Frieden zu dienen.
      Um 21.30 Uhr rollt ein amerikanischer Ford auf die Sektorengrenze zu, langsam passiert er das Schild „Sie verlassen West-Berlin“. Am Steuer sitzt Wolfgang Wohlgemuth, ebenfalls im Auto: Otto John. Der Präsident des Bundesverfassungsschutzes fährt in dieser Minute in den sowjetischen Sektor von Berlin.

      Allerdings bekommt er davon nichts mit. „Ich wurde betäubt und entführt“, wird er später unzählige Male erklären. Wohlgemuth habe ihm lediglich ein Attest ausstellen sollen, stattdessen habe er ihm ein schnell wirkendes Schlafmittel in den Kaffee geschüttet. Das ist Johns Version.

      „Von wegen betäubt, besoffen war das Luder“, behauptet Wohlgemuth. Zum Kaffee habe der Verfassungsschützer mächtig viel Cognac getrunken. John wollte das Grab seines Bruders hinter der Charité besuchen und im größten Krankenhaus der DDR politische Gespräche führen. Das ist Wohlgemuths Version.

      Am 23. Juli 1954 Juli strahlt der Ostdeutsche Rundfunk eine Tonbandaufzeichnung aus. Mit knarzender Stimme erklärt John, er sei freiwillig in den Osten übergelaufen. Am 11. August bestätigt er seine Flucht vor verblüfften Journalisten im „Haus der deutschen Presse“.

      Der Westen Deutschlands ist entsetzt. Es herrscht die Atmosphäre des Kalten Kriegs, Westmächte und Ostblock stehen sich gegenüber wie Revolverhelden auf einer staubigen Dorfstraße. Die Berlin-Blockade der Russen ist noch in bester Erinnerung, Politiker beider Blöcke warnen vor der Gefahr eines neuen militärischen Konflikts. Und jetzt taucht ausgerechnet der Präsident des Bundesverfassungsschutzes im Lager des Gegners auf! Das empfinden Millionen Bundesbürger als Vaterlandsverrat. Noch nie ist ein Mann von solcher Bedeutung von West nach Ost gewechselt.

      510 Tage nach Johns Besuch in der Arztpraxis, am 12. Dezember 1955, hastet ein Mann durch das Foyer der Ostberliner Humboldt-Universität. Seine zwei Begleiter, Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit, bleiben draußen, sie versorgen sich in der Zwischenzeit mit Schnaps auf dem Weihnachtsmarkt. Der Mann verlässt die Uni auf der anderen Seite und steigt in einen hellgrünen Ford 15 M mit West-Berliner Kennzeichen. Um 16.32 Uhr rollt das Auto durchs Brandenburger Tor in den Westen, ein DDR-Volkspolizist hat nur kurz kontrolliert. Noch läuft das Prozedere unkompliziert ab. Die Mauer, mit der die DDR ihre Bürger einsperrt, wird erst 1961 gebaut. Am Steuer des Ford sitzt der dänische Journalist Henrik Bonde-Henriksen. Neben ihm seufzt ein 46-Jähriger, getarnt mit Schal und dunkler Brille, erleichtert auf. Otto John ist wieder im Westen.

      Noch ahnt er nicht, dass seine Hoffnung auf eine Rückkehr in den früheren Alltag Illusion ist. Mit dem Dänen fährt er in dessen Wohnung, Berlin-Lichterfelde, Carstennstraße 45. Er meldet sich sofort bei den Behörden und wird zum Bundeskriminalamt gebracht. Ein Jahr später verurteilt ihn der Dritte Strafsenat des Bundesgerichtshofs (BGH) zu vier Jahren Zuchthaus. Johns Delikt: „Landesverräterische Fälschung und Konspiration in besonders schwerem Fall“.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Fortsetzung - Quelle: tagesspiegel.de/weltspiegel/so…e-otto-john/10187814.html
      Ein Fehlurteil? Für den Juristen Klaus Schaefer ganz sicher. Er hat den Fall John akribisch recherchiert und neue Unterlagen ausgewertet. Als erster Außenstehender konnte er nicht bloß alle Akten des Verfassungsschutzes zu John, sondern auch die geheimen Handakten der Staatsanwaltschaft einsehen. Zudem durfte er Johns persönlichen Nachlass auswerten. Seine Erkenntnisse hat er in dem Buch „Der Prozess gegen Otto John“ dokumentiert.

      Für Schaefer ist John ein Opfer. Eines des Zeitgeistes, in dem die Schrecken der Nazi-Diktatur verdrängt wurden, eines von Richtern mit NS-Vergangenheit. „Einmal Verräter, immer Verräter“, so sah es Johns Intimfeind Reinhard Gehlen, Leiter der Abteilung Fremde Heere Ost des deutschen Generalstabs unter Hitler, 1954 Präsident des Bundesnachrichtendienstes.

      Otto John gehörte zum inneren Kreis der Männer des 20. Juli 1944. Der Erlenbruch 16 in Berlin-Dahlem, Johns Wohnadresse, war der Ort konspirativer Treffen. Der Jurist arbeitete für die Lufthansa, unter anderem in Madrid. Dort war er der Verbindungsmann der Widerständler zu den Alliierten.

      Als das Attentat auf Hitler misslang, floh John nach London, schrieb für den Soldatensender Calais, der Propaganda gegen Deutschland ausstrahlte. Nach dem Krieg beriet John die Anklage im Prozess gegen den deutschen Feldmarschall von Manstein, in dessen Bereich 20 000 Juden ermordet worden waren.

      Das also ist der „Verräter John“.

      Dass er sich zehn Jahre später, am Tag seines Besuchs in Wohlgemuths Praxis, in West-Berlin aufhält, geschieht nicht zufällig. Er nimmt an der Gedenkstunde für die Hitler-Attentäter im Bendlerblock teil, wird Zeuge einer bewegenden Rede von Bundespräsident Theodor Heuss. Was er nicht weiß: Wohlgemuth, den John im Krieg kennengelernt hat, ist hoch verschuldet und Agent des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Auf der Rückbank des Ford, der Stunden nach der Gedenkfeier in den Osten rollt, kauert zudem unter einer Decke Max Wonsig, Mitarbeiter des KGB und der Stasi, Deckname: „Erich“. Wonsig hat diese Szene später zweien seiner Bekannten beschrieben: Als John bereits benommen im Sitz hing, habe er dem Verfassungsschutz-Chef von hinten einen Lappen vors Gesicht gehalten, der mit einem Betäubungsmittel getränkt war.

      Es gibt noch weitere Indizien, die aus Sicht von Schaefer für eine Entführung sprechen. Seltsam etwa, dass Wohlgemuth sieben verschiedene Versionen über die angebliche Flucht verbreitet hat. Er zieht es auch vor, gleich in Ost-Berlin zu bleiben. Angeblich aus Angst, man werde ihn im Westen wegen Beihilfe zur Flucht anklagen. Die Stasi zahlt ihm mindestens 100 000 D-Mark und 107 000 DDR-Mark – ganz offiziell deklariert als Honorar für seine Mitwirkung im Fall John.

      Auch der Verfassungsschutz hat einen Informanten zum Fall John. Am 29. Mai 1958 flieht ein Stasi-Mann in den Westen und erklärt, er habe die legendäre Pressekonferenz von John im „Haus der deutschen Presse“ bis ins Detail mitorganisiert. Die Journalisten, die dem vorgeblichen Überläufer lauschten, konnten damals kaum glauben, was sie hörten. John beschimpfte das Kabinett Adenauer als „Kriegstreiber“ und wehrte sich gegen „eine Remilitarisierung und Renazifizierung in Westdeutschland“. Er erklärte auch: „Es gibt geheime Verträge. Das deutsche Volk hat Anspruch auf Unterrichtung.“ John meinte angeblich geheime Abreden zu der im Westen geplanten Europäischen Verteidigungsgemeinschaft. Über deren Inhalt hat John nichts gesagt. Geheimnisse hat er nicht verraten, jedenfalls nicht bei der Pressekonferenz.

      Auch deshalb hat Oberbundesanwalt Max Güde später ein Problem. Der Staatsanwalt vertritt die Anklage gegen John im ersten Prozess, und er weiß nicht so recht, was er John eigentlich vorwerfen soll. Kurz vor Prozessbeginn zitiert ihn die Zeitschrift „Aktuell“: „Die Staatsanwaltschaft kann nicht beweisen, dass John in verräterischer Absicht hinübergegangen ist. Die entscheidende Frage wird in der Glaubwürdigkeit Johns liegen.“ Es wird ein reiner Indizienprozess. Wohlgemuth taucht nicht als Zeuge auf, auch die Zusage von freiem Geleit kann ihn nicht überzeugen. Entlastende Zeugen für John werden nicht gehört.

      Im Prozess wird Otto John auch gefragt, warum es so lange gedauert habe, bis er nach seiner angeblichen Entführung einen Fluchtversuch in den Westen unternahm. Johns Antwort: Weil ich Angst hatte. Weil ich das Spiel mitspielen musste. Weil ich Aufpasser hatte.

      Am Ende beantragt Oberbundesanwalt Max Güde zwei Jahre Haft, das Gericht verkündet: vier Jahre.

      ( ... ) Verfahrensverlauf und Urteil passen durchaus ins Bild. Denn im Senat sitzt auch Richter Heinrich Jagusch. Der hat den Fragebogen zu seiner NS-Vergangenheit gefälscht und muss deshalb später in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Ewald Bucher, im Kabinett Adenauer Justizminister, bezeichnet Jagusch Jahre nach dem Prozess als „eine der beklagenswertesten Erscheinungen innerhalb der deutschen Richterschaft“. Das Urteil gegen John stamme aus „jener unseligen Epoche, in der vor allem ein Mann die Rechtsprechung im Staatsschutz sehr stark beeinflusste, nämlich Herr Dr. Jagusch“. Die westdeutsche Justiz dieser Jahre ist durchsetzt mit früheren Nazirichtern. Und einige von ihnen haben eine erschreckende Vergangenheit. Ein zweiter Richter des Senats war ab 1942 SA-Truppführer, ein weiterer bereits 1933 in die NSDAP eingetreten.

      Auch Wolfgang Wohlgemuth, der Promi-Arzt, kommt vor Gericht. Am 11. Februar 1958 ist er heimlich, ohne Wissen der Stasi, nach West-Berlin gefahren. Angeklagt wird er wegen versuchten Menschenraubs, John hat ihn angezeigt und sagt auch gegen den Arzt aus. Doch die Richter sprechen Wohlgemuth mangels Beweisen frei. Das verwundert nicht: Mit einer Ausnahme sind es dieselben, die John zu vier Jahren Haft verurteilt haben. Ein Schuldspruch fürWohlgemuth hätte bedeutet, dass sie bei John falsch geurteilt haben.

      Otto John wird Ende Juli 1958 wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen. Wutentbrannt ist er auf ein einziges Ziel fixiert: seine Rehabilitierung. Doch vier Mal wird sein Antrag auf ein Wiederaufnahmeverfahren abgelehnt. Einigermaßen pikant: Bei den beiden ersten Wiederaufnahmeverfahren sind noch Richter aus dem ursprünglichen Prozess beteiligt.

      Otto John lebt nur von der Unterstützung durch das Hilfswerk 20. Juli 1944 und der Rente seiner Frau. In Igls, Tirol, können sie immerhin mietfrei wohnen. 1986 wird dem früheren Verfassungsschutz-Präsidenten gnadenhalber eine Rente bewilligt. Trotzdem kommen Otto und Lucie John nur über die Runden, weil ihm seine Schwester immer wieder Geld gibt. Bis zum 26. März 1997. Da stirbt Otto John. Ein fünfter Antrag auf Wiederaufnahmeverfahren läuft seit 1994. Jetzt wird er eingestellt. Ohne Entscheidung.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -