Zanzibar Juli/August 2007

      Zanzibar Juli/August 2007

      23 Jul 2007 05:09 pm (Bilder später eingefügt)

      Seit heut frueh bin ich hier auf Sansibar.





      Der Flug war stressig, konnte die Nacht, die wir im Flieger waren, kaum schlafen, weil alles so eng war, dass man sich nicht ruehren konnte. Der Vogel ist aber problemlos runtergekommen, sowohl in Mombasa als auch hier in Sansibar. Auf dem Rueckflug wird's etwas stressarmer, weil der Flug tagsueber geht, und der Zwischenstop in Mombasa entfaellt.







      Ich hab hier ein Internetcafe aufgetan fuer 500 Tansania-Shilling (TSH) pro halbe Stunde: 1 Euro sind 1700 TSh, 1 Dollar 1250. Allerdings sind die Compis stoeranfaellig, und sie (vermutlich die Lueftungen) rattern wie alte Naehmaschinchen.

      Wir sind heut ein bissl in der angrenzenden Sansibar-Altstadt, die sehr pittoresk ist, herumgetappt - hat grossen Spass gemacht.



      So, bevor mich hier die Technik rausschmeisst, mach ich mal Schluss.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      25 Jul 2007 10:15 pm

      Die Stone Town ist die Altstadt von Zanzibar City, und Z.City wieder die Hauptstadt von Z., mit ca. 500.000 Einwohner, das ist etwa die Haelfte aller Einwohner der Insel. Wobei es sonst fast nur Doerfer und Kleinstaedte mit max. 20.000 Einwohnern gibt (und das ist schon selten).

      Auf dieses Daladala=Sammeltaxi oder -bus passt noch einiges drauf.


      (Spiegeleffekte, da durch die Windschutzscheibe eines Taxis photographiert)


      Halteplätze und Linienführung ist vorgegeben, die Abfahrt variabel - das Daladala fährt erst,
      wenn es wirklich voll ist, und das kann dauern.



      Das Bett in meinem Hotelzimmer sieht tatsaechlich aus wie ein Himmelbett, weil das Moskitonetz wie ein Vorhang drumrum gespannt ist. Die Einsteighoehe liegt bei ca,. 1 Meter - fuer kleine Leute also etwas schwierig, rein bzw. raus zu kommen. Sollte dann nachts das Telefon klingeln - ist einmal passiert, das war F. meine Reisegefaehrtin, die sich in der Uhr verschaut hat, und sie glaubte, ich haette wie sie das Fruehstueck verschlafen, dabei war's nachts um 3 - so brauch ich ein bissl, bis ich mich aus dem Bett herausgewickelt hab und zum Telefon gelaufen bin, das nicht am Bett steht.

      Die Naechte sind trotz duenner Decke recht schweisstreibend, wenngleich nicht so schwuel, wie ich das von meinem ersten Aufenthalt 1980 aus Daressalaam in Erinnerung habe. Die Moskitos verhalten sich vergleichsweise friedlich - vielleicht ist das Autan dran schuld.

      Abends um kurz nach 6 wird's schlagartig dunkel - ist es jetzt also schon.
      Zum Abendessen waren wir gestern in einem Restaurant, wo wir einen wunderschoenen Sonnenuntergang beobachten konnten - die Beleuchtung danach war recht funzelig, so dass wir unser Essen kaum sahen; gut geschmeckt hat's trotzdem.









      Morgens ab 4 wird's etwas lauter, wobei die Geraeusche noch ertraeglich sind - ich bin zwar in einer Grossstadt, aber das erste Geraeusch am Tag ist, wie koennte es anders sein in Afrika, ein Kikeriki, was von einem anscheinend etwas stimmbandgeschaedigten Artgenossen erwidert wird. Womoeglich ist das ja kikeriki auf suaheli.



      In Stone Town sind, aehnlich wie in Venedig, Tenno, Porec, Trogir oder Split (die mit mir oder ohne mich schon da waren, wissen es) die Gassen oft so eng, dass man eben mit ausgestreckten Armen beide Hauswaende erreicht. Was da, wo ein Auto irgendwie noch durchpasst, die Fahrer nicht hindert, laut hupend durchzufahren, von Motorrollern, Mopeds (Piki-Piki) oder abenteuerlich beladenen Fahrraedern ganz zu schweigen. Also ein riesiges Gewuehle, und dauernd versucht jemand, den derzeit relativ zahlreichen Touristen, die an ihrer Hautfabre sofort zu erkennen sind, irgendwas zu verkaufen - eine gute Uebung, no oder auch mal hapana - asante=nein danke sagen zu ueben.

      Heut haben wir eine lange Safari gemacht (Suaheli safari = Reise), haben Delfine beobachtet, haben im Indischen Ozean gebadet (ich bin etwas zu schnell aus dem Boot ausgestiegen und kopfueber reingefallen), dann noch eine laengere gefuehrte Wanderung durch ein Stueck Regenwald - ich bin weit voller an Eindruecken, als ich jetzt schreiben koennte. Zumal ich jetzt Hunger hab.

      Kwa heri :winkewinke:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Stone Town, Gizenga Road, Postamt, 26 Jul 2007 03:37 pm

      Dieser Compi bringt mich zur Weissglut, eben ist mein Beitrag abgestuerzt und in knapp 10 min flieg ich raus ...

      Gestern haben wir in einer gemuetlichen Kneipe (mehr Afrikaner als Touristen) einen Musiker und unseren heutigen Stadtfuehrer kennengelernt. F., meiner Begleiterin, fiel ein Uraltschlager ein ("Mustafa oh Mustafa") und der Saenger kannte den Test, auf Arabisch ... Es war sehr lustig.

      Einer der Leute am Tisch, Fischer-Ali (um die verschiedenen Alis auseinanderzuhalten) fuehrte uns heut durch die Stadt. Er konnte zwar nicht viel erklaeren, aber er kannte wenigstens an den wichtigsten Plaetzen jemand, der erklaeren konnte, und er fuehrte uns sicher wieder aus dem Labyrinth heraus, in dem es keine Strassennamen gibt.



      Beklemmend der ehemalige Sklavenmarkt, auf dem bis 1873 Menschen verkauft



      und zuvor in grauenvoller Enge in Kellerloechern zusammengepfercht waren,
      in denen man kaum stehen kann ...
      Die Gefangenen konnten sich nur auf der oberen Fläche aufhalten, durch die untere flossen Fäkalien,
      die regelmäßig hinausgespült wurden.



      Nach dem -offiziellen- Ende der Sklaverei wurde auf dem Gelaende des Sklavenmarktes eine anglikanische Kirche gebaut, wg. David Livingstone, der sich besonders aktiv gegen die Sklaverei in Ostafrika eingesetzt hat.

      So, mal zwischenspeichern, wg. Risiko Absturz ...

      Sorry, ich flieg gleich raus.
      Dieser Compi hat mich das letzte Mal gesehen ...

      Kwa heri = Tschuess !
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Irgendwo in Stone Town, 26 Jul 2007 04:04 pm

      Neues Lokal, anderer Compi, der geht bissl besser.

      Gestern hatte ich mein erstes richtiges Bad im Indischen Ozean, d.h. ich war 1980 schon mal drin, aber bei Ebbe, und das Wasser ging trotz laengeren Watens auf steinigem Grund damals nur bis uebers Knie.

      Diesmal haben sie uns mit einem Boot rausgefahren, zum Schwimmen und zum Delphine beobachten, die hier voellig zutraulich sind und gern in die Naehe von Booten kommen. Mein Schwimmversuch verlief allerdings etwas hektisch, da ich beim Aussteigen aus dem Boot das Gleichgewicht verlor und abstuerzte - seither ist mein rechter Ringfinger etwas geschwollen, aber sonst hab ich mir zum Glueck nix getan, und bewegen kann ich ihn auch noch.









      So hab ich nur eine kleine Runde im Wasser gedreht und mich dann weder reinziehen lassen.





      Die beiden jungen Maenner, die das Boot fuehrten, haben sich kaputtgelacht. Sie sprachen in etwa so viel Englisch wie ich Suaheli - ich sagte dann, ich sei schon etwas aelter (Mimi ni mzee = ich bin ein alter Herr) und "sport no much". Mzee sana = sehr alter Herr, setzten sie noch einen drauf.

      Hab vom Boot aus den Delphinen beim Springen zugesehen, war sehr eindrucksvoll. Dabei stand im Reisefuehrer, dass die Delphine mittags gar nicht unterwegs sind - die haben wohl den Reisefuehrer nicht gelesen, zum Glueck.

      Auf dem Rueckweg hat Ahmet, der Chauffeur, noch in einem Dorf gehalten, zwecks Photos. F. hat eine Digicam, so kann sie den Photographierten gleich das Ergebnis zeigen.



      Die Kinder, die sie aufgenommen hat, haben gekreischt vor Vergnuegen - am meisten, als sie das Haus ihrer Grossmutter wiedererkannten.

      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Stone Town 28 Jul 2007 02:40 pm

      So langsam heilt mein laedierter Ringfinger ab, jedenfalls passt mein Ehering, den ich vorruebergehend an der Linken geparkt hab, wieder drauf. Aktuell sind wir auf Quartiersuche, wobei die Strandhotels recht teuer sind, und wir es vorziehen wuerden, in unserem jetzigen Domizil, dem Dhow Palace Hotel, zu bleiben.







      Gestern frueh hab ich das gesagt, und seitdem pruefen sie die Moeglichkeit - jedes Mal wenn ich auf einen verantwortlichen treffe, wird mir erklaert, dass man das prueft und mir dann Bescheid geben wuerde ... Nun ja, in Afrika geht manches etwas langsamer, pole pole, wie man hier sagt.

      Das hab ich heut auch beim Geldumtauschen gemerkt. In der Bank standen die leute vor 5 Schaltern an, etwa 10 Leute pro Schalter. Am ersten waren etwas weniger, da stand auch foreign dran, d.h. auslaendisch, und die Schlange war kuerzer als die anderen. Hurra, dachte ich, das ist meine.

      Als ich dann dran kam, sagte die tief verschleierte (Gesicht war frei) Angestellte nur: Upstairs - Treppe hoch !

      Ich also upstairs, dort war ein Buero, eiskalt - Klimaanlage auf Hochtouren, 2 Angestellte drin, ein Mann mit Sportmuetze und eine Frau mit Kopftuch, davor ein Wartebereich mit einem Mzungu (=Weisser, vermutlich auch Tourist). Kein mensch kuemmert sich um mich. Ich ruf Hodi ! + Darf ich reinkommen ? und man winkt mich hinein.
      Ich leg 2 Hunderdollarreiseschecks und meinen Pass hin, der Mann sagt, dafuer gibts aber nur Shilling, ich sag OK. Die Frau laesst mich Namen, Adresse und Passnr. hinten auf beide Schecks schreiben.
      An dieser Stelle eine Bitte an alle zukuenftigen Eltern:
      Bitte denkt an Eure spaeter vielleicht mal Reiseschecks-einloesen Wollende geplanten und ungeplanten Kinder und gebt ihnen nur EINEN Vornamen und nicht deren 3 oder 4 ! Die muessen naemlich alle Vornamen, die im Pass stehen, auf jeden Scheck schreiben ...

      Anschliessend malt sie ein Formular mit mehreren Durchschlaegen voll, laesst mich die Reiseschecks vorn und hinten nochmal unterschreiben, das Formular auch vorn und hinten, tackert das Ganze zusammen und geht mit mir wieder runter. Gibt das Buendel an dem Schalter ab, an dem ich grad vergeblich angestanden bin und weist mich an, hier wieder zu warten.

      Es geht dann ganz schnell, vielleicht 5 Minuten. Von hinten kommt ein Mann mit einem dicken Buendel Scheinen, gibt es seiner vermummten Kollegin, die winkt mir zu und gibt mir etwas über 250.500 Tansania-Shilling, 25 Zehntausender - das ist der groesste Scheinen den die grad haben, inzwischen ca. 6 € wert - und einen niedlichen gruenen Fuenfhunderter, dazu ein paar Münzen. Nachzuzählen traue ich mir in der brechend vollen Schalterhalle nicht.

      PS am 13.3.2017
      dh zehn Jahre nach der Reise, sind 10.000 Shilingi noch 4.09 €.


      Der Fussweg ins Hotel dauert keine 5 Minuten - ich war anderthalb Stunden weg, und meine Begleiterin ueberlegte schon, wo sie mich suchen lassen sollte.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Bisher: Sehr beeindruckende Schilderung und so supertolle Fotos :begeistert:

      Irgendwie ist mir gerade, als wäre ich tw. mitgefahren :zwinker1:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Nach langer Pause setze ich die Reise mal wieder fort, nachdem ich den Text wiedergefunden habe.

      Text: Irgendwann Ende Juli 2007 in einem Internet-Cafe in Stone Town -
      die Bilder sind nachträglich einmontiert


      Auf dieser Dachladefläche wär noch eine Menge Platz, d.h. wir haben wesentlich vollere gesehen.



      Deshalb sind wir bei unseren Fahrten nach ausserhalb Stone Towns auf Taxis angewiesen, und im Interesse unserer Sicherheit beherzigen wir den Rat der Hotelangestelten, nur von ihnen gerufene zu nehmen. Damit sind wir bisher immer gut gefahren.

      Gestern haben wir eine Bootstour nach Prison Island gemacht.
      Die Insel heisst so, weil dort vor gut 100 Jahren ein Knast gebaut wurde, den man dann allerdings im Wesentlichen als Quarantaenekrankenhaus benutzt hat. Heut kann man auf der Insel Riesenschildkroeten einer Art besichtigen, die es sonst nirgens mehr gibt (die aelteste ist 170 Jahre alt), und es gibt ein Hotel. Uebernachtet wird dort allerdings kaum, bei angeblich 300 Dollar pro Nacht.



      So beschraenken wir uns auf Pizza im dazugehoerigen Restaurant. "Welcome to prison", werden wir begruesst.



      Ansonsten ist ausgiebig Zeit zum Baden, bis die Flut den Liegeplatz immer weiter verkleinert, und ich meinen Schattenplatz raeumen muss. Um zur Rückfahrt ins Boot zu kommen, muss man die Hosenbeine hochkrempeln, trotzdem bleibt kaum eine Hose trocken.

      Allmählich wird die Skyline von Stone Town wieder größer.





      Wir legen am "Livingstone House" an, dort ist ein gemuetliches Restaurant, das in den folgenden Tagen unser "Stammquartier" wird. Bemerkenswert die Toilette mit Wartezone: Einer Sitzbank mit Kissen, darueber dreht ein Ventilator - tak-tak-tak, wie ein alter Traktor.


      Direkt neben dem Restaurant haben 2 Autofaehren angelegt, die nach Daressalaam fahren. Die Straße davor ist geteert, nur die letzten Meter Zufahrt zur Faehre nicht - so laeuft das Beladen der Faehren unter der Ueberschrift "Pleiten, Pech und Pannen":

      Es faengt damit an, dass ein ausgedienter japanischer Schulbus vor der Rampe im Sand stecken bleibt und die Auffahrt blockiert - nichts geht mehr.


      Grosse Diskussionen, Versuche, die eingegrabenen Raeder freizuschaufeln, die Touris vom Livingstone House (nicht nur ich) zuecken ihre Kameras, die Erdnuss- und T-Shirt-Verkaeufer sind auch schon da und versuchen ihr Glueck.
      Als naechstes versucht sich ein LKW auf die Nachbarfaehre zu draengeln. Nicht nur, dass er den Bus dabei rammt - Folge: Seitenscheibe links hinten kaputt und eine kraeftige Beule- auch er bleibt in dem aufgewuehlten Sand stecken.




      Eine Weile geht gar nichts mehr.
      Irgendwann zieht ein anderer LKW erst seinen Kollegen und dann den Bus rueckwaerts wieder raus. Mit neuem Anlauf klappts dann doch noch - grosser Applaus der in eine Dieselwolke gehuellten Anwesenden.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Grizzly“ ()

      Danach geht es Schlag auf Schlag.
      Wie eine Gazelle huepft ein Nissan Micra auf die Ladeflaeche,



      gefolgt von drei groeßeren Limousinen japanischer Herkunft,
      vermutlich Neuwagen, die zum Verkauf nach Daressalaam gebracht werden sollen.
      Am Ende der Rampe muessen sie allerdings stoppen,
      um ihre rangierenden Kollegen nicht zu rammen.

      Danach kehrt erstmal Ruhe ein, die Hafenarbeiter ziehen sich auf ihre Ruheplaetze
      und die Touristen an ihre Tische vor dem Livingstone-House zurueck, die T-Shirt- und CD-Verkaeufer versuchen woanders ihr Glueck, und nur der Erdnussverkaeufer zieht einsam am Strand seine Runden.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      So, noch ein bissl was zur Stone Town.

      Wir wohnen am Rand derselben, an der etwas breiteren Gizenga Street - was den Nachteil hat, dass sich der ganze Verkehr hier durchquaelt, und sich hier der "Touristenstrich" aufhaelt. Also jetzt nicht im Sinn von Rotlichtviertel, sondern man wird einfach alle Naslang angequatscht, ob man Taxi fahren oder Erdnuesse, T-Shirts oder CDs kaufen will. Irgendwann verteilt man nur noch links und rechts ein paar freundliche "Jambo" und stratzt dahin durch, wo man hin will.





      Was Schnuppi ueber die Stone Town gehoert bzw. gesehen hat, stimmt insofern, als v.a. etwas weiter drin vieles furchtbar zerhaut ist, zum Teil in Truemmern liegt. Dazwischen gut, meist im Auftrag auslaendischen Investoren, restaurierte Haeuser.



      Manche Sansibaris befuerchten den Ausverkauf von Stone Town an reiche Auslaender. Aber auf die eigene Regierung sind viele noch saurer, weil sie die Devisen aus dem Tourismus einstreicht und nur zu einem kleineren Teil auf Zanzibar zurueckinvestiert.
      Die letzten beiden Wahlen, obwohl formal "demokratisch" verlaufen, gelten als manipuliert.

      Die "Plaetze", auf denen manchmal oeffentliche TV-Geraete stehen, sind klein, oft nicht mal 10m im Quadrat. Mohamed, unser letzter, sehr gut informierter Stadtfuehrer erzaehlte, dass meistens Fussballspiele uebertragen werden. Nicht die aus Zanzibar oder dem Festland, wo oft keine Uebertragungsmoeglichkeiten bestehen, sondern Europacupspiele oder solche der Ersten englischen Liga. Viele Zanzibari sind grosse Fans englischer Vereine, und die Athmosphaere soll bei solchen Uebertragungen soll denen in englischen Stadien aehneln ...

      Beruehmt sind ja die Tueren in Stone Town, die oft reich verziert sind mit Schnitzereien. An vielen findet man schwere eiserne Spitzen, meist in Zwiebelform, so als wenn damit Angreifer von aussen abgewehrt werden sollen. Auf die Frage, wozu das gut sei, meinte Mohamed: Gegen die Elefanten.



      Natuerlich gibts in Stone Town keine solchen (vielleicht deshalb nicht ?).

      Nein, kein Scheiss:
      Die ersten Tueren dieser Art kamen aus Indien. Und dort gibts durchaus Elefanten, die mal gern eine Tuer einrammeln, wenn man ihnen nicht etwas Wirksames entgegensetzt.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Viele Zanzibari sind grosse Fans englischer Vereine

      Vereinzelt trifft man auch Fans deutscher Vereine, diese betreffen, soweit ich feststellen konnte, ausschliesslich Bayern München. Mit ein paar Mützen o.ä. dieses Clubs hätte man einigen Leuten eine große Freude bereiten und sich selbst evtl. manche Türen öffnen können ...


      Am Rand der Stone Town, unweit von Strand und Hafen, liegt der ehemalige Sultanspalast, den man Beit el Jaib oder Haus der Wunder nennt. Es hatte nämlich fließend Wasser, Strom und einen Fahrstuhl. Heute ist es ein Museum, in dem man allerdings nicht fotografieren darf - nur vom Balkan des 2. Stocks aus. Von dort hat man einen beeindruckenden Blick auf die Stadt.

      So dürften große Teile des Stone-Town-Normalbevölkerung leben ...




      Dieser Turm ist von der Anglikanischen Kirche, die auf dem vormaligen Sklavenmarkt-Platz gebaut wurde,


      und diese beiden von der Katholischen Kirche. Im Vordergrund Teile des Forts.




      Im Fort finden heute Freiluftkonzerte statt, ausserdem beherbergt es ein Reisebüro (z.B. für Tagestouren) und diverse Läden.

      Vor der Küste kreuzen Dhaus, das sind die traditionellen Segelboote, mit denen die Leute früher bis nach Jemen und nach Indien gesegelt sind, und die man heute mieten kann. Mit Bootsführer natürlich.


      Das Palastmuseum (rechts) beherbergt heute das Nationalmuseum von Zanzibar.


      Das weisse Haus in der Bildmitte mit der Aufschrift Benki ya watu wa Zanzibar Ltd. war früher das Haus von Prinzessin Salme, die als Emily Ruete 1924 in Hamburg gestorben ist. Heute ist dort die Volksbank.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      So, das passt jetzt natürlich überhaupt nicht zu dem Schneegestöber da draussen :snowman_sset_smile:
      :kratz: aber irgendwann muss ich's ja mal reinsetzen ...


      Nungwi ist ein Fischerdorf an der Nordspitze der Insel. Dort stoßen zwei Welten aufeinander, die der Fischer und Bootsbauer auf der einen und die der (Luxus)Touristen auf der anderen. Das läuft nicht immer reibungslos ab. Wir waren nur einige Stunden da und hatten ausser einem optischen Eindruck und dem Umstand, dass man pro Foto meistens 1 Dollar abdrücken muss, keine Probleme.
      Anstatt einzeln für Fotos zu löhnen, kann man auch Muscheln kaufen,
      dann ist der Preis für Bilder von Muscheln, Verkäufer/innen und Bootsbauern inclusive.











      Das sieht aus, als käme gleich ein Gewitter, aber es kommt keins.


      Wie der Verfasser dieser HP in einer Stunde von Stone Town nach Nungwi gekommen ist, weiss ich nicht - mit Straßenkontrollen incl. Stadtverlassgenehmigung des Taxifahrers (jeweils 1000 TSch) waren es bestimmt zwei.

      Hinter der Mauer stehen riesige Baobabs. Sie sehen abgestorben aus,
      aber das täuscht, sagt mir zumindestens meine Begleiterin = Biologielehrerin.


      Im Dorf gibt es nur Sandpisten, während in den Touristenghettos alles geteert und gepflastert ist.



      (Mnarani Beach Cottages, Link siehe oben).

      Das ist das Fischerdorf vom Strand aus (bei Ebbe aufgenommen, bei Flut müsste ich wahrscheinlich schwimmen)


      ... und das das Touristendorf (d.h. eines derselben, noch nicht mal das teuerste).
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Wer ins Wasser will, sollte die Ebbe/Flut-Zeiten im Blick haben.


      Bei Ebbe läuft man ewig weit raus und wird dann vom Wasser womöglich noch weiter rausgezogen ...

      Wobei der Sand so fest ist, dass man darauf :radfahren1: könnte.

      Was sich die Fischer zunutze machen und in den Wasserlöchern, die die Ebbe zurücklässt, einiges an Meeresgetier finden.

      Vor Ort wartet dann schon der Fischaufkäufer in einer Korallenhöhle, in der er eine Waage aufgehängt hat. bevor der Fisch den Besitzer wechselt, sackt der Fischer, wenn er Glück hat, noch einen Touristendollar ein dafür, dass ein Strandspaziergänger seinen Fang photographieren darf.



      Bei Flut hauen einen die Wellen gegen die Korallenriffe.






      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Wahnsinn!

      Da tauche ich in eine ganz andere Welt ab, eine die ich real nie erlebt habe.
      Ich kann jetzt gerade gar nicht sagen, wo ich dort am liebsten mal hinwürde, so gefangen bin ich vom Bericht und den Fotos :bravo:

      Aber sag mal, wie Du dort warst, hast Du dann immer mal wieder Vergleiche zu :brd: gezogen oder bist Du dann einfach voll in :tanzania: ?
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Original von Schnuppi
      Aber sag mal, wie Du dort warst, hast Du dann immer mal wieder Vergleiche zu :brd: gezogen oder bist Du dann einfach voll in :tanzania: ?

      Meistens war ich voll in :tanzania:
      Mit dem Wattenmeer ist der Indische Ozean doch schwer zu vergleichen.
      Wobei das eine wie das andere seine Reize hat.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      So, fertig gefrühstückt :wessen:


      Nachtrag zum 4.8.07

      Wir sind nochmal in die verwinkelten Gassen Stone Towns eingetaucht, um Andenken zu kaufen. Ich habe bereits ein Ölbild mit Tansania-Krankenhausszenen erstanden (einzeln handgemalt, aber in Serie hergestellt) sowie ein sansibarisches Motorrad-Nummernschild (ZNZ 28362), während F. noch nach Masken sucht.

      Dazu betreten wir einen Antiquitätenladen, in dem man aufpassen muss, dass man beim ungeschickten Anfassen eines Gegenstands nicht den Inhalt eines ganzen Regals herunterreisst.



      Jede Menge Masken aus ganz Ostafrika und darüber hinaus (so genau weiss das keiner), Blechschilder, Stoffe, Blechspielzeug,



      Holzfiguren (Tim aus "Tim und Struppi" taucht einige Male auf), Hocker, Kleidungsstücke, Musik-CDs, Puppen - man hätte wohl einen halben Tag zwischen den Regalen herumsuchen können.

      Besonders fallen uns mehrere Figur auf, die einen Menschen mit weit offenem Mund und Augen darstellen, das Gesicht schmerzverzerrt - das wundert auch nicht, denn ihre Körper sind über und über mit Nägeln gespickt, so dass sie Igeln ähnlicher sehen als Menschen.



      Wir fragen, was das bedeuten soll; die Verkäuferin holt einen jungen Inder, der wohl einer der Besitzer ist. Der erklärt uns, dass das ein Nagelmann sei, mit dem der örtliche Medizinmann auf magische Weise Dorfkonflikte u.ä. löse; er habe das in einem Dorf am Victoria-See selbst einmal erlebt.



      Einem befreundeten Geschäftsmann, mit dem er dort unterwegs war, seien in einem Dorf 25.000 Dollar gestohlen worden. Die Polizei konnte nicht viel machen, und irgendjemand habe sie an den Medizinmann verwiesen. Der habe sich die Sache angehört, einen Nagel geholt und diesen dem Nagelmann in die Brust geschlagen, in der schon viele andere Nägel steckten.



      Keine zwei Stunden später sei ein Mann zum Medizinmann gekommen, mit Schmerzen in der Brust und aus dem Mund blutend. Ergestand sofort, das Geld gestohlen zu haben und bat um Vergebung. Nachdem der Dieb die Beteiligten zum Versteck des Geldes geführt hatte, habe der Medizinmann den Zauber gelöst und den Mann, dessen Beschwerden allmählich abklangen, der Polizei übergeben.



      Den Nagelmann haben wir dann doch nicht gekauft - zum einen wär der ein bissl teuer gekommen, und zum andern muss ich nicht unbedingt unkontrollierte afrikanische Magie in der Wohnung herumstehen haben, auch wenn uns der Händler versicherte, dass in der Figur jetzt keine magischen Kräfte mehr wohnten.
      Man weiss ja nie ... :kratz:
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      5.8.07 - letzter Tag auf Sansibar

      Es gibt jetzt leider (fast) keine Bilder mehr.

      Wenn man das Dhow-Palace-Hotel, einem burgähnlichen Bau mit mehreren Innenhöfen, verlässt, so haben wir das bisher immer in Richtung rechts gemacht, weil dort, auf der Gizenga-Street, alle bedeutsamen Restaurants und Läden liegen, und es dort auch zum Meer geht - das ist, wenn man langsam läuft (und mit vielen Straßenverkäufern herumdebattieren muss), keine 10 Minuten entfernt.

      Heut gehen wir das erste Mal nach links.
      Dort stehen keine Taxifahrer, keine Verkäufer, keine bewaffneten Wächter, es herrscht sonntägliche Ruhe (im Gegensatz zur anderen Richtung). Nach wenigen Metern stehen wir vor einem heruntergekommenen Gebäude, an dem bei uns vermutlich ein großes Schild mit der Aufschrift "Wegen Renovierung vorübergehend geschlossen" stehen würde. Das große Schild ist auch da, jedoch ist dort zu lesen, dass hier eine skuli ya sekondari d.h. eine weiterführende Schule steht. Da ist F., die an einer solchen Schule unterrichtet, natürlich Feuer und Flamme und steht schon auf dem Schulhof, während ich noch zögere (darf man das hier ?).

      Da ruft ein Mann von dem rund um den Bau laufenden Balkon herunter:
      "Karibuni - welcome, have a look to our school !"
      Da gibt's natürlich kein Halten mehr.
      Der Mann begrüßt uns, er ist Englischlehrer an dieser Schule und redet wie ein Maschinengewehr. Er erklärt, dass die Schule ganz früher eine Sklavenstation war, in deren Keller Menschen zum Zweck des Weiterverkaufs gefangen gehalten wurden, zeigt uns auch die finsteren Kellerlöcher, in denen die Armen zusammengepfercht waren.
      Danach habe das Gebäude erst eine Missionsschule und dann eine Schule für Inder aus Goa beherbergt - zu Zeiten der britischen Besatzung bzw. der Sultan-Marionettenregierung seien alle "Rassen" (Araber, Inder, Afrikaner und die wenigen Europäer) getrennt unterrichtet worden, das habe sich erst nach der Revolution 1964 geändert.

      Er zeigt uns einige Klassenräume, die entweder ganz leer oder mit Bänken vollgestopft sind. Drei Schüler sollen in einer Bank sitzen, drei Bänke stehen neben- und ca. sieben hintereinander, das macht über 60 Schüler pro Klasse - dass man diese Masse kaum vernünftig unterrichten kann, zumal der Lärm von der Straße und aus anderen Klassenzimmern mangels Fensterscheiben ungehindert hereinkommt, ist nachvollziehbar.

      Jetzt weiss ich auch, woher die Kindersprechchöre kamen, die ich im Hotel gehört habe - der Lehrer spricht etwas vor, und die Schüler sprechen es, ggf. wiederholt, im Chor nach, bis sie es auswendig im Kopf haben, oder der Lehrer hofft, dass dem so ist. So funktionierte der Unterricht schon zu Prinzessin Salme's Schulzeit Mitte des 19. Jahrhunderts - nur, dass die Klassen da nicht so voll waren.

      Im Büro des Lehrers steht ein großer Tisch, auf dem fliegen zerfledderte Bücher und Broschüren herum - Spenden aus Großbritannien, wie in den Büchern zu lesen ist. Inhaltlich haben sie mit der afrikanischen Wirklichkeit nicht viel zu tun, u.a. finden wir dort Grimm's und Andersen's Märchen, wie die Bremer Stadtmusikanten u.a. - ich wusste gar nicht, dass die in England Unterrichtsmaterial sind.

      Der Bretterfussboden ist zum Teil instabil, an einer Stelle sind lose Bretter über ein Loch gelegt, durch das, wenn ich unseren Führer richtig verstanden habe, ein übergewichtiger Kollege durchgebrochen ist. Entsprechend morsch sieht die Deckenverkleidung aus, lediglich kleinere Bereiche sind kürzlich renoviert worden.

      Wir bekommen einen Verschlag gezeigt, in dem Kleidung und Decken herumliegen. Dort würden Schüler übernachten, insbesondere dann, wenn sie sich gemeinsam auf die Prüfung vorbereiteten. Einige Schüler sind auch jetzt da - obwohl sonntags keine Schule ist. Diese folgen uns, nachdem sich der Lehrer verabschiedet hat, es werden immer mehr, und sie glauben F. zunächst nicht, dass sie Lehrerin ist. Sie fragen sie aus, über den Aufbau der Zelle, die globale Erwärmung, Erdbeben und den Sauren Regen ... Irgendwann sind sie zufrieden, es gibt noch ein Gruppenfoto, und dann sind wir entlassen.


      Ein Stück weiter wird die Straße breiter. Rechts liegt hinter einer weissen Mauer ein Prachtbau mit Zanzibar-Flagge obendrauf, ein bewaffneter Soldat am Eingangstor winkt uns heran und erklärt uns, dass hier Fotografieren verboten sei. Hier wohnt nämlich Regionalpräsident Karume, der Sohn des ersten Präsidenten und kurz nach der Revolution ermordeten Revolutionsführers - dessen Dienstwagen im Nationalmuseum steht, mit dem kürzesten Autokennzeichen, das ich je gesehen habe: "R" - für Rais = Chef, dahinter keine Nummer, nicht mal eine 1.



      Dann verstärkt sich der Meeresgeruch und wird schliesslich zu Fischgestank. Am Strand angekommen, sehen wir auch, warum: Dort sind unzählige sardellenähnliche Kleinfische -die Einheimischen nennen sie Dagaa- zum Trocknen ausgelegt, viele liegen auch als Abfall herum und werden von herumlaufenden Hühnern eifrig aufgepickt; jetzt wundert mich auch nicht mehr, warum unser Frühstücksei gelegentlich nach Fisch geschmeckt hat.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      6.8.07, 7:00 (aber erst jetzt wiedergefunden)

      Mulmig :kratz: :kratz: :kratz: war mir schon, vorm Abflug.
      Zumal der 6.8. der Todestag meines Großvaters ist (vor genau 30 Jahren ...), von dem ich meinen Vornamen hab.

      Am Flughafen von Zanzibar war ein unbeschreibliches Durcheinander.
      Zuerst fanden sie, trotz telefonischer Rückflugbestätigung, uns nicht in den Listen, letztendlich waren Vor- und Zunamen zusammengeschrieben worden, ausserdem stand der von F. ganz oben auf einer zusammengetackerten Seite und wurde somit erst nach Lösen der Heftklammer sichtbar. Dann verschwand meine Umhängetasche im Röntgengerät, tauchte, im Gegensatz zu anderen Gepäckstücken, eine Weile nicht mehr auf, solange, bis ich jeder der schwarzvermummten Angestellten eine Münze in die demonstrativ aufgehaltene Hand gedrückt hatte. Eine drückte auf einen Knopf, das Band bewegte sich wieder, und schwupps ! kam die Tasche raus ...

      Zuvor hatte ich schon meine letzten beiden "Elefanten" d.h. 10.000-Shilling-Scheine für die Flughafengebühr drangeben müssen. Ein "Elefant" war derzeit grad noch 6 € wert, und es ist der größte Schein, den sie haben.

      Während die Gepäckträger auf der Anreise keine Münzen wollten, sondern nur Scheine (ähnliches voraussehend, hatte ich eine Handvoll Eindollarnoten mitgenommen), präsentierte mir einer in der Rückflugwarteschlange 1-Euro- und 50-Cent-Münzen für genau 20 Euro und bat mich um einen Schein.
      So hatte ich nachher genug zum Verteilen.

      Der Flug ging eine halbe Stunde später los als geplant, weil die Passagierlisten nicht stimmten :kratz:
      EIne Flugbegleiterin erzählte mir, dass mehrere Plätze von den Zanzibaris doppelt belegt worden seien, und war über die Abfertigungsgewohnheiten, bei der man den Eindruck bekam, dass man, anstatt gescheit kontrolliert zu werden (zwecks Sicherheit), ein paar Münzen hinschmeisst -dann darf man durch-, mehr als entsetzt. Besonders sauer stiess ihr auf, dass, soweit ich gesehen hab, niemand wie sonst üblich abgetastet, sondern nur durch ein Metalldetektor-Tor geschickt wurde - man hätte sonstwas reinschmuggeln können.

      Ansonsten war der Flug zwar wieder lang und es war eng, aber ab Ungarn war vollkommen klare Sicht, so dass ich den Balaton, den Neusiedler See, die Donau sowie die Städte Sopron, Passau, Regensburg, Nürnberg und Würzburg von oben erkennen konnte - ein tolles Flugerlebnis.

      In Frankfurt ein Sondercheck der Bundespolizei, ob wir auch alle einreiseberechtigt wären - die Maschine wurde dazu extra ausserhalb der üblichen Position geparkt - schliesslich kämen wir aus Afrika (so die offizielle Begründung). Und da hätte sich ja ein böser böser böser illegaler Einwanderer dazwischen befinden können :traurigdenkend:
      Soweit ich sehen konnte, wurden die Herrschaften nicht fündig.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -
      Nachlese I

      Als deutscher Sansibar-Tourist und besonders als aus Hamburg kommend kommt man hier nicht umhin, mit der Geschichte von Prinzessin Salme konfrontiert zu werden. Sie, eine der zahlreichen Toechter des Sultans von Oman und Zanzibar, kam sie mit einem Hamburger Kaufmann zusammen, den sie heiratete und ihm nach Hamburg folgte - ihr Taufname war dann Emily, verheiratete Ruete.
      Als solche ist sie 1924 mit 79 Jahren gestorben und auf dem Ohlsdorfer Friedhof beerdigt
      (U 27, 78-89, an der Kapellenstraße gegenüber dem Freilichtmuseum).

      Ihre aufregende Biographie wird hier, auch auf Deutsch, verkauft und laesst interessante historische Rueckschluesse zu.
      Ich hab nochmal nachgegoogelt und unter den Links einen Hinweis auf eine Riesensauerei :unglaublich: der kaiserlich-deutschen Regierung gefunden:

      ( ... ) Dann gerät Emily Ruete in den Strudel der deutschen Kolonialpolitik. In den Jahren zuvor hat der Deutsche Carl Peters auf oft betrügerische Weise Besitzungen für die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft zusammengerafft und dabei auch im Revier von Barghash, dem Sultan von Sansibar, gewildert. Als dieser, ein Halbbruder von Prinzessin Salme, sich bei Kaiser Wilhelm beschwert, setzt Reichskanzler Bismarck Kriegsschiffe in Marsch. Mit an Bord: Emily Ruete. Von Bismarcks Plan weiß sie freilich nichts - sollte der deutschen Staatsbürgerin etwas zustoßen, wäre das ein Vorwand, um die Insel zu beschießen. Doch der Sultan gibt klein bei. Die von Peters erworbenen Gebiete des Sultans auf dem Festland kommen unter den "Schutz" des Deutschen Reichs. Fünf Jahre später verzichten die Deutschen zu Gunsten Englands auf Witu im Nordosten von Kenia und gestehen den Briten auch das Protektorat über Sansibar zu. Im Gegenzug erhalten sie den Caprivi-Zipfel im heutigen Namibia - und Helgoland.

      Quelle: nationalgeographic.de/php/maga…es/2001/10/topstory1a.htm

      Die in Deutschland häufig aufgestellte Behauptung, man hätte damals Sansibar gegen Helgoland eingetauscht, ist also grottenfalsch, ebenso abwegig die an mich nach der Reise mehrere Male gestellte Frage, ob man auf Sansibar noch Reste deutscher Kolonialbauten sieht. Es gab nie welche.


      Nachlese II

      Je länger dieser Urlaub vorbei ist, umso ambivalenter werde ich in der Frage, ob ich auf Sansibar noch länger hätte bleiben wollen. Einerseits ist es ein faszinierendes Land, so wie mich Afrika, so weit ich es bisher gesehen hab (was sich bekanntlich auf zwei Reisen, noch dazu in das gleiche Land, beschränkt), überhaupt fasziniert.

      Andererseits merke ich, dass mir, wenn man nicht aus dem Haus gehen kann, ohne gleich angebettelt oder zum Kauf irgendeines Gegenstands, den man grad nicht dringend braucht, animiert zu werden und dies auf eine ungewohnt penetrante Weise, diese Situation relativ schnell auf den Wecker geht, und ich mich irgendwann dann auch darauf freue, da wieder weg zu kommen. Wobei wir nicht, wie bei meinem 1980er Aufenthalt (der über mehr als zwei Monate ging) am Ende die Tage gezählt haben.

      Man kann nicht über Monate wie ein Luxus-Tourist leben (so gesehen war unsere Lebensumstände dort denen der Prinzesin Salme in ihrem Palast nicht ganz unähnlich), indem man zweimal am Tag im Restaurant isst, selbst wenn eine Mahlzeit billiger ist als bei uns (4000-15000 TSh = ab ca. 2,40 bis max. 10€) und größere Entfernungen nur mit dem Taxi zurücklegt. Einerseits ist es sinnvoll, einen Einheimischen, auch als Führer dabei zu haben, der sich auskennt und einen durch die verschiedenen Widrigkeiten des dortigen Lebens hindurchlotst. Andererseits kommt man sich vor wie im Glaskasten.

      Natürlich hätten wir uns ein Piki-Piki (Motorroller) oder gar ein Auto mieten können und uns selber mit Rechtslenker, Linksverkehr u.v.a. den unzähligen Straßensperren abquälen können. Ohne den Fahrer wär uns das erstmal billiger gekommen. Aber man hätte uns dann für irgendwelche nicht vorhandenden Bescheinigungen Unsummen abgepresst - selbst wenn ich mir hier rechtzeitig den für solche Fälle empfohlenen Internationalen Führerschein besorgt hätte.

      Wir haben auch so genug Bekanntschaft mit der dortigen Bürokratie machen dürfen. Z.B. muss ein Taxifahrer für jede Fahrt ausserhalb der Stadt eine Extra-Genehmigung einholen, für jeweils 1000 TSh (60 Cent, d.h. nach unseren Maßstäben wenig, aber 10.000 TSh kostet schon das monatliche Schulgeld für ein Kind, und die Meisten müssen das für mehrere Kinder abdrücken, bei einem Monatseinkommen von meistens unter 100.000 TSh), und dann kostet das Angehaltenwerden an jeder Straßensperre meistens noch einen Schein, jeweils 500-1500 TSh, ohne die geringste Rechtsgrundlage.

      Ein paar Tage am Strand, z.B. von Nungwi am nördlichen Ende der Insel wären sicher schön gewesen, aber unter Berücksichtigung der Gesamtumstände fand ich's OK, dass es nur zwei Wochen waren und nicht länger.
      :reg:
      :wechsel:
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      - Kurt Tucholsky -