Auf Wiedersehen, "Griaß di"

      Auf Wiedersehen, "Griaß di"

      Wir Deutschen sind bei unseren südlichen Nachbarn ja nicht immer gut gelitten. Die neueste Kränkung: Eine deutsche Firma hat sich die Namensrechte an der Tiroler Grußformel "Griaß di" sichern lassen. Nun darf kein Österreicher mehr Devotionalien mit den beiden Worten bedrucken. Das Land diskutiert aufgeregt - und denkt bereits über einen Gegenschlag nach.

      Von Tim Gerrit Köhler, ARD-Hörfunkstudio Wien

      Es sind gerade einmal 900 Euro, mit denen man in Österreich landesweit für Empörung sorgen kann. Soviel hat eine deutsche Firma investiert - und ist nun Herrscherin über das "Griaß di". Am eigenen Leibe erfahren musste das der Tiroler Philipp Reindl, der Leiberl - also T-Shirts - bedruckt und über das Internet verkauft: "Die haben mir eine Frist gesetzt, dass ich diese Produkte entfernen soll, dass ich es unterlassen soll, 'Griaß di' auf T-Shirts zu drucken", erzählt der 30-Jährige. "Und wenn ich es nicht tue, kriege ich von ihnen eine Klage und muss zahlen. Ich finde, es ist eine Frechheit, dass eine deutsche Firma einem Tiroler das 'Griaß di' wegnimmt."
      :daumenrunterklein:
      Ausgerechnet die Deutschen! Dass es gerade der Nachbar aus dem Norden ist, der dem Österreicher seinen Gruß streitig machen will, schmerzt die Volksseele ganz besonders. Dass zumindest auch in weiten Teilen Bayerns ein freundliches "Griaß di" zum guten Ton gehört - geschenkt. Wer sich unter Österreichern umhört, stößt auf Entrüstung: "Was österreichisch ist, muss österreichisch bleiben", meint eine Frau. "Da haben die Deutschen nichts zu suchen." Das Ganze sei ein "typisch deutscher" Vorgang, hört man immer wieder. Und ein Passant fügt hinzu: "Das passt schon zu den Deutschen. Die sind überall daheim auf der Welt - und nun auch mit 'Griaß di'."

      Na ja, überall auf der Welt nun nicht gerade - aber zumindest europaweit. Denn die Marke "Griaß di" ist im spanischen Alicante eingetragen worden, beim Harmonisierungsamt für den Binnenhandel. Und damit darf sie nun nur noch von der deutschen Firma benutzt werden - jedenfalls wenn es um bestimmte Produktgruppen geht. Neben T-Shirts sind zum Beispiel Turnschuhe, Socken und Kalender geschützt - aber auch etwas speziellere Dinge, etwa "Schaufeln zur Entsorgung von Hundekot", wie es in der Markenurkunde heißt. Bis 2021 gilt die Eintragung - wer also bis dahin eine Hundekotentsorgungsschaufel mit dem Aufdruck "Griaß di" auf den Markt bringen will, kommt an den Deutschen nicht vorbei.

      Dass immer mehr Worte und Wortkombinationen geschützt werden, sorgt bei den Händlern für Unmut. Etwa bei Birgit Kopp, die ein Textilgeschäft in der Altstadt von Innsbruck hat. "Es ist halt eine Geschäftseinschränkung", klagt sie. "Wenn man jetzt als kreative Person eine Idee hat für irgendwas, dann muss man erst mal lange recherchieren, ob man das überhaupt drucken darf oder nicht."

      Das deutsche Patent auf die Grußformal sorgt in ganz Österreich für Verdruss. Dass das "Griaß di" in Alicante überhaupt geschützt werden konnte, verwundert die Juristen. Denn schon einmal gab es den Versuch, die Marke nur für Deutschland eintragen zu lassen - vergeblich. Patentanwalt Paul Torggler kann deswegen die Entscheidung des Harmonisierungsamtes nicht nachvollziehen: "In Alicante ist nämlich auch Gesetz, dass es ausreicht, wenn etwas in einem Mitgliedsstaat als nicht markenschutzfähige Angabe gilt. Dann ist das an sich ausgeschlossen. Das haben die Prüfer hier offenbar übersehen", bemängelt der Experte - und hat auch schon eine Erklärung parat: "An sich prüfen schon fünf Leute in den fünf Amtssprachen, da gehört auch Deutsch dazu, aber vielleicht war es ja ein Norddeutscher, der das so nicht gekannt hat."

      Doch so schnell geben sich die Österreicher nicht geschlagen. Torggler sieht gute Chancen, den Deutschen das "Griaß di" wieder zu entreißen: "Es gibt eine Entscheidung vom deutschen Bundespatentgericht zum Wort 'bonsoir', da ging es auch um frühere Entscheidungen wie 'Hallo', 'Hey' und 'Ciao' - das ist alles ähnlich wie 'Griaß di'. Daher glaube ich, wenn man die Marke 'Griaß di' mit einem Löschungsantrag anfechten würde, hätte man wegen mangelnder Unterscheidungskraft gute Erfolgsaussichten."

      Oder die Österreicher holen einfach zum Gegenschlag aus: "Grüß Gott", "Pfiat di" und "Ba-ba" wären als Marke allesamt noch zu haben - übrigens ebenso wie das kleine Wörtchen "Tschüs".
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Also gehts noch?
      Ich finde das dermaßen unverschämt von den :brd: :feuerspuk:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)