Votum über Schottlands Zukunft

      Votum über Schottlands Zukunft

      Die Frage der Unabhängigkeit lässt in Schottland niemanden kalt. Denn falls eine Mehrheit am 18. September für eine Loslösung vom Vereinigten Königreich stimmt, wäre das eine Sensation - und ein Präzedenzfall für die EU.

      4,2 Millionen Wahlberechtigte stimmen über die Zukunft Schottlands ab. Neben den Schotten und Schottinnen gehören auch alle EU-Bürger über 16 Jahre, die in Schottland leben, dazu. Die Konsequenzen des Votums sind aber noch nicht absehbar.

      Mehr dazu: tagesschau.de/ausland/schottland-referendum-100.html

      Was passiert, wenn die Mehrheit mit Ja, also für die Unabhängigkeit stimmt ?

      Dann verliert Großbritannien 5,3 Millionen Einwohner, ein Drittel seiner Landmasse und zwei Drittel seines Hoheitsgebiets in der Nordsee. Vor allem aber beginnen dann harte Verhandlungen zwischen London und Edinburgh.

      Sollte beim Referendum eine Mehrheit mit Ja stimmen, könnte Schottland bereits im Frühjahr 2016 unabhängig werden. Das wäre ein Präzedenzfall für die EU.

      Schottland würde im Fall einer Abspaltung von Großbritannien aus der Europäischen Union und der NATO ausscheiden. Das Land würde dann nach den derzeitigen Bedingungen als neuer Staat gelten, der somit zunächst einen Aufnahmeantrag stellen müsste, erklärten die beiden Organisationen.

      Die europäischen Verträge sehen zwar keine Regeln dafür vor, was passiert, wenn sich eine Region von einem EU-Staat lossagt. Die EU würde somit vor der schwierigen Frage stehen, ob sie den Schotten die Tür vor der Nase zuschlagen soll oder mit einer zügigen Aufnahmen Schottlands riskiert, weitere Unabhängigkeitsbewegungen zu ermutigen.

      In Belgien strebt die Region Flandern nach Unabhängigkeit und in den italienischen Regionen Südtirol und Padanien gibt es ebenfalls Sezessionsbefürworter. Auch das Baskenland und Katalonien wollen sich von Spanien lösen.

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      Nach dem Nein zur Unabhängigkeit

      Schottland geht gestärkt aus dem Referendum hervor. In den Verhandlungen mit London könne Edinburgh nun auf mehr Autonomie pochen, sagt der Politologe Jan Eichhorn im tagesschau.de-Interview. Und die Unabhängigkeitsbewegung könnte schon bald neuen Aufwind bekommen.


      tagesschau.de: Nur 45 Prozent der Wähler haben für eine Unabhängigkeit gestimmt. Warum ist das "No thanks" dann doch deutlicher ausgefallen als in den Umfragen prognostiziert?

      Jan Eichhorn: Der Grund könnte sein, dass viele Leute bis zum Schluss anscheinend noch unentschieden waren. In den Umfragen lagen die Befürworter immer bei etwa 47 bis 48 Prozent. Diese Abweichung liegt also noch in der Fehlertoleranz der Umfragen. Von daher ist das "No thanks" zwar stärker ausgefallen als erwartet, aber als Ausreißer würde ich es nicht bezeichnen.

      tagesschau.de: Was hat den Ausschlag gegeben für die Wähler, sich gegen die Abspaltung zu entscheiden?

      Eichhorn: Entscheidend war, dass die Ja-Seite es nie geschafft hat, die Wähler davon zu überzeugen, dass die wirtschaftliche Situation eines unabhängigen Schottlands besser wäre. Zwar hat die Zahl der Menschen zugenommen, die an ein unabhängiges und ökonomisch florierendes Schottland glauben. Aber es waren am Ende anscheinend nicht genügend Menschen davon überzeugt, dass man sich einen eigenen Staat leisten könne. Genuin politische Fragen haben eher eine untergeordnete Rolle gespielt.

      tagesschau.de: Ist die Unabhängigkeitsbewegung damit am Ende?

      Eichhorn: Nein, auf keinen Fall! Sie wird weiterleben, denn jetzt stehen Verhandlungen über die weitere Autonomie für Schottland an - das nächste Ziel heißt also "Devolution", die sanfte Loslösung von London. Dabei geht es etwa um Fragen der Haushaltsfinanzierung, der gesetzgeberischen Kompetenzen oder der Ausweitung von Steuerrechten.

      Die Schotten werden jetzt pragmatisch sein und nach vorn blicken. Und wenn sich die Regierung in London nicht an ihre Zusagen hält, könnte das der Unabhängigkeitsbewegung in der Zukunft erneut einen Aufschwung bescheren.

      Und ein weiteres wichtiges Datum steht quasi vor der Tür: Ein mögliches Referendum über einen EU-Austritt Großbritanniens 2017, das viele Konservative ja fordern. Die Mehrheit der Schotten will definitiv in der EU bleiben. Wenn sich die Mehrheit der Engländer für einen Austritt entscheidet, könnte es darüber erneut zu einem Bruch kommen.

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