Piraten kapern Tanker mit deutschem Kapitän

      Piraten kapern Tanker mit deutschem Kapitän

      Piraten haben vor Kenia einen Tanker mit Flüssiggas gekapert.
      Der deutsche Kapitän und 16 philippinische Crew-Mitglieder der "York befinden sich in der Gewalt der Seeräuber.
      Die haben ihr Operationsgebiet ausgedehnt und schlagen immer häufiger schon vor Kenias Küste zu.


      Von Antje Diekhans, ARD-Hörfunkstudio Nairobi

      Piraten haben vor Kenia einen Tanker mit deutschem Kapitän in ihre Gewalt gebracht. Die übrigen 16 Crew-Mitglieder stammen von den Philippinen. Nach Angaben des griechischen Schiffseigentümers setzte die Besatzung gestern Nachmittag einen Notruf ab. Seitdem sei der Kontakt abgebrochen. Die Piraten bringen den Tanker offenbar gerade in somalische Küstengewässer. Ein Sprecher der Reederei sagte, ihm seien im Moment die Hände gebunden. Es könne nur abgewartet werden, wann sich die Seeräuber mit ihren Forderungen melden.


      Quelle und Weiteres: tagesschau.de/ausland/kenia424.html
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      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Neben dem Mitgefühl für die gekidnappte Besatzung, die jetzt einiges auszustehen hat, insbesondere wenn die Reederei (wie letztens eine deutsche) zu geizig ist, das Lösegeld zu bezahlen und erst monatelang herumzockt, stellt sich die Frage, warum die Piraten das überhaupt machen - haben sie ja früher auch nicht, oder seltener. Und diese Frage wurde bereits überzeugend beantwortet, u.a. vor zwei Jahren durch n-tv:

      Wenn die Europäische Union unter deutscher Beteiligung den Kampf gegen die Piraten vor der Küste Somalias aufnimmt, dann werden wohl nicht nur Handelsschiffe von der wachsenden Sicherheit profitieren. Nutzen wird dieser Einsatz am Horn von Afrika nach Expertenangaben zugleich auch hunderten illegal operierenden Fisch-Trawlern aus der EU, Russland und Asien. Mit ihren Raubzügen nach dem Kollaps des somalischen Staates 1991 aber hatten diese Fischereiboote entscheidend zur Ausbreitung der Piraterie beigetragen: Arbeitslos gewordene somalische Fischer wurden damals zu Seeräubern, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.

      Nach einem Bericht der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO drangen in den Jahren nach 1991 bis zu 700 ausländische Fischereiboote auf der Jagd nach Thunfisch, Hai und Shrimps bis dicht an die somalische Küste vor. Rücksicht auf die einheimischen Fischer nahmen sie nicht. Im Gegenteil: Laut einem Bericht der Londoner Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Environmental Justice Foundation rammten die Invasoren die Boote einheimischer Fischer, beschossen deren Insassen mit Wasserkanonen, kappten ihre Netze und nahmen dabei selbst den Verlust von Menschenleben in Kauf.

      Die somalischen Fischer hätten sich dann bewaffnet, um ihre Lebensgrundlage zu verteidigen, berichtet der kenianische Experte Andrew Mwangura, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinenden Zeitung "The National". Mwangura, dessen Seafarers Assistance Programme in 90 Prozent aller Kaperungen zwischen somalischen Piraten und Reedern vermittelt, nennt illegales Fischen als Wurzel der Piraterie. Zunächst hätten maritime Milizen vor den rund 3000 Kilometer langen Küsten illegal fischende Trawler aufgebracht und "Lizenz-Zahlungen" für deren Schwarzfischerei erhoben. Und weil das funktioniert habe, hätten sie später auch Handelsschiffe gekapert, sagt Mwangura.


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      - Kurt Tucholsky -
      Mittlerweile ist ein zweites Schiff mit teildeutscher Besatzung gekidnappt, vom ersten Schiff gibt es Lebenszeichen.
      Der Kapitän des vor Kenia entführten Flüssiggastankers York nahm nach fast 24 Stunden Kontakt mit der für das Schiff zuständigen Reederei in Griechenland auf. Der Besatzung gehe es gut, mehr könne er nicht sagen, erklärte der Sprecher der Reederei Interunity Management Corporation, Theagenis Sarris. An Bord seien außer dem deutschen Kapitän 16 Besatzungsmitglieder; 14 Seeleute kommen von den Philippinen, zwei aus der Ukraine. Der deutsche Kapitän sei etwa 68 Jahre alt und stamme aus der Nähe von Hamburg, hieß es. Die Piraten hätten bislang ihre Forderungen nicht genannt. 'Das tun sie meistens einige Tage nach der Kaperung', sagte Sarris. Zurzeit fahre die York in Richtung Somalia.

      Eine griechische Reederei hatte vor wenigen Monaten sechs Millionen Euro Lösegeld gezahlt, um einen Tanker zurückzubekommen. Nach Angaben der Hafenbehörde von Singapur wurde der Tanker York am Samstag etwa 90 Seemeilen vor Mombasa überfallen. Das Schiff sandte um 14 Uhr 25 mitteleuropäischer Zeit ein Notsignal aus. Es war auf dem Weg von Mombasa nach Mahe auf den Seychellen.

      Das zweite überfallene Schiff mit deutschen Besatzungsmitgliedern wurde am Sonntag vor Somalias Küste entführt. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr bestätigte am Sonntag einen Bericht des Blogs 'augengeradeaus.net'. Demnach befinden sich zwei Deutsche an Bord der Beluga Fortune. Die Entführung habe sich am Sonntag um 7 Uhr 30 Uhr mitteleuropäischer Zeit 1200 Seemeilen östlich von Mombasa ereignet. Das Auswärtige Amt teilte am Sonntagabend mit, es gehe dem Fall nach, habe aber noch keine belastbaren Fakten. Der Verband deutscher Reeder forderte einen besseren Schutz vor Angreifern. 'Die Piraterie stellt eine tägliche Lebensbedrohung für unsere Seeleute dar', sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Ralf Nagel. Seit mehr als zwei Jahren seien im Schnitt ständig 400 Seeleute verschiedener Nationen in der Gewalt von Geiselnehmern.
      dpa, dapd
      (sueddeutsche.de)
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