30. Januar

      Oh ja, ein sehr finsterer Geschichtsteil :trauer: - der aber gerade deshalb nicht vergessen werden darf.
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Am 30. Januar 1962 brach die später so genannte Tanganyika-Lach-Epidemie aus.
      Am 30. Januar 1962 brachen drei Schülerinnen einer Mädchenschule in Kashasha am Westufer des Victoriasees in Lachen aus, ohne damit wieder aufhören zu können. Binnen kurzem wurden 95 der 159 Schüler im Alter von 12 bis 18 Jahren davon angesteckt, sodass die Schule am 18. März geschlossen werden musste, da ein regulärer Betrieb nicht aufrechterhalten werden konnte. Als die Schule am 21. Mai wieder öffnete, waren noch immer 57 Schüler – aber kein Lehrer – betroffen, was zur erneuten Schließung Ende Juni führte.

      Die zwischenzeitlich nach Hause geschickten Schüler sorgten für eine weitere Verbreitung der Lachanfälle. Zehn Tage nach der ersten Schließung der Schule in Kashasha kam die Epidemie auch im etwa 90 Kilometer entfernten Nshamba an, wo sich mehr als 200 weitere Personen ansteckten, mehrheitlich Schüler. In der Regionshauptstadt Bukoba waren 48 von 154 Schülern betroffen, was ebenfalls zur Schließung einer Schule vom 10. bis zum 18. Juni führte. Von dort breiteten sich die Lachanfälle ins 35 Kilometer entfernte Kanyangereka aus, wo zwei Schulen für Jungen geschlossen werden mussten.

      Auch in Mbarara im benachbarten Uganda gab es im Februar des Jahres einen Ausbruch der Epidemie.

      In einem Zeitraum von sechs Monaten bis anderthalb bzw. zwei Jahren breiteten sich die Lachanfälle in der gesamten Region aus und betrafen etwa 1000 Personen, bevor das Phänomen allmählich wieder abklang.

      Mehr hier: de.wikipedia.org/wiki/Tanganjika-Lachepidemie
      oder hier: einestages.spiegel.de/external…1/l0/F.html#featuredEntry

      Grizzly sein :senf2:

      Sachen gibt's :kratz:
      Damals war ich 11, und hätte mich sicher über das Schulfrei gefreut
      :smfreude:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      1835
      Richard Lawrence verübt das erste Attentat auf einen US-Präsidenten: Andrew Jackson bleibt jedoch unverletzt, da beide Pistolen des Schützen sich nicht abfeuern lassen.

      Am 30. Januar 1835 verließ Jackson das Kapitol, als der arbeitslose englische Anstreicher Richard Lawrence zwei Pistolen auf ihn richtete. Beide Pistolen ließen sich jedoch nicht abfeuern, und angeblich konnte Jackson selbst den Attentäter mit seinem Spazierstock verprügeln. Der unzurechnungsfähige Täter wurde später in die Psychiatrie eingewiesen und nie wegen des Attentats angeklagt.

      de.wikipedia.org/wiki/Andrew_Jackson
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      1972
      Am so genannten Blutsonntag (Bloody Sunday) werden in der nordirischen Stadt Derry mindestens 14 proirische Demonstranten von britischen Fallschirmjägern erschossen. Der Nordirlandkonflikt verschärft sich in der Folge durch Vergeltungsanschläge der Irish Republican Army.
      Es war ein Symbol für den Bürgerkrieg in Nordirland: Beim "Bloody Sunday" vor 38 Jahren schoss das britische Militär mitten in eine Demonstration, 14 Menschen starben. Jetzt weist eine Kommission das Fehlverhalten der Soldaten nach, Premier Cameron entschuldigt sich bei den Familien der Opfer.

      ( ... )
      Am Nachmittag jenes Sonntags 1972 waren rund zehntausend Demonstranten aus dem Katholikenviertel Bogside in Richtung Stadtmitte aufgebrochen. Sie protestierten gegen die Politik der Internierung, mit der die protestantische Regierung die Anführer des katholischen Widerstands ohne Prozess aus dem Verkehr zog. Aufmärsche waren damals verboten, aber die Demonstranten wollten sich das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht nehmen lassen.

      Als der Demonstrationszug an der Ecke der William Street eine Barrikade britischer Soldaten passierte, blieben 200 Demonstranten stehen und warfen Steine. Die Soldaten erwiderten zunächst mit Gummigeschossen, dann plötzlich schossen sie scharf. Zwei Demonstranten wurden verletzt. Kurz darauf eröffneten die Fallschirmjäger auch das Feuer in der nahen Rossville Street. Die Bilanz der mörderischen Dreiviertelstunde: 13 Tote, 14 Verletzte, von denen einer sechs Monate später starb.

      Mehr dazu: spiegel.de/politik/ausland/nor…aetes-sorry-a-700916.html
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Auch ich hatte mir diesen Gedenktag (aus einer anderen Quelle)
      herausgepickt. Und die Betrachtung des Nordirlandkonfliktes mit
      der Querverbindung zum aktuellen Ukraine-Konflikt läßt nur einen
      Schluß zu: "Nix dazugelernt."
      Der Kampf um die "Kontrolle" eines Landesteiles mit militärischen
      Mitteln führt in die Katastrophe. Die Menschen die dort leben
      müssen selbst bestimmen wem sie folgen. Und dazu muß man
      ihre Herzen erreichen. Granaten und Tode sind der falsche Weg....

      DW.Kalenderblatt
      30.1.1972: "Bloody Sunday" Im Feuer von Fallschirmjägern der britischen Armee starben 13 Teilnehmer
      einer verbotenen Demonstration katholischer Bürgerrechtler in Londonderry, Nordirland.
      Der Nordirland-Konflikt forderte in den letzten drei Jahrzehnten bis zu 3600 Todesopfer. In Nordirland sind heute
      18.000 britische Soldaten stationiert. Bereits 1169 gab es eine anglo-normannische Invasion in Irland. Nach 1790
      bezahlten 50.000 Iren ihre Teilnahme am Aufstand unter Wolfe Tone mit dem Leben.
      Von 1919 bis 1921 tobte der Britsch-Irische Krieg. 1969 begannen die "Troubles", die bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen,
      deren Höhepunkt der "Bloody Sunday" war.
      larkspirit.com/bloodysunday/... Der "Bloody Sunday" aus republikanischer Perspektive.
      (Englisch) rhein-zeitung.de/on/98/08/16/topnews/chr... Eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse des Nordirlandkonflikts seit 1969.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

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      Die Menschen die dort lebenmüssen selbst bestimmen wem sie folgen. Und dazu muß man ihre Herzen erreichen. Granaten und Tode sind der falsche Weg....

      Wobei die Separatisten mit ihren demokratisch nicht legitimierten Führern das m.E. nicht sind. OK, die gegenwärtige ukrainische Regierung möglicherweise auch nicht.

      Der einzige Weg kann hier sein, dass die Separatisten ihre Waffen niederlegen und neutrale Streitkräfte, zweckmäßigerweise die UNO, in diesen Gebieten die Kontrolle übernehmen. Die russische oder die ukrainische Armee sind das sicher nicht.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Also ist es nicht nur unumgänglich, daß die Separatisten
      als militärische Kraft verschwinden sondern auch, daß die
      Kiewer Zentralregierung ihre "Eroberungstaktik" beendet.
      Dies wird bis jetzt von unserer Seite sträflich vernachlässigt.
      Der eigentliche Knackpunkt ist: In Kiew`s neuer Zentral-
      regierung ( und überhaupt im aktuellen politischen Leben
      Kiews) sind keine Vertreter der russischen Minderheit vertreten.
      Seit es bei einem "Runden Tisch" noch vor den letzten Wahlen
      zwischen Poroschenko und zivilen Vertretern (keine Seperatisten!)
      des Donbass zu keinerlei gegenseitiger Verständigung kam, war
      mir eins klar: Die neue ukrainische Regierung führt insgeheim die
      Gedanken der Ikone der "Orangenen Revolution" weiter.
      (Entgegen dem alten Präsidenten und der "Partei der Regionen",
      die auf eine Erteilung von Autonomierechten hinarbeiteten.)
      Die Frau Timoschenk hat auf die Frage: Was machen wir mit den
      Russen in den Ostteilen der Ukraine wenn wir die "übernehmen"?
      Das Problem würde ich mit Atombomben lösen.......
      Letztendlich läuft dies auf eine Eroberung des Donbass hinaus mit
      einer anschließenden ethnischen Säuberung. Nur mit diesen
      Vorkenntnissen ist überhaupt zu verstehen, warum sich die bewaffneten
      Kräfte dort als "Selbstverteidigungskräfte" bezeichen.
      Wer jetzt sagt :" Ja aber die Krim...."
      Da ist die Sachlage noch komplizierter. Doch im Grunde genommen
      bleibt zum Schluß immer ein Satz stehen:" Knechtet die Russen! "
      Mit diesem Satz auf den Lippen lassen wir zur Zeit die ukrainische Regierung
      hochleben. Wer aber so einen Viel-Nationalitätenstaat leiten will
      gehört eigentlich in den Abfallkorb der Geschichte ...und Deckel drauf.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      30.1.1945: Flüchtlingsschiff "Wilhelm Gustloff" versenkt
      Es sind die letzten Tage im Monat Januar, als die deutsche Ostfront zusammenbricht und die sowjetische Armee in mehreren gewaltigen Zangenbewegungen Ost- und Westpreußen, Danzig und Hinterpommern vom westlichen Teil des Deutschen Reiches abriegelt. In einem verzweifelten Hin und Her, bei Temperaturen um minus 20 Grad, ziehen Trecks von Zivilisten - zumeist Frauen, Kinder und alte Menschen Richtung Ostsee. Ihr Ziel: mit einem Schiff zu entkommen.

      Im Hafen Gdingen bei Danzig liegt die "Wilhelm Gustloff", einst als Ferienkreuzfahrer der nationalsozialistischen Partei-Organisation "Kraft durch Freude" konzipiert. Erbaut 1936 und benannt im Gedenken an den Gebietsleiter der NSDAP in der Schweiz, Wilhelm Gustloff, der 1936 von einem Juden ermordet worden war. Die Schiffstaufe wird von der Witwe des ermordeten Nationalsozialisten durchgeführt.

      Das Ferienschiff ist für Tausende von Flüchtlingen die letzte Rettung. Als die "Wilhelm Gustloff" am 22. Januar 1945 in Gdingen anlegt sind bereits 60.000 Menschen im Hafen versammelt. Ein Sturm auf die freien Plätze beginnt, mehr als 6.000 Menschen finden auf dem Schiff Zuflucht. Am 30. Januar legt das Schiff, das eigentlich nur für 1.400 Passagiere ausgelegt ist, schließlich ab. Die Flüchtlinge wähnen sich sicher, doch die russische Aufklärung bemerkt die Evakuierung über See.

      Um Punkt 21.08 Uhr nähert sich das russische U-Boot S-13 dem Angriffsziel auf Schussweite und feuert drei Torpedos ab. Alle drei Torpedos schlagen seitlich an verschiedenen Stellen unterhalb der Wasserlinie in der "Wilhelm Gustloff" ein und explodieren. An Bord löst die Explosion eine Massenpanik aus. Ein Zeitzeugin, die als 16-jähriges Mädchen mit Mutter und Schwester auf dem Schiff reist, erinnert sich: "Drei kurz aufeinander folgende Schläge waren zu hören, dann legte sich das Schiff auf die Seite, Fensterscheiben klirrten, alles war plötzlich schief, alle Lichter gingen aus, und der Saal lag plötzlich schief auf einer Seite."

      Die Ereignisse überschlagen sich. Es gibt viel zu wenig Rettungsboote, und die sind teilweise festgefroren. Um jeden Platz wird gekämpft - doch für viele vergebens. Eine Stunde kämpft die "Wilhelm Gustloff" mit aufgerissenem Rumpf gegen den Untergang, doch das eiskalte Wasser dringt überall ein, und gurgelnd versinkt das Flüchtlingsschiff in die Ostsee.

      Ein damals 18-jähriger Seemann zur Ausbildung auf der Gustloff wird regelrecht aus dem Schiff gespült: "Das Schiff ist nach 62 Minuten gesunken. Ich lag in einem Floß und sah, wie noch einmal die Festbeleuchtung ansprang. Diesen Anblick werde ich nie in meinem Leben vergessen."

      5.348 Menschen finden in den eisigen Fluten den Tod, 937 überleben die Katastrophe. 40 Jahre später treffen sich erstmals Überlebende der Gustloff und ihre Helfer. Auch der Seemann ist dabei. Geschichten und Schicksale begleiten dieses Treffen in Damp 2000 an der Ostsee, an die sich der Zeitzeuge mit sehr bewegten Gefühlen erinnert: "Da war eine Frau im Rettungsboot, es waren so 20, 30, 40 Menschen, die klammerten sich außen fest, und auf die Menschen wurde eingeschlagen, weil wir sonst alle untergegangen wäre - diese Frau hat gesehen wie eine andere Frau in der Ostsee versank - sie wurde den Gedanken nie los. Sie hatte nie über das Erlebnis gesprochen - bis dahin."

      kalenderblatt.de/index.php?wha…kdnum=&dayisset=1&lang=de


      P.S.
      Einige der jetzt von mir betreuten Flüchtlinge werden ähnliche Bilder im Kopf haben, weil selbst erlebt :traurigdenkend:
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Und heute, viele Jahre später sind wieder Menschen mit Kriegstraumata
      bei uns im Land. Ich denke jetzt nicht an unsere traumatisierten
      Bundeswehrsoldaten aus dem Kampfeinsatz im Ausland sondern
      an die Vielzahl von traumatisierten Kriegsflüchtlingen .
      Sind sie "anerkannter Asylsuchender aus Kriegsgebieten"
      ist dieses Trauma noch nicht vorbei. Denn wenn wir wirklich
      für die nahen Angehörigen dieser Menschen den Nachzug für 2
      2 Jahre verbieten sind sie weiter in Sorge um das Leben ihrer
      Familie. Und welche Aggressionen damit provoziert werden, kann
      sich jeder selbst ausmalen. Da braucht man keinen Sozialpsychologen
      befragen. :muede_traurig:
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „COOLmann“ ()

      30.1.1790
      Auf dem englischen Fluss Tyne wird das erste Rettungsboot getestet.

      Grizzly sein :senf2:

      Es wunderte mich, dass das nicht früher passiert ist. Aber vorher waren die Sitten anders :kratz:

      Die Entwicklung des Rettungsbootes ist eng mit der Entwicklung des ethischen Empfindens gegenüber Schiffbrüchigen verbunden. Galt bis in das 11. Jahrhundert reines Strandrecht, bei dem auch die angestrandeten Menschen in das Eigentum ihrer Finder übergehen konnten, sofern man sie nicht zur Sicherung der Beute der Einfachheit halber ertrinken ließ oder durch Erschlagen nachhalf, änderte sich diese Auffassung aufgrund der christlichen Theologie, allerdings zunächst nur theoretisch und auch langsam. Aufgrund dieser Entwicklung war die Rettung der Hilflosen zunächst ein reiner Akt der Nächstenliebe, es wurden die Hilfsmittel eingesetzt, die den Küstenbewohnern zur Verfügung standen. Erst mit Übergang des Rettungswesens als staatliche Aufgabe wurde mit einer allgemeineren Koordination begonnen. So wurden im Deutschen Reich die Hilfeleistung bei Strandung, das Sicherstellen des Strandguts, das Erfassen von Daten und die Meldung an die Behörden erst durch die Strandungsordnung vom 17. Mai 1874 den Strandämtern überantwortet.

      de.wikipedia.org/wiki/Rettungsboot_(Einsatzmittel)
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Ich glaube das hing weniger mit der Religion zusammen
      als der Einführung eines neuen Transportmittels für zivile
      Teile der Bevölkerung: der Seeweg
      Deshalb steht seit her das Rettungswesen zur See im Focus
      des öffentlichen Interesses.
      Wenn am Abend noch das Feuer brennt hat der Schmied den Feierabend verpennt.
      Weil die Seefahrtunternehmen ein Interresse daran hatten, im Fall eine Havarie Personal und Passagieren eine gewisse Überlebenschance zu bieten. Ja, ich denke auch, dass diese weltliche Erklärung plausibler ist als die theologische.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -