Usedom

      Lange Zeit war es sehr umständlich für unsereinen, nach Usedom zu kommen, lag es doch in der DDR, wofür man ein Visum beantragen musste etc.; in die 5-km-Sperrzone vor der polnischen Grenze kam man als Westler gar nicht hin, und in das polnische Swinemünde (Swinoujscie) war es eine halbe Weltreise.

      Für mich hat Usedom, insbesondere Swinemünde, eine besondere Bedeutung, da meine Mutter und meine Stiefmutter (die beiden waren Jugendfreundinnen) von dort stammte. Das Photo von 1926 zeigt meine Mutter als Vierjährige vor dem alten Forsthaus Friedrichsthal, in dem sie ihre Kindheit verbrachte; sie starb schon 1955 mit 33 Jahren :link:



      Deshalb bin ich seit der 1992 immer wieder hingefahren, allein zweimal in diesem Jahr..

      Swinemünde, die größte Stadt auf der Insel, ist seit 1945 polnisch, der Rest von Usedom ist deutsch. Die Grenze zu passieren, war seit 1989/90 relativ unkompliziert (Ausweis hoch halten und durchmarschieren), allerdings gab es nur einen Übergang, nämlich im Norden bei Ahlbeck nahe der Ostseeküste, und er war für PKW gesperrt.

      Seit dem 1. Dezember 2007 ist das anders. Das grenzüberschreitende Verkehrsaufkommen ist beträchtlich, wobei ich mich daran nicht beteilige - fährt die Usedomer Bäderbahn doch bis zur Grenze, und bis Swinemünde-Innenstadt ist zumindestens schon ein Probezug gefahren.
      Was noch viel wichtiger ist: Es gibt neue Grenzübergänge. Die alte B 110 geht wieder durch - am Golm vorbei, dem höchsten Berg der Insel, der auf deutscher Seite liegt und vom südlichen Swinemünde aus zum Greifen nah ist - aber man kam bisher nur mit ca. 10 km Umweg hin.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      (16.3.2008)

      Eine denkmalschutzwürdige Augenweide ist die Rückseite des Rostocker Hauptbahnhof nicht ...



      ... aber wenn man von Hamburg nach Usedom will, kommt man hier vorbei, zumindestens wenn die Strecke wegen Bauarbeiten gesperrt ist, muss man halt hier auf den Bus (Schienenersatzverkehr = SEV) warten. Nachdem der IC, der eigentlich bis Stralsund fahren sollte, schon in Hamburg mit 45 Minuten Verspätung eingetrudelt ist, kann man sich als geduldiger Bahnkunde eh nur noch überraschen lassen, weil alle bisherigen Planungen Makulatur sind.



      Hier in Wolgast musste man bis 2000 aussteigen und seine Klamotten über die Brücke schleppen, wo mit etwas Glück das Usedomer Bäderbähnle schon wartete. Inzwischen fährt der Zug durch, in der Gegenrichtung manchmal bis Stralsund oder Binz/Rügen.



      Die Brücke über den Peenestrom ist natürlich eine Hubbrücke, zwecks Schiffspassage -
      hier ein Teil der Hubanlage, vom Bahnhof "Wolgast-Fähre" aus.
      Man hätte auch ein Bilderrätsel drauss machen können.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      17.3.2008

      Irgendwann bin ich doch noch in Ahlbeck angekommen, Quartier genommen, gut geschlafen, Fahrrad geliehen
      und ab über die polnische Grenze, die seit dem 1.12.07 nicht mehr kontrolliert wird.



      Inzwischen kann man hier mit dem Auto durchbrettern, demnächst ist auch die Bahnverlängerung bis Swinouscie-Centrum fertig, und die hier früher zahlreich vertretenen Pferdekutscher müssen sich wohl ein anderes Betätigungsfeld suchen.






      Hier gibt's Ostersträusse und Lebensmittel in kleineren Mengen ...


      ... und das muss bzw. darf man in Polen, oder auch nicht.


      Am bisherigen Pferdekutscherwendeplatz entsteht der Bahnhof Swinouscie-Centrum.


      Gleis 31 und 32 ist schon fertig -
      wo die anderen 30 Gleise hinkommen, ist noch nicht klar ...
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Die Christuskirche (sie heisst auch auf polnisch so - Kosciol Chrystusa Króla) im Zentrum Swinemündes hat die verheerenden Bombardierung vom 12. März 1945, bei der ca. 15.000 Menschen starben, fast unbeschadet überstanden - die Bomberpiloten hatten vermutlich die Anweisung (wie bei der Bombardierung anderer Städte wzB. Frankfurt/Main), Kirchen im Stadtzentrum zu schonen, um für den Rückflug einen Orientierungspunkt zu haben.





      Seit 1814 hängt ein Schiffsmodell über den Köpfen der Kirchenbesucher -das gibt's m.W. nirgendwo sonst.


      Papst Johannes Paul II. neben der Kirche ist natürlich neu hier ...


      ... ebenso wie die Hochhäuser, die nach dem Krieg auf dem Bombentrümmerfeld (oder auf einem früheren militärischen Übungsgelände nahe des zukünftigen Bahnhofs Sw.-Centrum) entstanden sind.



      Die Post (rotes Gebäude) ist da, wo sie früher auch war.


      Die Apotheke, die Theodor Fontane (wie schon sein Vater) betrieb, musste einem Hochhaus weichen ...


      ... lediglich eine Gedenktafel (am Hochhaus unten rechts) erinnert an den bekannten Schriftsteller.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Das Fischerei-Museum, ganz früher mal Rathaus von Swinemünde, ist unversehrt geblieben.





      Dank des rührigen Direktors Dr. Jozef Plucinski (2004 zwangspensioniert, weil er der damaligen Regierungspartei um die Kaczynski-Zwillinge zu deutschfreundlich bzw. zu wenig nationalistisch war), ist es inzwischen auch für deutsche Besucher begeh- bzw. die Erklärungen lesbar. Eine ganze Etage ist der Stadtgeschichte gewidmet, v.a. der deutschen, die polnische seit 1945 harrt noch der Aufarbeitung bzw. ist zu konflikthaft, um darstellbar zu sein.

      Interessant ist diese Karte von 1573.
      Rechts (östlich) neben dem kugelartigen Umriss, der Rügen darstellen soll, liegt, wie man sich denken kann, Usedom. Aber mitten an der Usedomer Nordküste steht neben einem roten Punkt - Vineta ...

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Die Swinemünder Lindenstraße, in der das Museum liegt, musste 1936 einem der breitesten Nazi-Ärsche
      den Namen geben und hiess ab dann Hermann-Göring-Straße.



      Die Polen tauften sie 1945 natürlich wieder um, der Zeit folgend, in ulica armii czerwonnej, das heisst "Straße der Roten Armee", so hiess sie noch 1992, als ich das erste Mal da war. Inzwischen sind die einstigen russischen Waffenbrüder abgezogen (auch deren Armee ist inzwischen umgetauft), und die alte Lindenstraße heisst jetzt ulica armii krajowej = Straße der [url=http://www.ww2.pl/Die,Untergrundarmee,im,besetzten,Polen,38.html]Heimatarmee[/url], das waren u.a. die Kämpfer im Warschauer Aufstand 1944.

      Die Straßenumbenennung hat überhaupt Tradition in Swinemünde -
      so hiess der benachbarte Kleine Markt ab 1936 Adolf-Hitler-Platz, nach 1945 (übersetzt) erst Stalin- und dann Gomulka-Platz, irgendwann war der einstige polnische KP-Chef nicht mehr zeitgemäß, und so heisst der Platz jetzt Plac Wolnosci = Freiheitsplatz. Gerüchteweise scheint die Freiheit jetzt auch nicht mehr aktuell zu sein, und der Platz soll in Papst-Johannes-Paul-II.-Platz umgetauft werden ...

      Auf dieser Swinemünde-HP findet man rechts unter "Stadtgeschichte" auch ein Verzeichnis für alte und neue Straßennamen.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      - immer noch 17.3.08 -

      Am 1. Urlaubstag erlaubte das Wetter noch die Benutzung eines Fahrrads, so wollte ich den alten Schulweg meiner Mutter abstrampeln. 2 km, vom Forsthaus Swinemünde-Friedrichsthal nach Kamminke, eingentlich nicht die Hürde, aber leider war bisher die Grenze dazwischen - das Forsthaus liegt nämlich in Polen, und es gab an dieser Stellen keinen Grenzübergang.

      Inzwischen gibt es einen, im Süden von Swinemünde, mit Blick auf den 69m hohen Golm, den höchsten Berg Usedoms:



      Ich fahre jetzt auf der deutschen Seite am Torfgraben entlang, der hier die Grenze bildet. Auf dem Damm im Vordergrund fuhren früher Schnellzüge von Berlin nach Swinemünde ...



      Achtung - hier kommt gleich ein Zug mit 100 km/h angebraust ...


      ... und hier dampft er über die Kanalbrücke nach Swinemünde:


      Bei anderer Gelegenheit hab ich mir den noch existierenden, aber völlig funktionslosen Hauptbahnhof von Swinemünde angeschaut, den man ohne kundigen Führer gar nicht mehr findet ...





      Aber das war an einem anderen Tag, jetzt fahren wir weiter Richtung Kamminke und Forsthaus.

      Über dieses ca. 3m breite Hindernis ging schon mal eine kleine Holzbrücke, die jetzt eigentlich wieder aufgebaut werden sollte - leider ist sie grad nicht auffindbar ...



      Hier ginge es nach Swinemünde bzw. zum Forsthaus weiter



      und hier nach Kamminke - die Pflasterstraße sieht aus, als ob sie seit 1945 nicht mehr repariert worden sei ...



      Immerhin kann man das Fahrrad entlang schieben.



      Hier wären wir dann am alten Kamminker Dorfschulhaus angelangt,





      das heute Teil einer Jugendbegegnungsstätte ist, die v.a. auf den deutsch-polnischen Austausch Wert legt.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Original von Ini
      Schade dass der Bahnhof so verfällt - es hätte vielleicht auch noch einer neuen Bestimmung überführt werden können ...

      Das kommt vielleicht noch - ich hab gehört, dass der Bahnhof einen neuen Besitzer bekommt, der eine Disko oder sowas hineinmachen will, und vielleicht einen Teil davon als Eisenbahnmuseum einrichtet - wenn ich bis dahin noch einigermaßen gehfähig bin, werd ich bestimmt dort herumkrauchen.


      Zwei Tage nach der Entstehung der obigen Bilder gab's immer wieder Schneetreiben, d.h. mit Radeln war nix.
      Aber der nette Herr Plucinski, ehemaliger Swinemünder Museumsdirektor, hat mich herumkutschiert.
      So bin ich nochmal von der polnischen Seite aus an den unterbrochenen Schulweg gekommen:





      Kamminke mit Jugendbegegnungsstätte bzw. alter Schule:


      Auf dem Weg nach Swinemünde geht's am Forsthaus vorbei, in dem mein Großvater als Usedomer Forstmeister amtiert hat (das alte Forsthaus ist leider wegen Baufälligkeit abgerissen worden) -


      nur eines der alten Gebäude, in dem früher Stall und Verwaltung waren, steht noch.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Weiter geht's, wieder Montag vor Ostern, mit Fahrrad in Kamminke - der gute Wirt der Fischerkneipe, in der ich Mittag gegessen hab, spendierte mir eine Plastiktüte, damit mein Fahrradsattel und folglich mein Hinterteil wegen des zeitweiligen Schneegriesels nicht nass wird - hoch soll er leben !

      Inzwischen scheint wieder die Sonne durch die Fischernetze und auf's Oder-Haff


      Links ist Polen, rechts bzw. gegenüber Deutschland




      Kamminke, dahinter die Ausläufer des Golm - die das Mobilnetz, zumindestens D1, empfindlich stören,
      so dass ich, solang ich in Kamminke bin, meistens im polnischen Netz lande ...




      Zurück Richtung Ahlbeck (wo mein Quartier ist) geht's einfacher über Swinemünde,
      sonst müsste ich über den Golm und ordentlich schieben.
      Und wie wär's überhaupt, wenn ich dem Wegweise folgte für einen kurzen Schweden-Trip,
      nach Ystad, Henning Mankells Kommissar Wallander besuchen -
      nein, geht ja nicht, der ist in Pension gegangen ...




      Über der Swinemünde-Durchfahrt (incl. Postkartenschreiben u.a.) ist es dämmrig geworden.
      Es folgt ein erneuter Grenzdurchbruch, nein, nicht durch den Schnee,
      sondern durch den Strandsand oberhalb der Dünen.




      Der Strand in der Ferne ist Usedoms Nachbarinsel Wollin.


      Diese Wolke erinnert an einen Atompilz ...


      ... und der Mond ist auch schon da; er präsentiert sich in voller Schönheit ohne Stativ oder ähnliches :smfreude:


      Leider ist der nächste Blick auf Ahlbeck etwas verwackelt,
      aber ich wollte ihn Euch nicht vorenthalten.


      Das laute Wellenrauschen kann ich Euch leider nicht wiedergeben -
      stellt's Euch einfach vor.




      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      (Nachtrag zum 19.3.08)

      Nachdem sich mein Chauffeur und Stadtführer zum Geburtstag seiner Frau verabschiedet hat,
      bin ich noch ein bissl weiter durch Swinemünde marschiert.

      Auf dem Friedhof wurde vor einigen Jahren eine Ecke mit alten deutschen Grabsteinen eingerichtet.





      Hier ein Gedenkstein für die ca. 15.000 Bombenopfer des 12.3.1945.



      An diesen -polnischen- Grab finde ich nicht nur die Sitzbank praktisch,
      sondern auch den abschliessbaren Kasten darunter, in dem sich wahrscheinlich Sitzkissen und ähnliches befinden.



      Denkmal für die Opfer von Katyn ...





      ... und für den von Geheimdienstoffizieren ermordeten Priester Jerzy Popieluszko.




      Zurück in die Stadt ...
      Von der bombardierten Martin-Luther-Kirche ist nur der Turm stehen geblieben.




      Am Swinemünder Strand gibt's sogar Hai - aber sicher nicht aus der Ostsee,
      man kann also unbesorgt baden (nur noch nicht jetzt).



      Dafür gibt's in dem Wäldchen zwischen Kurpromenade und Strand Wildsäue,
      die man, wie das Schild vorgibt, nicht füttern soll ...



      ... "Uwaga - agresivni !", Achtung - aggressiv,
      rufen mir mir ein paar Jugendliche zu, während ich das Schild photographiere und mich bemühe,
      per Wörterbuch seinen Inhalt zu ergründen.


      Das war die Swinemünder Seebrücke, von der nichts übrig geblieben ist,


      während das Kurgebiet relativ geschmackvoll, aber auch teuer aufgebaut wurde und noch wird -



      - so sah's früher aus (diese Bilder sind, meist in Fahrradständern, zweisprachig über die ganze Stadt verstreut).


      Direkt am Strand - der Sand wirkt wie festgestampft - geht's nach Ahlbeck zurück
      (am Horizont liegt Usedoms Nachbarinsel Wollin)







      und dass man da irgendwann über eine Grenze latscht,
      fällt im Dunkeln überhaupt nicht mehr auf.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Nächste Usedom-Reise, 1. - 4. Mai 2008

      Eingeklemmt zwischen den Golm, den mit 69 Meter höchsten Berg auf der Insel, das Stettiner Haff und die polnische Grenze liegt das Dörfchen Kamminke.






      Das weisse Gebäude auf dem oberen Bild ist der "Haffblick", ein Gasthaus und das einzige Hotel im Dorf.
      Auf dem unteren Weg sieht man links eine Allee, die kurz vor dem Kanal, der seit 1945 die polnische Grenze blidet, aufhört. Weiter kam man bis Ende April diesen Jahres nicht, die Brücke über den Torfkanal wurde 1948 abgerissen, und damit war auch der ehemalige Schulweg meiner Mutter, die als Kind die 2 km vom (jetzt polnischen) Friedrichsthal bis Kamminke morgens und mittags zu laufen hatte, nicht mehr passierbar..

      Das hiess auch, dass Radfahrer aus Kamminke, die an die Ostsee wollten, nach Ahlbeck, Heringsdorf oder Bansin, aber auch ins nahegelegene Swinemünde oder auf den Rest der Insel, über die Ausläufer des Golm zu strampeln hatten, was einigermaßen schweisstreibend war.

      Bis Ende April 2008 ...

      Von einer Brücke war zwar immer wieder gesprochen worden, aber entweder hatten die Offiziellen grad etwas anderes zu tun, oder die kurzfristig schon mal eingesetzte Brücke war unauffindbar - jetzt griffen ein paar Leute zur Selbsthilfe:




      Jetzt kommt man ohne großen Kraftaufwand ins ehemalige Friedrichsthal, nach Swinemünde und an die Ostsee,
      und auch der Weg nach Ahlbeck und Heringsdorf ist kürzer geworden.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      ... und so sieht's aus, wenn man von Kamminke kommend die Brücke überquert hat:

      Man betritt einen Stadtteil von Swinemünde, der keinen eigenen Namen mehr hat - früher war es ein Dorf mit Namen Friedrichsthal entlang einer Straße, die heute Ulica krzywa = Krumme Straße heisst.

      Rechts steht ein altes Haus, in dem vor 1945 im Obergeschoss der Försterei-Kutscher wohnte, hinten war der Stall, und unten das Forstbüro - dort mussten, wie mir erzählt wurde, die Beerensammler ihren "Blaubeerschein" holen.
      Ohne Schein Beerensammeln war strafbar, es herrschte preussische Ordnung !






      Da, wo jetzt die Autos stehen, war früher eine Wirtschaft ("Müllers Etablissement") - ausser der Kastanie ist nichts stehen geblieben. Dahinter ist zwar eine kleine Bierbar - die hatte aber, solang ich da war, geschlossen.




      Nördlich des Forsthauses - mit der Hausnummer 7 - das ehemalige Wachtmeisterhaus:


      Viel schneller als hier erlaubt zu fahren, ist auch wegen des Straßenzustands nicht ratsam -
      der polnische Text weisst auf ein Grundwasserschutzgebiet hin.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Der Golm bei Kamminke, mit 69 Metern höchste Berg Usedoms und von den südlichen Teilen Swinemündes gut sichtbar,
      wurde 1945 zum Massengrab.

      Nachdem am 12. März 1945 das mit Militär und Flüchtlingen vollgestopfte Swinemünde bombardiert worden war, wurden die ca. 23.000 Toten auf dem Golm beigesetzt. Gegen einigen Widerstand der DDR-Obrigkeit entstand noch in den 50er Jahren eine Gedenkstätte, und noch heute werden Namen bekannt von Menschen, die damals zu Tode kamen und mit einiger Sicherheit dort begraben sind. Die Namen sind auf langen Gedenktafeln verewigt - in alphabetischer Reihenfolge, damit man eine Chance hat, sie zu finden.

      Heute wird die Gedenkstätte vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bzw. der Jugendbegegnungsstätte Golm betreut.











      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Oberhalb der Gedenkstätte stand früher ein Aussichtsturm - von dem sind nur noch ein paar Betonstützenreste übrig.
      Aber man hat immer noch einen schönen Blick nach Swinemünde hinüber.






      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Original von Schnuppi
      Der Golm hatte, bzw. hat es durch die Fotos wieder neu, eine "gespenstische" Atmosphäre und ist gleichzeitig so schön.
      Allerdings: Mückenallergiker dürfen dort nicht hin, denn Mücken lieben den Golm aus irgendeinem Grund.

      Vielleicht liegt's an den Gräbern, dass die einen für uns nicht wahrnehmbaren Geruch aussenden, der die Mücken anlockt ? Als ich Anfang Mai da war, gab's noch keine, das war zum Glück noch zu früh. Aber im Sommer isses eine Katastrophe.
      Und es liegt auch nicht nur an mir, dass ich die vielleicht anlocke.
      In dem kleinen Dokumentationsraum auf der Gedenkstätte wird an der Eingangstür gebeten, diese schnell wieder zu schliessen, eben wegen der Mücken.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Na wenn da nicht Freude bei Dir aufkommt... :zwinker2:
      Bilder
      • lefteri\'s_dampflok.gif

        50,38 kB, 417×331, 295 mal angesehen
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Original von Norbert
      Ich bin ja gebürtiger Wolgaster,also einmal rüber über die Brücke und schon ist man auf der wunderschönen Insel Usedom.


      Ist ja witzig.
      Als ich das erste Mal dahin gekommen bin (1992), musste man noch über die Brücke laufen, weil da kein Zug fuhr.
      Und davor, im Bahnhof Züssow, wurden die russischen Panzer für ihre endgültige Heimreise verladen ...

      Original von Norbert
      Mann was haben wir dort in unser Jugendzeit erlebt ..... :grins:

      Was denn so alles ?
      Lefteri ist mal wieder neugierig :floet:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Hallo Lefteri,

      na das kenne ich mit der Brücke ,ich habe als Kind dort mein Taschengeld verdient .....Ich habe als Kind zu DDR Zeiten die Koffer der Urlauber mit einen Handwagen über die Brücke gebracht ....zum anderen Bahnhof. :zug1:

      Es gab immer ein gute Taschengeld :D

      LG Norbert