Schwere Fußball-Randale in Ägypten

      Schwere Fußball-Randale in Ägypten

      74 Tote bei Krawallen im Stadion

      Bei Ausschreitungen in einem ägyptischen Fußball-Stadion sind mindestens 74 Menschen getötet und fast 250 weitere verletzt worden. Fans hatten nach dem Abpfiff eines Erstligaspiels in der am Mittelmeer gelegenen Stadt Port Said den Platz gestürmt. Einige warfen mit Steinen, Feuerwerkskörpern und Flaschen. Spieler und Anhänger des Gästeklubs aus Kairo flüchteten in Panik. Die Ausschreitungen standen nach ersten Erkenntnissen nicht mit den politischen Unruhen in Ägypten in Verbindung, zeigten aber deutlich die Unfähigkeit der Behörden, für Sicherheit im Land zu sorgen.

      Provokation und Gewaltausbruch

      Bereits während des Spiels hatten Fans des Gästeteams Al-Ahli mit provozierenden Plakaten die Zuschauer des heimischen Vereins Al Masri gegen sich aufgebracht. Nach dem 3:1-Sieg gegen den Tabellenführer und Erzrivalen der ägyptischen Premier League stürmten die Al-Masri-Anhänger Sekunden nach dem Abpfiff das Spielfeld.

      Nach Angaben von Augenzeugen sahen die Sicherheitskräfte der dann folgenden Gewalt nahezu tatenlos zu. Auch einige Spieler wurden offenbar verletzt, obwohl die Mannschaften schnell in die Kabinen gebracht wurden. Unter den Toten waren nach offiziellen Angaben aber auch mehrere Sicherheitskräfte.

      Örtliche Rettungskräfte sprachen zunächst von bis zu 1.000 Verletzten. Das Innenministerium erklärte später jedoch, es seien 248 Menschen verwundet worden. Die Zahl der Toten lag nach offiziellen Angaben am Abend bei 74. Die meisten von ihnen seien an Kopfverletzungen und Erstickungen gestorben, sagte Hesham Sheiha vom ägyptischen Gesundheitsministerium. Die Staatsanwaltschaft ordnete sofortige Ermittlungen an. Zudem wird sich das Parlament am Donnerstag in einer Sondersitzung mit den Krawallen befassen.


      Quelle und Weiteres: tagesschau.de/ausland/fussballaegypten102.html

      Ein parallel verlaufendes Spiel musste abgebrochen werden. Nähere Infos dazu finde ich leider gerade nicht.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Das war kein gewöhnlicher Krawall zweier gegnerischer Hooligangruppen, wie es - meistens ohne Tote - auch bei uns vorkommt. Es gibt Hinweise, dass die einheimischen "Fans" von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mubarak gesteuert wurden, während unter Gästefans Aktivisten der Tahrirpaltz-Revolution waren.
      Die offensichtliche Untätigkeit der Sicherheitskräfte nährte schon wenige Stunden nach der Katastrophe den Verdacht, dass die Gewalt kein spontaner Massenwutausbruch war, sondern eine geplante Aktion. Al Ahlis Mannschaftsarzt sagte der Zeitung "Al Masry Al Youm": "Das ist Krieg und kein Fußball." In den sozialen Netzwerken werden die Menschen deutlicher: "Es ist die Rache des Systems", schreibt ein Ägypter und meint damit: Die alten Schergen des gestürzten Diktators Husni Mubarak schicken ihre Leute ins Feld gegen die Revolution. Denn die ist durchaus in den Fußballstadien zu Hause, wie etwa bei den Ultras von al Ahli. Vor ziemlich genau einem Jahr, als die Kairoer begannen, zu Tausenden auf dem Tahrir-Platz zu demonstrieren, waren die jungen Fans mittendrin: "Wir haben keine Angst vor der Polizei, denn schwingende Knüppel und Tränengas sind für uns nichts Neues. Es war ganz selbstverständlich, dass wir ganz vorne mit dabei waren, als die Menschen auf der Straße kämpften", erzählte der Ultra Amr Fahmy dem Fußballmagazin "11 Freunde".

      Die fanatischen Anhänger gelten seitdem als "Speerspitze der ägyptischen Revolution" und sind vielen Anhängern des alten Systems ein Dorn im Auge - auch weil sie sich weiterhin in die tägliche Politik einmischen und regelmäßig gegen die Militärregierung protestieren. Viele Ägypter glauben deshalb, dass das Blutbad von Port Said eine Rache der Generäle sei. Die Oppositionspartei 6. April ging das Militär scharf an und machte es für das Massaker verantwortlich. Die Militärs verursachten Chaos, um die Ägypter davon zu überzeugen, dass das Land ohne den Militärrat nicht zu regieren sei, wie ein Oppositioneller sagte. Dazu, so die Vermutung vieler Ägypter, hätten sie die Hilfe bezahlter Schläger in Anspruch genommen und sie auf die Stadionränge beordert.

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      - Kurt Tucholsky -