Landarbeiterhäuser am Duvenstedter Brook

      Landarbeiterhäuser am Duvenstedter Brook

      Heut Mittag war ich mal wieder im Duvenstedter Brook spazieren. Hab am Ende des Duvenstedter Triftwegs geparkt, wo das NABU-Haus steht (das im Dezember zu hat), und bin ins Naturschutzgebiet reingelaufen.

      Die Bäume sind inzwischen kahl, links sieht man mit Birken bestandene Moorwiesen, rechts geht ein Knick am Weg entlang, der mit alten Eichen bestanden ist. Hinter dem Knick liegen Wiesen sowie einzelne Sumpfgebiete, in denen man Wasservögel kreischen hört, man fühlt sich an Kraniche erinnert. Aber die sind doch jetzt im Süden, oder wo ???







      Da es etwas feucht vom Himmel herunter kommt - ob sie regnen oder schneien soll, scheint der Wolke nicht ganz klar zu sein - biege ich bald nach rechts ab. Dort ist der Weg arg matschig, an einer Stelle scheint ein Bach den Weg zu überqueren, und nur dank meiner guten Stiefel bleiben meine Füße trocken. Rechts und links neben mir steht das Wasser und liegen wild übereinandergefallene Bäume.





      Hier hat einer sein Holz vergessen -


      wenn er es noch eine Weile liegen lässt (brennen tut's eh nicht mehr),
      ist ihm aus dem Stapel neues nachgewachsen.


      Unweit dieses Teiches liegt eine ehemalige Gutsarbeitersiedlung.
      Zunächst sieht man ganz hübsche Fachwerkhäuschen -




      aber dann ...


      Das Gartentor steht offen, also muss man wohl rein dürfen.

      (Fortsetzung folgt)
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Der Duvenstedter Brook ist, auch wenn manche Fotos das nicht vermuten lassen ein sehr schönes und interessantes Gebiet.
      Ein paar Deiner Aufnahmen sind sehr schön geworden, um nicht zu sagen künstlerisch :daumenhochklein:


      Aber ich nehme an, lieber Grizzly, Du wolltest im Moment mehr auf die Häuser hinaus...
      Und da verrate ich mal nix :psst1:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Durchs Küchenfenster sieht man Reste einer Weihnachtsdekoration.


      Ich gehe um das Haus herum - die Tür zum Garten steht offen, und ich geh vorsichtig rein -
      nicht dass ich mit den morschen Fußbodenbrettern durchbreche.


      Modergeruch.
      Das war wohl das Wohnzimmer, die Tapete hängt in Fetzen runter.


      Die Treppe geh ich lieber nicht hoch - wer weiss, wie stabil die noch ist ?
      Von oben gucken mich zwei Katzen an, zum Photographieren ist es leider zu dunkel.

      Das nächste Haus sieht von aussen etwas besser aus.



      Auch stehen in der Küche Töpfe neben dem Herd,
      und es sind große Teil der Einrichtung noch da.


      Der Toilettenstuhl in der Küche und die Einmalhandschuhe im Wohnzimmer lassen darauf schliessen, dass der/die Bewohner/in zuletzt Pflege brauchte und wohl einigermaßen plötzlich ins Heim musste oder verstorben ist ...






      Das letzte Haus muss noch vor kurzem bewohnt gewesen sein,
      vor zwei Jahren (oder einem ?) etwa standen noch Autos davor, erinnere ich mich.

      Wie's da drin wohl ausschaut ?
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ich hab gestern zwei Häuser durcheinandergebracht und das obige Posting korrigiert.
      Das hier ist jedenfalls das Haus, das vor kurzem noch bewohnt war:

      Das Zelt daneben hängt schon in Fetzen.

      Die Terrasse, wenn man hintenrum geht, sieht dagegen so aus, als ob das vor kurzem noch Leute zusammengesessen hätten, sogar Kuscheltiere liegen noch herum.


      Während die Haustür sorgfältig verschlossen ist, der Name noch dran steht (nur die Klingel geht nicht mehr), lässt sich die Terrassentür problemlos öffnen, und schon bin ich drin.


      Da drin schaut's dann trostlos aus.
      Die Deckenverkleidung ist herunter gekommen,


      und im Wohnzimmer grinst der dicke schwarze Schimmel von der Wand.


      Nix wie raus hier, bevor mir die Luft weg bleibt
      (meine Bronchien reagieren allergisch auf Schimmel).
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Dieser Artikel des Hamburger Abendblatts stammt von 2004 !!
      Das mit Verkauf und Sanierung ist zumindestens für diese Häuser wohl nichts geworden - schade.

      Die zehn historischen Landarbeiterhäuser in Wohldorf-Ohlstedt verfallen weiter. Im Juni hatte die Finanzbehörde bekannt gegeben: Nach rund zehn Jahren Anwohnerkampf um den Erhalt der Fachwerkhäuser aus den 30er-Jahren hat die Stadt Käufer für das Kleinod gefunden (wir berichteten). Doch bislang ist der Kaufvertrag nicht unterschrieben - das Häuser-Ensemble verkommt, wie schon seit Jahren.

      "Und im Herbst und Winter sanieren die bestimmt nicht", befürchtet Wilma Böttcher (67), Bewohnerin der Herrenhausallee Nr. 91. Sie wartet vor dem Winter dringend auf eine neue Heizung. Ihre ist 34 Jahre alt, die Messwerte sind kritisch.

      ( ... )
      Die zehn Häuser waren 1937 für Arbeiter des staatlichen Pachtgutes Wohldorf errichtet worden. Die Stadt ließ die Häuser verfallen, der Bürgerverein Wohldorf rettete sie 1998 vor der Abrissbirne und erstritt lebenslanges Wohnrecht für die Mieter. Zwei Jahre später besuchte Bürgermeister Ole von Beust die Gegend und sagte: "Die Häuser müssen erhalten bleiben." Entgegen der Befürchtung einiger Anwohner, dass die Häuser jetzt abgerissen werden sollen, um Platz für rentable Mehrfamilienhäuser zu schaffen, wollen auch die derzeitigen Käufer die Häuser sanieren.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Heute, nach fast zwei Jahren, war ich wieder dort.
      Die vier unbewohnten Häuser verrotten weiter vor sich hin, vor drei hat man ein Schild hingestellt,
      damit niemand herumstöbert und solche makabren Bilder macht wie ich damals.



      Auf dem Dach wachsen schon Bäumchen.



      Vor dem vorletzten Haus steht kein Schild, also schauen wir da mal rein.



      In der Regenrinne wächst das Gras,



      aber die Hintertür ist verrammelt

      und hinterm Haus liegt Gerümpel,


      ein Teil sieht fast aus wie eine Babyleiche.

      Ist es zum Glück nicht, sondern ein Gartenzwergbaby.



      Wenn wir hinten nicht reinkommen, wie wär's vorne ?

      Geht doch

      Im Erdgeschoss ist es zappenduster, da alle Fensterläden zu.
      Schiessen wir auf Verdacht ein Blitzlichtphoto ...

      :detective: den Klostuhl kennen wir doch.

      Da isser, bzw. war er, schon vor 2 Jahren:



      Irgendeine Krankenkasse hat offensichtlich zu viel Geld, und holt ihre nicht mehr gebrauchten Hilfsmittel nicht ab -
      und dann bei uns herumjammern, sie hätten nix mehr für Patienten, Ärzte usw.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Bei diesen Bildern und der Hintergrundgeschichte überfällt mich einfach nur eine tiefe Traurigkeit :hbl9:

      P.S. In der Küche hat sich ein bissel was geändert, schaut mal genau hin.
      Aber das mit dem Clostuhl und den Krankenkassen stimmt leider :hbl17:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Original von Schnuppi
      Bei diesen Bildern und der Hintergrundgeschichte überfällt mich einfach nur eine tiefe Traurigkeit :hbl9:

      Ja, mich auch :traurigdenkend:

      Original von Schnuppi
      P.S.
      In der Küche hat sich ein bissel was geändert, schaut mal genau hin.

      Also, es stehen noch alle 5 Blumentöpfe auf dem Fenstersims.
      Aber mit dem Klostuhl ist einer probegefahren, der ist um 90° gedreht - meinst Du das ?




      Bleiben wir noch einen Moment im gleichen Haus, auch wenn's duster ist.



      Mit Blitzlicht sieht die Treppe besser aus als in Natur
      also bleib ich lieber unten.

      Die vier nördlichen Häuser sind wohl verloren - südlich davon und um die Ecke schaut's besser aus.



      Da wo dieses Haus steht, war vor 2 Jahren nichts als eine Baugrube.



      Und fertig sind sie immer noch nicht, auch wenn das Haus schon bewohnt scheint.



      Es gibt also Lichtblicke, auch hier.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Sowas macht mich immer traurig, wenn Regionen verfallen, oder wunderschöne Gebäude verotten, wie es hier der Fall ist :hbl9:
      Leider sind auch die schönen Dinge vergänglich...

      aber es ist auch ein Symbol für unsere Zeit, in der die Urbanisierung immer stärker wird, und viele Landstriche verlassen werden. Wer weiß, was das für Folgen haben wird...mich schmerzt jedoch der Gedanke dass mein Dorf in Schweden oder Bosnien in nicht zu ferner Zukunft menschenleer sein wird...

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Hälsing“ ()

      Schade um die schönen Häuser..so werden mal ganze Landstriche veröden und vergammeln. Das sieht bei uns in manchen Dörfern auch nicht anders aus...

      Heut schreiben sie in der "SZ" wie in Bautzen die Bevölkerung in den nächsten Jahren veraltert...das Häuser in naher Zukunft abgerissen werden müssen aber gleichzeitig Pflegeheim gebaut werden.
      Liebe Grüße von :fuchsiezwinkertlila:

      Lebe den Tag, solange er dich noch hat.
      Es gibt Lichtblicke - jedenfalls hab ich den Threadtitel "Sterbende Häuser am Duvenstedter Brook" korrigiert, weil er so nicht mehr stimmt. Hier mein Beitrag von 2009 ...
      Original von Grizzly
      Das hier ist jedenfalls das Haus, das vor kurzem noch bewohnt war:

      Das Zelt daneben hängt schon in Fetzen.

      Die Terrasse, wenn man hintenrum geht, sieht dagegen so aus, als ob das vor kurzem noch Leute zusammengesessen hätten, sogar Kuscheltiere liegen noch herum.


      Während die Haustür sorgfältig verschlossen ist, der Name noch dran steht (nur die Klingel geht nicht mehr), lässt sich die Terrassentür problemlos öffnen, und schon bin ich drin.


      Da drin schaut's dann trostlos aus.
      Die Deckenverkleidung ist herunter gekommen,


      und im Wohnzimmer grinst der dicke schwarze Schimmel von der Wand.


      Nix wie raus hier, bevor mir die Luft weg bleibt
      (meine Bronchien reagieren allergisch auf Schimmel).

      ... und so sieht's heute aus, am nordlichen Ende der Herrenhausallee.
      Man darf zwar nicht hin, da Bauzaun, aber es geht vorwärts :hbl8:




      Auch am nächsten Haus wird gearbeitet.


      Die Gartenzwergbabymumie
      und der Klostuhl aus der Küche sind wohl entsorgt.

      Und auf dieses Haus wartet auch schon der Bautrupp,



      während daneben das Bäumchen am Schornstein noch ein bissl weiter wachsen darf.







      Die Häuser um die Ecke, am Brügkamp, sind schon alle fast fertig - es geht voran !



      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ein Jahr später d.h. heute war ich wieder da, und es geht vorwärts.

      Das 1. Haus, vom Weberstieg aus, 2009


      ... und letztes Jahr -


      jetzt ist es fertig und bewohnt.


      Das gilt auch für's 2. Haus

      während an den nächsten beiden noch herumgebastelt wird.




      Eine hundausführende Anwohnerin erzählt, dass die Stadt die Häuser unter Auflagen an einen Investor verkauft hätte, der sie teilweise habe restaurieren und zum Teil abgebrochen und originalgetreu wieder aufbauen lassen, dann hat er sie einzeln verkauft. Die Käufer scheinen keine Neureichen zu sein (zum Teil noch die alten Bewohner), was man auch daran hört, dass aus einem Garten hinter den Häusern zwei Hähne um die Wette krähen.



      Am Brügkamp, um die Ecke, ist ebenfalls alles wieder aufgebaut (letztes Jahr war da noch eine Lücke).









      Tröstlich, dass hier nicht wie so oft Altes kaputtgemacht und irgendein seelenloser Betonklotz dafür hingesetzt, sondern behutsam restauriert wird und das historische Bild erhalten bleibt. Da kann ich's verschmerzen, dass ich jetzt nicht mehr drin rumstöbern und Toilettenstühle herumschieben kann.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      In der Tat liebe Elke :hbl14:

      Ich hatte es auch so erhofft und diesmal wurden meine Hoffnungen nicht enttäuscht :hbl6:

      Danke lieber Grizzly, für dieen "Zeitgeschehenbericht" :hbl4:
      Von mir ganz glasklare 10 Punkte als Bewertung :hbl8:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)