Stockholm: Millenium-Tour

      Stockholm: Millenium-Tour

      An meinem 1. Tag in Stockholm (4.4.2010) hatte ich mir die Millenium-Tour vorgenommen :klick:
      Natürlich kann ich nicht alle Stand- und Tatorte der drei Stieg-Larsson-Krimis abwandern - einiges spielt auch ausserhalb von Stockholm bzw. sonstwo in Schweden - aber ich hab mir den Millenium-Tour-Plan im Stockholmer Stadtmuseum gekauft.


      Dort drehe ich erstmal eine Runde und erfahre ausser Stockholmer Stadtgeschichte auch einiges
      über die Dreharbeiten zu den Krimiverfilmungen.




      Das hier ist das im Museum nachgebaute "Redaktionsbüro" der fiktiven Zeitung Millennium, deren Chefredakteur der männliche Titelheld (und "alter ego" von Stieg Larsson) Mikael Blomqvist ist, unterstützt von der Hackerin Lisbet Salander (die in den Verdacht gerät, Mehrfachmörderin zu sein).


      Tatsächlich war auch Larsson Chefredakteur einer Zeitschrift, und zwar von Expo, die er selbst
      gegründet hatte, um den auch in Schweden grassierenden Rechtsextremismus zu bekämpfen.
      Leider starb er schon 2004 an einem Herzinfarkt, erst 50 Jahre alt, und hat den Erfolg
      seiner Bücher nicht mehr erlebt.


      Der Katarinehissen, Aufzug in die Oberstadt von Södermalm, hat am Sonntag zu,
      so nehm ich den Bus. Laufen muss ich eh noch genug.

      In Larssons Büchern wohnen die meisten der "Guten" in Stockholms Stadtteil Södermalm und die "Bösen" woanders.
      Aus Gründen der Praktikabilität beschränke ich mich erstmal auf Söder, wie es auch genannt wird. Das ist ein altes Arbeiterviertel, später kamen Künstler und Studenten dazu, und inzwischen auch die unvermeidliche Schickeria.

      Vereinzelt sieht man noch die kleinen alten (restaurierten) Holzhäuser, die aus Gründen der Brandsicherheit nach etwa 1780 nicht mehr gebaut werden durften.




      Die Brandstation sieht eher aus wie eine Kneipe, aber die Feuerwehrausfahrten
      und die rote Lampe samt Warnschildern zeigen, dass von aus hier noch gelöscht werden kann.




      Von dort ist es nicht mehr weit zum Park Björns Trädgård, in dem sich Jung und Alt
      sowie Menschen aller Herkunft und Hautfarben tummeln.


      Das hinter den Bäumen versteckte Haus in der Mitte ist das Restaurant Kvarnen,
      aber dazu weiter unten.

      Oberhalb des Platzes liegt eine Moschee, die früher ein Elektrizitätswerk war,
      und im Erdgeschoss ein Restaurant beherbergt.




      Das erinnert mich daran, dass auch ich etwas zu Trinken brauchen könnte, wofür sich das Kvarnen anbietet, in dem mehrere Szenen der Stieg-Larsson-Bücher spielen. Kvarn heisst zu deutsch Mühle.




      Skål Stieg.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Schau mal was ich mit Deinem Foto gemacht habe :biggrin:



      Das könnte man doch glatt als Kunstwerk dem Besitzer der Kneipe verkaufen :smnickt:

      Deine Tour ist spannend, einfach weil es so interessant ist, mal hinter die Kulissen zu schauen und mehr noch, die "Drehorte" in Original zu sehen :icon_thumbsup:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Die Glasrelieffarbe entspricht in etwa der Tresenfarbe :daumenhochklein:

      (immer noch 4.4.10)

      Das Kvarnen ist eine gemütliche Bier- und Speisekneipe mit moderaten Preisen, unten gibt es einen großen Diskokeller, so dass sich abends da schon mal 500 Leute tummeln. Deshalb bekommt jeder Gast am Eingang von zwei kräftigen, wenn auch freundlichen, Männern Jacke und Rucksack etc. abgenommen, was mich im ersten Moment etas irritiert hat, weil ich eben das mit der Disko nicht wusste.
      48 Kronen sind für ein großes Stadtkneipenbier in :schweden1: zwar moderat, aber ich möchte noch ein bissl Urlaubsgeld übrig behalten und überdies aufrechten Gangs über die Schwelle treten. Deshalb lasse ich mir von den netten Bodyguards meine Sachen wiedergeben und verlasse das Kvarnen.

      Draussen in Björnens Trädgård tobt noch das Leben, v.a. jugendlicherweise. Dabei fällt mir ein Laternenpfahl auf -

      netterweise hat man ihm einen Strickstrumpf spendiert, damit er nicht friert.

      Gegenüber des Parks liegt ein Platz mit Hochhäusern, der Medborgareplats, mit der gleichnamigen Tunnelbana-Station, dazwischen geht die Götgatan durch. Die gehe ich ein Stück weiter Richtung Gamla Stan, dort finde ich an der Ecke Svartensgatan (?) im 1. Stock das Redaktionsbüro von Millennium. Tatsächlich residiert dort Greenpeace.


      Irgendwoanders, ich war nicht dort, arbeitet die Redaktion von Expo, deren Chefredakteur Stieg Larsson tatsächlich war. Die liegt im 7. Stock, und am 9. November 2004 war der Aufzug kaputt. Stieg musste die sieben Treppen hochsteigen, und kurz nachdem er oben in der Redaktion angekommen war, erlitt er den Herzinfarkt, den er nicht überlebte.
      :link:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Um die Ecke den Berg hoch, und wir sind auf Mosebacke. Dort gehen wir zur Fiskaregatan Nr. 9,
      einem 160 Jahre alten Prachtbau, bei dessen Entstehung es Proteste gab, weil - zumindestens
      aus bestimmten Perspektiven - der Blick auf die Katarina-Kirche verstellt wurde.






      Dort hat die Hackerin Lisbeth eine Wohnung gekauft, die über die ganze Etage geht, und den dafür fälligen
      Millionenbetrag dem Makler bar auf den Tisch gelegt. Das konnte sie, weil sie dem Milliardär
      und Wirtschaftsverbrecher Wennerström das Konto leergeräumt hatte :D :icon_thumbsup:

      Wenn schon der Blick vor dem Haus über Stadt und Hafen eindrucksvoll ist,
      muss er aus der obersten Etage (da war ich natürlich nicht) phänomenal sein.


      Im übrigen sieht man von unten die Katarinakyrkan trotzdem - rechts daneben "Lisbeths Haus".



      Wir verlassen jetzt Mosebacke, überqueren wieder die Götgatan und finden in der St. Paulsgatan einen unscheinbaren Bau, den man nur dann als Synagoge erkennt, wenn man das vorher weiss bzw. auf die Eingangstür achtet.




      Dort findet in Vergebung ein konspirativer Treff statt zwischen einem leitenden Kriminaler
      und einem Unterstützer von Lisbeth; ersterer hat langsam Zweifel an der offiziellen Theorie,
      sie sei eine Dreifachmörderin, bekommen.
      In der Synagoge, weil der Kriminaler jüdischen Glaubens ist,
      und weil sie dort vor ungebetenen Beobachtern sicher sein können.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Original von Lefteri
      Dort hat die Hackerin Lisbet eine Wohnung gekauft, die über die ganze Etage geht, und den dafür fälligen
      Millionenbetrag dem Makler bar auf den Tisch gelegt. Das konnte sie, weil sie dem Milliardär
      und Wirtschaftsverbrecher Wennerström das Konto leergeräumt hatte :D :icon_thumbsup:

      (...)

      Im übrigen sieht man von unten die Katarinekyrkan trotzdem - rechts daneben "Lisbets Haus".


      Na ja, das manche protestiert haben, kann ich schon verstehen.

      Nur, Du schreibst :ob: das sie sich dort eine Wohnung gekauft hätte und weiter unten nennst Du es "Lisbets Haus".
      Das verwirrt mich.
      Wolltest Du damit ausdrücken, das es dadurch nicht wieder abgerissen werden kann?
      Kannst Du mir das bitte noch mal etwas ausführlicher oder deutlicher schildern?
      Wäre super.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Lisbeths Haus hab ich es nur genannt, weil da "ihre" Wohnung oben drin ist. Und als ich das Bild von unten gemacht habe, wusste ich noch gar nicht, dass man das Haus von unten sieht bzw. dass es dieses Haus ist. Ob es unter Denkmalsschutz steht, weiss ich nicht, aber nachdem die Bewohner wohl nicht ganz unbetucht sind, wird man das gute Stück so schnell nicht abreissen wollen. Zumal der Entrüstungssturm 160 Jahre her ist.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Die samstägliche geführte Milleniums-Tour (der Link geht leider nur auf Englisch oder Schwedisch) beginnt da,
      wo meine Tour aufhört, nämlich an der Wohnung von Mikael Blomqvist in der Bellmangata 1.
      Aber da muss ich erstmal hinkommen.

      Wenn man von der höheren Hausnummern in die 1 will, hätte man zumindestens mit dem Auto Schwierigkeiten ...

      das Hindernis heisst Hornsgata.

      Beim Umgehen dieser Straße gerate ich auf den Friedhof einer Russisch-Orthodoxen Kirche,


      dessen Gräber zum Teil kreisförmig angeordnet sind.

      Irgendwelche Inschriften kann man mangels Helligkeit nicht mehr lesen.

      Damit alle wissen, dass wir hier richtig sind :D


      Am linken Bildrand seht Ihr schemenhaft einen Steg, der den abschüssigen Weg in einen ebenen verwandelt


      und der die Straße auch überbrückt, so dass man die oberen Etagen der Nr. 1 direkt erreichen kann (rechts),


      ebenso wie den Aufzug in diesem Türmchen.

      Der fährt allerdings nur die Bewohner bzw. die Wissenden des Nummercodes, der an der Tür angebracht ist -
      eine in schwedischen Mehrfamilienhäusern, Hotels oder auch manchmal im Vandrarhem (z.B. in Uppsala) häufige Art der Türsicherung.

      Ich verlasse den Platz also zu Fuß über diese steile kopfsteingepflasterte Gasse,

      womit meine diesjährige Millenniumstour beendet ist.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Danke Lefteri....
      ist schon interressant Deine Milleniums-Tour. Wenn man sich so die Schauplätze vom Buch anschauen kann ...ist irgendwie anders.

      Bin ja gespannt wie es nun weiter geht, Teil3 habe ich aufgenommen, warte nun auf Teil4 (der kommt diesen Sonntag noch später :snowman_sset_sad:)...dann schau ich mir die Filme hintereinander an :snowman_sset_biggrin:
      Liebe Grüße von :fuchsiezwinkertlila:

      Lebe den Tag, solange er dich noch hat.
      Ich war heuer wieder im Kvarnen. Das Bier ist zumindestens nicht teurer geworden (48 SEK).
      Zum Essen gehe ich, da inzwischen bekanntermassen Diabetiker, zum Palästinenser um die Ecke in der Götgatan, der Imbiss heisst einfach "Jerusalem", und man kriegt dort einen grossen Teller Huehnerfleisch mit Salat und Sosse. Orientalische Imbisse empfehlen sich ueberhaupt als kostenguenstige und schmackhafte kohlehydratarme Möglichkeiten zum Abendessen in Schweden.

      P.S.
      Mein geliebter Katarina-Hiss ist wieder mal kaputt. Tagsueber kommt man mit einem anderen Aufzug zum Restaurant "Gondolen" und von dort ueber die bekannte stacheldrahtbewehrte Ueberfuehrung nach Söder.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Du bist ja echt tapfer :yes2:

      :begeistert:

      P.S. Ob die Soßen auch Kohlehydratarm sind weiß ich natürlich nicht, aber ich finde es einfach super das Du überhaupt daran denkst und so gut Du kannst darauf achtest - trotz Urlaubs :bravotoll:

      P.S. Das Dein Katarina-Hiss kaputt ist ist wirklich schade - den hättest Du jetzt echt verdient gehabt. :jawohl:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)