Auschwitz-Prozess jährt sich zum 50. Mal

      Auschwitz-Prozess jährt sich zum 50. Mal

      Mehr als eine Million Menschen ermordeten die Nationalsozialisten im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Vor 50 Jahren begann in Frankfurt am Main der Prozess gegen 22 ehemalige Mitglieder der Lagermannschaft - mehr als 18 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft.

      Von Jacqueline Dreyhaupt, HR

      (Videodatei:) tagesschau.de/inland/auschwitz164.html

      Der Auschwitz-Prozess tagt ab dem 20. Dezember 1963 im Plenarsaal des Frankfurter Römers, alle anderen Säle der Stadt sind zu klein. Angeklagt ist „die Mittäterschaft“ an den in Auschwitz verübten Massenmorden; laut Zeitungsbericht sind allein „250 Zeugen aus 15 europäischen und überseeischen Ländern“ geladen. Dazu „mehr als hundert Pressevertreter“. Es fällt das Wort vom „Monsterprozess“.

      Diese Anklage hat in der Frankfurter Rundschau seit Januar 1959 eine eigene Vorgeschichte, da hatte der Überlebende Emil Wulkan der Zeitung ein Aktenbündel mit aufgelisteten Daten und Namen von Erschießungen übergeben. „Wir hatten damit einen Zipfel von Auschwitz in Frankfurt“, äußert sich Generalstaatsanwalt Fritz Bauer vor Prozessbeginn.

      Die Stadt ist auf die Auseinandersetzung nicht unvorbereitet. Tagelang sind seitenlange Berichte in allen drei Zeitungen über die „Mordmaschinerie von Auschwitz“ (Frankfurter Neue Presse) erschienen. Die allermeisten Angeklagten leben jedoch unbehelligt, sie sind auf freiem Fuß und zumeist irgendwo in der Stadt im Hotel untergebracht. Man kann sie entspannt, die Aktentasche immer dabei, durch die Straßen laufen sehen. Im umgebauten Römer-Plenarsaal ist am ersten Prozesstag „das Gedränge spannungsgeladen“, rapportiert die FR am 21. Dezember 1963. Die 22 angeklagten Männer sitzen zwischen ihren uniformierten Bewachern. Sie verbergen ihre Gesichter oder sitzen mit Sonnenbrillen da.

      Alle fühlen sich unschuldig, wird man nach dem zweiten Prozesstag lesen. Sie hätten doch nur „ein Umerziehungslager bewachen“ und für „Sicherheit und Ordnung sorgen“ sollen. Von Politik hätten sie keine Ahnung. Morde und Folterungen, sagt der Auschwitz-Adjutant Robert Mulka, rechte Hand des Lagerkommandanten Rudolf Höß, seien ihm „nur vom Hörensagen bekannt“. Der 68 Jahre alte Hamburger Exportkaufmann macht Eindruck; er erscheint „mit silbergrauem Binder und im ,Stresemann‘“.

      Es sei „ein offenes Geheimnis“, befindet die FR nach einigen Tagen, „der Prozess ist nicht gerade populär“. Aber er ist gut besucht, zeitweise sind keine Einlasskarten mehr zu haben. 100 Leute passen auf die Zuschauerplätze. Manche derer, die nicht hineindürfen, stehen stundenlang am Fuß der Römer-Treppe und verfolgen über Lautsprecher die Aussagen im Saal. „Von mindestens jedem Zweiten“ bekommt der Lokalreporter zu hören: „Lasst doch endlich die Vergangenheit ruhen! Wer will denn heute noch rechten?“

      fr-online.de/politik/frankfurt…t--,1472596,25676908.html
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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -