Bosnien und Herzegowina 2010

      Kurz hinter dem Trotzhaus ist die Altstadt ziemlich plötzlich zu Ende und man kommt auf einen geteerten Wanderweg, der früher die Autostraße in östlicher Richtung war. Ich will bis zur Ziegenbrücke (kozja cuprija), das ist die östlichste der 10 Flussbrücken Sarajevos, die ich vom Bus aus schon mehrere Male gesehen habe. Man läuft vom Altstadtende weniger als eine Stunde dorthin.

      Erstmal kommt man durch die Allee der Botschafter, Aleja Ambasadora. Die heisst so, weil nach dem Krieg nahezu alle in Sarajevo akkreditierten Botschafter dort einen Baum gepflanzt haben - manche mehrere.

      Der US-Baum muss noch a bisserl wachsen,
      die andern sind zum Teil schon zwei Meter hoch.

      Am Eingang der Allee steht eine Pferdekutsche und wartet auf Kundschaft - mit Erfolg, ich werde bald überholt.


      Hier sieht man noch, dass das früher eine Autostraße war, heute donnern die Autos weiter oben drüber weg.


      Die Teerstraße vermittelt den Eindruck der nahen Zivilisation ...


      die wilde Landschaft daneben den eines tropischen Regenwalds.




      Ein Erdrutsch (unten links), der hier seit ca. 15 Jahren die Straße für Autos sperrt, ist inzwischen längst überwachsen.


      Und da ist sie auch schon, die Ziegenbrücke.




      Die Blicke nach Osten


      und nach Westen (stadteinwärts) könnten unterschiedlicher nicht sein.


      Wie's am anderen Ufer weitergeht, weiss ich nicht, ich wende mich wieder über die Brücke, vorbei an einem nicht ganz fertigen Häusl, nach links in Richtung Stadt.


      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Die eben gezeigte Burg kriegen wir gleich noch näher zu sehen -

      leider kommt man dort nicht rein, weil sie, so hört man, zu einem Luxushotel umgebaut wird.

      Ob in diesem "Luxushotel" schon Leute wohnen oder nur ihr zukünftiges Heim besichtigen ?
      Ersteres wäre durchaus möglich.


      Vorbei an einer imposanten Felsnase (ich kann nur hoffen, dass sie nicht gerade jetzt kippt)




      komme ich wieder in die Botschafter-Allee.
      Dieses Bäumchen
      ist sozusagen unseres.

      So plötzlich, wie man aus der Stadt herausgekommen ist, kommt man wieder rein



      (hier ein Blick zurück).

      Ein seltsames Gestell, mit einem Zutrittsverbotsschild garniert, erregt meine Neugier



      (Zutritt verboten, archäologische Arbeiten).

      Anscheinend sucht man die Reste dieses Schmuckstücks,


      das, wenn ich's richtig gelesen habe, 1957 der Straße und einer Tankstelle weichen musste.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Mittwoch 27.7.2010

      Jetzt heisst es definitiv Abschied nehmen von Sarajevo, mittags geht der Bus.
      Wenn man in Kroatien mit einem Überlandbus fährt, muss man erstmal auf den Sitzplatz Platz nehmen, dessen Nummer auf der Fahrkarte steht (es sei denn, man führt sich bei Fahrer gleich als Hobbyphotograph ein, wie ich auf der Herfahrt).
      In Bosnien geht das alles ein bissl anders. Den Sitz mit meiner Nummer finde ich erst gar nicht, dafür taucht eine andere Nummer gleich dreimal auf. Vermutlich wurden irgendwann defekte Sitze ausgetauscht mit weniger defekten aus anderen auszurangierenden Bussen, und die Sitzplatznummern waren dabei wurscht.
      Ich such mir einen Platz, der noch frei ist, und den macht mir auch keiner streitig. Er ist eng genug.

      Nach einem anregenden Gespräch mit einer deutsch sprechenden Russin, das ein plötzliches Ende findet, weil sie aussteigen muss, und einem Schläfchen haben wir plötzlich eine halbe Stunde Pause. Alles wickelt seine Knochen zusammen und wackelt hinaus auf die Straßen von Donji Vakuf.







      Auf den verbliebenen 34 Kilometern nach Jajce haben wir ein bissl mehr Platz, weil einige Leute nicht mehr mitfahren.

      Jajce hab ich mir als nächstes Ziel ausgesucht, weil es eine historische Stadt ist. Der Namen, das wusste ich vorher nicht, kommt von jaja, das sind die Eier, deren zermahlene Schalen zum Kalken der ehemals weissen Häuser dieser ehemaligen bosnischen Königsstadt benutzt worden sind.

      In Jajce residierten die ersten bosnischen Könige, bis die Osmanen die Stadt eroberten. Ein paar Jahrhunderte später machte die Stadt noch einmal Geschichte, indem die jugoslawische Volksbefreiungsarmee unter Tito dort 1943 ihren ersten Volkskongress auf befreitem Gebiet abhielt.

      Im letzten Krieg kam die Stadt dann bös unter die Räder. Bis Oktober 1992 wurde sie erst gemeinsam von kroatischen und bosniakischen Truppen gegen serbischen Beschuss verteidigt, bis sich - angeblich aufgrund eines Geheimabkommens zwischen Tudjman und Milosevic - die kroatischen Verbände weitestgehend zurückzogen und die Bosniaken sich nicht mehr halten konnten, so dass die inzwischen weitestgehend zerstörte und entvölkerte Stadt im Oktober 1992 von serbischen Truppen erobert wurde; im September 1995 eroberten dann kroatsche Truppen Jajce zurück, worauf die meisten serbischen Bewohner flohen.

      Mit derzeit 28.000 Einwohnern (2/3 Kroaten, 1/3 Bosniaken) leben weitaus weniger Menschen in Jajce als vor dem Krieg, allein 5000 der ehemals 45.000 Bewohner sind nach Schweden ausgewandert.



      Wir sind vorangemeldet, allerdings weiss unter Gastgeber noch nicht, dass wir mittlerweile zu dritt statt zu zweit sind. Da seine Pension mit einer großen Gruppe von Archäologie-Studenten, die auf der Burg mit Ausgrabungen beschäftigt sind, ohnehin voll besetzt ist, bringt er uns mit seinem 30 Jahre alten Renault R5 zu einer Wohnung, in der er die Küche mit einem Klappbett zum dritten Übernachtungsraum umfunktioniert. 30 Mark pro Nacht und Zimmer, Frühstück und Transport zum Busbahnhof inclusive, da kann man nix sagen.

      Nach einer kurzen Wiederaufbrezelung machen wir uns auf zum Abendspaziergang.

      Das dürfte der Rest einer serbisch-orthodoxen Kirche sein -

      da von den (laut Wikipedia) über 8.000 Serben in der Stadt vor dem Krieg 1999 nur noch 260 übrig waren, scheint es an den Finanzmitteln zum Wiederaufbau zu fehlen. Die Muslime hatten offensichtlich bessere Möglichkeiten, die potentielle Gemeinde ist auch größer (1999 7.600 Leute).


      Die Burg ist von allen Seiten unübersehbar.




      Hier hat jemand einen Tisch reserviert und wartet auf die ausbleibenden Gäste.


      Letztendlich bekommen auch wir unsere hungrigen Mägen gefüllt, in der Nähe des Wasserfalls, an dem die Pliva aus 21 Meter Höhe in den Vrbas herunterdonnert. Der Wasserfall ist neben der Burg das zweite Wahrzeichen der Stadt, den beehren wir noch vor dem Abendessen





      (links Pliva, rechts Vrbas, dazwischen 21 Meter).

      Der Fußweg zum Fuß der Wasserfalls ist derzeit durch einen Erdrutsch unterbrochen.


      Ich gehe also den inzwischen abgesperrten Weg zurück, umgehe die Absperrung (dazu, d.h. zum Umgehen, ist sie da) und nutze die letzten Sonnenstrahlen für ein paar romantische Panoramaphotos von Jajce.


      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Grizzly“ ()

      Jajce 28.7.2010

      Der Nebel vor dem Fenster unseres Quartiers löst sich nur zögerlich,




      aber irgendwann bricht dann doch die Sonne durch.

      Meine Mitreisende F. war an der Entstehung dieses Bildes nicht unbeteiligt.
      Während ich erst nur die mit mäßigem Erfolg verputzten Einschusslöcher aufnehmen wollte, schlug sie vor, das ganze Fenster aufzunehmen und das Bild Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft zu nennen.

      Vergangenheit - das sind die Einschüsse.
      Gegenwart - das ist die aufgehängte Wäsche.
      Zukunft - das ist die Satellitenschüssel ...

      Nach dem Frühstück statten wir dem Wasserfall nochmal einen Besuch ab.

      Die Nebelschwaden sind echt und keine Bildstörung, dieses majestätische Naturschauspiel fasziniert mich ausserordentlich.



      Nochmal von der anderen Seite ...


      und bewegt bzw. mit lautem Rauschen kriegen wir das auch hin.
      [youtube]RzZXgkq1qbE[/youtube]
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Nach dem kühlenden Nebel des Wasserfalls ist Schwitzen angesagt - ich will rauf zur Burg.



      Der o.g. Kirchturm ist eine Ruine und ich denke erstmal, dass daran der letzte Krieg schuld ist - bis ich eine Ansichtskarte von 1984 finde, wo dieser Bau auch schon als Ruine zu sehen ist. Lukasturm heisst er übrigens, war ursprünglich eine Kirche und später Moschee. Ich frage einige Passanten, ob sie wissen, seit wann diese Kirche kaputt ist, niemand weiss es. Nach meiner Rückkehr stelle ich im Internet fest, dass sie ohne Kriegseinwirkungen ausgebrannt ist (das geht sogar in Bosnien), schon im 19. Jahrhundert war das.



      Diese Katakomben sind mehrere Jahrhunderte alt, im 2. Weltkrieg nutzte Tito diese geschützte Lage zeitweise als Hauptquartier (Herbst 1943). Davon ist aber ausser einer Gedenktafel nichts mehr zu sehen. Man kann rein, für 1 KM, aber es ist so dunkel da drin, dass die Photos alle nichts werden.





      Das ist jetzt nochmal der Lukasturm, diesmal von oben.


      Nachdem ich nochmal 1 KM abgedrückt habe (sind ja humane Preise), darf ich hier auch rein bzw. hoch




      und werde mit einer phantastischen Aussicht belohnt.






      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Grizzly“ ()

      Ehrlich gesagt, bin ich da jetzt nur schnell drüber gehuscht, obwohl ich gesehen habe das einige für mich tolle Fotos bei sind.
      Aber das waren mir jetzt doch zu viele Fotos und tw. Erläuterungen so kurz hintereinander weg.

      Ich schaue mir das dann nochmals in aller Ruhe an und dann gibts wieder mehr Feedback - und wenn es auch nur Fragen sein sollten :biggrin:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      So, da bin ich nochmal, obwohl ich den Bericht noch immer nicht komplett "verdaut" habe.
      Aber ich will Euch unbedingt zeigen, was Lefteri mir von der Reise mitbrachte.

      Da er ja auch ein wenig durch :kroatien: gekommen ist, durfte dieses schöne Teil :un: in meinen Besitz übergehen (Foto ist leider etwas unscharf, evtl. bekommt Lefteri es mit seinem Apparat besser hin):

      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      (immer noch 28.7.2010, Jaice)

      Soweit es meine Höhenangst zulässt, spaziere ich ein bissl auf der Burgmauer entlang.


      Unter mir buddeln Archäologiestudenten aus Sarajevo
      (deretwegen in "unserer" Pension kein Platz mehr war).



      Ich geh langsam wieder in die Stadt zurück,


      vorbei an der kleinen "Moschee ohne Minarett", die leider geschlossen ist.


      Gemessen daran, dass nach Aussagen unserer Gastgeber Jajce 1995 fast völlig zerstört war, sind die seitherigen Aufbauleistungen gewaltig. Manchmal jedoch baut man erstmal nur so viel, wie man unbedingt braucht,
      wie diese winzige Anwaltskanzlei -

      das um ein mehrfaches größere Restgrundstück rechts davon dient als Ausstellungsfläche für einen Gartenmarkt.

      Dieser nicht unsympathisch wirkende Herr gehört eigentlich ganz woanders hin ...

      es ist der ehemalige Bürgermeister von Zagreb, der kroatischer Präsident werden wollte und bei den - in Kroatien wahlberechtigten - bosnischen Kroaten (oder: kroatischen Bosniern, oder: dem Namen nach katholischen Bürgern von Bosnien und Herzegowina ...) in Jajce Wahlkampf machte.
      Genützt hat's ihm nicht, gewonnen hat sein Konkurrent.


      Jajce ist ja nicht nur die alte bosnische Königsstadt mit der Burg, sondern hier wurden auch entscheidende Grundlagen für das befreite Jugoslawien geschaffen. Vom 21. bis 29. November 1943, als große Teile Europas noch von den Armeen der Hitlerfaschisten unterjocht waren, tagte hier unter Leitung des späteren Staatsoberhaupts Josip Broz Tito der Antifašisticko vijece narodnog oslobodjenja Jugoslavije (AVNOJ) = Antifaschistischer Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens.
      Seit 1953 ist der damalige Versammlungsort - vormals eine Turnhalle - Museum.




      1995 war es verwüstet, vor der Renovierung und Wiedereröffnung 2008 sah es so aus (nach unten scrollen):
      :link:

      Inzwischen ist hier viel gemacht worden in der Absicht, die Atmosphäre von 1943 wieder herzustellen.

      (Tod dem Faschismus - Freiheit dem Volk)

      Dreimal dürft Ihr raten, für wen der braune Polstersessel in der Mitte reserviert war :grins:


      "Es leben unsere Verbündeten SSSR (Sowjetunion), England und Amerika"

      (Bild links Churchill, rechts Tito)

      "Es lebe die brüderliche Rote Armee"

      (links Stalin, rechts Roosevelt)

      "Es lebe unsere heldenhafte nationale Befreiungsarmee"


      Es geht den Museumsbetreibern (laut Trescher: Reiseführer Bosnien und Herzegowina) nicht um sogenannte Jugo-Nostalgie, sondern, v.a. vor dem Hintergrund des vergangenenen Krieges, um ein Zeichen gegen den Nationalismus und für ein friedliches Zusammenleben der Völker.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      29.7.2010

      In der Umgebung von Jajce hätte es zwar noch einige Sehenswürdigkeiten zu bewundern gegeben, aber irgendwann geht auch ein Urlaub zu Ende, und einen Abstecher nach Bihac wollte ich mir doch noch gönnen. Unser Gastgeber stopft uns und unser Gepäck in seinen gut 20 Jahre alten R5 und fährt uns zum Busbahnhof.

      Die Busfahrt verläuft ohne Höhe- oder Tiefpunkte, ausser dass der Busfahrer nicht bis zum relativ zentral gelegenen Busbahnhof fährt, sondern aus unerklärlichen Gründen bereits am Ortseingang von Bihac an einer Tankstelle alle Fahrgäste rausschmeisst. Zum Glück hat das mein von unserer Ankunft benachrichtigter Taxifahrer mitbekommen, dessen Mobilnummer ich noch vom letzten Jahr gespeichert hatte, und wartet bereits vor Ort. Im Motel Avlija werde ich wie ein alter Bekannter begrüßt, es ist fast wie Nachhausekommen.

      Ein kleiner Stadtrundgang, diesmal mit weniger Bildern, da die vom letzten Jahr ja noch greifbar sind :klick:

      Der Kapitänsturm mit dem Stadtmuseum.

      Die im letzten Jahr noch zugängliche oberste Etage
      mit den kläglichen Resten jugoslawischer Unabhängigkeitsgeschichte ist jetzt gesperrt.

      Im Mauerwerk des Turms grünt und spriesst es.


      Am Bahnhof (das ist jetzt schon am völlig verregneten 30.7.) steht immer noch der einsame ausgediente Schweizer Liegewagen, der als "Zug" zweimal täglich zwischen Bosanski Novi und Bihac hin- und herfährt, so dass man Anschluss an den Zagreb-Sarajevo-Mostar-Ploce-"Express" bekommt. Die Verbindung Bihac-Martin Brod über Ripac, die im Frühjahr auf der HP der Eisenbahn der Förderation zu sehen war, existiert nicht.





      Und die Einschusslöcher an der Skulptur "Frau mit Taube" (1957) sind immer noch nur notdürftig verputzt. Absicht ?

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Kann sein, das sie extra nur Notdürftig verputzt sind, würde zumindest einen gewissen Sinn ergeben - jedenfalls wenn man da an die Friedenstaube denkt.

      Ansonsten weiß ich zu Deinem Bericht einfach nichts mehr zu sagen.
      Er nimmt mich einfach immer wieder neu gefangen, ebenso wie etliche Bilder.
      Manche sind so klasse (schade das einige einen so traurigen Hintergrund haben) das meine Fantasie zeitweise mit mir durchgeht - allerdings mehr in Bastelhinsicht.
      Tja und Reiselust wird geweckt, obwohl ich dorthin wohl doch nicht so gern möchte.

      Insbesondere dieser Bericht von Dir macht das mit mir :zerrissen:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      @ Schnuppi:
      Ich glaube, es gibt kein Land, das in mir so ein Gefühlskarrusell verursacht wie Bosnien. Zumal es das einzige Land ist, das ich sowohl vor als auch nach einem Krieg besucht habe. Und die Stimmung in Ripac war 1975 eine vollkommen andere als jetzt.


      30./31.7.2010

      Eine Regenfront hat Bihac und Umgebung fest im Griff. Unseren Plan, von dort aus die Pliwitzer Seen zu besuchen, müssen wir aufgeben, zumal das Wetter dort nicht besser ist. So fahren wir an unseren letzten beiden Bosnien-Nachmittagen nach Ripac ins Restaurant Slap und essen, trinken und lesen. Zwischendrin, wenn sich der Platz- zu einem Nieselregen zurückbildet, laufe ich ein bissl durch Ripac über die Inseln, zu den kleinen Wasserfällen, auf der verwaisten Bahnlinie durch den Tunnel oder gucke den Enten beim Schwimmen zu ...

























      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ja Lefteri, das ist es: Es macht totales Gefühlschaos in mir.
      Wie soll das erst sein, wenn ich dort wäre.

      Du schriebst ja selbst wie es Dir ergangen ist und noch ergeht - und bei Dir ist es aufgrund der Vorgeschichte noch heftiger.

      Ansonsten möchte ich Deine Fotos aus dem letzten Posting mal besonders hervorheben.
      Das sind alles totale Stimmungsbilder, selbst wenn sie tw. aus anderen Gründen aufgenommen sind.

      :wunderbar:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Stimmungsbilder - ja, auf jeden Fall ... :kratz:

      Trübsinnig, weil's dauernd regnet,
      ein bissl traurig, weil die Reise zu Ende geht,
      und weil ich niemand mehr von 1975 getroffen hab
      (was unrealistisch gewesen wäre).

      [youtube]MJOwEy7NJt0[/youtube]
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Nochmal 30./31.7.2010
      Während der Regenpausen bin ich ein bissl durch Bihac gestrichen und stellte dabei fest, dass sich äusserlich seit dem letzten Jahr nicht viel verändert hat - Ausnahme: Die wiedereröffnete Una-Brücke - so dass ich zu verschiedenen Themen nochmal die gleichen Bilder reinsetzen könnte.

      Hier gibt's erstmal kein Eis, es sei denn, es findet sich ein Nachfolger.



      Die Anzeige hängt noch genauso da, aber es haben wenige Meter weiter gleich zwei Eisdielen aufgemacht. Mit einem Nachfolger ist also nicht zu rechnen.


      Und eine weitere traurige Nachricht:
      Der Wirt und Spezialitätenkoch des Gurman ist an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.

      Seine Witwe füht das Restaurant wohl weiter, aber sie klagt über den immer weniger werdenden Publikumsverkehr.
      Dabei sind die Cafes und Restaurants in der Fußgängerzone so voll, dass man glatt vergessen könnte, dass auch hier eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht und man sich fragt: Wie finanzieren die Leute das ?
      Ein Geheimnis hat mir Amela verraten, nämlich dass v.a. Jugendliche eine Meisterschaft darin entwickelt haben, sich über Stunden an einem Glas Cola oder ähnlichem "festzuhalten".


      Hier wurde am 26. November 1942 der AVNOJ gegründet, der die Befreiung organisierte und die entscheidenden Impulse zur Gründung des sozialistischen Nachkriegs-Jugoslawiens gab.

      Das dazu gehörige Museum ist immer noch in der Renovierungsphase und nicht betretbar.



      Das Kino, in das man weder Schusswaffen noch Hunde mitnehmen darf, ist - im Gegensatz zu den Aussagen in meinem Reiseführer - weiterhin in Betrieb.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Nach zwei Tagen Regen kapitulieren wir, zumal F. zuhause eine Baustelle hat, auf die sie es dringend zurückzieht.
      Aufgrund meiner Erfahrungen vom letzten Jahr, als ich nachts um zwei an einem verlassenen Münchner U-Bahnhof (Freimann) aufschlug, organisiere ich einen Zwischenstop in Ljubljana und mache, noch von Bihac aus, ein bahnhofsnahes Hotel ausfindig.

      Also rufe ich in Slowenien an und frage erstmal, da ich kein Slowenisch kann, aber weiss, dass man mit Kroatisch etc. weitestgehend durchkommt, in welcher Sprache wir kommunizieren sollen, Englisch oder Kroatisch. Die Antwort: "Sprskohrvatski". Nun gut, dann halt serbokroatisch, die beiden Zimmer (55 € mit Frühstück) sind schnell gebunkert.

      1.8.2010:

      Bei der Abfahrt in Bihac ist der Bus noch nicht voll, und man kann die Füße ausstrecken. Das ändert sich kurz vor der Grenze, als ein wohl überfüllter Bus in Richtung Wien einen Teil seiner Fracht an uns abgibt und, soweit ich das mitbekomme, man den Fahrer spontan dazu verdonnert, nicht nur nach Zagreb, sondern dann weiter nach Wien zu fahren. Was dazu führt, dass er in den Zagreber Busbahnhof nicht hinein fährt, sondern uns am Eingangstor raussetzt. Nicht weiter wild, da man den Busbahnhof in seiner vollen Länge von unten durchqueren kann, was, zumal mit Gepäck, schneller geht, als nähme man den offiziellen Weg oben durch die Anlage.

      Verspätetes Mittagessen, Gepäck ins Schliessfach, kurzer Stadtrundgang durch Zagreb und rein in den Zug nach Ljubljana. Der dortige Taxifahrer fährt mit uns durch ein Labyrinth von Einbahnstraßen, was die gefühlte Fahrstrecke verdoppelt, verlangt aber zum Schluss weniger als 5€, da kann man nix sagen.
      Von meinem Stadtrundgang durch die slowenische Hauptstadt hab ich leider keine Bilder, da schon dunkel.

      2.8.2010
      Seltsamerweise funktioniert alles, der Zug fährt pünktlich in Ljubljana ab, mit uns drin natürlich, und kommt genauso pünktlich in München an. Während F. sich sofort nach Hamburg aufmacht, um ihre Baustelle zu inspizieren, hänge ich noch zwei gemütliche Tage bei meinem Münchner Schulfreund an; am Donnerstag Abend bin dann auch ich daheim, ab Montag muss ich wieder ackern.

      - ENDE -
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      :herbstdank1: für Deinen wunderbaren Bericht, die zahlreichen Eindrücke die Du wieder gibst und Gefühle die Du äußerst sowie die zahlreichen Fotos.
      :herbstdank:auch für den kleinen Vergleich (vorletztes Posting) mit der letzten Reise in die Gegend.

      Deine Schnuppi :lila_kuss:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      :dankeschoen: :mannkuss: für das

      Es hat mir auch Spass gemacht, den Bericht zu schrieben, weil ich die Reise damit im Geist noch mal gemacht habe.
      Und für alle Bosnien- (und Albanien-)freunde gab's heute eine gute Nachricht:

      Noch in diesem Jahr können auch die Bürger dieser Länder ohne Visum in die EU bzw. die Schengen-Staaten einreisen. Viele Bosnier haben mir gesagt, und ich konnte das sehr gut verstehen, dass sie es als schwere Diskriminierung empfinden, dass sie früher, als Bürger Jugoslawiens, frei reisen konnten, aber es ihnen derzeit im Gegensatz zu Serben und Kroaten (und Bosnier mit serbischen oder kroatischen Pässen, die viele dort haben, ausgenommen muslimischen Namensträger/innen ...) verwehrt sein soll.

      Mit dieser Ungerechtigkeit ist jetzt endlich Schluss, und das ist gut so.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ja, diesen Beschluss finde ich auch sehr erfreulich :yes:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Original von Schnuppi
      Ja, diesen Beschluss finde ich auch sehr erfreulich :yes:

      :kratz: wobei das noch nicht 100% sicher ist - ein paar betonköpfige Innenpolitiker versuchen zu mauern.


      (Erich Rathfelder/TAZ)

      ... "Wir haben im Krieg hier die europäischen Werte der Toleranz und des multinationalen Zusammenlebens verteidigt, während Europa mit den Nationalisten kokettiert hat", erklärte die Journalistin Aida Cerkez-Robinson. "Jetzt will man uns wohl weiter draußenhalten. Wenn die Entscheidung negativ ausfällt, kann mich Europa gernhaben. Dann will ich gar nicht mehr nach Europa kommen."

      Aida, die in Deutschland studiert hat, ist wie viele ihrer Landsleute beleidigt. Sie fühlt sich als Europäerin und hat wenig mit der Bevölkerung der islamischen Staaten gemein. Bei einer negativen Entscheidung würden die Muslime des Balkans weiter von Europa ferngehalten und in die Arme der islamischen Länder getrieben, in die sie visafrei reisen können.

      Für den deutschen Außenminister Guido Westerwelle, der kürzlich bei seinem Besuch in Sarajevo die Unterstützung seines Amtes für die Aufhebung des Visazwanges für Bosnien und Albanien zugesichert hat, und für die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten des Europaparlaments ist klar, wie die Entscheidung ausgehen sollte: positiv.

      Aber die Entscheidung wird jetzt den EU-Innenministern überlassen. Einige wichtige Beamte im deutschen Innenministerium und einige Innenminister der Bundesländer machen für eine negative Entscheidung Druck. In Dänemark, den Niederlanden und vor allem in Frankreich gibt es angesichts des innenpolitischen Rechtsruckes weiter Vorbehalte gegen den freien Reiseverkehr.

      - Ganzer Artikel hier -
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -