Reif für die Inseln - Åland 2013

      Mariehamn 12.7.2013

      Heut will ich in der Hauptstadt bleiben, muss mich um meine Wäsche kümmern, was zu einem größeren Akt wird, da die Waschsalons dünn gesät sind, schliesslich finde ich eine Wäscherei, die meine Sachen in nur einem Tag fertig hat, nachdem es zunächst eine Woche dauern sollte ...
      Auf dem Rückweg statte ich der Hauptkirche von Mariehamn,

      St. Göran, noch einen Besuch ab,
      da sie jetzt endlich mal offen hat.

      Wie in anderen Städten, in denen die Seefahrt eine wichtige Rolle spielt,

      hängt ein Schiffsmodell in die Kirche.

      Nein, keine Angst
      das Schiff brennt nicht, auch wenn's so aussieht.


      Aber jetzt geht's auf die Pommern, einem der Wahrzeichen der Stadt, zum Glück gilt meine Seefahrtsmuseumseintrittskarte noch.

      Die Pommern ist eine 1902 unter dem Namen Mneme (die Muse der Erinnerung aus der altgriechischen Mythologie) gebaute Viermastbark. 1906 kaufte sie der Hamburger Reeder Leisz und nannte sie in Pommern um, da alle seine Viermaster mit P anfangen sollten. Neben der Pommern gibt's heute noch drei davon, die Passat (Museumsschiff in Travemünde), die Peking (bisher renovierungsbedürftiges Museumsschiff in New York, ab 2020 dto. in Hamburg) und die Padua, die unter dem Namen Krusenstern als einziges der sogenannten P-Liner noch unterwegs ist, als russisches Segelschulschiff.

      Nach dem 1. Weltkrieg ging die Pommern als Reparationsleistung Deutschlands an Griechenland, die konnten damit nichts anfangen und verkauften sie an den åländischen Reeder Gustaf Erikson. Bis 1939 war sie dann als Frachter mit Weizen und Salpeter unterwegs, den 2. Weltkrieg überlebte sie im sicheren neutralen Hafden von Mariehamn. Dort blieb sie auch, wenn man von einigen Reparaturaufenthalten in Stockholm absieht, 1953 machte Gustaf Eriksons Sohn das Schiff seiner Heimatstadt Mariehamn zum Geschenk, seither liegt sie hier als Museumsschiff.

      Die Masten sind so hoch
      die kriegt man von Deck aus gar nicht ganz aufs Bild.







      So eine Überfahrt, z.B. nach Australien um Weizen zu laden, und zurück, dauerte neun Monate. Elektrizität gab's nicht an Bord, entsprechend auch keine Kühlung, da musste man kreativ um gehen mit der Konservierung von Lebensmitteln. Eine davon war, das Lebensmittel erstmal leben zu lassen ...



      d.h. ein paar Schweine fuhren immer mit und durften bei schönem Wetter auch auf Deck herumlaufen.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Hier war das Reich des Kochs

      Der musste gegen 2:30 früh aufstehen und Brot backen, um 4:00 war Wachwechsel mit Kaffee und frischem Brot.
      Um 7:00 gab's Frühstück für die ganze Mannschaft, bestehend aus Grütze und Milch -
      :kratz: wo hatten sie die Milch her ? Wahrscheinlich Milchpulver mit Wasser zusammengerührt ...
      Muss wohl noch mal hin und fragen.

      12:30 war Mittagessen, z.B. in Salz konserviertes Fleisch mit Rüben und Kartoffeln.
      Das Abendessen um 18:00 bestand z.B. aus braunen Bohnen mit Schweinefleisch, dazu Kartoffeln und Tee.
      Um 19:00 Uhr musste der Brotteig für den nächsten Tag vorbereitet werden,
      um 20:00 gab's belegte Brote.
      Den Rest des Tages hatte der Koch "zur freien Verfügung", d.h. da hat er sich wohl in seine Koje geschmissen -
      es sei denn der Steuermann pfiff dreimal, das hiess: Alle Mann an Deck !

      Das könnte Grizzly's Messiebude sein


      ... isses aber nicht, sondern Wohn- und Schlafquartier für 4 Mann, d.h. Bootsmann, Segelmacher, Zimmermann und Maschinist.

      Der Kapitän hatte mehr Platz,




      und als einziger an Bord sogar eine eigene Nasszelle.

      Der Rest der Mannschaft duschte bei Regen auf Deck - Trinkwasser zum Waschen zu benützen, war tabu. Die Schweine bekamen das Geschirrspülwasser zu trinken, und natürlich wurden die Essensreste an sie verfüttert.

      Überall war's arg eng an Bord, hier aßen z.B. die Offiziere und evtl. Passagiere.


      Eine Einzelkabine hatten ausser dem Kapitän nur der Erste Steuermann,


      der Steward

      und, wenn ich's richtig erinnere, auch der Koch.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Unter den Kabinen gab's noch zwei weitere Etagen,

      eine obere

      und eine untere.

      Bleiben wir erstmal unten.

      Das hier hat irgendwas mit dem Ballast zu tun, damit das Schiff nicht Schlagseite kriegt und kentert

      wie 1628 die Vasa.





      Die grünen Tanks sind für Trinkwasser, damit musste sparsam umgegangen werden -


      Waschen oder Zähneputzen damit war verboten !

      Ein bissl Ladung haben sie übrig gelassen, das waren Güter, bei denen es nicht auf Zeit ankam,

      wie Weizen aus Australien oder Salpeter aus Chile.

      und gegen Tiere gab's mitunter Gegentiere.


      Die zahlreichen Infobilder samt Erklärungen hab ich jetzt nicht alle abgeknipst, jedenfalls war ich ungefähr drei Stunden hier unten und hatte trotzdem das Gefühl, noch nicht alles gesehen zu haben. Irgendwann ging ich wieder hoch mit dem Bedürfnis, noch mal herzukommen - schliesslich war drei Tage später Linjedöp, d.h. Äquatortaufe, verbunden mit allerlei Spektakeln.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Nach so langem Aufenthalt unter Deck brauche ich wieder ein bissl Sonne und und irgendwann auch was zu beissen. Der Museumshafen auf der Ostseite hat schon wieder zu, aber dort gibt's ein paar gemütliche Freiluftrestaurants.

      Auf dem Weg dorthin liegt die Torggatan, die Marktstraße, mit einem Platz, der Open-air-Konzerte ermöglicht, davor ein Wegweiser, damit man hinterher wieder nach Hause findet. Auch an von weiterher Angereiste ist gedacht worden.




      nm heisst nautische Meilen, oder Seemeilen



      Ach guten Abend, Herr Sittkoff, hat immer noch niemand Ihren (sorry) Schittkopf gewaschen -

      und die Jacke hat's auch bitter nötig.

      Egal, ich hab jetzt Hunger.

      Interessante Bestuhlung haben die hier, am Museumshafen,


      und das Metallstück, an dem die Menünummer hängt
      hat womöglich irgendeinen Bezug zur Seefahrt, der uns Landratten verborgen bleibt.

      Inzwischen hab ich gefuttert und mit ein paar Lapin Kulta nachgespült ...



      da kommt Leben in die Bude - Attacke !!





      Der Meister lässt grüßen.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Grizzly“ ()

      Im Grunde genommen sind die Åländer Möwen ja friedlich - einmal Armwedeln, und sie ziehen ab.
      Bei Meister Alfred wär das ganz anders gelaufen :kratz:

      Irgendwann macht das Restaurant zu, und ich muss wieder auf die Westhafenseite in mein Quartier. Das ist normalerweise ein Kilometer, aber wenn man auch nur kleine Umwege macht, steht man auf einmal mitten im Wald ...





      Die Kanone tut keinem mehr was
      aber wo bin ich hier eigentlich ???
      Einfach den Berg hoch, und auf der anderen Seite wieder runter, dann kann eigentlich nix schiefgehen.
      Und schliesslich bekomme ich Gesellschaft.









      Die Katze lässt mich nur ungern ziehen, aber ich will ins Bett. Irgendwann, das kann in Mariehamn nicht allzulang dauern, stoße ich wieder auf bekanntes Gebiet, nämlich die Torggatan, die muss ich nur noch überqueren, und dann isses nicht mehr weit zum Gästhem Kronan..
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Original von Fuchsie
      Aha...eine gute Idee, das erleichtert die Arbeit der Kellner. :icon_thumbsup:

      ... und diese Metallstücke fliegen nicht so leicht weg, wie die anderswo zu diesem Zweck verteilten Papiernummernschnipsel.


      13.7.2013

      Da schon die Hauptinsel für einen untrainierten Radfahrer mit einem 26er Rad ohne Gangschaltung zu groß ist, hab ich mir für heute ein Auto genehmigt. Gegen einen Tagespreis von 65€ plus Benzin (das bei diesem sparsamen Vehikel kaum ins Gewicht fällt) kann man nix sagen, und so darf ich auch mal mit einer Åländer Nummer herumfahren.



      Der erste Weg führt mich nach Jomala
      zu der ältesten erhaltenen Kirche auf Åländ - leider hat sie am Wochenende zu, ausser zu Hochzeiten und Gottesdiensten.

      So bleibt mir ein Rundgang über den Friedhof.


      Kindergräber rühren mich immer wieder an.

      Wie in Mariehamn, gibt es auch hier ein Denkmal für die auf See umgekommenen.



      In Sund habe ich mehr Glück.
      Hier steht die um 1300 erbaute größte Kirche der Inseln, und die ist auch offen.



      Und in der Kirche hängt, wie in Mariehamn, ein Segelschiff.







      Wahrscheinlich hatte jedes Gemeindemitglied seinen nummerierten Platz,

      dann konnte der Pfarrer schneller sehen, wenn wieder einer geschwänzt hat.

      Diese Wandgemälde waren lange übertüncht.



      Farblich passen die Feuerlöscher nicht ganz zum historischen Umfeld, aber so ist es wohl Vorschrift.

      Zu jeder schwedischen Kirche gehört auch eine Toilette, hier ist es etwas atypisch ein Plumpsklo, aber das steht wohl unter Denkmalsschutz. Und es liegt in jedem der Häusl eine Packung Papiertaschentücher bereit, weitestmöglicher schwedischer Komfort also auch hier.

      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      (immer noch Samstag 13.7.2013)

      Wenn ich heute nochmal in Kastelholm


      oder im Museumsdorf Jan Karlsgarden
      Station machen würde, wär das eine Verzettelei.

      Aber ein Abstecher nach Tranvik ist drin, weil neben dem Wegweiser ein Sehenswürdigkeitensymbol ist - allerdings stehe ich nach drei Kilometern Schotterstraße an einem Privatgrundstück mit Häuschen am Meer, und welche Sehenswürdigkeit es da gegeben haben mag, bleibt mir verborgen. Vorbei am Maibaum von Tranvik fahre ich zurück auf die Hauptstraße, allerdings nicht allzuweit, weil ich auf einen neue Sehenswürdigkeit hingewiesen werde.



      Wenn man auf diesen Hügel steigt, sieht man die Reste eines Krankenhauses,

      das die Russen bauen wollten, aber nie fertig bekamen -




      ausser ein paar Steinen und der Bodenerhöhung ist nichts mehr zu sehen.

      Die nahegelegenen Festungsruinen von Bomarsund sind heute von Touristenmassen bevölkert, vor allem stolpern hier jede Menge Russen herum, die sich von mit mobilen Lautsprecheranlagen ausgestatteten Führerinnen erklären lassen, wo und wie ihre Vorfahren leiden mussten - nehme ich zumindestens an, denn mein Russisch ist rudimentär, so bleibe ich hier nicht lang, sondern wickle ich mich wieder in meinen Polo und fahre über die Brücke nach Prästö weiter zur nächsten Ruine.





      So hat das gute Stück mal ausgesehen,


      und das ist davon übrig geblieben.


      Eins muss man den Russen lassen - die Aussicht von ihrem Turm muss hervorragend gewesen sein,



      das merkt man sogar, wenn man auf seinen Trümmern steht.

      Die meisten Steine wurden nach der Sprengung irgendwo anders verbaut,







      und über den Resten blühen die Sommerblumen.
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Bisher habe ich mich ja wenig geäußert.
      Zum Einen weil ich einiges ja aus Erzählungen bereits wusste, zum Anderen weil mich der Bericht und die Bilder dermaßen in Atem halten.
      Eine unglaublich eindrucksvolle Reise bis jetzt und wenn ich indirekt auch dabei war so wünsche ich mir doch ich wäre wirklich mit dort gewesen.

      Ganz toll was Du dort gesehen und erlebt und hier bis jetzt wiedergegeben hast.
      Dankeschön :blreich:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)


      Dankschön für die Blümli, geliebte Schnuppi :knuddel1: Dafür gibt's nochmal die Blumenwiese, nur für Dich -
      die andern bitte weggucken :grins:


      Prästö, immer noch 13.7., gegen Mittag

      Kurz hinter der eben erwähnten Blumenwiese gibt's das nächste Museum, in einer ehemaligen Telegraphenstation.
      Die bauten die Russen in den Neunziegern des 19. Jahrhunderts, in der Absicht, sich klammheimlich militärisch auf den Åland's zu verstärken. Auf internationalen Protest hin zogen sie kurz darauf die meisten Soldaten wieder zurück, nur das Stationsgebäude blieb stehen, diente in den Folgejahren als Fabrik und zuletzt d.h. bis heute als Museum für die Geschichte der Festung Bomarsund und die russische Siedlung auf Prästö.





      Diese Siedlung wurde ab 1840 für die Zivilbeschäftigten der zaristischen Armee und ihre Familien gebaut, das waren ein Menge Leute. Als im Sommer 1854 britsche und französische Truppen anrückten, wurden alle Bewohner evakuiert, und am 3. August die ganze Siedlung niedergebrannt, um zu verhindern, dass sich die Kriegsgegner dort einquartierten. Was nichts mehr nützte - vier Tage später begann der Angriff, und am 16. August musste die Festungsbesatzung kapitulieren.

      Die 2200 überlebenden russischen Verteidiger wurden als Kriegsgefangene auf britische und französische Kriegsschiffe und dann nach Großbritannien bzw. Frankreich gebracht - nach Kriegsende 1856 durften sie wieder heim.



      Zu diesem Bild, das den Ruderboottransport der russischen Gefangenen (grau gekleidet) auf die Kriegsschiffe zeigt, erklärte mir die Museumsführerin (die sich mit mir, dem aktuell einzigen Besucher, große Mühe gibt), dass die Russen - einfache Soldaten (die Offiziere waren bereits separat und natürlich komfortabler untergebracht worden) - mehrere Tage in den Ruinen der Festung ohne Essen und Trinken hatten verbringen müssen und kurz vor ihrem Abtransport die Alkoholverräte der Offiziere entdeckt hatten. Mit dem Ergebnis, dass viele von ihnen nicht mehr stehen konnten, geschweige denn laufen.

      Einer der französichen Soldaten (3. von links) versucht, die Russen mit Gewehrkolbenschlägen zum Betreten der Boote zu zwingen, während sein britischer Kamerad (links unter ihm in Dunkelblau, mit breitem Hut und mit dem Rücken zu uns) den Franzosen zu mäßigen versucht.
      Persönlich denke ich mir, dass Gefangenenmisshandlung natürlich gar nicht geht, aber mildernd für den Franzosen angeführt werden muss, dass die französischen Soldaten Hunderte von Toten zu beklagen hatten, während die britischen Verluste minimal waren (letztere hatten aus sicherer Distanz mit ihren Schiffskanonen die Festung sturmreif zu schiessen) - da fällt Humanität dann etwas leichter.






      In der Nähe, ebenfalls noch auf Prästö, gibt's mehrere Friedhöfe aus der Festungszeit, zu denen wir noch kommen.
      Aber vorher gibt's Mittagessen in einer Campingkneipe.
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Über ganz Prästö (zu deutsch: Priesterinsel) sind die alten russischen Friedhöfe verstreut. Da in der zaristischen Armee weitestgehende Religionsfreiheit herrschte, waren die verschiedensten Religionen vertreten, und jede bekam ihren eigenen Friedhof: Katholiken, Protestanten, Juden, Muslime und Orthodoxe - für letztere, weil sie die meisten waren, wurde, als der erste Friedhof zu klein geworden war, ein zweiter eröffnet. In den etwa 15 Jahren, in denen Siedlung und Festung existierten, starben aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen eine Menge Leute, auch Kinder.

      Der erste Friedhof soll gleich neben dem Campingplatz sein, allein, ich verlaufe mich mal wieder und finde die ersten Hinweisschilder erst, als ich zwei Kilometer in den Wald getappt bin. Den jüdischen und den muslimischen Friedhof lasse ich dann weg, weil das zu lang gedauert hätte, ausserdem dachte ich, falls da überhaupt noch was lesbar ist, dann sicher nicht für mich, der ich weder hebräische noch arabische Buchstaben entziffern kann.

      Schaumal, wo jetzt der orthodoxe Friedhof ist - da geht's ordentlich den Berg hoch, und oben ist auch noch ein Aussichtsturm.
      Die Sicht ist wirklich phänomenal.











      Zum Glück ist alle paar Meter die Wanderwegmarkierung an einen Baum gepinselt,

      denn von "Weg" kann hier keine Rede sein ...

      der kommt erst ein paar Minuten später und ein paar Meter bergab wieder.


      Und das sieht jetzt langsam auch nach Friedhof aus.










      Hier liegen vier Geschwister, alle im Kleinkindalter gestorben.


      Der protestantische Friedhof ist der einzige, der auch nach dem Ende der Siedlung und der Sprengung der Festung weiterbenützt wurde - von der einheimischen Bevölkerung, deshalb sind hier alte und neue Gräber nebeneinander.





      Der katholische Friedhof ist der kleinste von allen, hier liegen vor allem Polen,
      heute gibt es nur noch zwei sichtbare Gräber,

      und nur ein Grabstein ist lesbar (hier die Übersetzung).
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Vom letzten Friedhof zurück zum Campingplatz, wo das Auto steht, ist es nur ein Katzensprung, von dort bis zum Ostende von Prästö ebenfalls. Ich könnte jetzt die Fähre zur nächsten Insel nehmen, aber ich will noch auf die Westseite der Åland's und wir haben schon vier Uhr nachmittags. Also zurück Richtung Mariehamn.



      Da war wohl auch mal eine Fährstation.


      In der Nähe dieses bunten Bauernhäuschens


      steht ein Mehrzweckbushaltestellenhäusl,

      in dem man Post nicht nur loswerden kann,

      sondern als Bewohner der Umgebung auch welche bekommt.

      Ob es dafür einen eigenen Postboten gibt, oder ob das der Busfahrer nebenbei miterledigt, weiss ich nicht.

      An diesem Stein lassen sich noch Sprengstoffborhlöcher vermuten,


      aber jetzt ist erstmal genug gesprengt worden,

      dieser Festungsmauerrest bleibt stehen.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Eineinhalb Stunden später und ca. 60 km weiter nordwestlich ...

      Wir wechseln wieder mal die Insel, die kleine heisst Öra und die größere dahinter Ekerö.









      Kurz vor dem westlichen Ende, die Autofähre nach Schweden ist schon ausgeschildert,

      steht links die Ekerökyrka.

      Wie auf den meisten Friedhödfen, auch hier ein Denkmal für die auf dem Meer Umgekommenen.

      (Sinngemäß)
      Und ich sage einen neuen Himmel und eine neue Erde,
      und das Meer fand man nicht mehr.


      Als Besonderheit auf diesem Friedhof gibt's einen weiteren Gedenkstein

      für alle, die in der Fremde gestorben sind.





      Bald darauf ist das Ende der Insel erreicht, links vom heutigen Autofähranleger gibt's den alten Postanleger





      und die ehemalige Post- und Zollverwaltung.





      Letztere ist heute ein Museum, das um diese Tageszeit (kurz vor 19h) natürlich zu hat.
      In den Innenhof darf man noch, solang man seine Kletterambitionen im Griff behält -


      womöglich steht dieses Holz unter Denkmalsschutz ?
      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -
      Auf der Rückfahrt Richtung Mariehamn stoße ich auf die nächste Steinkirche,
      nämlich die Hammarlandkyrka

      Den Gang über der Friedhof spar ich mir diesmal und geh dafür einer Geräuschquelle nach,
      die man neben Åländer Dorfkirchen öfter hört: MÄÄÄÄH !

      Typischer schwedischer Weidezaun,


      aber vollkommen mit Flechten überzogen
      Ob die Schafe das fressen ?





      Gestatten, ich bin das schwarze Schaf von Hammarland, määäh !



      Knappe 20 km weiter, kurz vor Mariehamn

      Vor der Sundbrücke parke ich ein letztes Mal, gehe auf die Brücke und sehe den Westhafen von seiner weniger touristischen Seite (im Vergleich zur Anfahrt mit der Fähre), die ebenfalls ihre Schönheiten aufweist - finde ich jedenfalls.









      Bis 22 Uhr muss ich mein Auto in der Strandgatan an der Shell-Tankstelle abgeben, das schaffe ich locker, muss auch, trotz 180 gefahrener Kilometer, keine acht Liter nachtanken, d.h. die ganze Tagestour hat mich knapp 80€ gekostet - ich finde, das geht, und schwing mich auf mein Radl. Der Kurde an der Torggatan stellt zwar schon in feierabendverdächtiger Weise die Stühle zusammen, aber mir gibt er trotzdem noch was zu essen - Hähnchendöner mit Salat plus zwei Lättöl (Lapin Kulta).

      Am Westhafen, unweit meines Quartiers, laufen die Abendfähren ein, die in ein paar Stunden als Morgenfähren weiterziehen - da kommt noch mal richtig Leben in die Bude.

      Die Rosella aus Kapellskär, mit der ich letzten Montag gekommen bin und übermorgen wieder zurückfahre,


      und die Silja Serenade aus Stockholm in Richtung Helsinki.


      Den dritten Riesen, der sich dazwischengeklemmt hat, kann ich nicht identifizieren -
      dafür wartet ein blinder Passagier auf eine günstige Gelegenheit, an Bord zu schleichen.


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      - Kurt Tucholsky -
      Mariehamn 14.7.2013

      Ob sich der blinde Passagier noch an Bord geschlichen oder es vorgezogen hat, auf Åland zu bleiben, weiss ich nicht. Jedenfalls ist heute mein letzter Tag auf der Insel, und ich will jetzt erst mal ins Bootsmuseum im Osthafen. Nachher um 13 Uhr ist Äquatortaufe, schwedisch Linjedöp, auf der Pommern.

      Im Moment ist im Museumshafen noch alles verriegelt und verrammelt,
      ausser den Segelschiffen auf dem Wasser.

      Das hier ist ein lebendiges Museum, hier wird nicht nur ausgestellt, sondern auch noch Neues geschaffen, nämlich alte Schiffe nach Originalplänen nachgebaut. Nur heute am Sonntag wird nicht gewerkelt.









      Erkennt Ihr die Kneipe mit dem Möwenüberfall ? Das Netz hat sie nicht abgeschreckt ...


      Aktuell lässt sich nicht Gefiedertes blicken, es gibt ja auch noch nix zu Picken.
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      - Kurt Tucholsky -
      Im Internet hatte Schnuppi, die laufend meine Reiseziele verfolgte und mir Tipps für weitere gab, die Galeasse Albanus entdeckt, mit der man kurze Touren machen könnte. Wie gesagt, könnte - alles was ich von diesem Prachtschiff am Osthafen gefunden habe, war ein Schaukasten, aus dem hervorging, dass es regelmäßig mit Jugendlichen unterwegs sei, also wohl auch aktuell.

      Und im Museum, das inzwischen geöffnet hatte, war dann doch etwas von der Albanus zu sehen -




      Hier wird fleissig gewerkelt, wenngleich nicht heute am Sonntag.







      Und in einer anderen Abteilung widmet man sich dem motorisierten Teil der Seefahrt.





      Leider verstehe ich als Landratte ja nicht viel von dieser Materie, die ich nur staunend angucken und ablichten kann. Vielleicht hat ja irgendjemand unter der verehrten Leserschaft mehr Ahnung als ich, und kann das Ganze noch kommentieren. Ich kann nur sagen, da ist ein schönes Schiff - in Teilen, oder, wie hier, im Ganzen ...



      Last not least - erinnert Ihr Euch noch an die Seemannskapelle vom Dienstagabend ?
      Wahrscheinlich nicht mehr, deshalb hier zur Erinnerung:



      Heute hat sie offen.



      Leider kann ich das Innere nicht mehr aufnehmen - sehr schlicht, ohne irgendeinen Schmuck, einfache Holzbänke und ein schlichtes Pult als Kanzel/Altar - weil mich gleich der schon anwesende Pfarrer begrüßt. Seinem Gottesdienst muss ich dann leider fernbleiben, zum einen weil ich ihm sprachlich nicht folgen kann, zum andern weil ich nachher auf die Pommern will, zur Linjedöp = Äquatortaufe, die für 13 Uhr angekündigt ist.
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      - Kurt Tucholsky -
      Mariehamn 14.7. 2013, 13 Uhr

      Bei leichtem Nieselregen beginnt die Äquatortaufe, mehr zu dieser Sitte hier oder hier.
      Der Äquator kann also auch am 60. Breitengrad liegen ...

      Der Kapitän, zumindestens sieht er so aus, spricht die einleitenden Worte, nachdem ein betrunken scheinender Matrose auf den Zeremonienplatz getorkelt und dort wie ein Stein umgefallen ist. Während der ganzen Aktion liegt er da und wird offensichtlich nicht weiter beachtet - ob man sprachlich in irgendeiner Weise auf ihn eingeht, entgeht mir mangels ausreichender Schwedischkenntnisse. Jedenfalls scheinen die Vorträge in humorvoller Weise vorgetragen zu werden, was ich aus dem Gelächter der Zuschauer schliesse. Mit der Taufkandidatin wird etwas rauh umgegangen, ich hoffe mal, dass ihr das vorher klar war (oder das sie das Ganze einfach spielt).






      Das Folgende hab ich, weil ich meinem Akku nicht traute, in 4 Teilen aufgenommen,
      (und weil ich den schwedischen Ausführungen nicht foigen konnte).


      Teil 1: Ansprache des Käptn und Vorstellung des Teams.
      [youtube]Pz67hkEgtkQ[/youtube]

      Teil 2: Ausführungen der Teammitglieder, dann wird die Taufkandidatin herangeschleppt.
      [youtube]Mbn-ThaQtzQ[/youtube]

      Teil 3: Die Kandidatin wird untersucht, angemalt und im Bottich getauft.
      [youtube]-zKNCQx2lzg[/youtube]

      Teil 4: Die Kandidatin erhält das Taufzertifikat und wird verabschiedet, desgleichen danach das Taufteam.
      [youtube]7C2gHks_Ny4[/youtube]
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      - Kurt Tucholsky -
      Nach der Linjedöp gibt's, gut vor dem stärker werdenden Regen geschützt, da zwei Etagen tiefer im Inneren des Schiffs, Kaffee und was zu futtern, dazu tritt die Shanty-Gruppe Rolling Home auf. Die Athmosphäre ist sehr familiär, das Publikum wird miteinbezogen und es werden Texthefte zum Mitsingen verteilt - was mir verwehrt bleibt, mangels ausreichender Schwedischkenntnisse und weil man schlecht gleichzeitig filmen und mitsingen kann.

      [youtube]Hgg7zUC-6j4[/youtube]

      [youtube]k1ebwOV_sPI[/youtube]

      [youtube]x5aKz-ovJRM[/youtube]

      [youtube]ywhX5AFBjN4[/youtube]

      [youtube]m5uhFeoiVMA[/youtube]

      :reg:
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      - Kurt Tucholsky -