Grizzly fährt nach Heidelberg

      Grizzly fährt nach Heidelberg

      Da sich dort Leute aus meinem früheren Studentenheim (1. Bild) treffen, fahr ich heute nochmal nach Heidelberg,
      und wünsche Euch meinerseits ein schönes Wochenende.
      Sonntagabend bin ich wieder da.

      P.S. Die Fotos unten habe ich vor 2 Wochen gemacht.
      Bilder
      • 044CA.jpg

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      • 054Schloss.jpg

        48,8 kB, 600×450, 306 mal angesehen
      • 055Brueckentor.jpg

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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Die erste Nacht in Heidelberg hab ich hustend verbracht und spielte am Samstagfrüh schon mit vorzeitigen Abreisegedanken. Aber ich wollte wenigstens die Leute aus meinem alten Studentenheim (das obere Bild, wobei wir 1978 von ca. 2000 Freunden und Helfern geräumt wurden, und dieses schöne Gebäude heut Univerwaltung ist) treffen und begab mich zu diesem Zweck ins Freie, bei ca. -6°C. Und diese trockene Kälte hat wohl gut getan, tagsüber ging's mir jedenfalls besser.

      Das Treffen war schön, neben -wenigen- Alten waren ca. 20 "Junge" da, d.h. Studenten, die in den drei Wohngemeinschaften leben und arbeiten, die in einem Altstadthaus entstanden sind, das Ehemalige nach der Räumung gekauft haben. Und die haben uns nach dem Treffen noch zum Kaffee in einer der WG-Küchen eingeladen, bzw. mit zweien von denen war ich hinterher noch etwas futtern. Jedenfalls war's nicht nur schön, sondern am nächsten Tag auch erkältungsmäßig das Schlimmste überstanden.

      P.S:
      Bilder kommen noch, wobei die - ohne Schnee - von meiner Weihnachtsreise sind.
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      - Kurt Tucholsky -
      Also - der Bericht.
      Ich fasse jetzt meine beiden Heidelberg-Reisen, die nach Weihnachten von Mannheimn aus und die vom Wochenende, zusammen.

      Was die o.g. Bilder betrifft, so zeigt das zweite das Schloss und das dritte das Brückentor an der Alten Brücke,
      beides DIE Wahrzeichen von Heidelberg. Große Teile des Schlosses sind seit der Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1693 Ruinen, die auch als solche belassen und allenfalls insofern immer wieder restauriert werden, dass sie nicht zusammenfallen und dadurch Touristen in Mitleidenschaft ziehen könnten. Denn von letzteren lebt die Stadt.
      Bilder
      • 061altebrueck.jpg

        42,77 kB, 600×450, 211 mal angesehen
      • 062alteBr.jpg

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      • 063altstadt.jpg

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      - Kurt Tucholsky -
      Die Kirche auf dem unteren Bild ist die Heiliggeistkirche und Hauptkirche in Heidelberg.
      Heute in Besitz der evangelischen Landeskirche Baden, war sie jahrhundertelang
      in einen katholischen und einen evangelischen Teil geteilt.



      Und was machen die Deutschen, wenn sie etwas teilen ?
      Sie bauen eine Mauer.
      In diesem Fall mitten durch die Kirche.
      Die katholisch-evangelische Trennmauer bestand, mit kurzen Unterbrechungen, von 1706 bis 1936.
      Und die zeitweiligen Versuche, diese Trennung aufzuheben und die Mauer abzureissen,
      riefen internationale Verwicklungen hervor ...

      In den Jahren 1719 bis 1720 kam es zum Streit um die Heiliggeistkirche, der in ganz Deutschland Aufsehen erregte: Kurfürst Karl Philipp beanspruchte die gesamte Heiliggeistkirche als Hofkirche und katholische Kirche. Der reformierten Heiliggeistgemeinde bot er an, auf dem Marktplatz eine neue Kirche für die Reformierten zu bauen und dieser alle Pfründe der Heiliggeistkirche zu übertragen. Die Reformierten lehnten den Vorschlag ab, worauf der Kurfürst die Scheidemauer in der Heiliggeistkirche niederreißen ließ. Die Reformierten wandten sich daraufhin an die evangelischen Reichsstände und baten um Hilfe, die sie auch erhielten. So kam es in Preußen zu Repressalien gegen eine katholische Kirche in Minden sowie gegen Klöster in Halberstadt. Auch Schweden und die Niederlande drohten mit Vergeltungsmaßnahmen. Selbst Kaiser Karl VI. forderte den Kurfürsten zum Einlenken auf. Schließlich gab der Kurfürst nach, ließ die Scheidemauer wieder aufbauen und verlegte aus Verärgerung über das Verhalten der Heidelberger die Residenz nach Mannheim.

      Bei der Säkularisation in den Jahren 1801–1803 wurden die in Heidelberg zahlreich vorhandenen Klöster aufgehoben, wodurch der Heiliggeistchor den Rang einer katholischen Hauptkirche erhielt. In der Folgezeit erreichte es die katholische Heiliggeistgemeinde jedoch, dass ihr die Jesuitenkirche überlassen wurde, wodurch die Bedeutung des Chores der Heiliggeistkirche für die katholische Gemeinde sank. Ab 1874 wurde der Chor dann von der altkatholischen Gemeinde genutzt. Zum Universitätsjubiläum 1886 wurde die Trennmauer vorübergehend entfernt, danach aber auf Grund eines Gerichtsurteils wieder aufgebaut. Erst 1936 kam die gesamte Heiliggeistkirche an die Evangelische Landeskirche in Baden, worauf die Trennmauer endgültig entfernt wurde.

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      - Kurt Tucholsky -
      In diesem Zustand würde man diese Einrichtung gern öfter sehen ...
      Tatsächlich, dieser Trümmerhaufen ist bzw. war das Heidelberger Finanzamt :wmhuepft:
      Bilder
      • 039finanzamtHD.jpg

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      - Kurt Tucholsky -
      Wusste ich doch, dass das Euch gefällt ...

      Das Amt sah so aus wie der hässliche Klotz links neben dem Trümmerhaufen - was da noch steht, ist das Amtsgericht. Ganz dort in der Nähe, in der Kleinschmidtstraße 1, habe ich längere Zeit gewohnt, in einer Wohngemeinschaft in diesem schmalen Haus.
      Bilder
      • 038kleinschmidt.jpg

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      - Kurt Tucholsky -
      Nicht weit von hier, in der Rohrbacher Straße, steht mein damaliges Stammlokal, der Löwenkeller.
      Der hat jetzt noch zu - aber wenn er aufmacht, isses schon zu dunkel zum Photographieren :D

      Als ich 1972 nach Heidelberg kam, ratterte hier die Straßenbahn noch am Haus vorbei ...
      Bilder
      • 037loewenkeller.jpg

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      - Kurt Tucholsky -
      Das hier ist der Heidelberger Hauptbahnhof bzw. der Blick auf die Stadt, wenn man vom Bahnhof weg fährt.
      Sieht erstmal nicht spektakulär aus, die Menge an geparkten Fahrrädern erinnert an Uppsala, aber zur berühmten Altstadt muss man noch eine ganze Ecke laufen oder Straßenbahn fahren.
      Das kommt daher, dass dies nicht der ursprüngliche Bahnhof ist.

      Der alte Hauptbahnhof befand sich am Rand der Altstadt und wurde abgerissen, nachdem 1955 der neue Bahnhof fertig war. Folglich führt die Bahnhofstraße auch nicht zum Bahnhof, sondern geht an den inzwischen überbauten ehemaligen Bahnanlagen vorbei - dort liegen die schon erwähnten Trümmer des Finanzamts, dahinter, noch stehend, ein hässlicher grauer Klotz, der das Amtsgericht beherbergt. In letzterem durfte ich in den 70er/frühen 80ern mehrmal die Rolle des Angeklagten geben.
      Bilder
      • 035HDhbf.jpg

        91,75 kB, 600×450, 225 mal angesehen
      • 036HDhbf.jpg

        58,05 kB, 600×450, 217 mal angesehen
      • 039finanzamtHD.jpg

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      - Kurt Tucholsky -
      Der Bismarckplatz ist der zentrale Platz in Heidelberg, wo sich mehrere Straßenbahnlinien kreuzen. Eine davon ging früher durch die Hauptstraße - 1976 hat man die Schienen herausgerissen und eine reine Fußgängerzone draus gemacht, fast zwei Kilometer lang, es soll die längste zusammenhängende Fußgängerzone in Deutschland sein.



      Da ameist er dann vor sich hin, wie Gerhard Polt sagen würde, der Heidelberger oder die Heidelbergerin - sicher in der Minderzahl -, die Umlandbewohner und Touristen sind weitaus mehr, und es ist schier unmöglich, ein Bild von der Hauptstraße zu machen ohne mindestens hundert Leute drauf.
      Das heisst, möglich ist es, aber dann sieht man keine Straße mehr ...



      ... und man muss sich auf eine Bank stellen.


      Geht man die Hauptstraße weiter hoch, kommt man zum Universitätsplatz und zur Alten bzw. Neuen Uni.
      Die Alte Uni wird fast nur noch für Feierlichkeiten genutzt, ausserdem residiert der Rektor dort



      dem wir als Studenten manche Besuche abstatteten :winkewinke: :protest: :irrsinn: :arg:
      was er auch nicht so nett fand :sonicht: :anwalt: :knast:
      Egal - ist vorbei :oschau:
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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Von der Alten zur Neuen Uni sind es nur ein paar Schritte.



      Über dem Portal der Neuen Uni (erbaut 1931-34) stand zunächst "Dem Deutschen Geist" - nachdem dieser halb Europa in Schutt und Asche gegeistert hatte, wurde die Formulierung geändert in "Dem Lebendigen Geist".

      Als ich 1972 das erste Mal nach Heidelberg kam, war es sehr lebendig, und man hatte über die ganze Frontseite bis in ca. zwei Meter Höhe Bretter befestigt, damit Studenten (und vereinzelt auch andere) ihre Wandzeitungen besser anbringen konnten. Inzwischen sind Bretter und Wandzeitungen schon lang weg, alles ist, im Gegensatz zu früher, verriegelt und verrammelt, und man hat den Eindruck, dass kaum noch einer weiss was das ist ...


      Dieses gute 250 Jahre alte Stück hatten wir weiter oben schon ...



      ... das Collegium Academicum (CA) oder, wie es jetzt heisst, Carolinum, liegt genau oberhalb des Neuen Uni.
      Dort hab ich von 1974 bis 1978 gewohnt.
      Inzwischen wohnt da niemand mehr, und es ist, wie fast alle Unigebäude, ausserhalb der regulären Dienstzeiten dicht, selbst auf den Hof kommt man nicht. Sogar das Gras unter der Rotbuche rechts haben sie abgetragen und irgendwelche "Bodendecker"-Pflanzen reingesät, damit sich keine Leute mehr, wie wir früher, im Schatten dieses schönen Baumes zusammensetzen konnten. Innen haben sie es so verbaut, dass ich, als ich mal drin war, mein altes Zimmer nicht mehr gefunden hab.

      Am westlichen Ende der Seminarstraße, in dem das CA liegt, sehen wir den sogenannten "Faulen Pelz",
      in dem ich nie gastiert habe - über eine Zelle im Polizeiknast in der Rohrbacher Straße (Nähe Bismarckplatz) bin ich in Heidelberg nie hinausgekommen, und das war meines Wissens bereits 1975.

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      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Für mich ist es besonders schön diesen Bericht über HD zu lesen, da Lefteri & ich dort auch gemeinsam ein paar Tage waren und ich viel aus der Studienzeit und über HD erfuhr.
      Auf den Fotos erkenne ich auch einige Stellen wieder, andere wiederum nicht.

      Aber egal, Heidelberg ist eine wunderschöne und erlebenswerte Stadt und das kommt durch Dich, lieber Lefteri, auch schon gut zum Ausdruck :2daumen:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Danke für die :blureich: liebe Schnuppi :knuddel1:

      Da machen wir doch gleich weiter:

      Das ist das Heidelberger Rathaus, in dem der Oberbürgenmeister residiert.



      Den damaligen, Reinhold Zundel hiess er, liebten :arschtritt: wir Studenten genauso heiss und innig wie unserern Rektor. Als 1976 eine Spontandemonstration :megaphon: nach einer Polizeiräumung an ihm vorbei zog - er stand auf dem Balkon ganz rechts im 1. Stock - flogen plötzlich mehrere Eier gegen seine Krawatte und sein weisses Hemd. He was not amused :feuerspuk:
      Abends kontrollierte die Polizei dann meinen Einkauf; der Eierkarton war zum Glück noch voll.

      Aber heut ist keine Demo, ich muss auch keine Eier kaufen, deshalb geh ich runter zur Alten Brücke. Auf dem Weg dorthin haben wir einen schönen Blick über den Fluss auf den Bismarckturm (ganz oben in der Bildmitte).
      Etwas unterhalb des Waldrandes verläuft der Philosophenweg.



      Die Alte Brücke gibt's in dieser Forum seit 1788, sie steht auf den Fundamenten ihrer acht Vorgängerbrücken, die durch Eisgang oder Krieg eingestürzt bzw. davongeschwommen sind. Lediglich 1945 musste die deutsche Wehrmacht auf ihrem Rückzug unbedingt zwei Pfeiler sprengen - bis 1947 waren die Folgen dieser Schandtat beseitigt.


      (Bild aus Wikipedia)

      Die Neckarhochwasser sind mitunter heftig, 1784 stand das Wasser auf dem Marktplatz am Rathaus
      (die Markierung von damals ist nachträglich auf dem Pfeiler angebracht).





      Am Brückenaufgang kommt man am Brückenaffen vorbei, der manchmal eine mehr oder weniger phantasievolle Mütze aufhat, oder es wurde einer seiner Arme mit einem Gipsverband versehen - eine der kleinen Begleitmäuse (links unten) wurde auch schon geklaut und musste ersetzt werden.



      Von der Brücke hat man einen schönen Blick in beide Richtungen, zur Altstadt und zur Theodor-Heuss-Brücke nach Westen, und ins Neckartal nach Osten.

      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      :elchgrins: Obwohl ich den Brückenaffen kenne, habe ich trotzdem spontan "gesehen", das der doch den Arsch in die Kamera hält :nein2:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)
      Nochmal danke für die :blureich: :blureich:

      Zum Ende meines o.g. Postings war ich kurz vorm :pcschlaf: und hab Euch den Ostblick von der Alten Brücke ins Neckartal (flussaufwärts) unterschlagen. Hier isser:



      Die Brücke, auf die Ihr schaut, ist der Steg über einer Schleuse; da bin ich manchmal stundenlang gestanden
      und hab den Schiffen beim Schleusen zugesehen.
      :reg:
      :wechsel:
      Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
      - Kurt Tucholsky -
      Trotzdem:
      Original von Schnuppi
      :elchgrins: Obwohl ich den Brückenaffen kenne, habe ich trotzdem spontan "gesehen", das der doch den Arsch in die Kamera hält :nein2:


      P.S. Der bzw. die Ausblicke von der Brücke habe ich auch noch gut in Erinnerung, weil sie so schön sind.
      Deine Fotos zeigen das auch recht gut. :daumenhoch:
      :o_linie3:


      Jede Reise hat zwei Höhepunkte:
      den einen, wenn man hinausfährt,
      erlebnishungrig und voller Erwartung -
      und den anderen, wenn man heimkehrt, gesättigt von den Eindrücken
      und in Vorfreude auf das eigene Zuhause.

      (Heinrich Spoerl, Auszug aus "Die Hochzeitsreise)