Als Berlin zum zweiten Mal zerstört wurde

      Als Berlin zum zweiten Mal zerstört wurde

      Der Westen Berlins hatte bereits in den 60er Jahren ein Wohnungsproblem. Der damalige Regierende Bürgermeister Willy Brandt verkündete deshalb eine radikale Stadtsanierung: Moderne Wohnsiedlungen wurden gebaut, die verfallenden Altbauten abgerissen. Der Fotograf Heinrich Kuhn hat die Sprengungen im Auftrag des Senats damals begleitet - seine Fotos sind jetzt in einem Bildband erschienen.

      Berliner Altbauten mit ihren Innenhöfen, Stuckfassaden und hohen Räumen sind heute sehr beliebt. Doch viele dieser Gebäude sind in den 1960er Jahren gesprengt und abgerissen worden. Der neue Bildband "Armutszeugnisse - West-Berlin vor der Stadterneuerung in den sechziger Jahren" zeigt Aufnahmen des Fotografen Heinrich Kuhn, der die Berliner Wohnungsbaupolitik von damals dokumentiert hat.

      Anlass war ein neues stadtplanerisches Konzept unter Willy Brandt. Der damalige Regierende Bürgermeister kündigte im März 1963 in einer Regierungserklärung eine Stadtsanierung an, die West-Berlin ein neues Gesicht geben sollte. Anstelle der Altbauten sollten nun moderne Siedlungen gebaut werden. Jede Familie sollte sich eine helle, praktisch geschnittene Wohnung mit Heizung und Warmwasser leisten können.

      56.000 Wohnungen wurden zum Abriss freigegeben - aus heutiger Sicht eine erstaunliche Entscheidung. "Nachdem der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen war, begann wieder die Zerstörung der Stadt", sagt der Kunsthistoriker Boris von Brauchitsch.

      Diese Zerstörung zeigen die Bilder von Heinrich Kuhn sehr eindrücklich. Er hat damals im Auftrag des Senats die Häuser vor und während des Abrisses fotografiert. Seine Bilder zeigen, wie diese Wohnungen innen ausgesehen haben. Es sind Bilder des Elends, der Armut und der Not. ( ... )

      Dass nicht ganz West-Berlin dieser Kahlschlagsanierung zum Opfer fiel, verdankt die Stadt erstaunlicherweise einer oft verschrienen Bewegung: "Die Hausbesetzer haben in den 80er Jahren bewirkt, dass viele Altbauten erhalten geblieben sind", sagt von Brauchitsch. Außerdem änderte sich die Meinung in der Bevölkerung, als die ersten Neubauten erst einmal gebaut waren - wie zum Beispiel der Wohnblock am Kottbusser Tor in Kreuzberg: "Der stand plötzlich da und alle haben gesagt, so sieht das dann also aus, wenn erst einmal alles weg ist", so von Brauchitsch.

      Ganzer Text incl. Bilder und Film: rbb-online.de/kultur/beitrag/2…tberlin-mietshaeuser.html
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -