Reif für die Inseln - Åland 2013

      Reif für die Inseln - Åland 2013

      Ulricehamn Busbahnhof (die Bahnlinie ist ja leider abgebaut), 8. Juli 2013, kurz vor 5:30 Uhr:





      Bin, um in Ruhe packen und frühstücken zu können, und den Bus um 5:30 nicht zu verpassen, um 4:00 aufgestanden und schau entsprechend nicht ganz hellwach aus der Wäsche. Denn wenn ich den Bus verpasse, schaffe ich mein Reiseziel Mariehamn wahrscheinlich an diesem Tag nicht mehr, mein Plan sieht so aus:
      05:30 Ulricehamn bstn - 06:29 Falköping C (Bus)
      07:10 Falköping C - 07:26 Skövde C Regionalzug
      07:45 Skövde C - 09:50 Stockholm C X 2000 (Expresszug)
      10:11 T-Centralen - 10:17 Tekn Högskola T (U-Bahn)
      10:35 Tekn Högskola T - 11:39 Norrtälje bstn SL, Bus
      12:25 Norrtälje bstn - 13:13 Kapellskär färj Bus
      Kapellskär 15:00 ab Schiff "Rosella"
      Mariehamn Ankunft: 18:15

      Um's vorweg zu nehmen: Im Gegensatz zur Urlicehamn-Anfahrt 3 Tage vorher, wo man uns den Gleiswechsel in Kopenhagen unterschlagen hatte, und ich mich dann mit Regionalzügen mit teilweise hektischen Zugwechseln in Malmö, Hässleholm und Alvesta und einer geänderten Route (nicht über Borås, denn dorthin fuhr diesen Tag von Alvesta nix mehr) über Jönköping durchschlagen musste, hat diesmal alles geklappt. Im Stockholmer U-Bahnverkehr und den Bussen nach Norrtälje hätte ich sogar noch etwas später fahren können.

      Über dem Åsunden liegt ein Rest Frühnebel





      und ein Großteil der Kleinstadt schläft noch.



      Inzwischen sind sie wohl alle wach und ich schon in Stockholm.


      Umsteigestation Tekniska Högskola

      In Norrtälje gibt's Mittag

      Norrtälje Centralen

      und in der Fährstation von Kapellskär für 26 € ein Hin- und Rückticket nach Mariehamn.



      Die Rosella ist abfahrbereit -



      aber warum dauert die Rückfahrt 2 Stunden weniger als die Hinfahrt :kratz:

      :grins: Die Lösung

      Wie dieses Riesenschiff sich zwischen diesen ganzen Inselchen, genannt Schären, hindurchmanövriert, ist schon eindrucksvoll, und die Aussicht vom obersten für Passagiere zugelassenen Deck atemberaubend.



















      Der Wind, der auf der Ostsee, verstärkt durch den Fahrtwind, herrscht, ist hefitg, aber von Backbord zu Steuerbord unterschiedlich. Während man auf der einen Seite aufpassen muss, von herumfliegenden Plastikstühlen nicht attackiert zu werden, und sich ruhig warm anziehen kann



      sonnt sich dieses Pärchen auf der anderen Seite relativ leicht bekleidet.



      Und gegen 17:30 osteuropäischer Sommerzeit heisst es: Land in Sicht !



      Mariehamn erwartet uns.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Mariehamn 9.7.13

      In meinem Zimmerchen im Gesthem Kronan hab ich mir's bereits gemütlich gemacht, soweit das die Raumgröße hergibt,



      und ein Fahrrad hab ich auch bekommen, für 40€ die Woche, ein finnisches 26er Standardrad ohne Gangschaltung,
      aber für den Mariehamner Stadtverkehr reichts.

      Nach dem Frühstück und einem Besuch in der Turistinfo begebe ich mich in die kleine Fußgängerzone der Stadt,

      wo ich diesem Herrn begegne

      dessen Erscheinungsbild mir zu denken gibt.



      Was ist hier los ???
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Ich überlege, was unser Vogelfreund, Nikolai Sitkoff heisst er (geboren 1828, laut Denkmal Vicekonsul und Reeder) mit der åländischen Geschichte zu tun hat. Und warum der Künstler ihm den Hut in die Hand gegeben und nicht auf den Kopf gesetzt hat. Vielleicht kannte er sich mit den hiesigen Gepflogenheiten ja nicht aus ?


      "Lasst kein Essen unbewacht !!! Die Vögel kommen ..." - Warnung in Mariehamns Fußgängerzone

      Und wenn doch, warum wollte er seinen Auftraggeber klammheimlich so ärgern ?

      Rückblick:
      Die Åland-Inseln waren schon seit über tausend Jahren von schwedischsprachigen Bauern, Fischern und Seeleuten bewohnt. Dass sie vom heute finnischen Turku aus verwaltet wurden, war über Jahrhunderte uninteressant, da auch Finnland zum schwedischen Reich gehörte (noch heute sind ca. 10% aller finnischen Bürger schwedischsprachig).

      Bis 1809.
      Damals verlor Schweden den Krieg gegen Russland, und Finnland sowie die von dort aus verwalteten Gebiete, also auch die näher am schwedischen als am finnischen Festland gelegenen Åland-Inseln wurden russisch. Die Festung Bomarsund wurde gebaut, nach deren Zerstörung Mariehamn gegründet, benannt nach der Zarin Maria Alexandrowna. 1918 drehte sich das wieder, Finnland wurde unabhängig, die eigentlich den Anschluss an Schweden wünschenden Åländer kamen gegen ihren Willen nach Finnland, bekamen allerdings eine weitgehende Autonomie, verbunden mit militärischer Neutralität, weshalb sie auch den 2. Weltkrieg einigermaßen unbeschadet überstanden, wenn man von den Seeminen-Opfern absieht.


      Eine Seemine (Mariehamn Seefahrtsmuseum), gut medizinballgroß

      Ich dachte mir, der Künstler hatte wahrscheinlich etwas gegen die russische Besatzung, schliesslich war Sitkoff als Vizekonsul Repräsentant derselben, und da wollte er ihn klammheimlich ärgern und mit ihm die Besatzer.

      Ich erzählte am nächsten Tag in der Turistinfo von meiner Vermutung. Die Beraterin hatte ähnliche Überlegungen noch nicht angestellt, gab mir aber Recht: "Schliesslich machen sie den auch nie sauber ! Julius Sundblom, der ein paar Meter weiter steht, wird regelmäßig geputzt." Sundblom, erklärte sie mir, war Vorkämpfer für den Anschluss der Ålands an Schweden und später Sprecher der Autonomieregierung (übertrieben ausgedrückt, der Nelson Mandela der Ålands). Dessen Andenken darf natürlich nicht befleckt werden.

      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Nachdem ich mein Mittagessen nicht nur bewacht, sondern mir auch einverleibt habe, drehe ich eine weitere Runde mit dem Radl. Das Ganze hier wird jetzt keine strukturierte Stadtführung, zumal mir auch keine solche angeboten wurde (gelegentlich gibt's welche, aber nicht, wenn ich jetzt grad da bin), sondern ich kurve ein- bis mehrere Male durch diese etwa 7 km lange, 1-2 km breite und 11.343 Einwohner (Stand 31. Dezember 2012) zählende Stadt und mache Bilder wenn mir danach ist. Entsprechend erschliesse ich mir innerhalb einer Woche diese Stadt so langsam und hoffe, dass ich Euch das jetzt auch ermöglichen kann.

      Mariehamn wurde 1861 gegründet und nach Maria Alexandrowna, der Gattin des damaligen russischen Zaren, benannt. Die Stadt liegt auf einer Landzunge, im Osten und Westen liegen weitere, so dass durch die gegenüberliegenden Ufer der Eindruck entsteht, das wären Flüsse. Sind es aber nicht, sondern Ostsee. Entsprechend hat die Stadt zwei Häfen, einen Ost- und einen Westhafen, die ich in den ersten Tagen gelegentlich durcheinander bringe und am Wasser entlangfahre, um etwas zu suchen, das auf der anderen Seite der Stadt liegt.

      Zunächst fahre ich in mein Gesthem in der Neptunigatan, das nahe des Westhafens liegt (muss also zu meiner Fähre nicht weit laufen) und strample nach einer Siesta (der gestrige Tag war anstrengend) immer bergauf und bergab an der Hauuptkirche (St. Göran) vorbei







      durch eine breite Allee



      in die Torggatan, die Marktstraße mit einer kurzen Fußgängerzone,



      wo ich auch zu Mittag gegessen und eine Karte geschrieben hatte.
      Diese muss ich jetzt irgendwie loswerden
      ... man merke, die hiesigen Briefkästen sehen vollkommen anders aus als die hellgelben schwedischen.

      Und schon sind wir wieder am Wasser, wo dicke Pötte herumstehen



      - naja, bissl festgemacht sind sie schon,
      und man muss manchmal den Kopf einziehen, hier noch nicht, aber später.

      Dann kommt auch schon das Seefahrtsmuseum



      und das Museumsschiff Pommern
      das wir in den nächsten Tagen noch öfter zu sehen kriegen werden, von aussen wie von innen.
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Unweit der Pommern liegt der Fährhafen, an dem täglich die großen Fähren aus Schweden, Finnland und Estland anlegen. Wenn man als Fußgänger das Terminal verlässt, bietet sich einem dieses Bild:


      Nächste Straße rechts hoch, erste links, und schon wären wir im Gesthem Kronan.

      Und wenn wir Glück haben, zumindestens im Sommer, kommt das rote Bähnle
      und wir können eine kleine Stadtrundfahrt machen.





      Die Bähnlebeifahrerin, die die 2€ oder 20 Kronen kassiert und die Türen öffnet und schliesst, Konduktör genannt, ist ine 16jährige Ferienjobberin namens Miranda, das darf ich so schreiben, weil's während meines Aufenthalt in der Lokalzeitung stand. Grad als ich das gelesen hatte, bog das Bähnle um die Ecke, ich rief ihr zu: "Hallo Miranda !" Sie guckte, ich sagte: "Du stehst in der Zeitung !" Sie strahlte, anscheinend wusste sie noch nicht, dass das Interwiew heute drinstand, und seitdem winkt sie mir bei jeder Begegnung fröhlich zu. Das passiert öfter, Mariehamn ist ja nicht so groß.

      Die finnischen Autonummern bestehen, wie die schwedischen, als drei Buchstaben, gefolgt von drei Zahlen, aus denen nichts über den Standort des Fahrzeugs zu schliessen ist. Die åländischen sahen bis vor einigen Jahren auch so aus, begannen aber immer mit ÅL. Das tun sie immer noch, sind inzwischen aber blau auf weiss, und damit es auch jeder kapiert, steht oben nochmal ÅLAND drüber, mit dem åländischen Wappen - rotes, gelb umrandetes Kreuz auf blauem Grund.



      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Und es geht weiter, immer noch Dienstag 9.7., inzwischen gegen 20 Uhr, und die Sonne scheint noch immer.

      Inzwischen bin ich auf die Ostseite der Stadt hinübergefahren. Während sich am Westhafen das Fährterminal, die Pommern und eine große Anzahl kleinerer und größerer Jachten befindet, sehen wir am Osthafen neben Privatbooten v.a. den Museumshafen und mehrere Restaurantschiffe sowie die Badeanstalt. Wobei die Bezeichnung Museumshafen insofern täuscht, als dass in diesem "Museum" auch Schiffe gebaut werden, nämlich Segelschiffe nach alten Vorlagen.

      Diese Pyramide hier ist eine Art Leuchtturm bzw. war mal einer.



      Dunkelrot ist bei den Holzgebäuden die vorherrschende Farbe.



      Ob das jetzt alte oder nachgebaute Segelschiffe sind, ist für den Laien nicht auszumachen.







      Mit einem Blick auf die Seemannskapelle verlassen wir den Museumshafen, aktuell hat das Museum eh schon zu -



      wir kommen in den nächsten Tagen wieder her.


      Friedhöfe gehören für mich zum festen Bestandteil einer Stadtbesichtigung. Der Mariehamner liegt unweit des Museumshafens.

      Dieses Grab sieht erstmal ganz "normal" aus,

      der Name der Verstorbenen sagt mir auch nichts, aber einen Grabstein mit Rückseite hab ich auch noch nicht gesehen.
      Es ist, soweit ich gesehen habe, die einzige russische Grabinschrift, was mich etwas wundert, da Mariehamn eine russische Gründung war, und neben einer schwedischen Bevölkerungsmehrheit auch einige Russinnen und Russen hier gelebt haben und gestorben sein müssen.


      "Maria Iwanowna Sitkowa geborene Abramowa, 2.12.1801-10.3.1883"

      Da das Grabmal des schon erwähnten Vizekonsuls und Reeders Nokolai Sitkoff gegenüber liegt,
      und die Daten passen würden,
      vermute ich, dass Maria Iwanowna seine Mutter ist.











      Wie auf anderen schwedischen Friedhöfen gibt es einen Minneslund, das ist ein Gedächtnisplatz
      für die anonym Bestatteten, deren Asche hier ausgebracht wird.

      Hier besteht noch die Möglichkeit, mit kleinen Namenstäfelchen an die Verstorbenen zu erinnern.

      Ausserhalb neben der Friedhofsmauer steht ein Denkmal

      "zur Erinnerung an die Kriegsopfer 1939 - 1945".
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Mariehamn 10.7.

      Wieder lang geschlafen - die anstrengende Anreise, Zeitverschiebung und der Umstand, dass es nachts nicht richtig dunkel wird, was einen dazu verführt, sich einen zu großen Teil der Nacht um die Ohren zu hauen (wobei Mariehamn's Gestronomie dafür nicht viel hergibt), macht mir zu schaffen. So ist es schon fast Mittag, bis ich auf die Beine bzw. aufs Fahrrad komme. Ausserdem verliere ich etwa eine Stunde mit dem vergeblichen Versuch, den SPIEGEL zu erwerben - ich bin süchtig nach diesem Magazin und weiss, dass man die Montagsausgabe im Ausland normalerweise am Dienstag bekommt.

      Nicht so in Mariehamn.
      Ich grase alle einschlägigen Geschäfte ab, sogar ein internationales Hotel (die lassen mich dafür kostenlos an ihr Internet ...) - Fehlanzeige. Eine der Verkäuferinnen tröstet mich: "Letztes Jahr war er noch da."
      Wer weiss, wozu es gut ist. So kämpfe ich mich beim Mittagessen mit meinem Bröselschwedisch durch die Regionalzeitung Åland und entdecke auf der letzten Seite das Interview mit meiner Rote-Bähnle-Kondukteurin Miranda (siehe vorletztes Posting).

      Es gibt hier noch viele Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert, unter anderem hat hier Hilda Hongell (1867-1952), die erste weibliche Archtektin in Finnland, mitgewirkt. Von den über 100 Häusern, die sie für die Stadt entworfen hat, stehen noch gute 40. Wobei die Häuser, die ich hier aufgenommen habe, Zufallsbilder sind.
      (Mehr dazu hier: visitaland.com/de/fakta/artikel?articleid=2390)











      Ein wichtiges Haus in Mariehamn ist das schwedische Generalkonsulat

      in der Norragatan 44. Was einem überhaupt auf den Ålands auffällt,
      ist der rötliche Straßenbelag, das kommt von einem roten Granit, der nur hier vorkommt.

      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      OK liebe Fuchsie - heut musst Du nicht mehr so viel herumlaufen, nur ein kleins bissl Museum.

      Am Dienstagnachmittag zieht es sich zu und irgendwann fallen auch Regentropfen - Museumstag.
      Das Ålands Museum, das einen historischen Überblick der Inseln von der Steinzeit bis zur Neuzeit bietet (Eigenwerbung) hat leider wegen Renovierung geschlossen, da bleibt fast nur das Seefahrtsmuseum und die gegenüberliegende Pommern - zum Glück gilt das Ticket auch noch am nächsten oder zur Not übernächsten Tag, weil beides an einem Nachmittag nicht zu schaffen ist.

      Für die Ålands ist die Seefahrt ein, wenn nicht der, wichtigste Wirtschaftszweig, und das war im 19. und lang auch noch im 20. Jahrhundert die Segelschiffahrt. Zu einer Zeit, als andere Reeder ihre Segelschiffe durch Dampf- und später Dieselmotorschiffe ersetzten, suchten sich manche åländische Reeder, allen voran Gustaf Erikson, Transportlücken, wo es nicht so auf die Zeit ankam, und transportierten bis zum 2. Weltkrieg Weizen, Salpeter und andere Güter mit Drei- und Viermastern. Auf Åland ist von den Großseglern nur noch die Pommern übrig (mehr dazu später). Diverse andere Prachtstücke gingen verloren, indem sie sanken oder auf Grund liefen - v.a. in letzterem Fall hatte man noch Zeit, Wichtiges zu bergen -
      wie die Schiffsglocke der Herzogin Cecilie

      In der großen Halle ist ein Übungssegel angebracht, mit dem Besucher, v.a. natürlich Kinder,
      das Segelsetzen üben können

      Ein Großteil der Ausstellung dreht sich um die Lebensbedingungen der Menschen an Bord (fast nur Männer), die je nach Rang extrem unterschiedlich waren (und wohl immer noch sind).

      Hier schläft


      und hier diniert der Kapitän (und evtl. seine Gäste).
      ,

      während die Mannschaften in Achtmannkabinen hausen.


      Das ganze Museum hab ich nicht abfotografiert, Ihr sollt ja noch was zu sehen haben, wenn Ihr mal hinkommen solltet,
      bzw. Euch die HP angucken wollt :link:, ist aber auf

      Mit der Vitrine über das, was ein Seemann dabei hatte

      mach ich für heute Schluss.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Schnuppi war fleissig :knuddel1: ich auch, weiter geht's.

      Mariehamn 11.7.

      Heute soll's zum Schloss Kastelholm gehen, und noch ein bissl weiter, ich nehm deshalb den Bus
      und mit ihm auch das Fahrrad, das geht für 7€ extra, solang Platz ist.

      Die Aussicht von der Schlossmauer ist beeindruckend,

      wobei das Schloss für feindliche Truppen trotzdem nicht uneinnehmbar war.



      Und es wird immer noch - oder schon wieder - gebaut ...


      Die Ritter dachten sich diverses an Schlutzkleidung aus
      wie dieses Kettenhemd,

      und bereits Zehnjährige
      wurden an derartigen Kinderrüstungen, Gewicht ca. 14 kg, trainiert;
      erwachsene Ritter hatten sich mit etwa 35 kg Metall abzuschleppen.

      Rüstungen werden heute an Touristen nicht aus- oder anprobiert,

      aber mittelalterliche Kopfbedeckungen darf man an sich testen,

      leider sind die Selbstportraits in Sachen Bildqualität noch im Experimentierstadium.



      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Original von Grizzly
      Schnuppi war fleissig :knuddel1:


      Häh, wie meinst Du das?

      Und sonst - na ja, ist halt schwer was zu schreiben, weil Du mir ja bereits vieles erzählt hast.
      Außerdem kann ich mich noch immer nicht entscheiden wo ich dort länger bleiben möchte. Es wirkt alles sooo einladend, außer die Achtmannkabine :grins:
      Jedenfalls meinerseits Danke. :blreich:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Original von Schnuppi
      Original von Grizzly
      Schnuppi war fleissig :knuddel1:

      Häh, wie meinst Du das?

      Naja, mit der ganzen Bildbearbeitung, verkleinern, schärfen usw.


      Ein Raum im Schloss ist auch der Verfolgung vieler Menschen, v.a. Frauen, als Hexen gewidmet,
      allein zwischen 1665 und 1670 wurden auf Åland acht Frauen ermordet, die man für Hexen hielt.
      Hexerei konnte vieles sein, manches mutet skurril an, konnte aber das Leben kosten.


      Für erfolgreiches Buttermachen sollte man Vieh übers Fass laufen lassen.

      Kranken Haustieren sollte man etwas von ihrem eigenen Blut, mit Salz verrührt, unters Futter mischen

      P.S. Eigenblutbehandlung kennt die Homöopathie heute noch :kratz:

      Die Idee, dass Hexen auf Besen fliegen können, gibt's ja auch bei uns.

      In Schweden heisst der Berg auf den sie fliegen Blåkulla; der ist, entgegen dem Brocken bei uns, kein real existierender Berg, bzw. wird diese Funktion mehreren Bergen zugesprochen. In der englischen Übersetzung ist interessanterweise vom "Brocken" die Rede.

      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Noch ein kleiner Rückblick zur Geschichte des Schlosses
      Ursprünglich als Festung erbaut, wurde Kastelholm zum ersten Mal 1388 urkundlich erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt war Åland ein unabhängiger Verwaltungsbezirk mit Kastelholm als Zentrum. Nach der schwedischen Unabhängigkeit wurden dort während des Dauerkonflikts von Johann und Erik (der Söhne des Reichsgründers Gustav Vasa) die sich gegenseitig bekriegten und gefangen nahmen, Erik samt Ehefrau zeitweise interniert.

      Später kam König Gustav II. Adolf mehrere Male hierher und wollte das Schloss zu einem Repräsentationsbau umwandeln lassen, sein Tod 1632 in der Schlacht bei Lützen verhinderte dies. Vollends seine Bedeutung verlor Kastelholm nach einem Großbrand 1745. Etwa hundert Jahre später begannen die Restaurationsarbeiten in mehreren Etappen – wie man sieht, sind sie noch nicht fertig damit.


      Ein paar hundert Meter oberhalb von Kastelholm befindet sich Vita Björn, der "Weisse Bär", das ist das einzige Gefängnis auf Åland, das von 1794 bis 1975 in Betrieb war. Von aussen sieht dieser Bau gar nicht so finster aus, die ganz schweren Jungs waren hier wohl auch nicht in Pension, wie es auf den Inseln überhaupt recht friedlich zugeht.



      Für mehr als zwei Knackis gleichzeitig hatte diese den Zeitraum um 1800 abblildende Zelle nicht Platz,

      und im Winter war's wohl recht ungemütlich.



      In ihrer Sechs-Mann-Zelle von 1900 gab's zumindestens schon einen Ofen,



      aber auch um 1950 mussten die Knackis noch auf fliessend Wasser verzichten.



      Die (meistens: Der) Wärter hatten's da etwas gemütlicher,.







      und selbst für die Wärterkinder war gesorgt.



      Der Pfahl zwischen den beiden Aufgängen hat allerdings eine finstere Bedeutung:



      Der Gefangene wurde daran festgebunden und verprügelt, seine Mitgefangenen
      mussten zuschauen - diese Unsitte ist inzwischen abgeschafft.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Neben Vita Björn liegt das Museumsdorf Jan Karlsgarden,.


      Dafür muss man sich schon zwei Stunden Zeit nehmen - mindestens.





      Diese Bauern waren etwas besser betucht, wie die reichhaltige Innenausstattung verrät.



      Man beachte die Schlafkabinen mit den roten Vorhängen vorm Fenster.





      Interessant, wie so ein Dach unter der Bedeckung aussieht.


      Das ist, wenn ich mich richtig erinnere, kein Wohnhaus, sondern ein Geräteschuppen -

      auffällig die Hofglocke am Haus.

      Auf Åland heisst der Maibaum nicht, wie in Schweden und bei uns, Maibaum bzw. Majstång, sondern Mittsommarstång, und es wird um ihn herum auch nicht am 1. Mai gefeiert, sondern am Mittsommertag. Das kann dann dauern, denn um diese Zeit (auch während meiner Anwesenheit Anfang Juli) wird's dort nicht wirklich dunkel.

      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Überall grünt und blüht es,


      selbst zwischen den Felsspalten.

      Die abgerundeten Felsen sind typisch für die skandinavischen Küsten, das kommt von der Eiszeit, als über der gesamten skandinavischen Halbinsel ein mehrere km dicker Eispanzer lag, der die Felsen rundgeschliffen hat - die so geschaffenen Inseln nennt man Schären. Manche Städte, wie Stockholm oder Göteborg, sind bewusst hinter so einem Schärengürtel angelegt, wahrscheinlich weil es für ortsunkundige Schiffsführer schwierig war, sich da durchzunavigieren, und die Städte so einen zusätzlichen Schutz vor Überfällen hatten.

      So, wozu dient jetzt dieses Gebäude ?


      Aha :melden:

      Da wurde geheizt,


      und da machte man sich's gemütlich -

      solang man sich keine Holzsplitter in den Hintern gezogen hat :mam:

      Langsam wird's Zeit für den Rückweg bzw. die Weiterfahrt -




      nochmal Kastelholm von unten,

      da kriegt man das Schloss wenigstens im Ganzen aufs Bild -

      weiter zurück sollte man nicht gehen,

      sonst gibt's nasse Füße.

      Und wo radeln wir jetzt hin ?
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      8 km können ganz schön lang sein, wenn's dauernd rauf und runter geht, mit einem 26er Rad ohne Gangschaltung, und man selber nix mehr gewöhnt ist. Aber irgendwann kommen die Ruinen von Bomarsund in Sicht.

      Ja, was sind das für Ruinen ?
      Das sind die Reste einer riesigen russischen Festung von fast 300 Metern Länge, die seit 1832 dort gebaut und, noch nicht fertiggestellt, 1854 während des Krimkriegs von britischen und französischen Truppen erobert und gesprengt wurde. Teil des folgenden Friedensvertrags war die Demilitarisierung der Inseln, die Trümmer der Festung wurden anderswo verbaut, lediglich das, was nach der Sprengung noch stand, blieb stehen bis heute.

      Das war mal die Festung, bzw. das sollte sie werden,

      die Brücke gab's damals noch nicht.

      Als erstes kommt man zum französischen Gefallenendenkmal





      Dann ist die Landschaft mit Ruinen verstellt.












      Auch den russischen Verteidigern ist ein Denkmal gewidmet.


      Schliesslich kommt man zur Brücke nach Prästö.







      An de Brücke steht ein kleines Museum, in dem man mehr zu der ganzen Geschichte gezeigt bekommt,

      u.a. einen Film über die Festung und ihre Zerstörung, der in vier Sprachen angeboten wird.
      Im Scherz fragt mich die Aufsicht, ob sie ihn mir in Finnisch zeigen soll
      :grins: Ei kiitos :nein1:
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Irgendwann kommt der Bus nach Mariehamn in Bomarsund vorbei, er hat auch noch Platz für mein Radl im Gepäckraum, und ruckzuck bin ich wieder in der Hauptstadt. Weil ich sowieso grad auf der Ecke bin, lichte ich mal das Polizeihauptquartier ab, das gehört sich so als Schwedenkrimifan, auch wenn ich noch keinen gelesen hab der auf Åland spielt.



      Ein paar Meter weiter residiert die Regierung, das ist praktisch bei so einer kleinen Hauptstadt, da liegt alles nah beieinander.





      Und von dort ist es ein paar Fahrradstrampler zum Osthafen, dort liegt die F.P.v.Knorring,

      früher ein niederländischer Passagierdampfer, jetzt ein Restaurantschiff.
      Der Namensgeber (1792-1875) war ein Pfarrer und Sozialreformer, den treffen wir heut Abend noch mal.

      Gleich daneben finden wir die Badeinsel Lilla Holmen, wobei es heut zu spät zum Baden ist.

      Lilla Holmen heisst kleine Insel, aber so klein ist die Insel wieder auch nicht.

      Von dort hat man einen schönen Blick auf den Jachthafen und den über den Sund.








      Anscheinend haben sich einige Touristen danebenbenommen, so dass es diesen vielsprachigen Himweises bedurfte.


      Nach einer kleinen Lilla-Holm-Rundfahrt


      zieht's mich Richtung Bett,

      vorbei an Mariehamns Namensgeberin
      der Zarin Maria Alexandrowna

      (man beachte das Fehlen von Vogelhinterlassenschaften, hier ist die Stadtreinigung auf Zack !),

      an Franz Peter von Knorring
      Mariehamn ist nicht so groß, als dass man sich nicht dauernd wieder treffen könnte,


      ja, und am Stadshuset,





      dem Rathaus der Stadt.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -