Tod nach Trinkgelage

      Tod nach Trinkgelage

      GESTORBENER SCHÜLER

      Beamte rätseln über Ursachen des tödlichen Trinkgelages

      Alkoholexzess in Antalya: Während eine Reise in die Türkei betranken sich Schüler eines Lübecker Berufsbildungszentrums so heftig, dass einer von ihnen starb. Zwei weitere Beteiligte liegen noch immer im Koma. Lehrer, Ärzte und Ermittler suchen nun nach Ursachen.

      Istanbul/Lübeck - Für die Schüler des Bildungszentrums Mortzfeld war es eine traurige Heimkehr, als sie vergangenen Samstag von einer gemeinsamen Reise nach Antalya ins heimatliche Lübeck zurückkamen.
      Die vier jungen Erwachsenen und ihr 55-jähriger Lehrer werden sich jetzt vielen Fragen stellen müssen, denn nur ein Teil der Gruppe kehrte wohlbehalten aus dem Türkei-Kurzurlaub zurück.
      Einer der jungen Männer ist tot, sechs weitere liegen in einem türkischen Krankenhaus, der Zustand von zwei der Jugendlichen gilt als äußerst kritisch: Die Schüler hatten in der Nacht zum vergangenen Donnerstag gemeinsam ein Trinkgelage veranstaltet und dabei, nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen, so viel Alkohol konsumiert, dass der 21-jährige Rafael N. am nächsten Morgen tot aufgefunden wurde - mit ungefähr sieben Promille im Blut.

      [url=http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,616375,00.html]Quelle und weiteres[/url]
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      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Die Ursache der Katastrophe ist noch nicht ganz klar ...

      Die Lübecker Schulleitung geht nun offenbar von einer Methylalkoholvergiftung der sieben betroffenen Schüler durch gepanschte Getränke aus. Nach Angaben von Eltern hätten türkische Ärzte eine Methylalkoholvergiftung bestätigt, sagte Knoll. Darauf deuteten auch die bei den Betroffenen aufgetretenen Sehstörungen hin.

      Der Chef des Anadolu-Krankenhauses in Antalya, Irfan Erdogan, wollte dies nicht bestätigen. Ihm lägen derzeit keine Hinweise darauf vor, dass der von den Jugendlichen konsumierte Alkohol gepanscht gewesen sein könnte, sagte Erdogan. "Der Tote wurde mit mehr als sieben Promille eingeliefert. Bei den anderen war es weniger. Das zeigt uns, dass hier nicht gepanschter Alkohol das Problem war."
      (gleiche Quelle wie oben)

      :gruebel: Das müssten, wenn der Betroffene nur 60 kg gewogen haben sollte, um die 600 Gramm Alkohol, d.h. ca. 1,5 Liter Wodka gewesen sein - wenn er schwerer war, noch mehr ...
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Von sieben Promille Alkohol ist inzwischen nicht mehr die Rede - inzwischen ist eine Methanolvergiftung des von den Schülern vor Ort gekauften Wodka nachgewiesen. Zwei Betroffene liegen - inzwischen in Lübeck - immer noch in Koma.

      Der Stoff, der Rafael N. das Leben kostete, kommt tückisch harmlos daher. Methanol, das unter anderem als Treibstoff und Frostschutzmittel verwendet wird, ist von regulärem Alkohol kaum zu unterscheiden - berauscht aber weniger. Die Folgen können fatal sein: Denn wer sich nicht angetrunken fühlt, neigt dazu, noch ein paar Drinks mehr zu stürzen.

      Zur tödlichen Gefahr wird Methanol erst dann, wenn die Leber mit seinem Abbau beginnt und dabei hochgiftige Ameisensäure produziert. Der Körper reagiert zunächst mit Bauchkrämpfen und Kopfschmerzen, eben typischen Kater-Symptomen. Ab einer gewissen Menge Ameisensäure im Blut versagen die Nieren, das Gehirn erleidet Schäden, bis hin zum Exitus.

      Im Blut des am Freitagnachmittag beerdigten Schülers Rafael N., 21, stellten Rechtsmediziner 2,0 Promille Methanol fest. Zwei seiner ins Koma gefallenen Klassenkameraden, Jan L. und Jean-Pierre V., wurden am Donnerstag in einem Ambulanz-Flugzeug von ihrer All-Inklusive-Sause an der türkischen Riviera ins heimische Lübeck verfrachtet - auch sie hochgradig vergiftet durch offenbar gepanschten Fusel.


      Kemer ist ein beschaulicher Badeort, 45 Kilometer südwestlich von Antalya. Auf dem Atatürk-Boulevard reihen sich die Bettenburgen, darunter auch das "Anatolia Beach Hotel", ein schmuckloser Klotz mit grauen Fliesen und Gummipflanzen im Eingangsbereich. Jeder Gast bekommt ein gelbes Bändchen ums Handgelenk geschnürt. An der Hotelbar türmen sich Wodkaflaschen der Billigmarke Borzoi, die Barkeeper fragen nicht nach dem Alter. Auch die jungen Deutschen aus Lübeck, die am vorletzten Sonntag im Anatolia Beach eincheckten, wissen das Alles-im-Preis-inbegriffen-Konzept der Anlage zu schätzen.

      Die Sonne steht noch hoch, als einige von ihnen schon die ersten Biere trinken. Dennoch hält sich ihr Alkoholkonsum zunächst in Grenzen. Für den Mittwoch vergangener Woche beschließen die Jugendlichen indes, ausgiebig zu feiern - darunter Dustin K., 18, und Jan L., 19.

      "Wir waren plötzlich superbreit"

      Nach dem Abendessen spielen die beiden Freunde Billard, surfen im Internet. Zwischen neun und halb zehn Uhr wechseln sie an die Hotelbar und treffen Mitschüler, sie bestellen sich Wodka und Whiskey-Cola.
      Die vier türkischstämmigen Mitschüler wollen feiern ohne zu trinken. Sie haben sich an einen Nebentisch gesetzt, spielen Rommé. Als ein Hotelangestellter die Gruppe um zehn Uhr bittet, die Bar zu verlassen, diskutieren die sieben deutschen Schüler mit dem Barkeeper. Sie einigen sich auf einen Deal: 25 Euro für zwei Flaschen Wodka und zwei Flaschen Pepsi-Cola.

      Was nun, zwischen zehn und elf Uhr in der Hotelbar geschah, schildern die Schüler so: "Wir haben alle ein bis zwei Gläser Wodka-Cola getrunken, jeder eine Fifty-fifty-Mischung", so die polizeiliche Aussage von Dustin. Nur Rafael, Jan und Jean-Pierre schenkten sich noch ein drittes oder sogar viertes Glas. "Ich hätte vielleicht auch ein drittes Glas getrunken, aber ich durfte in der Bar nicht rauchen, ich musste immer wieder rausgehen", sagt Dustin. "Das Rauchen hat mir wohl das Leben gerettet."
      Gegen elf Uhr wurde den Jugendlichen übel. Sie gingen auf ihre Zimmer. Vanessa, das einzige Mädchen in der Gruppe, berichtet, dass sie kurz blind gewesen sei. Ihr Mitschüler Hendrik B. sagt: "Nach den ersten Gläsern sind einige von uns schon durchgedreht. Wir waren plötzlich superbreit."

      Die Schüler versuchen, ihren Rausch auszuschlafen. Doch Jean-Pierre und Jan kommen nicht zur Ruhe, sie erbrechen sich mehrfach, bleiben den folgenden Tag auf dem Zimmer.
      Gegen 17 Uhr fragt sich die Gruppe, was mit Rafael los sei. Der Lehrer Albrecht S., in Kemer die einzige Begleitperson der Schule, findet ihn auf dem Hotelzimmer. Rafael ist seit einigen Stunden tot.

      Defensiver Umgang mit der Wahrheit

      Ob es der Schock ist über die schreckliche Entdeckung oder ob sich ihr Befinden nochmals verschlechterte: Erst gut drei Stunden später schleppen sich Jean-Pierre und Jan ins "Anadolu"-Privatkrankenhaus von Kemer, das nur 200 Meter vom Hotel entfernt liegt; auf der Türschwelle wird Jean-Pierre bewusstlos. Der zuständige Arzt will einen Alkoholwert von 7,7 Promille festgestellt haben. Auch Jan ist benebelt, die Mediziner versetzen ihn ins künstliche Koma, sie messen bei ihm 5 Promille.

      Kaum ist die Nachricht von Rafaels Tod in der Welt - und mit ihr die Vermutung, gepanschter Alkohol könne die Ursache sein -, kommentieren türkische Medien den Fall mit einem Reflex, der viel aussagt über das deutsch-türkische Verhältnis. "Wieder eine Verleumdungskampagne in Deutschland", schreibt etwa die Online-Zeitung "Turizmdebusabah", die schwerpunktmäßig über die Tourismusbranche berichtet. Auch Massenblätter wie die Tageszeitung "Milliyet" sind eindeutig im Ton: "Deutsche Jugendliche trinken sich zu Tode, die Medien beschuldigen die Türkei." Als das Ergebnis der Obduktion aus Deutschland veröffentlicht wird, fallen die türkischen Artikel darüber deutlich dezenter aus - wenn es der Presse überhaupt eine Meldung wert ist.
      Einige der große Tageszeitungen wie "Sabah", die über den "Alkoholgenuss ohne Limit" der Deutschen berichtet hatten, erwähnen die Fortentwicklung mit keiner Zeile mehr.

      Der defensive Umgang mit der Wahrheit scheint verständlich angesichts des Imageschadens, den die türkische Ferienindustrie befürchten muss, wenn sich unter deutschen Pauschaltouristen herumspricht, dass in der Türkei immer wieder Menschen sterben nach dem Konsum gepanschten Alkohols. Erst vor zwei Wochen verloren vier Männer in der westtürkischen Stadt Bursa ihr Leben. Und bei einer breit angelegten Razzia in Istanbul und Bursa fand die Polizei zuletzt 660 Flaschen gefälschten Whisky und Raki. "Der Handel ist voller Todesflaschen", berichtete der lokale Radiosender Olay FM.

      Für die Panscher lohnt sich das Geschäft

      Betrug im Geschäft mit dem Alkohol gibt es in allen Regionen der Türkei: Vor wenigen Wochen wurden in der osttürkischen Stadt Gaziantep vier Menschen wegen Verdachts auf Schwarzbrennerei verhaftet. Im westtürkischen Balikesir nahm die Polizei im Vorjahr 28 Menschen fest. Die Beamten hatten 16.000 Liter gefälschten Whisky gefunden, 10.000 Liter Wodka und unzählige gefälschte Verpackungen und Etiketten.
      Für die Panscher lohnt sich das Geschäft vor allem wegen der hohen Alkoholsteuer. Die Türkei führte im vergangenen Jahr eine Zusatzsteuer auf Rohalkohol ein, auch um die Schwarzbrennerei einzudämmen. Doch die Kreativität der Kriminellen scheint größer als die Fachkunde der Strafverfolger. Osman Ünlü, Vorsitzender des Verbandes der Spirituosenhersteller, sieht die Behörden machtlos: "Es gibt keine Experten bei der Polizei, die feststellen können, ob es sich bei den Waren um Gepanschtes handelt oder nicht." Um leichter an den Grundstoff Ethylalkohol zu kommen, haben sich manche Schwarzbrenner als "medizinische Fabrik" getarnt.


      Aus [URL=http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,617364,00.html]spiegel.de[/URL]
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      - Kurt Tucholsky -
      Die Ermittlungen um den Tod dreier Lübecker Schüler, die sich in der Türkei mit gepanschtem Alkohol vergiftet hatten, werden ausgeweitet. Die Leichen der beiden am Wochenende gestorben Jugendlichen sollen obduziert werden, um die exakte Todesursache zu ermitteln.

      Nach dem Tod von zwei weiteren Schülern des Lübecker Bildungszentrums Mortzfeld durch gepanschten Alkohol hat die Staatsanwaltschaft in der Hansestadt ihre Ermittlungen ausgeweitet. Die Behörde habe die Obduktion der beiden jungen Männer angeordnet und ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, sagte ein Sprecher der Behörde am Montag. Die 17 und 19 Jahre alten Schüler, die nach einer Feier im türkischen Ferienort Kemer vor zwölf Tagen ins Koma gefallen waren, starben am Samstag auf einer Intensivstation der Lübecker Uniklinik. Ein 21 Jahre alter Mitschüler war bereits in der Türkei an einer Methanolvergiftung gestorben.

      Quelle und weiteres

      :info: Die Behandlung von Methanolvergiftung:
      Die Vergiftungssymptome sind nicht auf das Methanol selbst zurückzuführen, sondern auf seine Abbauprodukte im Körper: es entsteht Formaldehyd und Ameisensäure, beides starke Zellgifte.
      Genau wie beim Ethanol ("Trinkalkohol") geschieht der Abbau des Methanols durch das Enzym "Alkohol-Dehydrogenase" hierbei ist jedoch die Reaktion deutlich langsamer als bei Ethanol, deshalb entwickeln sich die Vergiftungssymptome meist mit einer Latenz von 18-24 Stunden.
      Weil Methanol und Ethanol als Substrat um das selbe Enzym konkurrieren läßt sich durch ständige Gabe von Ethanol der Abbau von Methanol wirksam verlangsamen - so wird ein konstanter Blut-Alkoholspiegel von 1,5 Promille angestrebt, um den Methanolabbau (Verstoffwechselung) zu verlangsamen und tw. "eliminieren".
      So soll Zeit gewonnen werden um das Methanol überhaupt abbauen/ verstoffwechseln zu können.
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      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)

      60 Jahre Freiheitsstrafe für Alkoholpanscher in Antalya

      Mehrfach lebenslang lautet die Haftstrafe für die beiden Alkoholpanscher in der südtürkischen Provinz Antalya, die für den Tod dreier Lübecker Schüler verantwortlich gemacht werden. Zwei weitere Angeklagte erhielten je fünf Jahre Haft. Ob die Revisionsinstanz die Urteile bestätigt, ist jedoch fraglich.

      Von Arndt Künnecke, ARD-Studio Istanbul

      Bereits vor zehn Tagen sollte das Urteil im Prozess gegen die Alkoholpanscher in Antalya gesprochen werden, die für den Tod von drei Lübecker Berufsschülern verantwortlich gemacht werden. Doch einer der Hauptangeklagten konnte aufgrund einer peinlichen Gerichtspanne nicht vorgeführt werden. Heute war es nun soweit.

      Nach eindreiviertel Jahren Verhandlung verkündete die Dritte Strafkammer des Gerichts für Schwere Straftaten in Antalya ihr Urteil. Es lautet dreimal lebenslänglich für zwei der Hauptangeklagten, die Getränkelieferanten der Firma "Germiyan". Sie wurden beide wegen vorsätzlichen Totschlags in drei Fällen und wegen Körperverletzung in vier Fällen schuldig gesprochen. Konkret bedeutet dies für beide jeweils 60 Jahre Freiheitsstrafe.


      Quelle und Weiteres: tagesschau.de/ausland/alkoholpanscher106.html
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      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)